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Folgt dem Lamm Jesus, vertraut euch Jesus an, folgt seinem Weg!

vor 27 Stunden in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Auch wenn er in dieser Welt nur ein Lamm ist, das schwach zu sein scheint, so ist er doch der Sieger! - Johannes, der "Seher von Patmos" - Gedanken von Benedikt XVI.


Rom (kath.net)

In der letzen Katechese waren wir zur Betrachtung der Gestalt des Apostels Johannes gelangt. Zuerst hatten wir versucht zu sehen, was man über sein Leben weiß. Anschließend, in einer zweiten Katechese, haben wir den Hauptinhalt seines Evangeliums und seiner Briefe betrachtet: die »Caritas«, die Liebe. Und heute wird uns ebenfalls die Gestalt des Johannes beschäftigen, diesmal, um über den Seher der Offenbarung nachzudenken. Und uns fällt sofort etwas auf: Während weder das Vierte Evangelium noch die Briefe, die dem Apostel zugeschrieben werden, seinen Namen enthalten, erwähnt die Offenbarung sogar vier Mal den Namen Johannes (vgl. 1,1.4.9; 22,8). Offensichtlich hatte der Autor einerseits keinen Grund, seinen Namen zu verschweigen, und wußte andererseits, daß seine ersten Leser ihn genau identifizieren konnten. Wir wissen aber, daß die Gelehrten bereits im 3. Jahrhundert über die Identität des in der Offenbarung erwähnten Johannes diskutierten. Zu guter Letzt könnten wir ihn auch den »Seher von Patmos« nennen, weil seine Gestalt mit dem Namen dieser Insel im Ägäischen Meer verbunden ist, wo er sich nach seinem autobiographischen Zeugnis »um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses für Jesus« (Offb 1,9) in der Verbannung lebte. Eben auf der Insel Patmos hatte Johannes, »am Tag des Herrn … vom Geist ergriffen« (Offb 1,10), großartige Visionen und hörte außerordentliche Botschaften, die die Geschichte der Kirche und die ganze christliche Kultur nicht wenig beeinflußt haben. Zum Beispiel ging der Titel seines Buches – Apokalypse, Offenbarung – in unseren Sprachgebrauch über in den Worten »Apokalypse, apokalyptisch«, die, wenn auch zu unrecht, die Idee einer drohenden Katastrophe einschließen.

Das Buch muß vor dem Hintergrund der dramatischen Erfahrungen der sieben Gemeinden der Provinz Asien (Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia, Laodizea) verstanden werden, die gegen Ende des ersten Jahrhunderts große Schwierigkeiten in ihrem Zeugnis für Christus zu bewältigen hatten: Verfolgungen und auch innere Spannungen. An sie wendet sich Johannes mit lebendigem pastoralem Einfühlungsvermögen gegenüber den verfolgten Christen, die er ermahnt, im Glauben standhaft zu bleiben und sich nicht der so starken heidnischen Umwelt anzugleichen. Sein Thema ist im letzten die Enthüllung des Sinns der Menschheitsgeschichte, ausgehend vom Tod und der Auferstehung Christi. Die erste und grundlegende Vision des Johannes betrifft die Gestalt des Lammes, das geschlachtet wurde und dennoch aufrecht steht (vgl. Offb 5,6), es steht in der Mitte vor dem Thron, auf dem Gott selbst bereits sitzt. Damit will uns Johannes vor allem zwei Dinge sagen: Erstens, daß Jesus, obwohl er einen gewaltsamen Tod erlitten hat, nicht auf die Erde niedergestreckt ist, sondern paradoxerweise fest auf seinen Füßen steht, weil er mit der Auferstehung den Tod endgültig besiegt hat. Zweitens, daß Jesus gerade aufgrund seines Todes und seiner Auferstehung bereits vollkommen an der königlichen und rettenden Macht des Vaters Anteil hat. Dies ist die grundlegende Vision. Jesus, der Sohn Gottes, ist auf dieser Erde ein schutzloses, verletztes, getötetes Lamm. Und dennoch steht er aufrecht, auf seinen Füßen, er steht vor dem Thron Gottes und hat Anteil an der göttlichen Macht. Er hält die Geschichte der Welt in seinen Händen. Und so möchte uns der Seher sagen: Habt Vertrauen in Jesus, habt keine Angst vor den feindlichen Mächten, vor der Verfolgung! Das verletzte und getötete Lamm siegt! Folgt dem Lamm Jesus, vertraut euch Jesus an, folgt seinem Weg! Auch wenn er in dieser Welt nur ein Lamm ist, das schwach zu sein scheint, so ist er doch der Sieger!


Eine der Hauptvisionen der Offenbarung hat dieses Lamm zum Gegenstand: Es ist im Begriff ein Buch zu öffnen, das zuvor mit sieben Siegeln verschlossen war, die niemand öffnen konnte. Es wird sogar gesagt, daß Johannes weint, weil niemand für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen und es zu lesen (vgl. Offb 5,4). Die Geschichte kann nicht entschlüsselt werden, sie bleibt unverständlich. Niemand kann sie lesen. Vielleicht ist dieses Weinen des Johannes vor dem dunklen Geheimnis der Geschichte Ausdruck der Erschütterung der Gemeinden Asiens aufgrund des Schweigens Gottes angesichts der Verfolgungen, denen sie in jener Zeit ausgesetzt waren. Es ist eine Erschütterung, in der sich auch unsere Bestürzung widerspiegelt angesichts der großen Schwierigkeiten, dem Unverständnis und der Feindseligkeit, die die Kirche auch heute in verschiedenen Teilen der Welt erleidet. Es sind Leiden, die die Kirche sicher nicht verdient hat, so wie Jesus selbst seine Hinrichtung nicht verdient hat. Sie enthüllen jedoch sowohl die Bosheit des Menschen, wenn er den Versuchungen des Bösen erliegt, als auch die höhere Führung der Ereignisse durch Gott. Nur das geopferte Lamm ist in der Lage, das versiegelte Buch zu öffnen, seinen Inhalt zu offenbaren und dieser scheinbar oft so absurden Geschichte Sinn zu verleihen. Nur das Lamm kann aus ihr Weisungen und Lehren für das Leben der Christen ableiten, denen sein Sieg über den Tod die Verkündigung und die Zusicherung des Sieges überbringt, den auch sie zweifellos erringen werden. Die gesamte, sehr bildreiche Sprache, derer sich Johannes bedient, zielt darauf ab, diesen Trost zu vermitteln.

Im Mittelpunkt der Visionen, von denen die Offenbarung berichtet, stehen auch die sehr bedeutungsvollen Visionen von der Frau, die einen Sohn gebiert, sowie die ergänzende Vision vom Drachen, der bereits vom Himmel herabgestürzt, aber noch sehr machtvoll ist. Die Frau steht für Maria, die Mutter des Erlösers, aber zugleich steht sie für die ganze Kirche, das Gottesvolk aller Zeiten, die Kirche, die zu jeder Zeit unter großen Schmerzen Christus immer von neuem gebiert. Und sie wird immer von der Macht des Drachens bedroht. Sie scheint schutzlos, schwach zu sein. Aber während sie bedroht und vom Drachen verfolgt wird, wird sie auch vom Trost Gottes beschützt. Und am Ende siegt diese Frau und nicht der Drache. Das ist die große Prophezeiung dieses Buches, die uns Vertrauen schenkt! Die Frau, die in der Geschichte leidet, die Kirche, die verfolgt wird, erscheint am Ende als prächtige Braut, Vorausbild des neuen Jerusalem, wo es keine Tränen und kein Weinen mehr geben wird, Bild der verwandelten Welt, der neuen Welt, deren Licht Gott selbst ist und dessen Leuchte das Lamm ist.

Aus diesem Grund ist die Offenbarung des Johannes, obwohl sie beständige Hinweise auf Leiden, Qualen und Tränen – die dunkle Seite der Geschichte – enthält, gleichermaßen von häufigen Lobgesängen durchzogen, die gleichsam die leuchtende Seite der Geschichte darstellen. So ist zum Beispiel von einer großen Schar zu lesen, die mit lautem Ruf singt: »Halleluja! Denn König geworden ist der Herr, unser Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung. Wir wollen uns freuen und jubeln und ihm die Ehre erweisen. Denn gekommen ist die Hochzeit des Lammes, und seine Frau hat sich bereit gemacht« (Offb 19,6–7). Wir stehen vor dem typischen christlichen Paradoxon, nach dem das Leiden nie als das letzte Wort wahrgenommen wird, sondern als Durchgangsstadium zur Glückseligkeit verstanden wird und sogar selbst schon auf geheimnisvolle Weise von der Freude durchdrungen ist, die aus der Hoffnung entspringt. Gerade deswegen kann Johannes, der »Seher von Patmos«, sein Buch mit einem letzten Wunsch sehnsuchtsvoller Erwartung schließen. Er erfleht das endgültige Kommen des Herrn: »Komm, Herr Jesus!« (Offb 22,20). Es ist eines der wichtigsten Gebete der frühen Christenheit, das vom hl. Paulus auch in seiner aramäischen Form überliefert wurde: »Marána tha«. Und dieses Gebet – »Unser Herr, komm!« (1 Kor 16,22) – hat verschiedene Dimensionen. Natürlich ist es vor allem die Erwartung des endgültigen Sieges des Herrn, des neuen Jerusalem, des Herrn, der kommt und die Welt verwandelt. Aber zugleich ist es auch ein eucharistisches Gebet: »Komm Jesus, komm jetzt!« Und Jesus kommt, nimmt sein endgültiges Kommen vorweg. So sagen wir voll Freude zugleich: »Komm jetzt und komm in endgültiger Weise!« Dieses Gebet hat noch eine dritte Bedeutung: »Du bist schon gekommen, Herr! Wir sind uns deiner Gegenwart unter uns sicher. Sie ist unsere freudige Erfahrung. Aber komme endgültig! « Und so beten wir mit dem hl. Paulus, mit dem »Seher von Patmos« und mit der frühen Christenheit: »Komm, Herr Jesus! Komm und verwandle die Welt! Komm schon heute, und es siege der Frieden!« Amen!

Die Reihe der Mittwochskatechesen über die Apostel führt uns heute noch einmal zu Johannes, dem „Seher von Patmos". Die letzte Schrift des Neuen Testaments, die Apokalypse oder Offenbarung des Johannes, trägt seinen Namen. Das griechische Wort „apokalypsis" bedeutet „Enthüllung". Und darum geht es dem Verfasser: Er möchte den sieben von Verfolgung bedrohten und hart geprüften christlichen Gemeinden der römischen Provinz Asien (Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea) den trostreichen Heilsplan Gottes offenbar machen. Seine bildreiche Botschaft bezieht Johannes aus Visionen. Den bedrängten Christen erwächst Hoffnung aus dem Blick auf das Gotteslamm, das geschlachtet wurde, den gekreuzigten Christus, der aber den Tod besiegt hat (Offb 5, 6-14) und nun aufrecht als Auferstandener vor dem Thron Gottes steht und seine Macht über die Geschichte in die Hand genommen hat. Die Offenbarung des Johannes macht uns das christliche Paradox deutlich, demzufolge das Leiden in dieser Welt Teil unseres Weges, aber niemals das letzte Wort ist, sondern ein Durchgangsstadium zu dem unvergänglichen Glück, das uns Jesus Christus in seinem Erlösungsopfer erworben hat.

(23. August 2006, Generalaudienz)

 

 


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