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| Reisen nach dem Vorbild von Heiligen11. August 2023 in Aktuelles, 3 Lesermeinungen Eine ganz besondere Reise unternahm Carlo Acutis. Er reiste durchs Internet, um die eucharistischen Wunder bekannt zu machen - BeneDicta am Freitag von Dorothea Schmidt Regensburg (kath.net) Wenn Heilige sich auf Reisen begaben, dann mit dem Ziel, Menschen zur Umkehr zu bewegen. Heute reisen wir meist um des Genusses, des Abenteuers und der Gemeinschaft willen. Oder sogar — und das wohl unbewusst —, um uns weiter zu stressen: Hier noch die Kirche besichtigen, dort die Dörfchen und Städte abklappern, keinen Berg auslassen, Schnorcheltouren buchen, schnell noch das Outlet oder die Shopping-Mal mitnehmen — natürlich auch lecker essen —, vor allem aber: action. Sicher, tagelang am Strand liegen geht auch, macht aber faul. Man fragt sich: Ist Reisen gesund? Schon Teresa von Avila kostete das Reisen von Kloster zu Kloster einige Nerven, als sie wegen Unwetters und von Wasser überfluteten Straßen und im Sturm den Weg zu Fuß fortsetzen musste —mit panischen Schwestern als Reisebegleitung —, in eine Böschung rutschte und unfreiwillig im Schlamm badete. Sie beklagte sich beim Herrn, der ihr antwortete, er behandle so seine Freunde, worauf sie konterte: „Darum hast du auch so wenige.“ Da hatte sie wohl Recht. Die Herde Jesu ist klein, denn Jesu Botschaft und sein Handeln sind manchmal schwer verdaulich. Man denke nur an Gottes Rettung der Israeliten aus der Sklaverei und seinem Versprechen, sie ins Land der Verheißung zu führen; die Ältesten haben dieses Land nie gesehen, sondern durften jahrelang durch die schweißtreibende, karge Wüstenlandschaft ziehen. Aber: Der Herr ist immer mit Ihnen gewesen. Er nimmt nicht jedes Leiden weg oder verkürzt es, trägt uns aber durch schwere Zeiten hinweg. Und wir dürfen Ihn loben und preisen, denn er will uns nur vorbereiten auf das Himmelreich! Anders als bei Teresa von Avila kann er uns heute weniger mit gebrochener Räder Kutschenrädern herausfordern — wir reisen heut mit wettertauglichen Autos und kutschieren nur zum Vergnügen bei sonnigem Wetter — dafür haben wir Zugausfälle, Verspätungen oder Staus zu ertragen. Oder unser Gepäck kommt am Zielort nie oder Tage später an. Das ist Stress. Das scheint dennoch angenehmer als es mit Bären aufnehmen zu müssen, wie der heilige Korbinian es tun musste. Der Bär attackierte den Bischof, der sich gerade auf Pilgerfahrt nach Rom befand. Ihm gelang es auch, den Bären zu zähmen. Als Strafe für dessen Attacke band er ihm sein Gepäck um. Ob man darin die liebende Hand der Vorsehung Gottes erkennen soll? Eine groteske Vorstellung. Schöner ist der Gedanke an die heilige Ursula, die einer Legende zufolge 11000 Jungfrauen als Bodyguards an die Seite gestellt bekam. Das erinnert ein wenig an Don Bosco, den eines Tages ein großer unbekannter Hund täglich Heim begleitete und einmal aus der Hand von Räubern rettete. Heute „begleitet“ einen eher ein lautstark plaudernder Damenkegelclub oder eine pfiffige Renterwandergruppe. Das ist nicht immer entspannend. Und wir wollen doch reisen, um uns zu erholen oder — als Christen — unser geistliches Leben wieder in Schwung bringen, widrige Situationen Gott lobend annehmen zu lernen, das Leben wieder nach Gott und seinem Willen auszurichten und körperlich wie geistig so richtig volltanken — was im Grunde nichts anderes ist als eine Bekehrung, denn der Geist wirkt nicht wider die Natur. Die Crux: Bekehrung genießt keinen guten Ruf. Nicht einmal auf einer allseits bekannten Jugendwallfahrt, dem Weltjugendtag, der letzte Woche in Lissabon stattgefunden hat. Vor einigen Wochen sagte der Weltjugendtags-Organisator und Kardinal Américo Aguiar, es solle beim Weltjugendtag nicht primär um Bekehrung gehen, sondern vor allem darum, „einander als Brüder und Schwestern kennenzulernen und zu respektieren", von Vielfalt war die Rede. Aguiar sorgte damit für einigen Aufruhr, sprach vielen Jugendlichen aber aus der Seele. In Interviews sagten junge Menschen, sie freuten sich auf das Land, auf Menschen, darauf, neue Kontakte zu knüpfen. Das ist sicher schön und bereichernd, und Gemeinschaft kann Freude machen, sogar Euphorie hervorbringen und gehört dazu, sollte aber nicht Ziel Nummer 1 einer eigentlich geistlich gedachten Fahrt sein. Heilige haben auch Kontakte geknüpft, aber das war nicht ihr Ziel. Genauso wenig sollte oberstes Ziel sein, „in diesen Zeiten von Kriegen, wachsenden globalen Ungerechtigkeiten und der sich verschärfenden Klimakrise“ die Vorschläge und Anliegen junger Menschen „an Politik und Kirche ernst nehmen“, wie es Stefan Ottersbach, Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), formulierte. In der Sehnsucht nach Gemeinschaft könnte man vielleicht noch eine Corona-Folge vermuten, hatten besonders junge Menschen enorm daran gelitten, Gleichaltrige nicht treffen zu dürfen. Aber der Fokus auf Klima und Politik verfehlt das Thema komplett, ist das Leitwort des Weltjugendtages doch „Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg“. Hinzukommt: Wie bitte kann es Christen, vor allem einem Geistlichen, nicht um Bekehrung gehen? Ist das nicht DIE Aufgabe eines Christen, sich Gott jeden Tag neu zu nähern, umzukehren zu Ihm? Und gilt das nicht in besonderer Weise gerade für Hirten, die die Gläubigen zum Heil führen sollen? Immerhin sprach Aguiar auch von Gotteserfahrung und dem lebendigen Christus. Bleibt die Frage, warum heuer deutlich weniger junge Pilger erwartet werden als die Jahre zuvor, nämlich 0,5 bis 1,5 Millionen. Auf den Philippinen 1995 waren es noch über vier Millionen, in Rio de Janeiro 2013 mehr als 3 Millionen, in Rom haben im Jahr 2000 gute zwei Millionen teilgenommen und 2016 in Krakau etwa 2,5 Millionen. Ist das Ziel „neue Menschen kennenlernen und Vielfalt leben“ vielleicht doch nicht so attraktiv, wie gemeinhin geglaubt wird? Oder ist es doch eine Coronafolge? War das Zurückziehen der Kirche ein Zeichen und sogar ein Katalysator für die seit Jahrzehnten schwelende Glaubenskrise? Verglichen mit dem mit Gottvertrauen gefüllte Hingabe einer Mutter Teresa oder eines Don Bosco, die selbst hoch ansteckende Kranke pflegten, scheint der Christ von heute sich auf ängstliches, verstandesbasiertes Denken zu stützen, das sich nicht nach Gottes Kategorien ausrichtet, sondern nach menschlichen. Sicher, Corona hat Umfragen zufolge viele gläubige Menschen auch zurückgeführt zu Gott. Anders sieht das bei kaum in der Kirche Verwurzelten und Kirchenfernen aus. Und sind Jugendliche nicht auch oft noch Suchende? Die Kirche sollte jede Anstrengung unternehmen, dass gerade junge Menschen Gott kennenlernen. Ein Weltjugendtag sollte ein Fest des Glaubens von Geschwistern im eucharistischen Herrn sein. Dann wird eine solche Reise zugleich eine Reise zu innerem Frieden, zu einer Ruhe, die Leib und Seele zutiefst erquickt; eine Reise zu Christus. Apropos: Eine ganz besondere Reise unternahm Carlo Acutis. Er reiste durchs Internet, um die eucharistischen Wunder bekannt zu machen — im Gegensatz zu vielen anderen Jugendlichen, die durchs Netz fetzen, um zu spielen, zu chatten oder im schlimmsten Fall auf pornographischen Seiten zu landen und innerlich auszuhungern. Dann doch lieber zahme Bären oder Schlamm. Es geht schließlich um die Ewigkeit. Lassen wir dazu einmal Bernhard von Clairvaux sprechen: „Du musst nicht über die Meere reisen, musst keine Wolken durchstoßen und nicht die Alpen überqueren. Der Weg, der Dir gezeigt wird, ist nicht weit. Du musst Deinem Gott nur bis zu Dir selbst entgegengehen.“ Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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