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| "Derzeit weinen viele katholische Familien, Jugendliche und Priester auf allen Kontinenten"27. Juli 2021 in Aktuelles, 7 Lesermeinungen Das Motu Proprio von Franziskus ist ein Pyrrhussieg und wird einen Bumerang-Effekt haben. Es wird eine weltweite Kette von Katakomben-Messen entstehen - Interview zu Traditionis Custodes mit Weihbischof Athanasius Schneider. Von Diane Montagna. Vatikan (kath.net) Exzellenz, das neue apostolische Schreiben von Papst Franziskus, das am 16. Juli 2021 als Motu proprio herausgegeben wurde, heißt „Traditionis Custodes“ (Hüter der Tradition). Wie war Ihr erster Eindruck bei der Wahl dieses Titels? Schneider: Mein erster Eindruck war der eines Hirten, der, anstatt den Geruch seiner Schafe zu haben, zornig mit einem Stock auf sie einschlägt. Was sind Ihre allgemeinen Eindrücke vom Motu Proprio und vom Begleitbrief von Papst Franziskus an die Bischöfe der Welt, in dem er seine Gründe für die Einschränkung der traditionellen lateinischen Messe erläutert? In seinem programmatischen Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium plädiert Papst Franziskus für bestimmte Haltungen, die Offenheit fördern, “die die Annahme der Verkündigung erleichtern: Nähe, Bereitschaft zum Dialog, Geduld, herzliches Entgegenkommen, das nicht verurteilt“ (n. 165). Beim Lesen des neuen Motu Proprio und des Begleitbriefes hat man jedoch den gegenteiligen Eindruck, nämlich, dass das Dokument insgesamt eine pastorale Intoleranz und sogar geistliche Starrheit aufweist. Das Motu Proprio und das begleitende Schreiben vermitteln einen verurteilenden und ablehnenden Geist. In dem Dokument zur menschlichen Brüderlichkeit (unterzeichnet in Abu Dhabi am 4. Februar 2019) begrüßt Papst Franziskus die „Vielfalt der Religionen“, während er in seinem neuen Motu Proprio die Vielfalt der liturgischen Formen des römischen Ritus entschieden ablehnt. Welch ein eklatanter Widerspruch in der Haltung dieses Motu Proprio im Vergleich zum Leitprinzip des Pontifikats von Papst Franziskus, der da ist: Inklusivität und eine bevorzugte Liebe für Minderheiten und diejenigen, die im Leben der Kirche am Rande stehen. Und was für eine erstaunlich engstirnige Haltung entdeckt man im Motu Proprio im Gegensatz zu den eigenen Worten von Papst Franziskus: „Wir wissen, dass wir auf verschiedene Weise versucht sind, die Logik des Privilegs anzunehmen, die uns trennt, die ausschließt, während wir uns trennen, die die Träume und das Leben so vieler unserer Brüder und Schwestern vernichtet“ (Predigt bei der Vesper, 31. Dezember 2016). Die neuen Normen des Motu Proprio wertet die tausendjährige Form der lex orandi der römischen Kirche ab und vernichtet gleichzeitig „die Träume und das Leben so vieler“ katholischer Familien, insbesondere junger Menschen und junger Priester, deren geistliches Leben und deren Liebe zu Christus und der Kirche durch die traditionelle Form der Heiligen Messe gewachsen sind und die aus dieser liturgischen Form geistlichen Nutzen gewonnen haben. Das Motu Proprio stellt den Grundsatz einer seltenen liturgischen Exklusivität auf, indem es feststellt, dass die reformierten liturgischen Bücher der einzige Ausdruck der lex orandi des römischen Ritus sind (Art. 1). Welch ein Gegensatz ist diese Position auch zu den folgenden Worten von Papst Franziskus: „Es ist wahr, dass der Heilige Geist in der Kirche verschiedene Charismen hervorbringt, die auf den ersten Blick Unordnung zu schaffen scheinen. Unter seiner Führung stellen sie jedoch einen immensen Reichtum dar, denn der Heilige Geist ist der Geist der Einheit, der nicht gleichbedeutend ist mit Uniformität“ (Predigt von Papst Franziskus in der Katholischen Kathedrale des Heiligen Geistes, Istanbul, Samstag, 29, 2014). Was sind Ihre größten Bedenken bezüglich des neuen Dokuments? Schneider: Als Bischof bin ich vor allen Dingen darüber besorgt, dass das Motu Proprio, anstatt eine größere Einheit durch das Koexistenz verschiedener authentischer liturgischer Formen in der Kirche zu fördern, eine Zweiklassengesellschaft in der Kirche schafft, d.h. Katholiken erster Klasse und Katholiken zweiter Klasse. Zu den Privilegierten erster Klasse zählen diejenigen, die an der reformierten Liturgie, dem Novus Ordo, festhalten, und zu den Katholiken zweiter Klasse, die jetzt kaum noch geduldet werden, zählen eine Vielzahl katholischer Familien, Kinder, Jugendlicher und Priester, die in in den letzten Jahrzehnten in der traditionellen Liturgie aufgewachsen und mit großem geistlichen Nutzen die Wirklichkeit und das Geheimnis der Kirche erfahren haben, und zwar dank dieser liturgischen Form, die frühere Generationen als heilig betrachteten und die im Laufe der Geschichte so viele Heilige und herausragende Katholiken geformt hat. Das Motu Proprio und das Begleitschreiben begehen ein Unrecht gegen alle Katholiken, die an der traditionellen liturgischen Form festhalten, indem sie ihnen vorwerfen, spaltend zu sein und das Zweite Vatikanische Konzil abzulehnen. Tatsächlich hält sich ein beträchtlicher Teil dieser Katholiken weit von Lehrdiskussionen über das Zweite Vatikanische Konzil, den neuen Messordo (Novus Ordo Missae) und anderen kirchenpolitischen Problemen heraus. Sie wollen Gott einfach in der liturgischen Form anbeten, durch die Gott ihre Herzen und ihr Leben berührt und verändert hat. Das im Motu Proprio und Begleitschreiben angeführte Argument, dass die traditionelle liturgische Form Spaltung schafft und die Einheit der Kirche bedroht, wird durch die Tatsachen widerlegt. Darüber hinaus würde der abfällige Ton, der in diesen Dokumenten gegenüber der traditionellen liturgischen Form angeschlagen wird, jeden unparteiischen Beobachter zu dem Schluss verleiten, dass solche Argumente nur ein Vorwand und ein Trick sind und dass hier etwas anderes im Spiel ist. Wie überzeugend finden Sie den Vergleich von Papst Franziskus (in seinem Begleitbrief an die Bischöfe) zwischen seinen neuen Maßnahmen und denen, die der hl. Pius V. 1570 verabschiedete? Schneider: Die Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils und der sogenannten „Konzilskirche“ war geprägt von einer Offenheit für eine Vielfalt und für Inklusivität gegenüber der Spiritualität und lokalen liturgischen Ausdrucksformen sowie von der Ablehnung des Prinzips der Gleichförmigkeit in der liturgischen Praxis der Kirche. Im Laufe der Geschichte war die wahre pastorale Haltung eine der Toleranz und des Respekts gegenüber einer Vielfalt liturgischer Formen, sofern sie die Integrität des katholischen Glaubens, die Würde und Heiligkeit der rituellen Formen zum Ausdruck bringen und wahre geistliche Früchte im Leben der Gläubigen tragen. In der Vergangenheit hat die römische Kirche die Vielfalt der Ausdrücke in ihrer lex orandi anerkannt. In der apostolischen Konstitution Quo Primum (1570), die die tridentinische Liturgie promulgierte, anerkannte Papst Pius V. alle mehr als zweihundert Jahre alten liturgischen Ausdrucksformen der römischen Kirche als gleichermaßen würdige und legitime Ausdrucksformen der lex orandi der römischen Kirche. In dieser Bulle hat Papst Pius V. erklärt, dass er in keiner Weise andere legitime liturgische Ausdrücke innerhalb der römischen Kirche aufhebt. Die bis zur Reform Pauls VI. gültige liturgische Form der römischen Kirche entstand nicht mit Pius V., sondern war auch Jahrhunderte vor dem Konzil von Trient im Wesentlichen unverändert. Die erste gedruckte Ausgabe des Missale Romanum stammt aus dem Jahr 1470, also hundert Jahre vor dem von Pius V. herausgegebenen Messbuch. Die Messordnung beider Messbücher ist nahezu identisch; der Unterschied liegt eher in sekundären Elementen wie dem Kalender, der Anzahl der Präfationen und in genaueren Rubriknormen. Das neue Motu Proprio von Papst Franziskus ist auch zutiefst besorgniserregend, da es eine diskriminierende Haltung gegenüber einer fast tausend Jahre alten liturgischen Form der katholischen Kirche manifestiert. Die Kirche hat nie das verworfen, was über viele Jahrhunderte Heiligkeit, Lehrpräzision und spirituellen Reichtum zum Ausdruck gebracht hat und von vielen Päpsten, großen Theologen (z. B. dem hl. Thomas von Aquin) und zahlreichen Heiligen gepriesen wurde. Die Völker West- und teilweise Osteuropas, Nord- und Südeuropas, Amerikas, Afrikas und Asiens wurden durch den traditionellen römischen Ritus evangelisiert und lehrmäßig und geistlich geformt, und diese Völker fanden in diesem Ritus ihre geistlichen und liturgisches Heimat. Papst Johannes Paul II. gab ein Beispiel für eine aufrichtige Wertschätzung der traditionellen Form der Messe, als er sagte: „Im römischen Messbuch, genannt ‚von St. Pius V.‘, wie in verschiedenen östlichen Liturgien, gibt es schöne Gebete, mit denen der Priester tiefste Demut und Ehrfurcht vor den heiligen Geheimnissen ausdrückt: Sie offenbaren das eigentliche Wesen jeder Liturgie.“ (Botschaft an die Teilnehmer der Vollversammlung der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, 21. September 2001) . Es würde dem wahren Geist der Kirche aller Zeiten widersprechen, diese liturgische Form jetzt zu verachten, sie als „spaltend“ und als etwas Gefährliches für die Einheit der Kirche zu bezeichnen und Normen zu erlassen, die diese Form mit der Zeit verschwinden lassen sollen. Die im Motu Proprio von Papst Franziskus verankerten Normen versuchen, die traditionelle Liturgie, die an sich heilig ist und die geistliche Heimat dieser Katholiken darstellt, unbarmherzig aus den Seelen und dem Leben so vieler Katholiken herauszureißen. Mit diesem Motu Proprio werden Katholiken, die heute durch die traditionelle Liturgie der Heiligen Mutter Kirche geistlich genährt und geformt wurden, die Kirche nicht mehr als Mutter, sondern als „Stiefmutter“ erfahren, im Einklang mit der Beschreibung von Papst Franziskus: „Eine Mutter, die kritisiert, die schlecht über ihre Kinder spricht, ist keine Mutter! Ich glaube, Ihr sagt „Stiefmutter“ auf Italienisch ... Sie ist keine Mutter.“ (Ansprache an die Gottgeweihten der Diözese Rom, 16. Mai 2015) Der apostolische Brief von Papst Franziskus wurde am Fest Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel, der Schutzpatronin der Karmeliten (wie der hl. Therese von Lisieux), die besonders für die Priester beten, herausgegeben. Was würden Sie angesichts der neuen Maßnahmen den Diözesanseminaristen und jungen Priestern sagen, die gehofft hatten, die traditionelle lateinische Messe zu feiern? Schneider: Kardinal Joseph Ratzinger sprach über die Grenzen der Befugnisse des Papstes in Bezug auf die Liturgie mit dieser aufschlussreichen Erklärung: „Der Papst ist nicht ein absoluter Monarch, dessen Wille Gesetz ist, sondern er ist der Hüter der authentischen Tradition und damit der erste Garant des Gehorsams. Er kann nicht machen, was er will und kann daher auch jenen entgegentreten, die ihrerseits machen wollen, was ihnen im Sinn steht. Sein Gesetz ist nicht die Beliebigkeit, sondern der Glaubensgehorsam. Daher hat er der Liturgie gegenüber die Funktion des Gärtners, nicht des Technikers, der neue Maschinen baut und alte zum Gerümpel wirft. Der „Ritus“, die im Glauben und Leben der Kirche gereifte Gestalt des Betens und Feierns, ist kondensierte Gestalt der lebendigen Überlieferung, in der ein Ritenraum das Ganze seines Glaubens und Betens ausdrückt und so zugleich die Gemeinschaft der Generationen erlebbar wird, die Gemeinschaft mit den Betern vor uns und nach uns. So ist der Ritus eine Vor-Gabe an die Kirche, lebendige Gestalt von Paradosis“ (Vorwort zu „Die organische Entwicklung der Liturgie. Die Prinzipien der liturgischen Reform und ihre Beziehung zur liturgischen Bewegung des 20. Jahrhunderts vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil“ von Dom Alcuin Reid, San Francisco 2004). Die traditionelle Messe ist ein Schatz, der der gesamten Kirche gehört, da sie seit mindestens tausend Jahren von Priestern und Heiligen gefeiert, hochgeschätzt und geliebt wurde. Tatsächlich war die traditionelle Form der Messe vor der Veröffentlichung des Messbuches von Papst Pius V. im Jahr 1570 jahrhundertelang nahezu identisch. Ein fast tausend Jahre alter gültiger und hochgeschätzter liturgischer Schatz ist nicht das Privateigentum eines Papstes, über das er frei verfügen kann. Daher müssen Seminaristen und junge Priester um das Recht bitten, diesen gemeinsamen Schatz der Kirche zu nutzen, und sollte ihnen dieses Recht verweigert werden, können sie es dennoch, vielleicht im Geheimen, nutzen. Dies wäre kein Akt des Ungehorsams, sondern des Gehorsams gegenüber der Heiligen Mutter Kirche, die uns diesen liturgischen Schatz geschenkt hat. Die entschiedene Ablehnung einer fast tausend Jahre alten liturgischen Form durch Papst Franziskus stellt in der Tat ein kurzlebiges Phänomen im Vergleich zum beständigen Geist und der Praxis der Kirche dar. Exzellenz, wie war Ihr bisheriger Eindruck von der Umsetzung von „Traditionis Custodes“? Schneider: Innerhalb weniger Tage haben Diözesanbischöfe und sogar eine ganze Bischofskonferenz damit begonnen, jede Feier der traditionellen Form der Heiligen Messe systematisch zu unterdrücken. Diese neuen „Liturgie-Inquisitoren“ haben einen ähnlich starren Klerikalismus gezeigt, der von Papst Franziskus beschrieben und beklagt wurde, als er sagte: „Es gibt diesen Geist des Klerikalismus in der Kirche, den man spürt: die Kleriker fühlen sich überlegen, die Kleriker wenden sich vom Volk ab, die Kleriker sagen immer: ‚Das wird so gemacht wie‘ dies, so, so, sonst musst du weggehen!'“ (Tägliche Meditation in der Heiligen Messe vom 13. Dezember 2016). Das anti-traditionelle Motu Proprio von Papst Franziskus weist einige Ähnlichkeiten mit den verhängnisvollen und äußerst starren liturgischen Entscheidungen auf, die die Russisch-Orthodoxe Kirche unter Patriarch Nikon von Moskau zwischen 1652 und 1666 getroffen hatte. Dies führte schließlich zu einem dauerhaften Schisma, das als das Schisma der „Altritualisten“ bekannt ist (auf Russisch: staroobryadtsy), das die liturgischen und rituellen Praktiken der russischen Kirche wie sie vor den Reformen des Patriarchen Nikon waren, beibehielt. Da sie sich der Anpassung der russischen Frömmigkeit an die zeitgenössischen Formen des griechisch-orthodoxen Gottesdienstes widersetzten, wurden diese Altritualisten zusammen mit ihrem Ritus in einer Synode von 1666-67 anathematisiert, was ein Schisma zwischen den Altritualisten und denen hervorrief, die der Staatskirche in ihrer Verurteilung des Alten Ritus folgten. Heute bedauert die Russisch-Orthodoxe Kirche die drastischen Entscheidungen des Patriarchen Nikon, denn wenn die von ihm eingeführten Normen wirklich pastoral gewesen wären und die Anwendung des alten Ritus erlaubt hätten, hätte es kein jahrhundertelanges Schisma mit vielen unnötigen und grausamen Leiden gegeben. In unseren Tagen erleben wir immer mehr Feiern der Heiligen Messe, die zu einer Plattform für die Förderung des sündhaften Lebensstils der Homosexualität geworden sind – die sogenannten „LGBT-Messen“, ein Ausdruck, der an sich schon eine Blasphemie ist. Solche Messen werden vom Heiligen Stuhl und vielen Bischöfen geduldet. Dringend nötig ist ein Motu Proprio mit strengen Normen, die die Praxis solcher „LGBT-Messen“ unterbinden, denn sie sind eine Verhöhnung der göttlichen Majestät, ein Ärgernis für die Gläubigen (die Kleinen) und eine Ungerechtigkeit gegenüber sexuell aktiven Homosexuellen, die durch solche Feiern in ihren Sünden bestätigt werden und dadurch ihr ewiges Heil gefährden. Und doch haben eine Reihe von Bischöfen, insbesondere in den Vereinigten Staaten, aber auch anderswo, wie beispielsweise in Frankreich, die Gläubigen ihrer Diözesen unterstützt, die der traditionellen lateinischen Messe verbunden sind. Was würden Sie sagen, um diese Ihre Mitbrüder zu ermutigen? Und welche Haltung sollten die Gläubigen gegenüber ihren Bischöfen haben, von denen viele von dem Dokument überrascht waren? Schneider: Diese Bischöfe haben eine echte apostolische und seelsorgliche Haltung gezeigt, da sie „Hirten mit dem Geruch der Schafe“ sind. Ich möchte diese und viele andere Bischöfe ermutigen, mit dieser edlen seelsorglichen Haltung fortzufahren. Möge sie sich weder vom Lob der Menschen noch von der Furcht der Menschen bewegen lassen, sondern nur von der größeren Herrlichkeit Gottes, dem größeren geistlichen Nutzen der Seelen und ihrem ewigen Heil. Die Gläubigen ihrerseits sollten diesen Bischöfen Dankbarkeit und kindlichen Respekt und Liebe entgegenbringen. Welche Wirkung wird das Motu Proprio Ihrer Meinung nach haben? Schneider: Das neue Motu Proprio von Papst Franziskus ist letztlich ein Pyrrhussieg und wird einen Bumerang-Effekt haben. Die vielen katholischen Familien und die immer größer werdende Zahl junger Menschen und Priester – insbesondere junger Priester –, die die traditionelle Messe besuchen, werden es nicht zulassen, dass ihr Gewissen durch einen so drastischen Verwaltungsakt verletzt wird. Diesen Gläubigen und Priestern zu sagen, dass sie sich einfach an diese Normen halten müssen, wird bei ihnen letztendlich nicht funktionieren, weil sie verstehen, dass eine Gehorsamsaufforderung ihre Kraft verliert, wenn damit die Auslöschung der traditionelle Form der Liturgie, den großen liturgischen Schatz der die römische Kirche, bezweckt wird. Es wird mit der Zeit sicherlich eine weltweite Kette von Katakomben-Massen entstehen, wie es in Not- und Verfolgungszeiten geschieht. Wir könnten tatsächlich Zeugen einer Ära heimlicher traditioneller Messen werden, ähnlich der, die Aloysius O’Kelly in seinem Gemälde „Messe in Connemara (Irland) während der Penal Times“ so beeindruckend dargestellt hat. Oder vielleicht werden wir eine Zeit erleben, die jener ähnelt, die der heilige Basilius der Große beschriebenen hat, als traditionelle Katholiken im vierten Jahrhundert vom liberalen arianischen Episkopat verfolgt wurden. Basilius schrieb: „Die Münder der wahren Gläubigen sind stumm, während jede lästerliche Zunge freigelassen ist; heilige Dinge werden mit Füßen getreten; die besseren Gläubigen meiden die Kirchen als Schulen der Gottlosigkeit. Mit Seufzern und Tränen erheben sie an einsamen Orten ihre Hände zu ihrem Herrn im Himmel. Auch Ihr müsst gehört haben, was in den meisten unserer Städte vor sich geht, wie unsere Leute mit Frauen und Kindern und sogar unsere alten Männer vor die Stadtmauern strömen und ihre Gebete unter freiem Himmel verrichten, inmitten aller Unannehmlichkeiten des Wetters, mit großer Geduld, auf die Hilfe des Herrn wartend“ (Brief 92). Die bewundernswerte, harmonische und ziemlich spontane Verbreitung und das kontinuierliche Wachstum der traditionellen Form der Messe in fast jedem Land der Welt, sogar in entlegensten Orten, ist zweifellos das Werk des Heiligen Geistes und ein wahres Zeichen unserer Zeit. Diese Form der liturgischen Feier trägt gerade im Leben der Jugendlichen und der Konvertiten zur katholischen Kirche wahre geistliche Früchte, da viele von ihnen gerade durch die Strahlkraft dieses Schatzes der Kirche zum katholischen Glauben angezogen wurden. Papst Franziskus und die anderen Bischöfe, die sein Motu Proprio ausführen werden, sollten ernsthaft über den weisen Rat Gamaliels nachdenken und sich fragen, ob sie tatsächlich nicht gegen ein Werk Gottes kämpfen: „Darum rate ich euch jetzt: Lasst von diesen Männern ab und gebt sie frei; denn wenn dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen stammt, wird es zerstört werden; stammt es aber von Gott, so könnt ihr sie nicht vernichten; sonst werdet ihr noch als Kämpfer gegen Gott dastehen“ (Apg. 5, 38-39). Möge Papst Franziskus im Licht der Ewigkeit seine drastische und tragische Tat überdenken und dieses neue Motu Proprio mutig und demütig zurücknehmen und sich an seine eigenen Worte erinnern: „In Wahrheit zeigt die Kirche ihre Treue zum Heiligen Geist insofern, als sie es nicht versucht, ihn zu kontrollieren oder zu zähmen.“ (Predigt in der Katholischen Heilig-Geist-Kathedrale, Istanbul, Samstag, 29. November 2014) Derzeit weinen viele katholische Familien, Jugendliche und Priester auf allen Kontinenten, denn der Papst – ihr geistlicher Vater – beraubt sie der geistlichen Nahrung der traditionellen Messe, die ihren Glauben und ihre Liebe zu Gott, zur Heiligen Mutter Kirche und zum Apostolischen Stuhl so sehr gestärkt hat. Einstweilen mögen sie „hingehen unter Tränen und den Samen zur Aussaat tragen. Sie werden aber wiederkommen mit Jubel und ihre Garben einbringen“ (Ps. 126, 6). Diese Familien, Jugendlichen und Priester könnten an Papst Franziskus diese oder ähnliche Worte richten: „Heiliger Vater, geben Sie uns diesen großen liturgischen Schatz der Kirche zurück. Behandeln Sie uns nicht als Ihre Kinder zweiter Klasse. Verletzt unser Gewissen nicht, indem Sie uns in eine einzige und ausschließlich liturgische Form zwingen, obwohl Sie der ganzen Welt immer die Notwendigkeit der Vielfalt, der pastoralen Begleitung und der Achtung vor dem Gewissen verkündet haben. Hören Sie nicht auf die Vertreter eines rigiden Klerikalismus, die Ihnen geraten hat, eine so unbarmherzige Handlung durchzuführen. Seien Sie ein wahrer Familienvater, der „aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt“ (Mt 13,52). Wenn Sie auf unsere Stimme hören, werden wir am Tag Ihres Gerichts vor Gott Ihre besten Fürsprecher sein.“
Im englischen Original erschienen in: „The Remnant“, 23. Juli 2021 Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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