Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Klerikalismus im Bistum Passau
  2. Experte: In Liturgie öfter das "Große Glaubensbekenntnis" verwenden
  3. Evangelische bayerische Landeskirche traut Homosexuelle
  4. ‚Die Hölle gibt es wirklich – und viele sind auf dem Weg dorthin‘
  5. "Retter des Stephansdoms" sagte Nein zum Vernichtungsbefehl
  6. Vatikan geht gegen Missbrauch bei "bestellten Messen" vor
  7. Der verkleidete Menschenfreund
  8. Von der Unfähigkeit, ruhig in einem Raum zu bleiben
  9. Gott will, dass wir treu sind!“
  10. Buddhist riet Indonesierin, die „Drei Ave Maria-Novene“ zu beten – Sie wird an Ostern getauft!
  11. „Times“: Bei den Katholiken Großbritanniens läuft eine „stille Erweckung“
  12. EINMALIGE CHANCE! Große Baltikum-Reise mit kath.net - Mit Erzbischof Gänswein!
  13. Christentum im Norden Nigerias „wächst astronomisch“
  14. Wann hat Frau Esken das letzte Mal mit einem Normalbürger gesprochen?
  15. Putin lässt am Palmsonntag Kirchbesucher bombardieren - Mehr als 30 Tote in Sumy

Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. bleibt für uns ein starker Segen!

vor 9 Stunden in Interview, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Martin Lohmann im KATH.NET-Gespräch über Papst Benedikt XVI., mit dem er verbunden und vertraut war. Vor zwanzig Jahren wurde Joseph Ratzinger zum Nachfolger des Jahrhundertpapstes und Heiligen Johannes Paul II. gewählt.


Vatikan-Köln (kath.net) Am 19. April 2005 wurde Joseph Kardinal Ratzinger zum Papst gewählt und nannte sich Benedikt XVI. Heute ist Karsamstag, der kleine „Seppl“ war am Karsamstag 1927 als Joseph Aloisius Ratzinger in Marktl am Inn geboren und am selben Tag, also mit dem Blick auf die Auferstehung an Ostern, getauft worden. Über den Papst aus Bayern sprachen wir mit dem Theologen und Publizisten Martin Lohmann (68), den eine mehr als 57-jährige Vertrautheit mit dem späteren Papst verbindet. Noch vier Monate vor dessen Tod kam es zu einer einstündigen intensiven Begegnung. kath.net sprach mit dem Ratzinger-Experten, der auch dessen Theologie sehr gut kennt.

kath.net: Als am 19. April 2005 Joseph Kardinal Ratzinger zum Papst gewählt wurde, waren Sie in Rom. Es war wohl auch für Sie ein ganz besonderer Moment, als dies verkündet wurde, oder?

Martin Lohmann: Und ob. Ich kann mich da noch geradezu an jede Sekunde und jeden Gefühlsaugenblick erinnern. Immerhin kannte ich diesen außergewöhnlichen Menschen seit Mitte der 60er Jahre, und ich weiß noch, dass mich bereits die erste Begegnung mit ihm – übrigens im oberbayerischen Bad Adelholzen – regelrecht faszinierte. Als kleiner Junge von gerade einmal sieben Jahren beeindruckte mich die feine und kluge Art seiner Erscheinung, auch wenn ich das damals so noch nicht auszudrücken vermochte.

Ratzinger war der beste Freund der besten Freunde meiner Eltern. Und so trat er vor 60 Jahren in mein Leben. Wir haben uns fortan nicht mehr aus den Augen verloren.

Noch kurz vor seinem Heimgang wollte er mich noch einmal sehen. Auch diese Begegnung gehört zum inneren Reichtum meines Lebens.

kath.net: Sie hätten sich wohl nicht träumen lassen, dass dieser Mann einmal Petrusnachfolger wird.

Lohmann: Natürlich nicht. Am 19. April 2005 hatte es schon schwarzen Rauch auf dem Petersplatz gegeben, und als ich mich ein wenig hinlegen wollte, um den versäumten Schlaf der vergangenen Tage nachzuholen, riet mich ein lieber Freund an und meinte, ich müsse rasch auf den Petersplatz kommen. Da tue sich etwas.

Also zog ich wieder los – und wurde, offenbar von meinem Schutzengel direkt geführt, ganz nach vorne auf den Platz gelockt. Tatsächlich sahen wir alle dann weißen Rauch. Es gab also wieder einen Papst. So stand ich unmittelbar unter der Loggia und war gespannt, was wir nun zu hören bekommen würden.

kath.net: Es wird erzählt, Sie hätten zwei Tage zuvor auf die Frage eines Kollegen gesagt, Sie könnten sich Ratzinger vorstellen und er werde sich Benedikt XVI. nennen.


Lohmann: Nun ja, es wird ja immer viel spekuliert im Vorfeld. Richtig ist, dass ich mich bei einem Mittagessen mit Kollegen zurückhielt, bis ich ausdrücklich aufgefordert wurde, etwas zu sagen.

Und für mich schien es nur logisch, dass die – um es einmal so zu nennen – brillante theologische andere Hälfte des Pontifikats des großen Johannes Paul II. dieses Pontifikat gleichsam fortsetzen werde, wenn auch in anderer Form und Weise. Schließlich war Ratzinger die entscheidende Stütze für den Heiligen. Also sagte ich, es könne Ratzinger werden.

Und weil ich durch meine Vertrautheit mit ihm um seine Spiritualität aus dem Geist des heiligen Benedikt wusste, andererseits aber auch meinte, er habe mit seiner geistigen und analytischen Durchblickskraft eine gewisse Ähnlichkeit mit Benedikt XV., brachte ich dies zum Ausdruck.

Aber ich fügte auch hinzu, ich sei kein Prophet und könne auch nicht hellsehen. Es sei nur meine eigene Vorstellung, vielleicht auch gespeist von meinem Wunsch und meiner Verehrung für Ratzinger.

kath.net: Was ging Ihnen durch den Kopf, während Sie unter der Loggia warteten?

Lohmann: Joseph Ratzinger! Meine ungezählten Begegnungen mit ihm, die großartigen Gespräche, seine treue Begleitung, die er mir unter anderem durch mein ganzes Studium der Theologie schenkte, die Briefe, die er mir schrieb, die Bücher und Faszikel, die er mit einer Widmung versehen ungefragt zukommen ließ. Ja, und natürlich die vielen Autofahrten, bei denen ich den damaligen Münchner Kardinal als Abiturient und Student durch Bayern chauffieren konnte. Er wurde für mich zu einer kostbaren Quelle der Wahrheit und der Gottesliebe.

Neben meinen Eltern und meinem geistlichen Onkel Bischof Klaus Dick hat niemand meine Theologie und meinen Glauben, ja auch meine Sprache so sehr geprägt wie dieser begnadete Kirchenlehrer.

Kurzum: Ich stand da unter der Loggia angefüllt mit Dankbarkeit. Aber ich war auch total aufgeregt.

kath.net: Wieso das?

Lohmann: Ich wusste ja nicht, ob nun wirklich sein Name verkündet würde. Einer amerikanischen Kollegin, denn wir standen dort mit etlichen Journalisten, sagte ich noch, sie müsse aufpassen, dass ich nicht ohnmächtig würde, falls es Ratzinger sei und er sich auch noch den Namen Benedikt gegeben habe.

Zum Glück bin ich nicht umgefallen, obwohl ich dann vollständig ergriffen war, als ich „Josephum“ und „Cardinalem Ratzinger“ sowie „qui sibi nomen imposuit Benedictus“ hörte.

Als er dann über uns und über mir erschien, war ich unglaublich glücklich, ergriffen und froh - und ich wusste, dass dies ein ganz besonderer Moment in meinem Leben sei und bleibe. So ist es bis heute.

kath.net: Sie sagen, dass der Kontakt niemals abriss?

Lohmann: So ist es. Vertrauliche Gespräche, wie ich sie auch während seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongretation mit ihm hatte, etwa, wenn ich ihn zum Mittagessen eingeladen hatte, gab es bis zum Schluß seines irdischen Lebens.

Auch der Austausch über Erinnerungen seinerseits an die Zeit als Professor in meiner Heimatstadt Bonn, seinen Wohnort Bad Godesberg, über Begegnungen in Bad Adelholzen, theologische Fragen, Perspektiven für die Kirche insgesamt, die Kirche in Deutschland und nicht zuletzt über den Lebensschutz blieb lebendig und interessant. Er hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis.

Selbst Autofahrten in meines Vaters alten VW-Käfer mit ovalem Rückfenster, wo ich als kleiner Bub hinter ihm saß, hatte er noch auf dem Schirm. Von Theologie und Glaube ganz zu schweigen. Wie gesagt: Er hat mein Denken wesentlich mitgeprägt.

kath.net: Sah er das auch so?

Lohmann: Oh ja. Als ich mich einmal während eines langen Gesprächs zu zweit bei ihm entschuldigen wollte, weil ich statt „Heiliger Vater“ meistens „Vater Benedikt“ zu ihm sagte, meinte er entschieden zu mir: „Nein, nein, Sie müssen (!) mich Vater Benedikt nennen, denn schließlich habe ich Sie ja auch wie ein Vater geprägt.“

Als ich ihm bei unserer letzten irdischen Begegnung eine beeindruckende Bronzefigur des Barmherzigen Vaters, die der ihm gut bekannte Kölner Künstler Egino Weinert geschaffen hatte, als Dank überreichte, sagte ich ihm: „Vater Benedikt, dieses Geschenk ist auch ein symbolisches, denn je älter ich werde, desto deutlicher wird mir, dass ich bei jeder Begegnung mit Ihnen in den vergangenen 58 Jahren auch immer dem Barmherzigen Vater begegnet bin.“ Ich werde es – ebenso wie meine Tochter, die mich begleitete – nicht vergessen, wie sehr er daraufhin regelrecht strahlte.

kath.net: Sie selbst wählten sich als Lebensmotto einen Vers aus dem Johannes-Evangelium (8,32) aus: „Veritas Liberabit Vos - Die Wahrheit wird euch frei machen“. Es scheint so, als habe das auch etwas mit Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI. zu tun.

Lohmann: Ja. Er war beseelt von der Wahrheitsfrage und bezeugte für mich immer wieder so unendlich überzeugend, dass Jesus Christus die (!) Wahrheit ist und bleibt. Der bischöfliche Wahlspruch, der er sich nahm und aus dem dritten Johannesbrief entlieh, war ebenso inspirierend wie logisch: „Cooperatores Veritatis – Wir sind Mitarbeiter der Wahrheit.“

Und weil ich aus so vielen Gesprächen mit ihm wusste, dass er jeden Menschen ernst nahm und niemals von oben herab sprach, weil er als wirklich großer Geist dies gar nicht nötig hatte, ist auch klar, dass diese Mitarbeiterberufung zur Wahrheit nichts Exklusives ist, sondern jedem angeboten wird. Wer sich auf den Herrn einlässt, wer sich also der Wahrheit öffnet, der wird wirklich frei.

Joseph Ratzinger hat sein Leben ganz in den Dienst dieser Mitarbeiterberufung gestellt, und er wurde so frei, dass er am Ende seines irdischen und wahrlich segensreichen Lebens der personifizierten Wahrheit sagen konnte: Herr, ich liebe Dich!

kath.net: Die Deutschen, die zunächst ein wenig stolz auf ihren „deutschen“ Papst schienen, haben ja offenbar ein etwas distanziertes Verhältnis zu ihm.

Lohmann: Das ist wohl so, jedenfalls für viele oder manche. Doch es gibt auch sehr viele, die sich von manchen medialen oder innerkirchlichen Kritikastersüchten nicht irritieren lassen und wissen, dass Joseph Ratzinger ein außergewöhnlich begabter und begnadeter Theologe war und als Benedikt XVI. zum Kirchenlehrer wurde. Mir ist es letztlich egal, ob vor allem viele Deutsche als Letzte oder Vorletzte die Erkenntnis zulassen, dass Benedikt XVI. ein reicher Segen war - und bleiben wird. Er hat seinem Papstnamen alle Ehre gemacht: bene dicere bedeutet: Gutes sagen, Gutes zusagen, Gutes jemandem zusprechen. Man ist also ein Gesegneter, und man gibt diesen Segen weiter. Joseph Ratzinger, der sich vor 20 Jahren den Namen gab, war und bleibt, auch und gerade für uns, in der Tat ein Bene-dictus.

Dr. h.c. Martin Lohmann ist Theologe, Historiker und Medienethiker. Unter anderem ist er Mitglied im Neuen Schülerkreis Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. und schrieb auch Bücher über ihn. In den gesammelten Werken von Ratzinger finden sich auch einige Gespräche, die der Publizist mit ihm führte.
Archivfoto (c) Heike Lohmann


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. EINMALIGE CHANCE! Große Baltikum-Reise mit kath.net - Mit Erzbischof Gänswein!
  2. Eine große BITTE an Ihre Großzügigkeit! - FASTENSPENDE für kath.net!
  3. Klerikalismus im Bistum Passau
  4. Der verkleidete Menschenfreund
  5. „Times“: Bei den Katholiken Großbritanniens läuft eine „stille Erweckung“
  6. "Retter des Stephansdoms" sagte Nein zum Vernichtungsbefehl
  7. Christentum im Norden Nigerias „wächst astronomisch“
  8. ‚Die Hölle gibt es wirklich – und viele sind auf dem Weg dorthin‘
  9. Buddhist riet Indonesierin, die „Drei Ave Maria-Novene“ zu beten – Sie wird an Ostern getauft!
  10. Gott will, dass wir treu sind!“
  11. Vatikan geht gegen Missbrauch bei "bestellten Messen" vor
  12. Putin lässt am Palmsonntag Kirchbesucher bombardieren - Mehr als 30 Tote in Sumy
  13. Wann hat Frau Esken das letzte Mal mit einem Normalbürger gesprochen?
  14. Neuer Blitz-Auftritt des Papstes nährt Spekulation um Osterfeier
  15. Experte: In Liturgie öfter das "Große Glaubensbekenntnis" verwenden

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz