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| Die Christo-Zentrik des Petrusdienstes – Oder warum es nur einen Papst gibt13. Jänner 2021 in Kommentar, 9 Lesermeinungen „Mit dem Verzicht Papst Benedikts XVI. auf die Ausübung des Petrus-Dienstes am 28. Februar 2013 und aufgrund der Wahl von Papst Franziskus am 13. März desselben Jahres ist eine völlig neue Situation eingetreten.“ Von Gerhard Kardinal Müller Vatikan (kath.net/Vatican Magazin) Mit dem Verzicht Papst Benedikts XVI. auf die Ausübung des Petrus-Dienstes am 28. Februar 2013 und aufgrund der Wahl von Papst Franziskus am 13. März desselben Jahres ist eine völlig neue Situation eingetreten, die in der Papst- und Kirchengeschichte bisher unbekannt, ja undenkbar war. Bislang fehlt uns die adäquate dogmatische Denk-und Sprachform, um ekklesiologisch einerseits die häretische Idee einer Doppelspitze abzuwehren (so in der Rede von „zwei Päpsten“) und andererseits der Tatsache gerecht zu werden, dass es – nach jetzigem Sprachgebrauch – einen „emeritierten“ Bischof und Papst von Rom gibt, der aber nicht mehr den Petrus-Dienst innehat. Das Problem entzündet sich an der Glaubenswahrheit, dass der Bischof von Rom als Nachfolger Petri das Prinzip der Einheit ist, das eben nur von einer Person zu verwirklichen ist. Weil die Ausübung der päpstlichen Vollmacht von ihrem Besitz abhängt, erübrigt sich die Unterscheidung des Verzichtes auf das Amt und seiner Ausübung. Da es real nur einen Papst geben kann, ist folglich auch die terminologische Unterscheidung eines „amtierenden" und eines „emeritierten“ Papstes oder des aktiven Trägers des römischen Primates und des passiven Teilhabers daran wenig hilfreich. Der übliche Verweis auf die Möglichkeit der Emeritierung von Diözesanbischöfen übersieht das Alleinstellungsmerkmal des römischen Bischofs, der persönlich der Nachfolger Petri ist und damit den Felsen darstellt, auf den Jesus Seine Kirche baut. Der Unterschied besteht darin, dass er nicht nur wie die anderen Bischöfe Nachfolger der Apostel im Kollegium aller bischöflichen Mitglieder ist. Der Papst ist spezifisch und individuell Nachfolger des Apostels Petrus, während die Bischöfe nicht Nachfolger eines einzelnen Apostels sind, sondern nur der Apostel im Allgemeinen. (Vgl. dazu meine Darstellung des Dogmas vom Lehr- und Jurisdiktionsprimat des Papstes gemäß dem I. und II. Vatikanum in: „Der Papst. Sendung und Auftrag“, Freiburg 2017, 327- 348). Überdies steht der automatische Amtsverzicht der Diözesanbischöfe bei der kanonischen Grenze von 75 Jahren (nicht ohne rechtswirksame Annahme durch den Papst) in einer starken Spannung zur Einsetzung der Bischöfe durch Christus selbst im Heiligen Geist (vgl. Apg 20, 28), also zum göttlichen Recht des Episkopates (Lumen gentium 20). Die Bischöfe der Ortskirchen sind „nicht Stellvertreter der Bischöfe von Rom“ (Lumen gentium 27). Und schon gar nicht sind sie die „Delegaten des Papstes“ – so wie etwa die Mitglieder des diplomatischen Korps des Vatikans, wobei diese aber als geweihte Bischöfe auf der anderen Seite zur sakramentalen Verfassung der Kirche gehören. Diese ist allerdings dem Lehr- und Jurisdiktionsprimat des Papstes entzogen, wenn auch die kanonische Gemeinschaft aller katholischen Bischöfe mit dem römischen Papst dogmatisch unerlässlich ist. Andernfalls würden sie sich der schweren Sünde des Schismas schuldig machen (vgl. Lumen gentium 22). Statt die bisher singuläre „Emeritierung“ des Bischofs von Rom, der „als Nachfolger Petri das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen“ ist (Lumen gentium 23), mit der so genannten Emeritierung der anderen Bischöfe plausibel zu machen oder gar als moralischen Anspruch auf Pensionierung nach einem langen Arbeitsleben zu „normalisieren“, sollten wir uns der aktuellen Herausforderung an unser Verständnis von sakramentaler Kirche und heiligem Petrus-Primat stellen. Sie besteht darin, eine plausible theologische Deutung der derzeitigen Ausnahmesituation zu finden, dass im Herzen der Heiligen Römischen Kirche derzeit „zwei“ Nachfolger des Apostels Petrus zu leben scheinen. Denn zwei Personen können nicht „das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen“ (Lumen gentium 23) verkörpern. Denn die Zahl zwei stellt im Gegensatz zur Zahl eins logisch nicht die Einheit, sondern die Vielheit dar. Jede Vielheit ohne das „Prinzip Einheit“ ist der Auflösung der Ganzheit preisgegeben. (Aristoteles, Metaphysik XII, 10) Nachfolger Petri ist der Bischof von Rom nur, solange er lebt oder nicht freiwillig resigniert hat. Die bischöflichen Funktionen des Lehrens, Leitens und Heiligens sind essentiell im Sakrament der Weihe enthalten, während das Charisma der Unfehlbarkeit ex Cathedra in rebus fidei et morum und der Jurisdiktionsprimat dem rechtmäßigen Papst – da es keine sakramentale Papstweihe gibt –nur solange zukommen, als er sich in seinem Amt befindet. Mit dem freiwilligen Verzicht auf das Amt erlöschen auch definitiv die päpstlichen Prärogativen oder petrinischen Vollmachten. Zu schnell also wurde von der problematischen Figur des emeritierten Bischofs von New York oder Sydney der Schluss gezogen auf einen möglichen „emeritierten“ Papst. Denn der Titel „Papst“ ist nur die allgemein üblich gewordene Amtsbezeichnung für die dem Bischof von Rom zukommenden Prärogativen als Nachfolger Petri. Aber jeder Bischof von Rom ist Nachfolger Petri nur, solange er der aktuelle Bischof von Rom ist. Er ist nicht Nachfolger seines Vorgängers, und darum kann es niemals gleichzeitig zwei römische Bischöfe, Päpste und Nachfolger Petri geben. Es ist auch nicht möglich, dass de facto oder de jure mere ecclesiastico eine Optik herbeigeführt wird, in der die Statik des ius divinum der Kirchenverfassung oder gar die Glaubenslehre de fide divina et catholica ins Wanken zu geraten scheinen. Angesichts der dominanten Eindrücke durch Bilder sind theologische Einsichten heute schwerer zu vermitteln als die Erkenntnis durch die Begriffe und Urteile des Denkens. Der Heilige Stuhl scheint – nebenbei bemerkt – dem Phänomen der Übermacht der Medien Rechnung zu tragen, insofern er die Zahl der Mitarbeiter des Dikasteriums für die Kommunikation im Vergleich mit der – für das Lehramt des Papstes viel wichtigeren – Kongregation für die Glaubenslehre um das Dreißigfache gesteigert hat. In den säkularen wie kirchlichen Medien der bewegten Bilder entstand durch das visuelle Nebeneinander von „zwei Päpsten“ das subtile Problem, die Pontifikate von zwei lebenden Personen miteinander vergleichen zu müssen. Und hier ist leider die Tatsache nicht zu übersehen, dass im Zeitalter des säkularisierten Denkens und der medialen Massenkommunikation politische und ideologische Betrachtungsweisen das theologische Urteil – das heißt die Sichtweise aus dem Glauben an die übernatürliche Sendung der Kirche – kontaminieren. Im Extrem werden – je nach Interessenlage – die Prinzipien der katholischen Theologie selbst einer „konservativen“ oder „liberalen“ Ideologie verdächtigt. Die positive oder kritische Wertung des einen und des anderen Pontifikates werden wechselseitig ausgespielt jeweils auf Kosten der Gegenseite. Die Beweise für diesen schädlichen Antagonismus der Pontifikate von zwei lebenden Akteuren der Zeitgeschichte sind Legion und widerspiegeln sich täglich in den Kommentaren der Tageszeitungen, der Bloggerszene und den diesbezüglichen Websites und Propagandafilmen. Aber nicht, was den früheren und jetzigen Papst im persönlichen Stil unterscheidet, sondern was Benedikt XVI. und Papst Franziskus in der Sorge um die Kirche Christi verbindet, ist wirklich von spirituellem und theologischem Interesse für das Volk Gottes. Es geht sowohl um die Würde des Petrus-Dienstes, das ein früherer Papst innehatte, wie auch um die Anerkennung seiner Verdienste für die Kirche, die in die Überlegungen seiner kirchlichen Ortsbestimmung einzubeziehen sind. Dabei stehen die Kennzeichen wie die weiße Soutane oder die Anrede als Heiliger Vater, aber auch die Erteilung des apostolischen Segens nicht im Zentrum. Es geht um die Bestimmung des Amtes als Bischof von Rom, das untrennbar von der Petrus-Nachfolge her mit dem Petrus-Dienst (Lehr- und Jurisdiktionsprimat) verbunden ist. Der Vorschlag, den früheren Papst wieder ins Kardinalskollegium aufzunehmen, kommt an das zentrale Problem nicht richtig heran, weil es doch um die Beziehung des römischen Bischofsamtes zu seinen petrinischen Prärogativen geht. Zu welcher Orts-Kirche aber steht seine Bischofswürde (als Diözesan- oder Titularbischof) in Beziehung, wenn es nicht die römische Kirche sein kann? Man könnte sich vorstellen, dass er im engsten Umkreis der römischen Kirche Bischof von Ostia wird, ohne dort aktiv die Leitung der Diözese übernehmen zu müssen oder als Kardinal aktiv an der Papstwahl oder gar beratend an den Konsistorien teilzunehmen. Das Verhältnis des früheren zum jetzigen Papst zu beschreiben, kann nicht von persönlichen Rücksichten abhängig gemacht werden, weil es hier sachlich um das von Christus gestiftete Amt geht. Als Herausgeber der Gesammelten Werke von Joseph Ratzinger weiß ich genügend sein theologisches Genie zu würdigen, wie ich auch als alter Lateinamerika-Fahrer den unermüdlichen Einsatz von Papst Franziskus für die Armen der Welt zu schätzen weiß und – für kirchenpolitische Taktierer unverständlich – mehrdeutige Stellen in „Amoris laetitia“ und „Fratelli tutti“ immer loyal im Sinne der katholischen Lehrkontinuität interpretiert habe. Aber es geht über die Correctio fraterna, deren wir im Pilgerstand alle bedürfen, weit hinaus, wenn bei der Gefahr gravierender Missverständnisse auch öffentlich von den Bischöfen und besonders den römischen Kardinälen „die Wahrheit des Evangeliums“ (Gal 2, 14) zu verteidigen ist. Der heilige Thomas von Aquin erklärt es unter Berufung auf den heiligen Augustinus so: „Deshalb hat auch Paulus, der Untergebener des Petrus war, diesen wegen des drohenden Glaubensärgernisses zur Rechenschaft gezogen.“ (Summa theologiae II-II q. 33 a.4 ad 2) Analog dazu dienen die Kardinäle heute dem Papsttum mehr durch wetterfeste Argumente als durch windige Lobreden, zumal auch Dante in der Göttlichen Komödie die Schmeichler in den achten Kreis der Hölle verbannte – was wir hier jedoch (mit christlichem Humor) nicht ohne Hinweis auf die größere Barmherzigkeit Gottes zitieren wollen. Für das Bild, das die Kirche von sich selbst in der Welt von heute vermittelt, ist mit allem Ernst eine tiefere Besinnung auf „die Lehre über Einrichtung, Dauer, Gewalt und Sinn des dem Bischof von Rom zukommenden heiligen Primates“ (Lumen gentium 18) unerlässlich. So viel steht absolut fest, dass der lebendige Grund und der stets gegenwärtige Gründer der Kirche den galiläischen Fischer Simon nicht zum Ersten der Apostel bestellt und zum Petrus-Felsen ernannt hat, um ihm eine Plattform zur Selbstverwirklichung zu bieten oder einem Hofstaat zu Lohn und Brot zu verhelfen, sondern um ihn zum sich selbst entsagenden „Diener der Diener Gottes“ zu machen. So beschrieb der heilige Papst Gregor der Große (+ 604) die einzigartige Rolle des römischen Papstes im Gegensatz zum Prestigedenken des damaligen Patriarchen von Konstantinopel, der aus dem Zentrum politischer Macht heraus die Beziehung der Bischöfe untereinander zu einem Tauziehen um Rangfolgen und Einflusssphären machen wollte, anstatt die Sorge um das ewige Heil in die Mitte des gemeinsamen apostolischen Dienstes zu rücken. Nur beiläufig sei hingewiesen auf die dogmatisch höchst fragwürdige Klassifizierung der Wesenseigenschaften des Petrus-Dienstes als bloß „historische Titel“, wie sie in den neueren Publikationen des „Annuario Pontificio“ vorgenommen wird. Demut ist eine persönliche Tugend, die jedem Diener Christi gut ansteht. Sie rechtfertigt aber nicht eine Art Relativierung der Vollmachten, die Christus den Aposteln und ihren Nahfolgern zum Heil der Menschen und zum Aufbau der Kirche übertragen hat. Denn gerade das Christentum gründet in der geschichtlichen Verwirklichung des Heils, sonst wäre das Historische nur ein wechselndes Gewand, in das sich ein zeitloser Mythos einkleidet. So wie Christus der wesensgleiche Sohn des Vaters ist in der trinitarischen Einheit Gottes und nur die christologische Terminologie sich in den großen geschichtlichen Auseinandersetzungen um die Wahrheit des Christus-Mysteriums entfaltet hat, so bezeichnen die Prädikate „Nachfolger Petri, Stellvertreter Christi und sichtbares Haupt der ganzen Kirche“ (Lumen gentium 18) die innere Wahrheit des römischen Primates, wenn sie auch erst im Laufe der Zeit als Titel auf den römischen Papst appliziert worden sind. Es besteht kein Zweifel, dass nach dem Willen Christi der Bischof von Rom der Nachfolger Petri ist und die ihm übertragene „Schlüsselgewalt“ über die ganze Kirche in der Autorität Christi ausübt (Mt 16, 18). Zusammen mit Paulus hat Simon Petrus durch das Martyrium des Blutes und das unblutige Martyrium, das heißt das Zeugnis der „Lehre der Apostel“ (Apg 2, 42), der römischen Kirche seinen immerwährenden Dienst an der Einheit aller Gläubigen übertragen und die Cathedra Petri in ihrem Boden ein für allemal verankert. (Vgl. Irenäus von Lyon, Gegen die Häresien III 3,3; geschrieben ca. 180 n. Chr. bald nach seinem Rom-Aufenthalt). Grund und Mitte dieses Petrus-Dienstes ist das Bekenntnis zu Christus, „damit der Episkopat selbst einer und ungeteilt sei“. Und deshalb hat Jesus „den heiligen Petrus an die Spitze der Apostel gestellt und in ihm ein immerwährendes und sichtbares Prinzip und Fundament der Einheit des Glaubens und der Gemeinschaft/Communio eingesetzt/instituit“ (Lumen gentium 18). So wie Petrus nicht das Zentrum der Kirche und der Mittelpunkt des Christseins (heiligmachende Gnade und Gotteskindschaft) ist, so sind aber – wie er selbst– auch die Nachfolger auf seiner römischen Cathedra die ersten Zeugen des wahren Fundaments und einzigen Prinzips unseres Heils: Jesus Christus, das Fleisch gewordene Wort Gottes, seines Vaters. „Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht“ ( Joh 1, 18). Christus Jesus ist der eine und einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen (1 Tim 2, 5). „Die Kirche des lebendigen Gottes“ (1 Tim 3, 15) ist die Zeugin und Vermittlerin der unwiderruflichen Selbstmitteilung Gottes als Wahrheit und Leben jedes Menschen. Sie kann sich darum auch nicht den allgemeinen Zielen einer von Menschen gemachten religiös-moralischen und ökonomisch-ökologisch Neuen Weltordnung unterordnen, selbst wenn deren „Vordenker und Wächter“ den Papst ehrenhalber als ihren spirituellen Führer anerkennen würden. Das war ja der apokalyptische Albtraum des russischen Philosophen Wladimir Solowjew (1853–1900) in seiner berühmten Schrift „Kurze Erzählung vom Antichrist“ (1899). Dort hält aber der wahre Papst als Stellvertreter des gekreuzigten und auferstandenen Herrn dem selbsternannten Papst-Kaiser an der Spitze der Eine-Welt-Regierung mit ihren Philanthropen und Guardianen (die immer Auguste Comtes „Idee der Menschheit“ als kollektivem Gott und Nietzsches Wahngebilde vom „Übermenschen“ im Hinterkopf ihres pensiero unico haben) klar das Bekenntnis zum Reich Gottes entgegen: „Unser alleiniger Herr ist Jesus Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ (Deutsche Gesamtausgabe VIII, hg. W. Szylkarski, München 1980, 285) Weder in der geoffenbarten Glaubenslehre noch in der sakramentalen Kirchenverfassung kann es gemäß politisch-soziologischem Sprachgebrauch „Revolutionen“ oder wissenschaftstheoretische „Paradigmenwechsel“ (zum Beispiel alla Bolognese) geben, die nicht a priori im strikten Widerspruch stünden zur Logik der göttlichen Offenbarung und zum Stiftungswillen Christi als Grund und Gründer Seiner Kirche. Es sind nicht die konstruierten Kirchenbilder, die mediengewaltige Vordenker den Gläubigen aufdrängen dürfen, denn es gibt nur das eine Kirchen-Bild „des von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeinten Volkes“ (Lumen gentium 4). Jeder Appell an eine „universale Brüderlichkeit“ ohne Jesus Christus, den einzigen und wahren Erlöser der Menschheit, müsste eine Geisterfahrt ins offenbarungstheologische Niemandsland werden, wenn der Papst an der Spitze des Gesamtepiskopates die Gläubigen nicht immer neu vereint im expliziten Bekenntnis Petri zu „Christus, dem Sohn des lebendigen Gottes“. (Mt 16,16). Deswegen ist die Kirche des dreifaltigen Gottes keineswegs eine Gemeinschaft von Anhängern einer historischen Ausformung der allgemeinen Menschheits-Religion, die auch ohne den drei-einen und personalen Gott auskommen und sogar von Atheisten im Sinne der pantheistischen Identifikation des Seins mit der personifizierten Gott-Fiktion Spinozas (deus sive substantia sive natura) geteilt werden könnte. Die katholische Kirche, „die vom Nachfolger Petri und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird“ (Lumen gentium 8), ist das „Haus Gottes“ als „Säule und Fundament der Wahrheit“ (1 Tim 3, 15). Das ist die Wahrheit des Glaubens, nämlich dass Christus Jesus „geoffenbart ist im Fleisch, gerechtfertigt durch den Geist, geschaut von den Engeln, verkündet unter den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit“ (1 Tim 3, 16). Mit dem Zweiten Vatikanum ist darum zu sagen: Weil „Christus das Licht der Völker ist“, ergibt sich die geoffenbarte Wahrheit, dass „die Kirche in Christus gleichsam das Sakrament ist, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“ (Lumen gentium 1). Daraus folgt die Zurückweisung des religiösen Pluralismus und Relativismus in der Wahrheitsfrage. „Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollen“ (Lumen gentium 14). Auch im interreligiösen Dialog mit dem Islam müssen wir freimütig sagen, dass Jesus nicht „irgendeiner der Propheten“ (Mt 16, 14) ist, der uns auf einen gemeinsamen Gott jenseits seiner Selbstoffenbarung im Mensch gewordenen Sohn Gottes verweisen würde, so „als ob“ wir außerhalb der christlichen Glaubenslehre im Nirgendwo der religiösen Gefühle – gemäß religiöser Stammtischparolen – „im Grunde doch alle irgendwie das Gleiche meinen.“ Nicht die Christen schreiben Jesus irgendetwas zu, was die Anhänger Mohammeds oder die Rationalisten von Kelsos, gegen den Origenes eine großartige Apologie schrieb, bis Voltaire als unvereinbar mit ihrem – von der natürlichen Vernunft erdachten – normativen Gottesbegriff ablehnen. Denn Jesus allein offenbart in göttlicher Vollmacht das Geheimnis Gottes: „Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will“ (Mt 11, 27). Das ist die Christo-Zentrik, um die der Petrus-Dienst, das heißt der Primat der römischen Kirche, kreist und die ihm seine unersetzbare Bedeutung verleiht für die Kirche – in ihrem Ursprung, ihrem Leben und ihrer Sendung bis zur Wiederkunft Christi am Ende der Zeit. Es ist für die Ausübung des Papsttums nicht ohne Bedeutung, dass bei den drei wichtigsten Primats-Stellen im Neuen Testament (Mt 16, 18; Lk 22, 32; Joh 21, 15-17) Jesus den Petrus auf seine menschlichen Schwächen und seinen störanfälligen Glauben hinweist, ihn an die Verleugnung erinnert und ihn wegen des Missverständnisses der Messianität Jesu ohne Leiden und Kreuz schwer tadelt. Er weist ihm rigide den zweiten Platz zu, so dass Petrus Jesus zu folgen hat und niemals Jesus dem Petrus. Die Reihenfolge zwischen Jesus und Petrus mit den übrigen Aposteln ist unumkehrbar. Der Titel Vicarius Christi – im theologischen Verständnis – überhöht nicht den Papst, sondern demütigt ihn ganz außerordentlich und beschämt ihn vor Gott und den Menschen, wenn „er nicht das im Sinn hat, was Gott will, sondern was die Menschen wollen“ (Mt 16, 29). Denn Petrus hat kein Recht, Gottes Wort nach seinem Dafürhalten und nach dem Geschmack der Zeit anzupassen, „damit das Kreuz Christi nicht um seine Kraft gebracht wird“ (1 Kor 1, 17). Wir Jünger Jesu sind damals wie heute den Versuchungskünsten Satans ausgesetzt, der uns im Glauben an Christus den Sohn des lebendigen Gottes, der „wirklich der Retter der Welt ist“ (Joh 4, 42), irremachen will. Deshalb sagt Jesus zu Petrus und allen seinen Nachfolgern auf seiner römischen Cathedra: „Ich habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht erlischt – ut non deficiat fides tua“. Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder: „et tu conversus confirma fratres tuos“ (Lk 22, 32). Archivfoto Papst Benedikt XVI. (c) Paul Badde Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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