
'Putin ist ein Mörder' - Zehntausende Menschen beim Begräbnis von Alexei Nawalny3. März 2024 in Aktuelles, 13 Lesermeinungen Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Am Freitag zeigte sich in Moskau das gute Russland beim Begräbnis von Alexei Nawalny, doch das Putins Schergen reagierte schnell, ließen viele verhaften und tötete wenige Stunden später mit Bomben ein dreijähriges Kind in Odessa - Von Roland Noé
Moskau (kath.net/rn)
Es ist ein kleines russisches Wunder. Trotz zahlreicher Drohungen haben sich am Freitag am Nachmittag im Süden von Moskau zehntausende Menschen zum Abschied von Alexei Anatoljewitsch Nawalny versammelt. Diese Demonstranten sind übrigens im Gegensatz zu den "Gegen-Rechts-Demonstranten" in Deutschland wirklich mutig. Beim Begräbnis in Moskau passierte Unfassbares. Obwohl die Menschen, die kamen, genau wussten, dass sie verhaftet werden könnten, skandierten sie beim Begräbnis: "Russland ohne Putin!", "Putin ist ein Mörder!", "Russland wird frei sein!" und "Nein zum Krieg!"
Nach einer Feier in der orthodoxen Kirche mit der Gottesmutter-Ikone "Lindere mein Leid", bei der sich seine Eltern am offenen Sarg von Nawalny verabschieden konnten, zogen die Menschen zum Friedhof. "Du hattest keine Angst und wir haben keine Angst“. Angst um ihr Leben müssen Julia Nawalnia und die Kinder des Ehepaares Nawalny haben. Ihnen drohte die Verhaftung in Moskau, sie konnten nur aus der Ferne daran teilnehmen und müssen sogar in der Ferne Angst vor einem russischen Mordversuch haben. Jüngst wurde sein letzter Anwalt verhaftet. Alle bisherigen Anwälte von Nawalny wurden bereits früher verhaftet und ins Gefängnis gesteckt, seine engsten Mitarbeiter befinden sich im Ausland, auch sie werden mit Gefängnis und Tod bedroht.
Am Weg zum Friedhof wurde der Leichenwagen mit unzähligen Blumen beworfen. "Liebe ist stärker als Angst", "Freiheit für politische Gefangene" waren weitere Parolen. Die BILD schreibt dazu, dass bei Nawalnys Beerdigung sich das andere Russland, das Putin nicht will, zeigte. "Mit ihrer bloßen Anwesenheit rund um Kirche und Friedhof riskieren sie ihren Beruf, ihre Freiheit und vielleicht sogar ihr Leben, wie der mutmaßliche Mord an ihrer Galionsfigur zeigt. Das Begräbnis von Alexej Nawalny könnte ihre letzte Chance sein, öffentlich zu zeigen, dass es auch ein anderes Russland gibt und nicht jeder Mensch in Moskau vor Diktator Putin kapituliert hat." In Russland gibt es weiterhin unzählige politische Gefangene, denen der langsame Tod droht, darunter Wladimir Kara-Mursa und Ilja Jaschin. Wie so ein langsamer Ermorden in den Gefängnissen durchgeführt wird, zeigen immer wieder Berichte aus den Gefängnissen. Vor vielen Jahren hatte bereits Alexander Solschenizyn aus eigener Erfahrung den Terror der sowjetischen Straflager des GULAGs geschildert, unter Putin hat sich offenbar nicht viel verändert.
Zuletzt hatte Markus Lanz eindrucksvoll in seinem Podcast erzählt, welches Leiden Alexej Nawalny unter anderem in dem berüchtigten Gefängnis „Polarwolf“ erleiden musste. Hofgang in der Polarnacht bei Minus 32 Grad, ohne Heizung und mit kalten Wasser überschüttet. Bei Krankheiten ohne Medikamente alleine gelassen, dazu jahrelange Isolationshaft ohne Kontakt. Die Grausamkeiten sind unvorstellbar.
Und während Sahra Wagenknecht, Tucker Carlson, Roger Köppel, gewisse Links- und Rechts-Parteien von einem "Frieden mit Russland" phantasieren, ein AfD-Sprecher nach dem Tod Nawalnys ernsthaft von eine „einseitige Verurteilung Russlands" spricht, lässt Putin auch weiterhin täglich die Ukraine bombardieren. "Haben all die Putin-Versteher von rechtsextrem bis linksradikal eigentlich je Putin dazu aufgefordert, den Krieg zu beenden? Haben sie ihn je dazu aufgefordert, endlich Friedensverhandlungen zu beginnen? Haben sie ihn je dazu aufgefordert, die Massaker zu beenden? Nein.", twittert der linke Journalist Florian Klenk, mit dem ich sonst eher selten übereinstimme. Tragisch, dass manche Links-Journalisten beim Thema "Putin" einen besseren moralischen Kompass haben als vermeintliche "Konservative". 
In der Nacht zum Samstag wurde in Odessa mitten in der Nacht ein Wohnhaus zerstört, unter den Toten ein drei Jahre altes Kind und ihre Mutter, der Vater steht erschüttert vor den Ruinen des Hauses. Das ist Putins Russland und das Morden geht weiter. Putin will alles, nur keinen Frieden, alles andere sind Lügen und nochmals Lügen.
PODCAST - Markus LANZ - Alexej Nawalny
RUMBLE - kath.net - VIDEO - Seine Mutter nimmt Abschied
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