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Christen gehören weltweit zu den meist verfolgten Gemeinschaften

20. Jänner 2014 in Österreich, keine Lesermeinung
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Erzbischof Zurbriggen, Apostolischer Nuntius in Österreich, beim Neujahrsempfang des Bundespräsidenten: „Menschenrechtsverletzungen geschehen leider noch viel zu oft“.


Wien (kath.net/PM) „Menschenrechtsverletzungen geschehen leider noch viel zu oft“, sagte der apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen (Foto), beim Neujahrsempfang des Diplomatischen Corps durch den Bundespräsidenten Heinz Fischer in der Wiener Hofburg am Montagvormittag. „Auch ist es sehr bedauerlich, daß immer noch religiöse Minderheiten unterdrückt werden und Christen gehören weltweit zu den meist verfolgten Gemeinschaften.“

kath.net dokumentiert die Ansprache von S.E. Erzbischof Dr. Peter Stephan Zurbriggen, Apostolischer Nuntius in Österreich und Doyen des Diplomatischen Corps, beim Neujahrsempfang des Herrn Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer:

Exzellenz, sehr verehrter Herr Bundespräsident!

Vor drei Wochen haben wir uns vom Jahr 2013 verabschiedet, in Dankbarkeit aber auch vielleicht mit einer leisen Wehmut für die uns im vergangenen Jahr geschenkte Zeit, die so schnell vorüberging. Mit großen Erwartungen haben wir dann die Jahresschwelle überschritten, in eine uns weitgehend unbekannte Zukunft hinein. Hoffnung und Zuversicht begleiten uns dabei und ermutigen uns, immer wieder die großen Ziele und Ideale unseres Lebens und Tuns nicht aus den Augen zu verlieren. Als Anregung für das neue Jahr können wir vielleicht mit Antoine de Saint-Exupéry bitten: „Gib mir nicht, was ich wünsche, sondern was ich brauche“.

Heute sind wir hier im Zeremoniensaal der Hofburg versammelt, um Ihnen, sehr verehrter Herr Bundespräsident, die besten Wünsche für das vor uns liegende Jahr auszusprechen. Im Namen aller hier anwesenden Botschafterinnen und Botschafter wünsche ich Ihnen, Herr Bundespräsident, Ihrer Gemahlin und Ihrer Familie, sowie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Mitgliedern der neuen österreichischen Bundesregierung, insbesondere dem Herrn Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und dem gesamten österreichischen Volk von Herzen Gottes Segen, Frieden, Zufriedenheit und Wohlergehen für das Jahr 2014.


Bei dieser Gelegenheit danke ich auch ganz besonders im Namen aller Kolleginnen und Kollegen dem 2013 abgetretenen bisherigen Führungsteam des Außenministeriums, Persönlichkeiten, die uns mehrere Jahre hindurch ausgezeichnete und geschätzte Partner waren: Außenminister Dr. Michael Spindelegger, Staatssekretär Dr. Reinhold Lopatka und Generalsekretär Dr. Johannes Kyrle. Ihnen allen danken wir bestens und aufrichtig für die Unterstützung, die wir bei der Ausübung unserer Mission erfahren durften.

Heute darf ich auch dem neuen Herrn Bundesminister Sebastian Kurz unsere besten Glückwünsche aussprechen für das hohe Amt, das ihm anvertraut wurde. Der Beginn des Jahres 2014 steht im Zeichen unseres Wunsches nach guter Zusammenarbeit mit ihm und mit der neuen Führung, des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten, insbesondere auch mit dem neuen Generalsekretär Dr. Michael Linhart, den wir ganz herzlich zu seiner neuen diplomatischen Aufgabe beglückwünschen.

An dieser Stelle möchte ich heute auch im Namen von uns allen der Nationalratspräsidentin Frau Mag. Barbara Prammer zu ihrem runden Geburtstag alles Gute wünschen.

Sehr geehrter Herr Bundespräsident! Meine Damen und Herren!

Das Jahr 2013 hat uns, der gesamten Staatengemeinschaft, außergewöhnliche Höhen und Tiefen beschert, die zugleich Anlaß zu größerer Hoffnung aber auch Anlaß zu Bestürzung und Trauer waren.

Ich erwähne nur einige Ereignisse: den Taifun Haiyan, der Millionen Menschen auf den Philippinen schwer betroffen hat. Auch in Österreich hat die Jahrhundertflut großen Schaden angerichtet. Das Attentat in Boston, das Zugsunglück in Santiago de Compostela und in Kairo, das Flüchtlingsdrama von Lampedusa und anderes mehr haben uns alle tief geschockt. Große Persönlichkeiten sind von uns gegangen: ich darf wenigstens zwei kurz erwähnen: den polnischen einstigen Bürgerrechtler Tadeusz Mazowiecki und den Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela.

Andere Ereignisse waren, Gott sei Dank, von erfreulicher Natur: die Ski-WM in Schladming, zu der Landeshauptmann Franz Voves das Diplomatische Corps eingeladen hat; die jungen Königspaare in Holland und Belgien; die Geburt des kleinen Prinzen George in England; und last but not least die Wahl von Papst Franziskus, der der Welt neue Hoffnung gibt.

Das Jahr 2013 hat außerdem die internationale Diplomatie mit zum Teil unerwarteten Situationen konfrontiert. Zu alten Kriegs- und Krisenherden sind leider neue hinzugekommen.

Menschenrechtsverletzungen geschehen leider noch viel zu oft. Auch ist es sehr bedauerlich, daß immer noch religiöse Minderheiten unterdrückt werden und Christen gehören weltweit zu den meist verfolgten Gemeinschaften. Ich danke dem Herrn Bundesminister Kurz für seine vor ein paar Tagen erfolgte klare Aussage, sich für verfolgte Christen einzusetzen, denn „christlich geprägte Länder haben die moralische Pflicht, dieses Thema deutlich anzusprechen“.

Unter den vielen Österreich betreffenden Nachrichten haben wir Diplomaten hier in Wien mit besonderer Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen, daß die Generalversammlung der Vereinten Nationen sich erstmals auf hochrangiger Ebene speziell dem Thema der nuklearen Abrüstung mit dem Ziel, weitere Schritte in Richtung einer nuklearwaffenfreien Welt befaßt hat und daß Sie, Herr Bundespräsident, bei dieser Konferenz im September in New York als einziges westliches Staatsoberhaupt eingeladen waren, bei der Eröffnung zu sprechen. Wir allen sehen in dieser Geste eine Würdigung Österreichs für sein langjähriges aktives Eintreten für eine Welt ohne Atomwaffen.

Ein herzliches Dankeschön an die österreichische Regierung möchte ich aussprechen für die Abhaltung des „5th Global Forum“ der „UN Alliance of Civilizations“, im Februar 2013, in Wien, mit mehreren Staatsoberhäuptern, Regierungschefs und Ministern. Als Ergebnis liegt unter anderem eine „Vienna Declaration“ zur Förderung des kulturübergreifenden und interreligiösen Dialogs vor.

Meine Damen und Herren! In Ihrer traditionellen Neujahrsansprache haben Sie, Herr Bundespräsident, u.a. daran erinnert, daß in diesem Jahr mehrere historische Ereignisse sich jähren: der Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren, der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren oder der Fall des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren. Sie sagten zu recht, daß all diese Ereignisse „Gelegenheit geben würden, uns mit der Geschichte, und mit dem, was wir aus ihr lernen können, zu beschäftigen“. In diesem Zusammenhang darf ich daran erinnern, daß in ein paar Tagen, am 28. Jänner, sich der Todestag Kaiser Karls des Großen zum 1200. Mal jährt; in Aachen vergibt man alljährlich den Karlspreis für Verdienste um Europa.

Der 65. Geburtstag des Europarates soll, wie ich erfahren habe, in Form einer großen Außenministerkonferenz am 5. und 6. Mai in Wien begangen werden. Und was uns Diplomaten ganz besonders interessiert: vor 200 Jahren begann der Wiener Kongreß (1814/1815), bei dem es darum ging, nach Napoleons Ende, Europa neu aufzuteilen, neue Grenzen zu ziehen. Wir dürfen uns also auf das Jahr 2014 mit Recht freuen.

In dieser vertrauensvollen Zuversicht entbieten wir, die hier in Wien akkreditierten Botschafterinnen und Botschafter, Ihnen allen von ganzem Herzen unsere allerbesten und aufrichtigen Wünsche für ein gesegnetes, friedvolles und glückliches Jahr 2014.

Herzlichen Dank!

Foto Nuntius Zurbriggen: (c) Erzdiözese Wien


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