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Proteste in Serbien: Patriarch vermeidet weiter direkte Parteinahme

vor 2 Tagen in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Orthodoxes Kirchenoberhaupt lässt immer wieder Sympathie für protestierende Studierende durchblicken, belässt es aber mit Aufruf zu Dialog und Gewaltfreiheit


Belgrad (kath.net/KAP) Patriarch Porfirije, Oberhaupt der Serbisch-orthodoxen Kirche, hat es bislang vermieden, direkt in den innenpolitischen Konflikt in Serbien einzugreifen. Während der katholische Erzbischof von Belgrad, Ladislav Nemet, am Wochenende in einem offenen Brief den Einsatz der Protestierenden für Gerechtigkeit und Fairness würdigte und sie als "Zeichen der Hoffnung und des Glaubens an eine bessere Zukunft für Serbien" bezeichnete, blieb eine entsprechend deutliche Aussage Porfirijes aus. Bei einem Gottesdienst am Sonntag in Belgrad rief er einmal mehr zum Dialog und zur Gewaltfreiheit auf. Und er ließ auch indirekt durchblicken, dass er für die Anliegen der Studenten Verständnis habe. Weitere direkte politische Folgerungen benannte er aber nicht.

Am Samstagabend hatten Hunderttausende in Belgrad gegen Serbiens Präsidenten Aleksandar Vucic und sein politisches System protestiert. Vucic stellte daraufhin indirekt vorgezogene Parlamentswahlen in Aussicht. Die Großkundgebung habe seiner Ansicht nach gezeigt, dass die Bürger ihre Behörden durch Wahlen wechseln wollten. Vor einigen Wochen hatte er Neuwahlen noch ausgeschlossen. Premier Milos Vucevic hatte am 28. Jänner seinen Rücktritt eingereicht. Das Parlament hat ihn bis dato aber noch nicht bestätigt.

Anlass für die Studentenproteste ist der Einsturz des Bahnhofsvordach in Novi Sad, bei dem am 1. November des Vorjahres 15 Personen ums Leben kamen. Nachdem Studenten der Belgrader Fakultät bei einer Verkehrsblockade zur Erinnerung der Unfallopfer von Funktionären der seit 2012 regierenden Serbischen Fortschrittlichen Partei (SNS) angegriffen wurden, kam es Ende November landesweit zur Blockade aller staatlichen Universitäten. Diese hält seither an.


Bischöfe uneins über Studierendenproteste

Dass es in der Serbisch-orthodoxen Kirche keine einheitliche Position zu den Protesten gibt, stellte der "Nachrichtendienst Östliche Kirchen" (NÖK) in seiner aktuellen Ausgabe dar. Während die meisten ihrer Bischöfe schweigen, äußerten sich Einzelne unterstützend und andere kritisch.

Große Aufregung löste schon im Februar ein Text von Bischof David (Perovic) von Krusevac aus, da eine Passage als gehässige Kritik an den Studierenden verstanden wurde. Dagegen gab es vor allem in den sozialen Medien viel Kritik. Gegen den Text stellten sich auch mehrere Bischöfe, die gemeinsam einen "Aufruf zur Achtung der Studenten, verantwortungsvollem Ausdrücken und Berichten" veröffentlichten. Sie fühlten sich verpflichtet, öffentlich ihre Ablehnung und Abgrenzung von "jeglicher Rede, die einen anderen Menschen entmenschlicht", und insbesondere "junge Menschen, Studenten, als Faktor des Aufbaus der Gesellschaft geringschätzt", auszudrücken.

Bischof David stelle die Studierenden in den Kontext von "Farbrevolutionen" und stelle sie so dar, dass sie als "serbische Ustascha" wahrgenommen würden, - das sei "verletzend und inakzeptabel".

Als Bischöfe der Serbisch-orthodoxen Kirche, auf deren offizieller Website der Text von Bischof David ebenfalls veröffentlicht wurde, hätten sie nicht das Recht, dazu zu schweigen. Sie wollten "klar und unzweideutig" festhalten, dass die Kirche die Studierenden nicht für "serbische Ustascha" halte. - Ustascha war die faschistische Bewegung Kroatiens, die während des Zweiten Weltkriegs in ihrem pseudounabhängigen Staat nicht nur Juden und Roma, sondern auch Serben verfolgte und in Konzentrationslagern umbrachte.

Unterzeichnet war der Aufruf von Metropolit Grigorije (Duric) von Deutschland, der sich schon zuvor klar auf die Seite der Studierenden gestellt hatte, Metropolit Joanikije (Micevic) von Montenegro, Metropolit Justin (Stefanovic) von Zica, Metropolit Dimitrije (Radenovic) von Zahumlje-Herzegowina, Erzbischof Maksim (Vasiljevic) von Westamerika und Bischof Irinej (Dobrijevic) von Ostamerika.

Bischof David wehrte sich infolge entschieden gegen die Kritik. Mit den "serbischen Ustascha" habe er nicht die protestierenden Studenten gemeint, das zu behaupten, sei eine "abscheuliche Lüge". Er habe die Studierenden weder erwähnt noch an sie gedacht, das sei auch aus den vorangehenden Passagen klar. Die "mediale Montage und Manipulation" gehe eben von denjenigen aus, auf die sich der Ausdruck "serbische Ustascha" bezogen habe. Wem nach der Lektüre immer noch nicht klar sei, auf wen sich der Text beziehe und wovon er handle, dem könne er nicht helfen.

Priester in Konfrontation zu Bischöfen

Anders als ihr Bischof unterstützten Geistliche der Kathedrale von Krusevac die Protestierenden. Am 27. Februar traten sie vor die Kathedrale, um die Demonstrierenden zu grüßen. Zudem stellten sie Getränke und Snacks für sie auf und segneten sie. Sie hätten sich spontan und informell organisiert, erklärten sie später. In Kragujevac stellte sich ebenfalls ein Priester - Nikola Simic - auf die Seite der Studierenden. Gegen ihn wird ein kirchenrechtliches Verfahren eingeleitet, was offiziell aber nichts mit seiner Unterstützung für die Proteste zu tun haben soll. Tatsächlich bestehen zwischen ihm und Bischof Jovan (Mladenovic) von Sumadija schon seit längerem Spannungen. Auch in Nis trat ein Geistlicher auf die Straße, um die Demonstranten zu begrüßen, nachdem er die Kirchenglocken geläutet hatte.

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