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Schwedischer Kardinal Arborelius: „Die sexuelle Revolution hat vieles zerstört“

24. September 2024 in Interview, 8 Lesermeinungen
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Kardinal zur Situation der Kirche in Deutschland: „Wir müssen auf die Hilfe des Heiligen Geistes und auf die Gebete so vieler verborgener, stiller frommer Katholiken in Deutschland vertrauen.“ Interview von Javier Arias/InfoVaticana


Stockholm (kath.net/InfoVaticana/pl) Kardinal Anders Arborelius leitet die schwedische Kirche, seit ihn Johannes Paul II. 1998 zum Bischof von Stockholm ernannte. Am 24. September wird Kardinal Arborelius 75 Jahre alt und muss daher dem Papst seinen Rücktritt vorlegen, nachdem er mehr als 25 Jahre lang die Kirche in Schweden geleitet hat. Kardinal Anders Arborelius, der erste Schwede in der Geschichte, der zum Kardinal ernannt wurde, spielte eine entscheidende Rolle im Leben der katholischen Kirche in Skandinavien.

Seit seiner Ernennung durch Papst Franziskus im Jahr 2017 leitet er die katholische Gemeinschaft Schwedens mit tiefer Spiritualität und einem klaren pastoralen Ansatz. In diesem Interview reflektiert Arborelius seine Erfahrungen als Anführer einer religiösen Minderheit in einem säkularen Land und seine Vision für die Zukunft der Kirche.

InfoVaticana: Sie stammen aus einer lutherischen Familie. Wie verlief Ihr Konvertierungsprozess zum Katholizismus?

Kardinal Arborelius: Ich war in der lutherischen Kirche nie sehr aktiv, aber ich betete immer zu Hause mit meiner Mutter. Als Kind und junger Mann traf ich die Schwestern der Heiligen Brigid, die mich mit ihrem Glauben und ihrer liebevollen Fürsorge beeindruckten. Nach und nach fühlte ich mich immer mehr zur katholischen Kirche hingezogen. Nach dem Abitur begann ich ein halbes Jahr lang in Malmö Unterricht im katholischen Glauben zu nehmen und gleichzeitig moderne Sprachen an der Universität Lund zu studieren. Es war ein langer Prozess des Glaubenswachstums.


InfoVaticana: Was hat Sie motiviert, dem Orden der Unbeschuhten Karmeliter beizutreten?

Kard. Arborelius: Mein erster Kontakt mit der karmelitischen Tradition war durch die heilige Teresa vom Kinde Jesu. Ich las ihre Autobiographie und war beeindruckt von ihrer Vision, im Herzen der Kirche zu leben, in einer fruchtbaren Betrachtung über die Mission der Kirche.

InfoVaticana: Sie leiten die Kirche in Schweden seit 1998. Wie hat sich der Katholizismus in Ihrem Land in den letzten 25 Jahren entwickelt?

Kard. Arborelius: Nach und nach wurde die katholische Kirche immer mehr als Teil der schwedischen Religionslandschaft akzeptiert. Viele der alten antikatholischen Vorurteile scheinen zu verschwinden. Obwohl die Menschen nicht alles in unserem Glauben und unserer Tradition akzeptieren, gibt es einen gewissen Respekt und eine gewisse Akzeptanz dafür, dass die Kirche Menschen unterschiedlicher Nationalität und sozialer Herkunft vereinen kann. Die Menschen respektieren den Papst und die Kirche für die Förderung von Frieden und Dialog.

InfoVaticana: Am 24. September werden Sie 75 Jahre alt, also müssen Sie dem Papst Ihren Rücktritt vorlegen. Welche Herausforderungen werden Ihrer Meinung nach auf Sie zukommen, wenn Ihr Nachfolger benannt wird?

Kard. Arborelius: Mein Nachfolger muss versuchen, die verschiedenen Gruppen unserer Kirche zu vereinen: verschiedene Nationalitäten, Riten, Meinungen. Sie muss auch in unserem säkularen Umfeld neue Formen der Evangelisierung finden und den ökumenischen Dialog fortsetzen. In einigen Teilen des Landes werden neue Gemeinden und Kirchen benötigt. Es wird immer wichtiger, der zweiten Generation von Einwanderern zu helfen, in der Kirche zu bleiben.

InfoVaticana: Welche Konsequenzen hatte Ihrer Meinung nach die Gender-Ideologie oder eine übermäßig individualistische Mentalität in Schweden?

Kard. Arborelius: Leider herrscht in unserem Land eine sehr individualistische Atmosphäre. Den Menschen fällt es schwer zu akzeptieren, dass die Wahrheit etwas Universelles und Objektives ist. Gleichzeitig sehen wir die Folgen: Viele fühlen sich allein und isoliert, Familien zerbrechen. Viele sprechen von „meiner Wahrheit und deiner Wahrheit“. Die Gender-Ideologie ist weit verbreitet, es gibt aber auch kritischere Stimmen.

InfoVaticana: Was sollte Europa Ihrer Meinung nach tun, um die Säkularisierung des Kontinents zu stoppen?

Kard. Arborelius: Gebet und Heiligkeit, Bekehrung und Buße, Evangelisierung und Nächstenliebe.

InfoVaticana: Im März 2023 veröffentlichten die skandinavischen Bischöfe einen sehr erfolgreichen Hirtenbrief zur menschlichen Sexualität. Was hat Sie dazu motiviert, diesen Brief zu schreiben?

Kard. Arborelius: Es gibt zu viel Verwirrung. Die sexuelle Revolution hat vieles zerstört. Keuschheit ist notwendig, und wenn sie richtig erklärt wird, sind junge Menschen begeistert.

InfoVaticana: Letztes Jahr haben Sie auch öffentlich Ihre Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass es in Deutschland zu einer möglichen Spaltung kommen könnte. Glauben Sie, dass ein Teil der deutschen kirchlichen Hierarchie den Vatikan im Auge behält?

Kard. Arborelius: Wir müssen auf die Hilfe des Heiligen Geistes und auf die Gebete so vieler verborgener, stiller frommer Katholiken in Deutschland vertrauen. Viele mögen gehen, aber viele werden der Kirche und dem Stellvertreter Christi treu bleiben.

InfoVaticana: Im kommenden Oktober wird die letzte Sitzung der Synode in Rom stattfinden. Welche Ergebnisse erwarten Sie von diesem gesamten Prozess?

Kard. Arborelius: Ich hoffe, dass die Jungfrau der Kirche hilft, mehr auf das Wort Gottes zu hören und dem Evangelium treuer zu sein, dass Hoffnung, Glaube und Nächstenliebe vorherrschen, dass es eine Umkehr zur Armut und zum Dienst, zur Wahrheit und zur Einheit gibt.

Kardinal Arborelius und Papst Franziskus: Archivbild

 


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Lesermeinungen

 ottokar 26. September 2024 
 

Zügellose Sexualisierung ist das Resultat ungesteuerter Triebe.

Doch diese Triebe sind seit Adam und Eva vorgegeben, sie sind schuld für die grössten Versuchungen während unseres Daseins. Somit ist die Bändigung dieser Triebe die Hauptaufgabe unseres zivilen und kirchlichen Lebens.


1
 
 gebsy 25. September 2024 

Jugend & Eucharistie

2005 durfte ich meinem damaligen Ordinarius einen Vorschlag für die Vorbereitung in Köln anvertrauen:

www.gebsy.at/onewebmedia/XX.WJT%202005%20K%C3%B6ln.pdf


0
 
 lesa 25. September 2024 

Übermaß des Ungehorsams - Übermaß d. GNADENangebotes (vgl Röm)

Danke für das Interview und alle Kommentare!
@Fink: Ja, Frau Meves und Frau Kuby haben seit Jahrzehnten ausführlich dargelegt, was "ins Haus steht", wenn wir uns nicht auf die Vorgabe Gottes durch unsere Natur und auf die Gebote, die diese schützen und zur Entfaltung bringen besinnen.
Das Ergebnis des Ungehorsams schildert Frau Kuby in: "Die verlassene Generation". Wir sehen es „life“ in überfüllten psychatrischen Praxen, in den steigenden Gewaltakten (bis hin zum Mord) nicht einmal straffähiger Jugendlicher, und - so furchtbar es ist, dies auszusprechen - auf Bahngleisen etc..
Georges Bernanos hat die bösartige Verblendung in seinen Romanen dargestellt. Das Wort Gottes aber stellt sie uns gleich im ersten Kapitel d. Römerbriefes unmissverständlich vor Augen: "Sie haben dem von Gott Geoffenbarten nicht gehorcht. Zur Strafe ist ihr Denken verfinstert."
@versusdeum: Ja, NUR Gebet - und die Rückkehr zur Tradition! - kann die notwendige Reinigung und Gesundung bewirken. Die Quelle ist da


3
 
 Versusdeum 24. September 2024 
 

Umkehr?

@Mariat Nur noch durch das Gebet. Jedenfalls in Deutschland sind die "Eliten" nicht mehr für rationales Denken empfänglich. Lediglich anstehende Wahlen führen eine Woche vorher zu wildem Aktionismus. Und selbst verheerendste Wahlergebnisse ändern dagegen nichts ("Grüne" aus 2 von 3 Parlamenten geflogen, FDP 3x 0,8 bis 1,2%, SPD 2x nur knapp über 5%). Selbst "Erfolge" sind Kartenhäuser: So haben 75% der SPD-Wähler in Brandenburg die Partei (nur?) gewählt, damit die AfD nicht stärkste Partei wird - und dabei die "Grünen" abgeschossen und die CDU gerupft. Aber warum auch nicht, wenn selbst Kretschmer, kaum in Sachsen als AfD-Imitator für die CDU wiedergewählt, zur Wahl der SPD aufrief. Realsatire eines Landes im Endstadium der Dekadenz.


3
 
 Versusdeum 24. September 2024 
 

Wer mit den Lenden denkt,

Der hat schlechte Antennen für Gott - und offensichtlich auch für die Vernunft, wie das Einstehen der organisierten Homolobby für die Islamisierung belegt.


4
 
 Mariat 24. September 2024 

Ja, die "sexuelle Revolution hat vieles zerstört"

...und zerstört immer noch mehr. Viele "springen auf diesen Zug auf". Prüde sein, keusch sein - ist "altmodisch".
Auch in den Filmen, in der Mode - geht es immer mehr um Nacktheit. zeigen was man hat.
Man meint dadurch anerkannt zu werden.
Unsere Kinder, Jugendlichen wachsen damit auf.

Doch wertvoll ist man auch, wenn man nicht mitmacht.
Sexuelle Vielfalt, Abtreibung, Gendern - ist die Frucht daraus.

Wie können wir wieder umkehren?


5
 
 remigius66 24. September 2024 
 

vorbildlicher Hirte

Ich teile die Auffassung, dass die Sexuelle Revolution einen beträchtlichen Anteil an der Entchristlichung hat, nicht nur in D. Sie hat in allen Teilen der Bevölkerung großen Schaden angerichtet.

Kardinal Arborelius ist ein vorbildlicher Hirte, ein Karmelit von tiefer Frömmigkeit, ein großes Geschenk für die katholische Kirche, in Schweden und überhaupt. Möge sein Wirken Früchte tragen, dass ein würdiger Nachfolger sein Werk weiterführe. Aber vielleicht bekommt er Verlängerung und kann selbst noch an der Weichenstellung weiterarbeiten.


5
 
 Fink 24. September 2024 
 

Sexuelle Freizügigkeit steht im Gegensatz zum christlichen Glauben.

Darauf haben eine Christa Meves oder eine Gabriele Kuby seit Jahrzehnten hingewiesen.
Die heute verbreitete Übersexualisierung ist ein Grund bzw. eine Folge des Verlustes des Gottesglaubens.


5
 

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