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Das Geschäft mit der Sünde - Ablass und Ablasswesen im Mittelalter

1. Dezember 2016 in Buchtipp, 1 Lesermeinung
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Die Autorin Christiane Laudage setzt sich äußerst fair mit dieser komplexen und für die Kirchengeschichte (Stichwort: Martin Luther) so bedeutsamen Thematik auseinander. Buchbesprechung von Hans Jakob Bürger


Linz (kath.net) „Das Geschäft mit der Sünde“ ist der Titel eines soeben im Herder-Verlag erschienenen Buches, das sich mit „Ablass und Ablasswesen im Mittelalter“ beschäftigt. Anders als es der Titel möglicherweise vermuten lässt, setzt sich die Autorin, Christiane Laudage, auf rund 260 Seiten äußerst fair mit dieser komplexen und für die Kirchengeschichte (Stichwort: Martin Luther) so bedeutsamen Thematik auseinander, woran sich noch einmal mehr als 60 Seiten mit Anmerkungen anschließen.

In ihrem Vorwort formuliert Laudage ihr Ziel wie folgt: „Wenn der Leser im Anschluss an die Lektüre bereit ist, seine Vorurteile wenigstens zu hinterfragen, freue ich mich, denn dann hat sich die Mühe gelohnt. Dieses Buch ist in erster Linie für eine breite Leserschaft gedacht, die Interesse an diesem Thema hat; das Reformationsjubiläum mag ein solches Interesse beflügeln.“ Die „breite Leserschaft“ sollte im Prinzip keine Schwierigkeiten haben, das Buch zu lesen. An dieser Stelle könnte man höchstens bemängeln, dass diverse Texte aus der mittelalterlichen deutschen Sprache im Original gebracht werden und so nicht ganz leicht zu entschlüsseln sind.

Insgesamt besteht „Das Geschäft mit der Sünde“ aus drei Teilen: „Von der Peripherie ins Zentrum“, „Ablasswesen im Kontext“ sowie „Die Plenarablässe“. Laudage beschränkt sich auf eine streng historische Beschäftigung mit ihrer Thematik. Naheliegende Fragen wie die nach der Gültigkeit von gefälschten Ablässen, die leider relativ häufig im Umlauf waren, stellen sich der Autorin nicht.


Unerlässlich für das Verständnis des Buches sind die ersten Kapitel, da dort wichtige Begriffe eingeführt und erklärt werden. Heutzutage sind die Bußen, die dem Sünder auferlegt werden, weitaus geringer. Wer selbst nach schweren Sünden von seinem Beichtvater, um es mit einem Augenzwinkern zu sagen, schlimmstenfalls anderthalb Vater unser als Buße aufgetragen bekommt, kann die mittelalterliche Ablassfrömmigkeit nur belächeln. Um also zu verstehen, warum Ablässe für eine bestimmte Anzahl von Tagen verliehen wurden, muss man wissen, dass Büßern „in Sack und Asche“ aufgrund bestimmter Vergehen Bußstrafen auferlegt wurden, die äußerst lange dauern konnten: „Knaben- und Tierschänder, Mörder und Giftmischer, Ehebrecher und Götzendiener – 30 Jahre.“ Ein Ablass von einigen hundert Tagen wirkt angesichts derartiger Bußzeiten nur noch wie ein Tropfen auf den heißen Stein.

Ablässe erstreckten sich nicht nur auf augenscheinlich fromme Werke wie den Bau von Kirchen und Klöstern, sondern auch beispielsweise auf den Bau von Brücken. Was hat es damit auf sich? Ein Missbrauch der päpstlichen bzw. bischöflichen Gewalt? Keineswegs: „Nicht jede Brücke gehörte in den Rechtsbereich der Kirche, aber generell wurde der Bau und Unterhalt einer Brücke als ein Werk am Nächsten zum Wohl der eigenen Seele betrachtet. Papst Johannes XXII. (1316-34) erklärte, dass ‚ihm unter den gottgefälligen und verdienstvollen Werken der Frömmigkeit die Errichtung von Brücken nicht als eines der geringsten gelte; werde doch dadurch der Verkehr erleichtert und für die Sicherheit der sie Überquerenden Sorge getragen. Er erachte es daher als eine Pflicht des Apostolischen Amtes, den Förderern so nützlicher Werke eine Belohnung zuteilwerden zu lassen.‘ Diese Belohnung war ein Ablass.“ Auch hier wird also deutlich, dass, zumindest im mittelalterlichen Verständnis, derartige Ablässe nichts Anstößiges an sich hatten.

Natürlich gibt es auch dunkle Seiten, wie oben im Zusammenhang mit gefälschten Ablässen angedeutet. Es ist kein Geheimnis, dass Martin Luther Missbräuche im Ablasswesen zum Anlass für seine Bestrebungen der Kirchenreform nahm, was dann jedoch schnell in eine Revolte oder Revolution gegen die Kirche ausartete. Im letzten Kapitel des Buches beschäftigt sich Laudage entsprechend mit Martin Luther und die Kontroverse um die Ablässe, wobei Johann Tetzel und Kardinal Cajetan prominente Rollen spielen. Das Schlusswort endet dann mit einem bezeichnenden Zitat von Kardinal Bellarmin: „Niemand hat jemals einen so weitreichenden Ablass verkündet wie Luther, der ohne jede Mühe der Buße, ohne gute Werke alle Schuld und Strafe allein aus Glauben erließ.“ Wer also die Abspaltung Luthers von der Kirche mit dem Ablasswesen begründet, liegt vollkommen falsch. Die „Reformation“ hat ganz andere Ursachen.

kath.net-Buchtipp
Das Geschäft mit der Sünde
Ablass und Ablasswesen im Mittelalter
Von Christiane Laudage
Hardcover, 352 Seiten; m. Abb.
2016 Herder, Freiburg
ISBN 978-3-451-31598-5
Preis 25.70 EUR

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Foto oben: Ausschnitt Titelblatt © Herder Verlag


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Lesermeinungen

 Karlmaria 1. Dezember 2016 

Der Ablass wird auch in diesem Bericht nicht verstanden

Ich habe das natürlich auch nicht verstanden. Der Ablass ist ein großes Wunder das Gott wirkt. Mit rechter Ablasspraxis bräuchten wir wahrscheinlich kein AL. Diese anderthalb Vaterunser die es eventuell nach der Beichte als Buße gibt sind nicht der Ablass. Es geht darum dass nach der Beichte die Folgen der Sünde ja immer noch da sind. Wenn jemand gelogen hat ist das Vertrauen immer noch zerstört. Wenn jemand gegen das sechste Gebot gesündigt hat könnte er sich eventuell daran gewöhnt haben und es fällt ihm schwer wieder davon los zu kommen. Bei der Beichte wird die Sünde vergeben. Aber um alles wieder so hin zu bekommen wie es sein sollte dazu braucht es oft viel mehr. Dazu kann der Ablass helfen. Sind eigentlich die Ablässe bei der Piusbruderschaft jetzt auch von Seiner Heiligkeit gültig gemacht worden?


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