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Frauen am Altar? - Ein kleiner Zwischenruf

25. Oktober 2024 in Aktuelles, 11 Lesermeinungen
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Die unverwechselbare, je eigene Berufung von Mann und Frau im Licht der Offenbarung umso klarer und tiefer erkennen. Von Walter Kardinal Brandmüller


Rom (kath.net/as/wb) Es hat lange gedauert, bis die seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts um sich greifende Bewegung des Feminismus auch in der katholischen Welt Wirkung zeigte. Mochten Frauen auch seit eh und je Einfluss und Bedeutung im Leben der Kirche haben, so wurde doch erst um die Mitte des 20. Jahrhunderts namentlich in weiblichen Ordensgemeinschaften die Forderung diskutiert, ja in da und dort spektakulärer Weise erhoben, die Diakonen- und Priesterweihe auch Frauen zu spenden. So insbesondere in den Vereinigten Staaten von Amerika. Im deutschen Sprachraum geschah dies – soweit erinnerlich – im Zusammenhang mit der Würzburger Synode der Jahre 1971-1976. Ein Ziel, das ungeachtet der endgültigen Lehrentscheidung Johannes Pauls II. in Sacerdotalis ordinatio vom Jahr 1994 bis heute verfolgt wird, wobei man sich sogar auf die Meinungen von Professoren der Dogmatik zu berufen vermag. So ist es denn auch schon mehrfach zu sakrilegischer Nachäffung solcher Weihen gekommen. Die Diskussion scheint nicht enden zu wollen.

Nun aber ist jüngst am Rande der Bischofssynode zur Synodalität eine internationale Gruppe von Feministinnen nicht davor zurückgeschreckt, auf einem Schiff auf dem Tiber blasphemische Nachahmungen der Weihe zu Bischöfinnen und Priesterinnen zu veranstalten. Angesichts so spektakulärer Vorfälle ist es angebracht, dieses Thema nicht wie üblich unter humanen, gesellschaftlichen Gesichtspunkten, sondern im Licht des geoffenbarten Glaubens zu betrachten.

*

Begonnen sei mit einem Blick auf die spätantike Welt des Hellenismus, in die hinein die Offenbarung Gottes in Jesus von Nazareth geschehen ist. Da gab es jenen von Wolken verhüllten Olymp, den der Göttervater Zeus samt seiner Götterschar bewohnte, denen Priester und Priesterinnen der Griechen und Römer, von deren Existenz mehr oder weniger überzeugt, Gesänge, Spiele weihten und Opfer darbrachten. Ähnliches geschah in allen Gegenden des Imperiums.


Die Ausnahme war Israel, das zwar Prophetinnen, ja „Richterinnen“ des Volkes kannte, niemals aber Priesterinnen. „Höre, Israel, dein Gott ist ein einziger“ – so betete der Jude mehrmals des Tages. In eben dieses Israel hinein sandte Gott seinen Sohn, Jesus von Nazareth. Auch er, der in Freundschaft Maria und Martha zugetan war, Frauen in seine Gefolgschaft aufnahm, hat keine von ihnen, sondern nur Männer zu seinen Aposteln-Sendboten erwählt. Nur ihnen hat seine Vollmacht übertragen, kraft derer sie Sein Heilswerk fortsetzen sollten. Auf diese Weise aber hat Jesus Christus ein für allemal Wesen und Gestalt Seiner Kirche festgelegt.In dieser Tatsache drückt sich jedoch kein Werturteil oder eine Rangfolge unter den Geschlechtern aus, wohl aber ihr je eigener Charakter.

Darum also sind Mann und Frau ohne Einschränkung gleichwertig, gleichberechtigt, keineswegs aber gleichartig. Schon die Biologie lehrt, dass zwischen beiden Geschlechtern ein grundlegender genetischer Unterschied besteht, wenn festgestellt wird, dass der Organismus von Frauen zwei x-Chromosomen, der von Männern hingegen je ein x- und ein y-Chromosom besitzt. So kann jede einzelne Zelle unverwechselbar als männlich oder weiblich identifiziert werden. Dem entspricht auch der Unterschied des männlichen wie des weiblichen Anteils bei der Weitergabe des Lebens, der Vater- bzw. Mutterschaft.

Ebenso ist die Sendung von Mann und Frau in Gesellschaft und natürlich auch in der Kirche unterschiedlicher Art – auch wenn Feministinnen dies bestreiten. Nun aber besteht Wesen und Sendung des Priestertums in der Kirche darin, dass der Geweihte kraft des sakramentalen Charakters in persona Christi handelt, also Jesus Christus repräsentiert. Dass dies sinnvollerweise nur durch einen geweihten Mann geschehen kann, ist seit den Anfängen der Kirche nie in Frage gestellt worden.

*

Diese Überlegungen mögen, so wird nun eingewandt, wohl dem Erkenntnisstand der Antike entsprechen, dieser sei indes durch die sozio-kulturelle Entwicklung von mittlerweile zweitausend Jahren definitiv überholt. Auch Dogma und Struktur der Kirche unterliegen, wie Mensch und Welt überhaupt, dem Gesetz des stetigen Wandels, der Evolution. Entwicklung, Entfaltung ist nun in der Tat ein Geschehen, dem alles Lebendige unterworfen ist. Davon sind auch Religion und Kirche – insofern sie menschliche Lebensform bzw. Lebensvollzug sind – keineswegs ausgenommen. Dem ist nicht zu widersprechen.

Was aber bedeutet „Entwicklung“? Damit ist zunächst kein mechanischer, physikalischer Prozess gemeint, sondern ein organisches Geschehen. Aus dem Samenkorn wird Pflanze, Blüte und Frucht, aus dem Ei entschlüpft das Küken. In jedem Fall ereignet sich dabei Entfaltung, nicht aber Veränderung. Das sich in Gestalt und Lebensvollzug Wandelnde wird nichts anderes, es bleibt im Wandel „es selbst“.

Nun aber hat das „Christusereignis“ ein für allemal Tatsachen von normativer Kraft geschaffen. In deren bruchloser zweitausendjähriger Überlieferung wird der Wille des gott-menschlichen Stifters der Kirche – und damit deren unantastbares Grundgesetz – erkennbar. Dieser kann durch zeitgeistbedingte kultur- und gesellschaftspolitische Fehlentwicklungen nicht in Frage gestellt werden. Eben darum wäre es verfehlt, in dieser Feststellung einen Ausdruck klerikaler Arroganz zu sehen. Hier stehen in der Tat weder Fähigkeiten, Wert und Würde von Mann und Frau in Frage, sondern ihre vom Schöpfer gewollte Eigenart und Sendung. Kurzum: Mann und Frau sind gleichwertig, von gleicher Würde, keineswegs aber gleichartig. Ebenso kommt jedem der beiden Geschlechter bei der Weitergabe des Lebens gleiche Bedeutung zu, keineswegs aber die gleiche Rolle. Und so ist auch ihre Stellung in Gesellschaft und Kirche gleichbedeutend, nicht aber gleichartig.

*

Im Lichte eben dieser Tatsache wie auch im Blick auf Welt und Kirche der Gegenwart gilt es also, die Thema-Frage „Frauen am Altar?“ zu betrachten. So wird es möglich sein, die landläufigen Irrtümer und Ideologien des Mainstream als solche zu erkennen. Dann aber wird die unverwechselbare, je eigene Berufung von Mann und Frau im Licht der Offenbarung umso klarer und tiefer erkannt werden.

Archivfoto: Kardinal Walter Brandmüller 2018 im Bamberger Dom (c) Bistum Bamberg/Pressestelle - zusätzlich mit Wappen versehen

 


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Lesermeinungen

 Norbert Langenfeld 26. Oktober 2024 

Was für ein klarer Kopf ...

... ist doch dieser 95-jährige Kardinal. Da könnte sich so mancher jüngere Bistumsleiter eine Scheibe von abschneiden.


2
 
 SalvatoreMio 26. Oktober 2024 
 

Gleichwertigkeit

Diesen Begriff kann ich bei den Ausführungen des Herrn Kardinals Brandmüller nur nachvollziehen, bezogen auf das Geschlecht männlich oder weiblich, keinesfalls aber bezogen auf eine bestimmte Person. Jede Person ist Wandel und Einflüssen unterworfen. Ob der Herr am Ende der Reise sagt: "Komm, du mein treuer Knecht" oder uns ganz anders bewertet, das müssen wir ihm überlassen. Es gibt soviel Arglist und Täuschung unter uns - unser Herz durchschaut nur der Eine!


0
 
 Versusdeum 26. Oktober 2024 
 

@Paulinus_Panter

Ich verstehe leider nicht, was Sie uns mit Ihren Darlegungen sagen möchten. Wer vergleicht Menschen wir und spricht Ihnen einen Wert zu (oder auch ab?)? Vielleicht können Sie mir beim Verständnis helfen, danke.


1
 
 SalvatoreMio 26. Oktober 2024 
 

Theologie der Frau?

@Paddel: wieso braucht es eine eigene "Theologie der Frau"? Vielleicht bringt die Frau ein paar praktische Ideen aus dem Alltag hinein, wie unser Herr Jesus Christus es auch in seinen Gleichnissen getan hat. - Vorgestern beteten Wir vor Ort die "Trostreichen Geheimnisse" des Rosenkranzes. Jedes Gesetz begann ich mit ein paar Gedanken, z. B. vor "der alles vollenden wird" ganz praktisch: ein 10jähriges Kind bittet die Mamma: darf ich heute mal das Mittagessen zubereiten?" Die Mutter stimmt zu, und das Kind bereitet mit viel Liebe ein Gemüsegericht. Heimlich probiert die Mamma zwischendurch und merkt: sehr schmackhaft wird das nicht und fügt insgeheim am Ende noch ein paar passende Gewürze hinzu. Stolz stellt die Tochter das Gericht auf den Tisch. Alle langen zu und Mutter probiert: "Hm, da hast Du Dir aber viel Mühe gemacht, lecker - guten Appetit"! - So bemühen wir uns um ein würdiges Leben, doch erst unser himmlischer Vater wird es voll Erbarmen zur wahren Vollendung bringen.


1
 
 Paddel 26. Oktober 2024 

50 Punkte, die anderen 50 fehlen noch

Einverstanden, glasklar. Ich habs schon lange kapiert, warum nur Männern das Weiheamt zusteht. Dazu brauche ich keine Erklärungen und Klarstellungen mehr.

Nur fehlen mir wiederum die 50 Punkte für die Frau. Nur zu erklären, warum Männern das Weihesakramte zusteht reicht nicht aus. Diesen Frauen reicht es nicht, erklärt zu bekommen, was nur Männern zusteht. Das mag zwar einleuchten, aber die Frauen möchten hören, wozu Gott sie beruft. Es fehlt mir einfach die Theologie der Frau. keine feministische Theologie, wohlgemerkt. Das ist irreführend. Habe schon viel dazu gelesen, aber so richtig durchdrungen wurde das bisher noch nicht. Das beste was ich bisher gelesen habe war "Theologie der Geschlechter" von Adrienne von Speyer.


2
 
 lesa 26. Oktober 2024 

Licht der Wahrheit in Wirrnis und Vernebelung!

Das ist eine erstaunlich prägnante, hilfreiche Erläuterung dieser für die Kirche zentralen Glaubenswahrheit. Auf zwei Seiten, die bestens geeignet sind zum Weitergeben an interessierte Gläubige, die nicht ideologisch festgenagelt sind, sondern die Wahrheit suchen, ist sehr verständlich die Begründung und der Glaube der Kirche zu diesem Thema dargestellt.
Ein Geschenk, vielen Dank! Dank auch an kath.net für das Bereitstellen dieses wichtigen Textes!
Es ist auch wohltuend, zu sehen, dass es noch Kardinäle gibt, die nicht von der furchtbaren Krankheit der geistigen Erblindung angesteckt sind!


3
 
 Fragezeichen?! 25. Oktober 2024 
 

Mal wieder eine wunderbar einfach und doch völlig einleuchtende, liebevoll

und wertschätzend gehaltene Klarstellung der unterschiedlichen Berufungen von Mann und Frau von Kardinal Brandmüller. Herzlichen Dank dafür! Eines würde ich noch ergänzen und empfehlen wollen, gerade auch den vielen offenbar in dieser Zeit mitunter sehr unzufrieden scheinenden Ordensfrauen: nämlich den ungetrübten unvoreingenommenen Blick auf die Gottesmutter Maria. In ihr findet sich die wahre und gottgefällig beste Form der gelebten Nachfolge. Ihr nachzueifern ist ist ein Ideal, das niemals n die Irre führen wird.


5
 
 Paulinus_Panter 25. Oktober 2024 
 

Inkommensurabilität

Wegen der Gleichwertigkeit würde ich einen Schritt weiter gehen und behaupten, dass es schon von vornherein problematisch, ja gefährlich ist, den Versuch zu unternehmen, Menschen einen objektiven quantitativen Wert beizulegen, anhand dessen sie miteinander verglichen werden könnten.

Schon bei einem primitiven Klumpen Gold ist dies ein kompliziertes Unterfangen des Marktes basierend auf Angebot und Nachfrage, bei Menschen ist dies prinzipiell unmöglich, da 1. jeder seinen je eigenen Maßstab hat, 2. je nach konkreter Beziehung zu einem anderen Menschen eine unterschiedliche Anziehung ausübt, 3. jeder an sich von Gott geliebt wird und somit Würde hat.

Das gegenseitige Messen im Wettkampf gehört auch zum Menschen, aber eben in die Sphäre des Mannes. Die Frau zeichnet sich ihrem Wesen nach gerade dadurch aus, dass sie diese Spiele meidet, den Menschen ohne vergleichende Maßstäbe betrachtet und annimmt, und so eine befriedete Sphäre (den heiligen Hort des Heims) stiften kann.


1
 
 modernchrist 25. Oktober 2024 
 

Sehr guter Vergleich Brandmüllers, wenn er schreibt:

"Ebenso kommt jedem der beiden Geschlechter bei der Weitergabe des Lebens gleiche Bedeutung zu, keineswegs aber die gleiche Rolle. Und so ist auch ihre Stellung in ....der Kirche gleichbedeutend, nicht aber gleichartig."
Mann und Frau kommen bei der Weitergabe des Lebens eine gleiche, ungeheuer wichtige Bedeutung zu, haben aber keinesfalls jeder die gleiche Rolle. Der Priester in persona Christi hat eine einzigartige Rolle, die keine Frau übernehmen kann. Sie kann nicht authentisch-repräsentierend die Wandlungsworte sprechen ohne seltsame und andachtshinderliche Konnotationen bei den Gläubigen zu erzeugen! Das ist mein Leib...das ist mein Blut... Frauen sind hochbedeutend, haben jedoch andere und überaus vielfältige Rollen.


4
 
 SalvatoreMio 25. Oktober 2024 
 

Mann und Frau si gleichwertig, von gleicher Würde, keineswegs aber gleichartig

Sehr geehrter Herr Kardinal Brandmüller! Es ist also doch möglich, aus berufenem Mund eine einleuchtende Stellungnahme zu diesem Thema zu erhalten! Sehr herzlichen Dank!


7
 
 gebsy 25. Oktober 2024 

Vergelt's Gott Eminenz!

Die Schöpfungs- und Erlösungsordnung wird den Menschen (Frau&Mann) eine Ewigkeit lang dankbar staunen lassen.


5
 

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