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Hl. Bruno. Stat Crux dum volvitur orbis: der ruhende Pol inmitten der Veränderungen und Umwälzungen

6. Oktober 2023 in Aktuelles, 3 Lesermeinungen
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Benedikt XVI. – Licht des Glaubens: die tiefe Verbindung zwischen Petrus und Bruno. ‚Captus ab Uno’: ‚ergriffen von dem Einen‘, von Gott, ‚Unus potens per omnia‘. Eine ‚Pause’? Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Kennt die Kirche „Pausen“? Die Antwort dürfte klar sein: nein. Der mystische Leib Christi - er kann verletzt oder lästerlich geschändet werden. Doch er tritt nicht und nie „in Pause“ als befinde er sich auf einem Schulhof, wenn die Kinder oder Jugendlichen sich vom Unterricht erholen und der Lehrer aufpasst, dass sie nicht wild durch die Gegend rennen (das kann ja sehr gefährlich sein) oder sich mal eine Zigarette oder einen Joint reinziehen.

Eine „Pause“ der Kirche - sie beschreibt der Apostel Johannes in der Apokalypse, wenn die eine und einzige Wahrheit wirkt und den Kampf gegen die Schlange anführt und sie besiegt: „Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie hielten nicht stand und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen. Da hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen: Jetzt ist er da, der rettende Sieg, / die Macht und die Königsherrschaft unseres Gottes / und die Vollmacht seines Gesalbten; denn gestürzt wurde der Ankläger unserer Brüder, / der sie bei Tag und bei Nacht / vor unserem Gott verklagte. Sie haben ihn besiegt durch das Blut des Lammes / und durch ihr Wort und ihr Zeugnis. Sie hielten ihr Leben nicht fest, / bis hinein in den Tod“ (Offb 12,7-11).

6. Oktober, Gedenktag das heiligen Bruno. „Die Einsamkeit - sie ist der Weg, der zum Leben führt. Hier tauscht man Himmlisches für Irdisches ein und Ewiges für Vergängliches“, so der Heilige. Diese Einsamkeit gerade im feindlichen Land - sie wird der Ort der Hoffnung. Wenige vermögen es, sich dieser Einsamkeit zu stellen und jenen von Bruno gleichsam angemahnten Tausch zu vollziehen. Dominus Christus - er ist der eine Herr seiner Kirche, dessen Wort allein alles Schweigen bricht. Die Geschichte dieses Wortes heißt „traditio“, die Tradition als der Grund der „Ecclesia Dei“, der Vermittlung der einen und nicht debattierbaren Wahrheit: „Introíbo ad altáre Dei. Ad Deum, qui lætíficat iuventútem meam“ - „Zum Altare Gottes will ich treten. Zu Gott, der mich erfreut von Jugend auf“.

Bruno wurde um 1030 in Köln als Sohn einer Adelsfamilie geboren. Er schloss sein Studium an der bischöflichen Schule in Reims ab, wohin er nach seiner Priesterweihe als Theologielehrer zurückkehrte. Da er ein Leben in der Einsamkeit anstrebte, zog er sich zunächst nach Sèche Fontaine in der Nähe des Klosters Molesme zurück, dann in die Gegend von Grenoble, in das Tal der Chartreuse, wo der Kartäuserorden seinen Anfang nahm. Von Papst Urban II. nach Rom berufen, half Bruno der Kirche in schwierigen Zeiten. Im Jahr 1101 kehrte er in Torre, Kalabrien, in das Haus des Vaters zurück, um den Lohn für seine Tugenden und Mühen zu empfangen.

Am 9 .Oktober 2011 besuchte Benedikt XVI. das Kartäuserkloster in Serra San Bruno (Kalabrien). Bei der Vesperfeier hielt er eine prophetische Predigt.

„Das Kreuz Christi ist der ruhende Pol inmitten der Veränderungen und Umwälzungen der Welt. Das Leben in einer Kartause teilt die Beständigkeit des Kreuzes, welche die Beständigkeit Gottes, seiner treuen Liebe ist. Wenn ihr wie die Reben mit dem Weinstock fest mit Christus verbunden bleibt, seid auch ihr, Kartäuserbrüder, mit seinem Heilsmysterium verbunden wie die Jungfrau Maria, die in derselben Hingabe der Liebe mit dem Sohn vereint beim Kreuz stand.“


Benedikt XVI., Predigt bei der Vesper in der Kirche des Kartäuserklosters in Serra San Bruno, 9. Oktober 2011

Verehrte Mitbrüder im Bischofsamt, liebe Kartäuserbrüder, Brüder und Schwestern!

Ich danke dem Herrn, daß er mich an diesen Ort des Glaubens und des Gebets, in die Kartause von Serra San Bruno, geführt hat. Während ich meinen anerkennenden Gruß an Msgr. Vincenzo Bertolone, Erzbischof von Catanzaro-Squillace, erneuere, wende ich mich mit großer Zuneigung an diese Kartäuserkommunität, an jeden einzelnen ihrer Mitglieder, angefangen beim Prior P. Jacques Dupont, dem ich von Herzen für seine Worte danke, während ich ihn darum bitte, dem Generalminister und den Nonnen des Ordens mein dankbares Gedenken und meinen Segen zukommen zu lassen.

Es liegt mir zuallererst daran hervorzuheben, daß dieser mein Besuch in Kontinuität mit manchen Zeichen einer starken Verbundenheit zwischen dem Apostolischen Stuhl und dem Kartäuserorden steht, die im Laufe des vergangenen Jahrhunderts zutage getreten sind. Im Jahr 1924 erließ Papst Pius XI. eine Apostolische Konstitution, mit der er die gemäß dem Codex des kanonischen Rechtes überarbeiteten Satzungen des Ordens approbierte. Im Mai 1984 richtete der sel. Johannes Paul II. anläßlich des 900-Jahrjubiläums der Gründung der ersten Kommunität in La Chartreuse bei Grenoble durch den hl. Bruno ein besonderes Schreiben an den Generalminister. Am 5. Oktober desselben Jahres kam mein geliebter Vorgänger hierher, und die Erinnerung an seinen Aufenthalt in diesen Mauern ist noch immer lebendig. Im Gefolge dieser vergangenen, aber noch immer gegenwärtigen Ereignisse komme ich heute zu euch und möchte, daß unsere Begegnung eine tiefe Verbindung hervorhebt, die zwischen Petrus und Bruno, zwischen dem Hirtendienst an der Einheit der Kirche und der kontemplativen Berufung in der Kirche besteht. Die kirchliche Gemeinschaft bedarf nämlich einer inneren Kraft, jener Kraft, die vorhin der Pater Prior erwähnte, als er mit Bezugnahme auf den hl. Bruno den Ausdruck »captus ab Uno« zitierte: »ergriffen von dem Einen«, von Gott, »Unus potens per omnia«, wie wir im Vesperhymnus gesungen haben. Der Hirtendienst bezieht aus den kontemplativen Gemeinschaften einen geistlichen Lebenssaft, der von Gott kommt.

»Fugitiva relinquere et aeterna captare«: Die flüchtigen Wirklichkeiten aufgeben und versuchen, das Ewige zu ergreifen. In diesem Satz aus dem Brief, den euer Gründer an den Propst von Reims, Rodolphe, geschrieben hat, ist der Kern eurer Spiritualität enthalten (vgl. Brief an Rodolphe, 13): das starke Verlangen, in die lebendige Vereinigung mit Gott einzutreten, während alles Übrige, alles, was diese Gemeinschaft behindert, aufgegeben wird und man sich von der unendlichen Liebe Gottes ergreifen läßt, um nur von dieser Liebe zu leben. Liebe Brüder, ihr habt den verborgenen Schatz gefunden, die wertvolle Perle (vgl. Mt 13,44–46); ihr habt mit Radikalität auf die Aufforderung Jesu geantwortet: »Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen; so wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!« (Mt 19,21). Jedes Kloster – Männer- wie Frauenkloster – ist eine Oase, in der unablässig der tiefe Brunnen ausgehoben wird, um daraus das »lebendige Wasser« zur Stillung unseres tiefsten Durstes zu schöpfen. Aber die Kartause ist eine besondere Oase, wo das Schweigen und die Einsamkeit mit besonderer Sorgfalt gehütet werden, gemäß der vom hl. Bruno begonnenen und durch die Jahrhunderte hindurch unverändert gebliebenen Lebensform. »Ich wohne mit Brüdern zusammen in der Wüste« ist der zusammenfassende Satz, den euer Gründer schrieb (Brief an Rodolphe, 4). Der Besuch des Nachfolgers Petri in dieser historischen Kartause will nicht nur euch, die ihr hier lebt, sondern den ganzen Orden in seiner Sendung bestärken, die in der heutigen Welt äußerst aktuell und bedeutsam ist.

Der technische Fortschritt, vor allem im Bereich der Fortbewegung und der Kommunikationsmittel, hat das Leben des Menschen bequemer, aber auch hektischer, ja mitunter konfus gemacht. Die Städte sind fast immer laut: Selten herrscht in ihnen Stille, weil immer ein Hintergrundgeräusch bleibt, in manchen Gegenden auch nachts. In den letzten Jahrzehnten hat sodann die Entwicklung der Massenmedien ein Phänomen verbreitet und ausgeweitet, das sich bereits in den Sechzigerjahren abzeichnete: die Virtualität, die das Risiko in sich birgt, die Wirklichkeit zu beherrschen. Die Menschen tauchen, ohne sich dessen bewußt zu werden, durch audiovisuelle Botschaften, die ihr Leben von früh bis abends begleiten, immer tiefer in eine virtuelle Dimension ein. Die Jüngeren, die bereits in diese Situation hineingeboren wurden, scheinen jeden leeren Moment mit Musik und Bildern füllen zu wollen, gleichsam aus Angst, eben diese Leere zu fühlen. Es handelt sich um eine Tendenz, die es besonders unter den Jugendlichen und in den entwickelteren städtischen Lebensräumen immer gegeben hat, die aber heute ein Niveau erreicht hat, so daß man von einer anthropologischen Mutation sprechen kann. Einige Menschen sind nicht mehr fähig, länger in Stille und Einsamkeit zu verweilen. Ich wollte auf diese soziokulturelle Situation hinweisen, weil sie das besondere Charisma der Kartause als ein kostbares Geschenk für die Kirche und für die Welt deutlich macht, ein Geschenk, das eine tiefgründige Botschaft für unser Leben und für die ganze Menschheit enthält. Ich würde sie, wie folgt, zusammenfassen: Wenn sich der Mensch in die Stille und Einsamkeit zurückzieht, setzt er sich in seiner Nacktheit sozusagen der Wirklichkeit, jener scheinbaren »Leere«, auf die ich vorhin hingewiesen habe, aus, um statt dessen die Anwesenheit Gottes, die Fülle der realsten Wirklichkeit, die es geben kann und die jede sinnlich wahrnehmbare Dimension übersteigt, zu erleben. Eine Anwesenheit, die in jedem Geschöpf wahrnehmbar ist: in der Luft, die wir einatmen, im Licht, das wir sehen und das uns wärmt, im Gras, in den Steinen… Gott, »Creator omnium«, Schöpfer aller Dinge, durchdringt alles, steht aber darüber und ist eben deshalb der Grund von allem. Der Mönch, der alles verläßt, geht sozusagen ein Risiko ein: Er setzt sich der Einsamkeit und der Stille aus, um nur vom Wesentlichen zu leben, und gerade dadurch findet er auch zu einer tiefen Gemeinschaft mit den Brüdern, mit jedem Menschen.

Mancher könnte vielleicht meinen, es genüge, hierher zu kommen, um diesen »Sprung« zu vollziehen. Aber dem ist nicht so. Diese Berufung findet wie jede Berufung ihre Antwort in einem Weg, in einer Suche, die ein ganzes Leben lang dauert. Es genügt nämlich nicht, sich an einen Ort wie diesen zurückzuziehen, um das Verweilen in der Gegenwart Gottes zu lernen. Wie es bei der Hochzeit nicht genügt, das Sakrament zu feiern, um tatsächlich eins zu werden, sondern es gilt, die Gnade Gottes wirksam werden zu lassen, um gemeinsam durch den Alltag des Ehelebens zu gehen, so erfordert das Mönchwerden Zeit, Übung, Geduld, »indem man in einem dauernden Wachsein für das Göttliche« – wie der hl. Bruno sagte – »auf die Wiederkunft des Herrn wartet, um ihm sogleich die Tür zu öffnen« (Brief an Rodolphe, 4); und gerade darin besteht die Schönheit jeder Berufung in der Kirche: Gott Zeit zu geben, durch seinen Geist zu wirken, und dem eigenen Menschsein Zeit zu geben, sich zu formen, nach dem Maßstab der Reife Christi in jenem besonderen Lebensstand zu wachsen. In Christus ist das Ganze, die Fülle vorhanden; wir brauchen Zeit, um uns eine der Dimensionen seines Geheimnisses anzueignen. Wir könnten sagen, daß dies ein Weg der Verwandlung ist, auf dem sich das Geheimnis der Auferstehung Christi in uns erfüllt und offenbar wird, ein Geheimnis, an das uns heute abend das Wort Gottes in der aus dem Römerbrief stammenden Lesung erinnert hat: der Heilige Geist, der Jesus von den Toten auferweckt hat und auch unsere sterblichen Leiber lebendig machen wird (vgl. Röm 8,11), ist derjenige, der, entsprechend der Berufung jedes einzelnen, auch unsere Gleichgestaltung mit Christus vollbringt, ein Weg, der vom Taufbrunnen bis zum Tod, Durchgang zum Haus des Vaters, verläuft. Bisweilen scheint es den Augen der Welt unmöglich zu sein, das ganze Leben in einem Kloster zu verbringen; in Wirklichkeit aber reicht ein ganzes Leben kaum aus, um in diese Vereinigung mit Gott, in jene wesentliche und tiefe Wirklichkeit einzutreten, die Jesus Christus ist.

Dazu bin ich hierher gekommen, liebe Brüder, die ihr die Kartäuserkommunität von Serra San Bruno bildet! Um euch zu sagen, daß die Kirche euch braucht und daß ihr die Kirche braucht. Euer Platz ist nicht nebensächlich: Keine Berufung im Volk Gottes ist nebensächlich: Wir sind ein einziger Leib, in dem jedes Glied wichtig ist und dieselbe Würde besitzt und untrennbar vom Ganzen ist. Auch ihr, die ihr in einer freiwilligen Zurückgezogenheit lebt, befindet euch in Wirklichkeit im Herzen der Kirche und laßt das reine Blut der Kontemplation und der Gottesliebe in ihren Adern fließen. »Stat Crux dum volvitur orbis« [Das Kreuz steht, solange sich der Erdkreis dreht] – so lautet euer Leitspruch. Das Kreuz Christi ist der ruhende Pol inmitten der Veränderungen und Umwälzungen der Welt. Das Leben in einer Kartause teilt die Beständigkeit des Kreuzes, welche die Beständigkeit Gottes, seiner treuen Liebe ist. Wenn ihr wie die Reben mit dem Weinstock fest mit Christus verbunden bleibt, seid auch ihr, Kartäuserbrüder, mit seinem Heilsmysterium verbunden wie die Jungfrau Maria, die in derselben Hingabe der Liebe mit dem Sohn vereint beim Kreuz stand.

So wie Maria und zusammen mit ihr seid auch ihr tief eingebunden in das Geheimnis der Kirche, Sakrament der Verbundenheit der Menschen mit Gott und untereinander. Darin steht ihr auch auf einzigartige Weise meinem Amt nahe. Sie, die allerseligste Mutter der Kirche, wache also über uns, und der heilige Vater Bruno segne vom Himmel aus stets eure Kommunität. Amen.

 


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Lesermeinungen

 clavigo 15. Oktober 2023 
 

wir haben unseren Halt, Orientierung und christlichen Ruhepol mit unserem emeritierten Papst Benedikt verloren, ich knie nieder vor seinen Worten und Taten, vor seiner großen Demut, Güte und unerschütterlichen Barmherzigkeit, Warmherzigkeit.
Benedikt spricht wiederholend von ..."seinem geliebten Vorgänger.." und zitiert und erwähnt JPII zu jeder Gelegenheit

Bergolio erweckt den Eindruck, dass es für ihn keine (erwähnenswerten) Vorgänger gab. Mit KEINEM Wort werden Benedikt noch JPII jemals erwähnt.

Es tut mir leid... ich habe große Probleme mit diesem Pabst... er enttäuscht mich maßlos und bietet - ganz besonders in diesen herausforderten Zeiten als Hirte uns Christen kein zu Hause, einen Halt keine Orientierung


0
 
 lesa 6. Oktober 2023 

Danke für das treue Bereitstellen dieser lichtvollen Texte!


1
 
 borromeo 6. Oktober 2023 

Wenn ich diese schöne und theologisch-inhaltlich so aussagekräftige Sprache

Benedikt XVI. mit der seines Nachfolgers vergleiche, z.B. derjenigen aus der aktuellen Apostolischen Exhortation, dann wird mir wieder so sehr und so traurig bewußt, wieviel wir doch mit dem ehemaligen Papa emerito verloren haben.

Papst Benedikt, sei Fürsprecher bei Gott für seine Kirche und ihre Hirten, besonders jetzt in dieser für sie schwierigen Zeit!


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