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| Orthodoxer Kirchenstreit im Kaukasus um weitere Episode reicher6. März 2021 in Weltkirche, 6 Lesermeinungen Erfolgloser "Kirchenstreik" in der selbsternannten Abchasischen-orthodoxen Kirche macht auf eingefrorenen kirchlichen Konflikt aufmerksam Moskau/Tiflis (kath.net/KAP) Mit einem "Kirchenstreik" haben maßgebliche Vertreter der Abchasischen-orthodoxen Kirche in der zweiten Februarhälfte erfolglos versucht, ihren Anschluss an die Russisch-orthodoxe Kirche oder die Selbstständigkeit zu erzwingen. Der provisorische "Kirchenverwalter", Erzpriester Wissarion Aplia, hatte am 19. Februar im staatlichen abchasischen TV erklärt, dass alle Gottesdienste eingestellt würden, bis es eine positive Entscheidung in seinem Sinne gibt. Nur zum persönlichen Gebet sollten die Kirchen offen bleiben. Nun erklärte er den Streik für beendet, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax am Montag mitteilte. Die orthodoxe Kirche in der international nicht anerkannten Republik Abchasien hatte sich 2009 einseitig von der Georgisch-orthodoxen Kirche abgespalten, ist aber von keiner anderen orthodoxen Kirche anerkannt. Und daran dürfte sich auch so schnell nichts ändern. Denn das russisch-orthodoxe Moskauer Patriarchat nahm offiziell gar nicht zum abchasischen Begehren Stellung und aus Tiflis erhielt der streitbare Kirchenmann Aplia Post, in der er darauf hingewiesen wurde, dass seine Kirche und er selbst zum Georgischen Patriarchat gehörten.
Die kurze kaukasische Posse hat jedoch einen ernsten und höchst komplexen kirchlichen wie vor allem auch politischen Hintergrund. Befürworter der Eigenständigkeit einer abchasischen Kirche berufen sich auf das Königreich Abchasien, wo die Kirche ab dem 8. Jahrhundert tatsächlich eine Eigenständigkeit entwickelte. Vorausgegangen war die von Byzanz ausgehende Christianisierung Westgeorgiens vom 4. bis zum 6. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert gab es in Abchasien schließlich die volle kirchliche Eigenständigkeit, und ab dem 16. Jahrhundert übernahm der Katholikos von Abchasien (zusätzlich) den Titel eines Patriarchen. Bedeutendster Patriarch war Eudaimon I. Chkhetidze (1543-78), der eine gemeinsame Synode der abchasischen und georgischen Kirche zur Reform der Liturgie abhielt.
Erzpriester Wissarion steht seit fast 30 Jahren der orthodoxen Kirche in Abchasien provisorisch vor. Er bekundete zuletzt gegenüber zahlreichen Medien, dass der Zustand seiner Kirche so nicht mehr länger haltbar sei. Dieser Zustand beinhaltet allerdings auch die Facette, dass Wissarion selbst nie vonseiten des Georgischen Patriarchats mit Sanktionen belegt wurde. Und damit nicht genug: Die selbsternannte Abchasische-orthodoxe Kirche ist in sich nochmals gespalten. Die Mehrheit folgt wohl Erzpriester Wissarions pro-russischem Kurs, es gib jedoch einen zweiten Teil der Gläubigen und des Klerus, die die Unterstützung des Ökumenischen Patriarchats Konstantinopel für die Bildung einer abchasischen Nationalkirche suchen. In dieser Kirche sollte dann nicht Russisch oder gar Georgisch, sondern Abchasisch Gottesdienstsprache sein. Die Minderheit gründete im Jahr 2011 die "Heilige Abchasische Diözese" unter dem suspendierten Kleriker der russischen Kirche Dorotheos (Dbar), der behauptet, Archimandrit der griechischen Metropolie von Goumenissa, Aksioupol und Polikastro zu sein und somit dem Patriarchat Konstantinopel anzugehören. Die abchasische Regierung verhält sich in dem Schisma neutral. Erzpriester Wissarion hat unterdessen am Wochenende nicht nur den Kirchenstreik für beendet erklärt, sondern sich zugleich in Zweckoptimismus geübt: Auch wenn es noch lange dauern werde, "die Russisch-orthodoxe Kirche wird uns helfen, eine autonome Kirche in Abchasien zu errichten", sagte er gegenüber Interfax. Derweilen trägt der Georgische Patriarch Illia II. nach wie vor u.a. den Titel Metropolit von Sochumi und Abchasien.
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