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Angeschossener Bischof: "Sie waren nicht hier, um mich zu töten"

28. April 2021 in Weltkirche, 2 Lesermeinungen
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Spekulationen über ethnische Spannungen als möglichen Hintergrund des Angriffs auf den ernannten Bischof der Diözese Rumbek im Südsudan


Rom/Juba (kath.net/KAP) Nach dem Schuss-Attentat auf den designierten katholischen Bischof von Rumbek im Südsudan gibt es Spekulationen über ethnische Spannungen als möglichen Hintergrund des Angriffs. Er habe versucht, mit den Angreifen zu sprechen, diese aber hätten die Waffe gezogen, ihm ins Bein geschossen und seien geflohen, schilderte Bischof Christian Carlassare (43) in einem ersten Interview dem lokalen Radiosender "Eye Radio". "Sie waren nicht hier, um mich zu berauben oder zu töten, denn sie hätten mich leicht töten können", zeigte sich der aus Italien stammende Comboni-Missionar überzeugt.

Er verspüre keinen Groll, sagte der ernannte Bischof nach Angaben des vatikanischen Missionspressediensts "Fides" (Dienstag) in dem Radiointerview: "Ich weiß, dass die Menschen hier im Allgemeinen mehr leiden als ich jetzt. Rumbek hat mehr verdient. Deshalb vergebe ich von ganzem Herzen, wer auch immer diese Tat begangen hat."


Zwei Angreifer waren in der Nacht auf Montag in die Schlafräume des Bischofs eingebrochen und hatten mehrere Schüsse auf den Geistlichen abgefeuert. Carlassare wurde zunächst in einem Spital in Rumbek behandelt und dann nach Juba ausgeflogen. Dem Generalrat der Comboni-Missionare zufolge geht es ihm "den Umständen entsprechend gut".

"Fides" zitierte einen Mitbruder aus dem Umfeld Carlassares, wonach die Tat möglicherweise ein Einschüchterungsversuch gewesen sei und die Bewaffneten den Missionar dazu bringen wollen, Rumbek noch vor der zuletzt für 23. Mai angesetzten Bischofsweihe wieder zu verlassen. "Wir sind davon überzeugt, dass es Gruppen gibt, die keinen ausländischen Bischof wollen, sondern einen Dinka, die mehrheitlich ethnische Gruppe in der Region". Weit verbreitetes Stammesdenken in den südlichen Regionen des Südsudan führe dazu, dass man einen ausländischen Bischof als Bedrohung ansehe, so die anonyme Quelle.

Der aus Italien stammende und seit 2005 im Südsudan tätige Comboni-Missionar Carlassare war am 8. März von Papst Franziskus zum Bischof von Rumbek ernannt worden. Der Bischofssitz war zuletzt seit Juli 2011 vakant. Damals starb Ortsbischof Cesare Mazzolari nur eine Woche nach der Unabhängigkeit des Landes vom Sudan.

"Es ist wirklich zu früh, um zu verstehen, was oder wer genau hinter dem Angriff steckt. Ich bin sicher, dass die Behörden ihr Möglichstes tun werden, um die Fakten aufzuklären", sagte derweil Enzo Pisani, Koordinator des italienischen medizinischen Hilfswerks "Medici con l'Africa - CUAMM" in Rumbek, in dessen Krankenhaus der verwundete Bischof nach dem Angriff erstversorgt wurde. Angesichts der Umstände des Angriffs sprach auch Pisani von einem möglichen Einschüchterungsversuch "durch die lokale Mafia".

Im Südsudan bewege auch christliche Gläubige das Thema der ethnischen Unterschiede stark, verwies Pisani auf den Streit rund um die Ende 2019 erfolgte Ernennung von Stephen Ameyu Martin Mulla zum neuen Erzbischof von Südsudans Hauptstadt Juba. Auch hier sahen etliche Beobachter ethische Motive, es kam zu monatelange Protesten. Mit der Amtseinführung des neuen Erzbischofs habe man lange warten müssen, so Pisani.

In Rumbek allerdings hätten die Menschen den ernannten Bischof Carlassare bei seiner Ankunft am 15. April mit einem großen Volksfest begrüßt, obwohl er kein einheimischer Priester ist, fügte Pisani hinzu. Nach der langen Wartezeit auf einen neuen Bischof und auch wegen der Erinnerung an den beliebten Amtsvorgänger Mazzolari sei die Freude unter den Gläubigen groß gewesen.

Copyright 2021 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich

Alle Rechte vorbehalten

Fotos: der ernannte Bischofs Carlassare vor und nach dem Angriff


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