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| 16.10.1943 Die Stunde des Papstes16. Oktober 2013 in Aktuelles, 3 Lesermeinungen Deutscher General bricht sein Schweigen: Wie Pius XII. die Juden Roms rettete. Von Michael Hesemann Vatikan (kath.net) In den frühen Morgenstunden des 16. Oktober 1943 verhaftete die SS 1259 der 8000 Juden Roms. Dann endeten die Deportationen plötzlich. Was war geschehen? Diese Frage wurde lange von Historikern kontrovers diskutiert. Jetzt verschafft die Aussage eines deutschen Wehrmacht-Generals Klarheit. Mindestens seit dem 2. Jh. v.Chr. leben Juden in Rom, ihre Gemeinde gilt als die Älteste auf dem europäischen Kontinent. Doch nie in ihrer bewegten 2000jährigen Geschichte schwebten sie in so großer Gefahr wie in den neun Monaten der deutschen Besatzung, zwischen September 1943 und Juni 1944. Dabei wogen sie sich zunächst in trügerischer Sicherheit. Am 16. September 1943, eine Woche nach der Einnahme Roms durch deutsche Truppen, hatte der Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, die Deportation der geschätzt 56.000 italienischen Juden befohlen, von denen ca. 8000 in Rom lebten. Wahrscheinlich durch einen Kontaktmann in der deutschen Abwehr erfuhr auch der Vatikan von den Plänen, wie aus der Note des Staatssekretariats vom 17. September, Befürchtete Maßnahmen gegen die Juden Italiens, hervorgeht. Pius XII. ordnete an, schnell zu handeln. Gleich am nächsten Tag stellte das Staatssekretariat fest: Die Juden Roms sind alarmiert. Jenen, die gerade aus Frankreich nach Rom geflüchtet waren, wurde dringendst empfohlen, die Stadt zu verlassen. Die jüdischen Römer aber fühlten sich sicher. Sie hielten es für praktisch ausgeschlossen, dass die Nazis in der Stadt des Papstes zuschlagen würden. So bat, wie die Akten des vatikanischen Staatssekretariates zeigen, gerade einmal eine einzige jüdische Familie am 1. Oktober 1943 um Unterschlupf in einem Nonnenkloster an der Via Garibaldi, ein Gesuch, dem Papst Pius XII. persönlich stattgab. Diese falsche Sicherheit verstärkte sich, als der SS-Kommandant in Rom, Obersturmbannführer Herbert Kappler, am 26. September die beiden Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde, Ugo Foá und Dante Almansi, in seine Residenz in der Villa Wolkonsky bestellte. Dort teilte er ihnen mit, dass Deportationen geplant seien, bot ihnen aber die Möglichkeit an, sich freizukaufen. Würde es ihnen in den nächsten 24 Stunden gelingen, 50 Kilogramm Gold bei ihm abzuliefern, würden sie unbehelligt bleiben. Doch trotz größter Anstrengungen schafften sie es zunächst nur, 35 kg zu sammeln. Also wandte sich der Oberrabbiner von Rom, Israel Zolli, hilfesuchend an den Papst. Sofort sagte Pius XII. zu, den Juden das Gold zu leihen und gab Anweisung, das Nötige in den Weg zu leiten. Kurz darauf vermerkte Comm. Ing. Bernadino Nogara, Chef des Vatikanischen Schatzamtes, Rabbi Zolli habe ihm mitgeteilt, die päpstliche Hilfeleistung würde nun doch nicht gebraucht; die fehlenden 15 Kilo seien bereits von katholischen Gemeinden zur Verfügung gestellt worden. Als Kappler das Gold entgegennahm, versicherte er den Juden, sie seien jetzt sicher. So blieben sie untätig. Sie schöpften weder Verdacht, als der SS-Kommandant nur einen Tag nach der Goldübergabe die jüdischen Gemeinderäume durchsuchen und die Adresskartei ihrer Mitglieder beschlagnahmen ließ, noch als am 6. Oktober eine Eliteeinheit aus 365 Männern der Waffen-SS unter Kommando des SS-Hauptsturmführers Theodor Dannecker in Rom eintraf. Er war als Adolf Eichmanns Mann fürs Grobe bekannt und bereits in Paris dafür eingesetzt worden, die französischen Juden nach Auschwitz zu deportieren. Das SS-Kommando bezog Quartier in einem Hotel an der Piazza Bernini, um die römische Judenaktion minutiös vorzubereiten. Das entging nicht der Deutschen Botschaft in Rom, die längst zum Sammelbecken für regimekritische Diplomaten geworden war. Als der deutsche Konsul Eitel Friedrich Möllhausen beim Reichsaußenministerium in Berlin um Aufklärung bat und Bedenken anmeldete, bestätigte Franz von Sonnleithner in einem Fernschreiben vom 9. Oktober im Auftrag von Reichsaußenminister von Ribbentrop, dass aufgrund einer Führerweisung die 8000 in Rom lebenden Juden deportiert werden sollten und nach Mauthausen (Oberdonau) als Geiseln gebracht würden. Diese Angelegenheit aber sei der SS zu überlassen. DER VERHÄNGNISVOLLE 16. OKTOBER Als der Morgen des 16. Oktobers 1943 dämmerte, schlug die SS zu. Es war ein Samstag, ein regnerischer Herbsttag, und er sollte als Blut-Schabbat in die Geschichte der jüdischen Gemeinde Roms eingehen. Exakt um 5.30 Uhr drangen die 365 mit Maschinengewehren bewaffneten SS-Männer in die Häuser des Viertels um die römische Synagoge, des ehemaligen jüdischen Ghettos, ein. Mit Hilfe der vorbereiteten Listen durchkämmten sie der Reihe nach die Wohnungen und trieben alle Bewohner, die sie finden konnten, auf die Straße. Die Opfer der Razzia, genau 1259 Personen, wurden zunächst in das Collegio Militare auf dem gegenüberliegenden Lungotevere gebracht. Noch während der Aktion, gegen 6.30 Uhr, informierte eine Freundin die römische Prinzessin Enza Pignatelli-Aragona über die Verhaftungen, die wiederum sofort den Papst unterrichten wollte. Das erwies sich als schwierig, denn in Rom war noch Sperrstunde. Schließlich bat sie einen jungen Mitarbeiter der deutschen Botschaft, Karl Gustav Wollenweber, sie in seinem Dienstwagen in den Vatikan zu fahren. Dort wurde sie sofort zu Pius XII. vorgelassen, der gerade in seiner Privatkapelle die Morgenmesse beendet hatte. Bewegt lauschte er den Schilderungen der Prinzessin, wobei er immer wieder betonte, die SS habe doch versprochen, die Juden Roms zu verschonen. Dann handelte er, sehr erregt und mit Tränen in den Augen, wie sie sich später erinnerte. In ihrer Gegenwart rief er Kardinalstaatssekretär Maglione an, verlangte, den deutschen Vatikanbotschafter Ernst von Weizsäcker sofort in den Vatikan zu bestellen. Der Inhalt der folgenden Unterredung ist dokumentiert, da Maglione gleich danach ein schriftliches Protokoll anfertigte. Es widerlegt eindrucksvoll die nach dem Krieg von Weizsäcker verbreitete Version, er habe vergeblich versucht, den Papst zu einem Protest zu bewegen. Tatsächlich nämlich drohte Maglione im Namen des Papstes ein öffentliches Wort des Missfallens an, wenn die Dinge weitergehen sollten. Von Weizsäcker dagegen warnte vor den Konsequenzen, die ein Schritt des Heiligen Stuhls provozieren könnte. Die Direktiven kommen von höchster Stelle. Was er damit meinte, war auch im Vatikan Dank eines Kontaktes zur deutschen Abwehr längst bekannt: Adolf Hitler hatte dem Obersten SS-Kommandanten in Italien, General Karl Wolff, gerade persönlich den Befehl erteilt, den Vatikan zu besetzen und Pius XII. zu seiner Sicherheit nach Deutschland oder Liechtenstein zu bringen. Sollte sich der Heilige Stuhl dennoch (zu einem Protest) gezwungen sehen, würde er sich, was die Konsequenzen anbelangt, der göttlichen Vorsehung anvertrauen, schmetterte Kardinal Maglione die subtile Drohung ab. Von Weizsäcker versprach, alles ihm Mögliche zu tun, um die Deportation zu stoppen. In einem weiteren Gespräch bekniete er auch den Papstvertrauten und Unterstaatssekretär Giovanni Battista Montini (den späteren Papst Paul VI.), auf keinen Fall öffentlich zu protestieren. Eine Äußerung des Papstes würde nur bewirken, dass die Abtransporte erst recht durchgeführt werden. Er kenne die Reaktion der eigenen Leute nur zu gut, versicherte der deutsche Botschafter. Pius XII. wusste nur zu gut, wie zutreffend diese Warnung war. Als der Erzbischof von Utrecht, de Jong, gegen die Deportation der holländischen Juden protestierte, folgte die Vergeltung der Nazis umgehend: Jetzt wurden auch Katholiken jüdischer Abstammung in die Todeslager verfrachtet, sogar die Klöster durchsucht. Edith Stein war das prominenteste Opfer dieser Racheaktion, die auch den Papst damals überzeugte, dass ein öffentlicher Protest kein Weg war, um das Morden der Nazis zu stoppen. Doch an diesem 16. Oktober verließ sich Pius XII. nicht auf die vatikanische Diplomatie. Wahrscheinlich ahnte er, dass von Weizsäcker nur nach Berlin berichtete, was man dort hören wollte. Sein Widerstand, dessen er sich später rühmte, war so subtil, dass er wenig bewirkte und kaum Spuren hinterließ; allenfalls beschwichtigte er die Nazis, um eine Eskalation zu vermeiden. So schickte der Papst seinen Neffen, Prinz Carlo Pacelli, zu dem österreichischen Bischof Alois Hudal, dem Rektor der deutschen Nationalstiftung Santa Maria dellAnima. Hudal hatte sich schon früh um einen Dialog zwischen der Kirche und dem Nationalsozialismus bemüht und war deshalb im Vatikan zur persona non grata geworden. Doch jetzt nutzte man seine guten Kontakte zu den deutschen Besatzern, speziell zum Römischen Stadtkommandanten, Generalmajor Rainer Stahel. Im Beisein Pacellis diktierte Hudal einen Brief an Stahel, in dem er ausdrücklich vor einem Protest des Papstes warnte. Bei meinen Recherchen im Archiv der Anima gelang es mir im September 2011, eine mit der Inventarnummer 373 katalogisierte Aktennotiz des Bischofs ausfindig zu machen, die sowohl den Text dieses Briefes wie die Antwort des Generals enthielt. Ich veröffentliche sie an dieser Stelle zum ersten Mal im Original-Wortlaut: Herrn Generalmajor Stahel Diesen Brief überbrachte Prinz Pacelli gemeinsam mit einem weiteren engen Vertrauten des Papstes, der mit dem General bereits persönlich bekannt war: Pater Pankratius Pfeiffer, der Generalobere der Salvatorianer. Pater Pfeiffer, der bei den Verfolgten des NS-Regimes nur als der Engel von Rom bekannt war, versuchte schließlich noch in einem persönlichen Gespräch, Stahel davon zu überzeugen, dass die Deportationen gestoppt werden müssten. Und tatsächlich: Noch am selben Tag um genau 14.00 Uhr gab SS-Reichsführer Heinrich Himmler Befehl, die Verhaftungen der Juden mit Rücksicht auf den besonderen Charakter Roms sofort einzustellen. Doch was war geschehen? Hatte tatsächlich die päpstliche Intervention Erfolg gehabt, wie es die Verteidiger Pius XII. seitdem behaupten? Oder haben Pius-Gegner wie John Cornwell oder der deutsche Sozialpädagoge Klaus Kühlwein recht, wenn sie behaupten, die Razzia sei ohnehin bereits abgeschlossen gewesen, die SS habe aufgegeben, als sie statt der zuvor ermittelten 8000 nur 1259 Juden aufspüren konnte (auch wenn die SS nicht gerade für ihre Nachlässigkeit bekannt war). Einen ersten Hinweis gab Lt. Dr. Nikolaus Kunkel, der damals als junger Ordonnanzoffizier bei Generalmajor Stahel diente, im November 2000 in einem Interview mit der KNA. Danach schickte General Stahel seinen Adjutanten zunächst mit einem versiegelten Brief zu Ernst von Weizsäcker; wahrscheinlich dem Hudal-Brief, der nachweisbar noch am selben Tag an das Außenamt in der Berliner Wilhelmstrasse telegrafiert wurde; Ribbentrop leitete ihn am 23. Oktober an den Organisator der Endlösung, Adolf Eichmann, im Reichssicherheitshauptamt weiter. In seinem Begleitbrief, so Kunkel, bat Stahel den Botschafter, sich in Berlin für einen Stopp der Judenaktion einzusetzen. Von Weizsäcker ließ Kunkel in seinem Vorzimmer warten. Als er zurückkehrte, hatte er den Brief wieder in der Hand. Bitte geben Sie ihn dem General zurück, erklärte er dem Adjutanten, ich bedaure, dass ich in dieser Angelegenheit leider nicht nützlich sein kann. Als Kunkel davon berichtete, verlangte der Generalmajor von seinem Vorzimmer im Hotel Flora an der Via Veneto eine Direktverbindung mit Heinrich Himmler. Der Inhalt des Gespräches mit dem Reichsführer blieb lange ein Geheimnis. Nur eines war sicher: es schadete Stahels Karriere. Nur zwei Wochen später wurde er trotz gesundheitlicher Probleme am 30. Oktober mit sofortiger Wirkung an die Ostfront versetzt. Bei der Verteidigung Warschaus geriet er in russische Gefangenschaft. Nach russischen Quellen verstarb er 1952 in einem Gefängnis in Vladimir östlich von Moskau, nach anderen Berichten 1955 im Kriegsgefangenenlager von Woikowo. Doch dann löste ein Historiker des Vatikans das Rätsel. Pater Peter Gumpel, S.J., der Geschichte an der Päpstlichen Universität Gregoriana lehrte, leitete jahrzehntelang als Relator (Untersuchungsrichter) den Seligsprechungsprozess Pius XII., dessen Heroischer Tugendgrad im Dezember 2009 von Papst Benedikt XVI. bestätigt wurde. Im Verlauf seiner Ermittlungen gelang es ihm, einen Kronzeugen für diese Episode ausfindig zu machen. Dietrich Beelitz, später zum Generalmajor befördert, diente damals als Oberst im Generalstab von Generalfeldmarschall Albert Kesselring, dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht in Italien. Als solcher war er Zeuge, als sich Stahel nach Erhalt seines Versetzungsbefehls verabschiedete. Beelitz lebte nach dem Krieg ziemlich zurückgezogen, dachte nie daran, seine Erinnerungen aufzuschreiben und lehnte Interviews von Historikern und Journalisten prinzipiell ab. Doch als Pater Gumpel ihn kontaktierte, war er zu einem vertraulichen Gespräch am Telefon bereit. Dabei erinnerte sich Beelitz noch sehr genau an den letzten Besuch Stahels im Hauptquartier Kesselrings. Er war ziemlich erstaunt gewesen über die plötzliche Versetzung des römischen Stadtkommandanten und fragte ihn damals nach dem Grund. Das war eine Rachemaßnahme von Heinrich Himmler, erwiderte Stahel. Der Reichsführer SS fühlte sich von ihm hinters Licht geführt. In scharfen Worten, so Stahel, habe er Himmler auf die Gefahren hingewiesen, die durch die Deportation der Juden drohte. Schließlich sei er für die Versorgung der Truppen verantwortlich, die im Süden Italiens gegen die anrückenden Alliierten kämpften. Bei Tag seien Lebensmitteltransporte fast unmöglich, weil die angloamerikanische Luftwaffe regelmäßig seine Lastwagen angriff, bei Nacht störten die Partisanen den Nachschub. Noch wären das wenige; doch wenn die Verfolgung der Juden fortgesetzt würde, wenn wohlmöglich der Papst protestierte, könne es schnell in Rom zu einem Aufstand gegen die Deutschen kommen, würden die Partisanen unkontrollierten Zulauf bekommen. Die Versorgung der Truppen wäre dann unmöglich, die Südfront verloren. Wenn er, Himmler, dafür die militärische Verantwortung übernehmen wolle, dann solle er das nur tun, drohte Stahel dem Reichsführer. Himmler, der von militärischen Fragen sehr wenig verstand, ließ sich davon beeindrucken und gab sofort den Befehl an die SS, die Judenaktion von Rom abzubrechen. Erst als er erfuhr, dass in Rom alles andere als ein Aufstand drohte und dass der General nur auf eine direkte Intervention des Papstes reagiert hatte, rächte er sich an Stahel und bewirkte dessen Versetzung an die Ostfront. Da Generalmajor Beelitz keine Öffentlichkeit wünschte, versprach ihm Pater Gumpel, seine Aussage zeitlebens vertraulich zu behandeln. Erst nach seinem Tod 2002 stand einer Veröffentlichung nichts mehr im Wege. So fand das Interview Eingang in die 2004 gedruckte Positio; doch erst im September 2010 erlaubte Pater Gumpel mir die Publikation. Das ein Jahr später im Archiv der Anima entdeckte Hudal-Memorandum bestätigt Beelitz Aussage. In ihm nämlich zitiert der Bischof aus der Antwort des Generals vom 17. Oktober, telefonisch: Habe die Sache an die hiesige Gestapo und an Himmler unmittelbar sofort weitergeleitet. Himmler gab Ordre, dass mit Rücksicht auf den besonderen Charakter Roms diese Verhaftungen sofort einzustellen sind. Zudem erwähnt er einen eigenhändigen Brief Generalmajor Stahels vom gleichen Tag mit dem Wortlaut: Bezüglich Ihrer Bemerkungen, dass in Rom und Umgebung Verhaftungen von Juden stattgefunden haben, kann ich Ihnen mitteilen, dass ich persönlich als Militärkommandant damit nichts zu tun habe. Es handelt sich dabei um eine reine Polizeiaktion, auf die ich keinerlei Einfluss habe, da meine Aufgaben auf rein militärischem Gebiet liegen. Trotzdem habe ich selbstverständlich Ihre Bedenken den zuständigen Stellen umgehend zur Kenntnis gebracht. Tatsächlich endeten also die Verhaftungen der römischen Juden auf Befehl Himmlers. Zudem wurden 252 der bereits Festgenommenen aus den unterschiedlichsten Gründen wieder freigelassen. Doch für 1007 Juden kam jede Hilfe zu spät. Sie wurden nicht, wie es ursprünglich hieß (und man auch im Vatikan glaubte) in das Arbeitslager Mauthausen gebracht, sondern nach Auschwitz. Auch das war eine Vergeltungsmaßnahme dieses Mal von Adolf Eichmann. So heißt es in den Akten seines Prozesses in Jerusalem in der Anklageschrift: Als der Papst persönlich zugunsten der Juden Roms intervenierte... und Eichmann gebeten wurde, sie in italienische Arbeitslager zu bringen, statt sie zu deportieren, wurde diese Bitte abgeschlagen die Juden wurden nach Auschwitz geschickt. Wie wenig man das im Vatikan erahnen konnte, beweist die umfangreiche Korrespondenz der folgenden Wochen, die bereits von dem Jesuitenpater und Historiker Pierre Blet et al. 1975 (im 9. Band der Actes et Documents du Saint Siege relatifs a la Seconde Guerre Mondiale, S. 512 ff.) veröffentlicht wurde. Zunächst bemühte sich das vatikanische Staatssekretariat, so viele der bereits Festgenommenen wie möglich freizubekommen, dann, ihnen zumindest Hilfsgüter und Kleidung für den Winter zukommen zu lassen. So hielt Msgr. Montini, der spätere Papst Paul VI., damals der zweite Mann des vatikanischen Staatssekretariats, "Ex Aud SS.mi", also nach seiner Audienz bei Pius XII. am 18. Oktober, die Worte des Papstes fest: "Tun Sie alles, was Sie können!" Noch einmal versucht er sein Glück durch eine "Demarche zugunsten der arrestierten Juden", wie das nächste Dokument in der Sammlung belegt. Erst jetzt erfuhr er, dass der Zug mit den Deportierten bereits die Ewige Stadt verlassen hatte. Am 23. Oktober wurde Botschafter von Weizsäcker erneut in den Vatikan bestellt und dieses Mal von Pius XII. persönlich empfangen. Auf die Bitte des Papstes, sich für die römischen Juden einzusetzen, erwiderte dieser zynisch: wenn Sie etwas wegen der Deportation dieser Juden machen wollen, dann machen Sie es bald. Noch am 3. November und am 29. Dezember 1943 forderte Kardinal Orsenigo den deutschen Botschafter dringend auf, Informationen über die deportierten Juden zu beschaffen, die man wohl noch immer für Geiseln in Mauthausen hielt, leider beide Male ohne Erfolg. Am 20. Januar 1940 versucht Msgr. Montini schließlich, das Gerücht (!) zu überprüfen, die römischen Juden seien in ein Konzentrationslager in Polen gebracht worden. Am 8. Februar 1940 bittet das vatikanische Staatssekretariat dann die Mission Catholique Suisse, Ermittlungen über ihr Schicksal anzustellen. Zu diesem Zeitpunkt waren die meisten von ihnen längst in Auschwitz ermordet worden. kath.net-Lesetipp: Der Papst, der Hitler trotzte von Michael Hesemann Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern: - Link zum kathShop - Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus: Michael Hesemann im Interview über "Pius XII.: Ein Papst im Angesicht des Bösen. Teil 1/2 Papst Franziskus empfing jüdische Leitungspersönlichkeiten anlässlich des Gedenkens der Judendeportation aus Rom vor 70 Jahren (Rome Reports) Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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