Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Medien: Vatikan gab grünes Licht für 'Homo-Wallfahrt' zum Heiligen Jahr
  2. Alexander Kissler: "Ich finde mittlerweile, @Pontifex schadet seiner Kirche"
  3. Merkel verteidigt ihre fatale Flüchtlingspolitik von 2015
  4. EINLADUNG zur großen kath.net-Novene zur Muttergottes von Guadalupe - 4. bis 12. Dezember 2024
  5. Der deutsche „Synodale Ausschuss“ kämpft mit neuen Schwierigkeiten
  6. "Der Synodale Weg nimmt sich selbst nicht mehr ernst"
  7. Baden-Württemberg: Polizei schützt evangelischen Pfarrer, seine Familie und die Gottesdienstgemeinde
  8. Papst beim Rückflug von Korsika: „Haben Sie gesehen, wie viele Kinder da waren?“
  9. Nick Vujicic: Manche Kirchen sind wie ein Country Club
  10. Moschee unter Salafismus-Verdacht zitiert Koranstelle mit Aufforderung zur Tötung Ungläubiger
  11. Nach Beschädigung der Schwarzen Madonna/Einsiedeln: Strafverfahren wurde eröffnet
  12. Geschenk zum 88er: Autobiografie des Papstes soll verfilmt werden
  13. Der Schatten der verlorenen Autorität der Kirche
  14. Papst Franziskus: "Möge 2025 ein Jahr sein, in dem der Frieden wächst!"
  15. "Und das wäre natürlich furchtbar tragisch, lieber in Deutschland behalten, sicher ist sicher"

„Das Problem ist nicht, dass Jesus zu schlafen scheint … sondern seine Süßwassermatrosen“

3. Juli 2021 in Spirituelles, 4 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


„Seid ihr bereit, in Frankreich Missionare zu werden, diesem Land, das agnostisch wurde, mit einer vagen, einer sogar als dekadent beschriebenen Moral, mit einer nicht wirklich existierenden Ethik?“ Von Juliana Bauer


Paris (kath.net) Zu dem Evangelium „Die Stillung des Sturms“ (Mk 4,35-41; Matth. 8,23-27; Lk 8,22-25) gibt es eine Vielfalt an Predigten, die sich deutend mit diesem Text auseinandersetzen. Einmal wird der Akzent auf den Sturm selbst gelegt und die Lebenssituation des Menschen, der immer wieder von „Stürmen“ jeder Art heimgesucht wird, dahinter gesehen, das rettende Ufer schließlich in Sicht. Ein anderes Mal stehen die im Boot sich befindenden Jünger in ihrer Ruhe- und Orientierungslosigkeit und damit als Bild für den heutigen Menschen im Zentrum der Betrachtung – eine Betrachtung, die auch den schlafenden Jesus als „Fingerzeig“ dafür sieht, diese menschliche Rastlosigkeit zu zähmen, um eine „neue Tiefendimension des Lebens“ zu gewinnen (St. Rochus, Mainz, Juni 2000).

Auch Erzbischof Aupetit nimmt bei der Auslegung dieses Evangeliums, wie es uns Markus überliefert (Mk 4,35-41), die Jünger Jesu in den Blick. Im Grunde nur sie, doch letztlich ganz auf Christus hin orientiert. Seine Predigt am 20. Juni in Saint-Germain l’Auxerrois, Paris, folgt auf die umfassende Pro-Life-Predigt und dürfte die letzte Sonntagspredigt vor seiner Sommerpause gewesen sein. Kurz ist sie dieses Mal, seine Homilie, aber aussagekräftig. Und sie veranschaulicht wieder eine eigene, ja fast eigenwillige Interpretation, konkret auf die, gerade auch französische, Aktualität bezogen, jedoch übertragbar auf sämtliche Umstände und auf alle Christen des gegenwärtigen Europa, unabhängig von ihrem Land.

„Jesus sagte zu seinen Jüngern“ beginnt Michel Aupetit schlicht und ohne Umschweife: ‚Lasst uns auf die andere Seite des Ufers gehen.‘ Dann wird seine Stimme lebendig, als er seine Gemeinde direkt anspricht: „Und ihr, Brüder und Schwestern, seid ihr bereit, auf die andere Seite des Ufers zu gehen? Wenn Jesus seine Jünger auf die andere Seite führt, heißt das“, so Mgr Aupetits eindringliche Erläuterung, „dass er sie aus der jüdischen Welt hinausführt in die heidnische Welt, aus einer Welt, die den einen Gott anbetet, hinaus in eine ungewisse, unbekannte und fremde Welt mit vielfältigen Glaubensüberzeugungen.“ Möglicherweise dachte er an dieser Stelle an die vielen jungen Katechumenen seines Bistums, die oft aus den verschiedensten Glaubensrichtungen kommen.


Wieder spricht er die Gläubigen unmittelbar an: „Und wir? Sind wir bereit, das Risiko einzugehen, uns auf die andere Uferseite einer ignoranten, sogar feindlich anmutenden Welt zu begeben? Kurz gesagt: Seid ihr bereit, in Frankreich Missionare zu werden, diesem Land, das agnostisch wurde, mit einer vagen, einer sogar als dekadent beschriebenen Moral, mit einer nicht wirklich existierenden Ethik, auch wenn ihr die Vorsilbe ‚Bio‘ vorangestellt ist.“ Damit spielte Michel Aupetit auf die Bio-Ethik-Gesetze an, gegen die er mehrfach Stellung bezog; einen umstrittenen „Meilenstein“ brachte die französische Nationalversammlung am 29.Juni ins Rollen: sie besiegelte die In-Vitro-Fertilisation von lesbischen und alleinstehenden Frauen durch fremde Samenzellen.

„Ihr müsst nicht sehr weit gehen, um auf die andere Seite zu gelangen“, meint Mgr Aupetit dann mit Blick auf die christliche Verkündigung. „Ihr müsst nur die U-Bahn nehmen, zur Arbeit gehen, zu Familientreffen gehen, in Fußballstadien. Das ist es, was heute unter dem Begriff ‚auf die andere Seite gehen‘ zu verstehen ist.

Aber vielleicht habt ihr Angst.“ Was er sich in diesem Moment, wie er offen zugibt, auch selbst eingestehen muss. „Vielleicht habt ihr Angst vor den Stürmen, die eure Kühnheit, euer Wagemut dann entfesselt? Wie die Jünger möchtet ihr zweifellos, dass Jesus die Arbeit macht.“ Ein fast schelmischer Erzbischof steht vor seiner Gemeinde. „Das ist normal, nicht? Schließlich ist er der Sohn Gottes, er ist es, der uns rettet. Wenn er nur aufwachen würde! Wenn er sich nur rühren würde.“ Und dann nimmt er die Klagen auf, wie sie die Menschen äußern: „Schau, Herr, man lacht uns aus, man verspottet uns, man geht sogar so weit, uns zu verprügeln, weil wir friedliche Prozessionen machen, wie wir es schon immer taten, ohne jemanden zu belästigen oder in Verlegenheit zu bringen. Ja, macht dir das denn nichts aus? Wach auf!“ Hier folgte eine Anspielung auf den Antifa-Angriff auf die katholische Prozession Ende Mai in Paris, der Erzbischof Aupetit jedoch empörte und gegen den er sich auch bei den zuständigen Behörden klar und deutlich zu Wort meldete.

„Ihr denkt zweifelsohne, dass der Herr im Boot der Kirche, die allen Winden ausgesetzt ist, schläft. In Wirklichkeit stellt sich das Problem, wenn ich es so betrachte, nicht darin, dass Jesus zu schlafen scheint…, die Schwierigkeit sind seine Teamkollegen, seine ‚Süßwassermatrosen‘, die Jünger von gestern und heute, die voller Angst vor den Gegenwinden sind.“ Es ist eine feine Spitze, aber immer noch verschmitzt, die Michel Aupetit austeilt und damit die vielfache Schwäche der Nachfolger Jesu, letztlich aber sämtlicher Jünger ein Stück bloßlegt.

„Aber unser Friede, unsere Gelassenheit kommt nicht von Jesu Handeln, der an unserer Stelle alles tun würde. Unser Friede kommt davon, dass der Herr bei uns ist. Er ist im Boot, im Boot der Kirche. Wie hätte das Schiff sinken können, wenn Jesus gegenwärtig ist, er, der Sohn Gottes, das schöpferische Wort, die Quelle des Lebens? Ach, Männer mit geringem Glauben!

Ist Jesus nicht da, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind? Ist Jesus in der Eucharistie nicht wirklich gegenwärtig, wo er uns seinen Leib als Nahrung gibt? Ist Jesus nicht anwesend, wenn ihm die Tür des Herzens geöffnet wird, dort, wo er anklopft…? Ist Jesus nicht anwesend, wenn er durch den Mund des Priesters Sünden vergibt?

Ihr seid im Boot der Kirche, dieser Kirche, die euch durch die Taufe zu Söhnen und Töchtern Gottes gemacht hat, dieser Kirche, die euch durch die Eucharistie nährt, dieser Kirche, die euch durch die Beichte vergibt, wie sie Christus für euch einführte. Weil seine Leute dort gerade keine Süßwassermatrosen sind.“ Aupetit zielt ganz offensichtlich darauf ab, dass die Beichtenden ihre Schwäche und Schuld er- und bekennen und folgert dann: „Es ist wohl an der Zeit, dass wir aufwachen…

Wir wissen, dass der Leitsatz von Paris lautet: ‚fluctuat nec mergitur.‘ (Anm.: Dieser ist auf die auf der Seine-Insel Île de la Cité gegründete Stadt Paris bezogen, die, nebst ihrem älteren Emblem, einem einmastigen Schiff, diesen Leitspruch seit 1581 im Stadtwappen trägt: ‚Sie/es schwankt, aber sie/es sinkt nicht‘). Nun gut“, so Erzbischof Aupetit abschließend, „wenn also, wie das lateinische Motto sagt, das von den Wellen zerschlagene Pariser Boot nicht sinkt, wie viel mehr können wir sicher sein, dass das Boot Gottes niemals untergehen wird. Das könnt ihr glauben!

Also, liebe Brüder, liebe Schwestern, liebe Freunde, also, liebe Missionare seid ihr nun bereit, mit Jesus auf die andere Seite des Ufers zu gehen?“

Mgr Michel Aupetit, Erzbischof von Paris

Homélie de Mgr Michel Aupetit - Messe à St Germain l’Auxerrois - Dimanche 20 juin 2021, Homélies -  
Diocèse de Paris.
Messe du 20 juin 2021 à Saint-Germain l’Auxerrois, 20/06/2021, KTOTV
Übersetzung für kath net: Dr. Juliana Bauer

Nachwort von Dr. Juliana Bauer:
Die Predigt ist eine absolute Mutmacher-Predigt für alle. Gerade in den momentanen „Stürmen“ unseres scheinbar von Gott verlassenen Deutschland und Europa. So titelte die WELT vor wenigen Stunden „Angst der Deutschen … größer als im vorigen Sommer.“ Daher gebe ich diese Predigt des von Christus getragenen Oberhirten aus Paris allen mit in den Sommer – und noch viel weiter ins Jahr hinein.

Archivfoto Erzbischof Aupetit (c) Erzbistum Paris

 

 

 


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Scotus 3. Juli 2021 

Eine wohltuende Alternative zum synodalen Weg

Wo die Kirche selbst an den Rand gedrängt wird, wie in Paris, erkennt sie ihren Auftrag. Wo sie satt und wohlgenährt ist, wie hierzulande, beschäftigt sie sich lieber mit sich selbst.


2
 
 lesa 3. Juli 2021 

Köstlich - "Süßwassermatrosen"!


1
 
 Diadochus 3. Juli 2021 
 

Missionsauftrag

Die Stelle im Evangelium habe ich bislang immer anders verstanden und gedeutet. Ja, die Stillung des Sturmes ist ein klarer Missionsauftrag. Wir gehen mit Jesus an das andere Ufer zu den Heiden. Klar, dass der Teufel die Jünger daran hindern möchte und mit dem Sturm einschüchtern möchte. Er möchte nicht bei Gerasa exorziert und in die Schweineherde vertrieben werden. Er muss es letztlich doch. Gottes Macht ist allgewaltig. Das muss beflügeln. Erzbischof Aupetit beflügelt, macht Mut. Wir gehen mit ihm zusammen ans andere Ufer, denn wir wissen jetzt, wer der ist, dem sogar die Naturgewalten gehorchen. Die gebeugte darniederliegende heidnische Umwelt wartet auf das erfrischende aufhelfende Quellwasser.


2
 
 SalvatoreMio 3. Juli 2021 
 

Phantastisch - treffend!

Ich stelle mir vor, diese schlichte Predigt würde morgen mit Feuer und Charme in allen Kirchen Europas übermittelt, an passender Stelle auch in Universitäten und Seminaren erörtert und um den Geist der Furchtlosigkeit gebetet: es würde sich etwas bewegen! Die Apostel waren auch nur 12 Personen!


3
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu








Top-15

meist-gelesen

  1. EINLADUNG zur großen kath.net-Novene zur Muttergottes von Guadalupe - 4. bis 12. Dezember 2024
  2. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025 - JETZT ANMELDEN und PLATZ SICHERN!
  3. DRINGEND - Weihnachtsspende für kath.net - Wir brauchen JETZT Ihre HILFE für das Heilige Jahr 2025
  4. Medien: Vatikan gab grünes Licht für 'Homo-Wallfahrt' zum Heiligen Jahr
  5. Alexander Kissler: "Ich finde mittlerweile, @Pontifex schadet seiner Kirche"
  6. O Sapientia, quae ex ore Altissimi prodiisti
  7. "Der Synodale Weg nimmt sich selbst nicht mehr ernst"
  8. Paris: Die Dornenkrone ist zurück in Notre-Dame
  9. O Adonai, et Dux domus Israel
  10. Der deutsche „Synodale Ausschuss“ kämpft mit neuen Schwierigkeiten
  11. Als ein antiklerikaler Aktivist einen Bombenanschlag auf das Bild von Guadalupe verüben wollte...
  12. Der Schatten der verlorenen Autorität der Kirche
  13. Heiliges Jahr - Mehrere heilige Pforten werden geöffnet
  14. "Und das wäre natürlich furchtbar tragisch, lieber in Deutschland behalten, sicher ist sicher"
  15. "Wir wurden 24 Stunden von verschiedenen Geheimdiensten überwacht und ausspioniert"

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz