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Höhere und höchste Gewalt

2. Mai 2021 in Kommentar, 9 Lesermeinungen
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„Können Lehren aus der Kirchenkrise nicht auch helfen, der Verzweiflung über die Bedrohung durch das Virus Herr zu werden?“ Von Kurienerzbischof Georg Gänswein/Vatican Magazin


Vatikan (kath.net/Vatican Magazin) Am 27. März hat Erzbischof Gänswein für die Sigmund Freud Universität in Wien einen Vortrag über die „Resilienz der Religion“ in Krisenzeiten gehalten, der inzwischen viral geht. Für das Vatican-Magazin hat er hier noch einmal eine Kurzfassung dieser Rede formuliert, für die wir ihm herzlich danken.

In der Coronakrise erfährt plötzlich die ganze Welt, was die katholische Kirche schon seit Jahren erfährt.

Können Lehren aus der Kirchenkrise da nicht auch helfen, der Verzweiflung über die Bedrohung durch das Virus Herr zu werden? Denn Sünde und Verbrechen gab es ja schon immer in der Kirche, wie auch die menschliche Spezies seit jeher Wirt und Wohnung zahlloser Viren ist.  Der Kirche war deshalb von Anfang an bewusst, dass sie aus schwachen Menschen besteht seit Simon Petrus, dem Freund Jesu, von dem Matthäus schreibt, er habe nach der Verhaftung seines Herrn geschrien, er kenne "diesen Menschen" nicht. Ausgerechnet auf diesen Apostel gründete Jesus Christus aber seine Kirche, als eine Gemeinschaft brüchiger Menschen und Sünder.  

So gab es zu allen Zeiten neben den Heiligen der Kirche schon immer auch Verbrecher, gleichzeitig, wie in unserer Zeit, der Zeit Mutter Teresas aus Kalkutta und der Zeit Kardinal McCarricks in Washington, wobei selbst Heilige die Verbrecher in ihrer Nähe oft nicht erkannt haben, wie Johannes Paul II. den Ordensgründer Marcial Maciel Delegado nicht erkannt hat. Mehr noch. Die Bibel hält in unerhörtem Realismus fest, wie der große König David seinem Freund Urìa auf abscheuliche Weise eine tödliche Falle stellte, um seinen eigenen Ehebruch mit dessen Ehefrau Batseba zu vertuschen. – "Das Herz des Menschen ist ein Abgrund". erkannte Augustinus schon im 4. Jahrhundert.


Doch jetzt ist es oft, als fielen wir aus allen Wolken, wenn wir neu in diesen Abgrund blicken müssen. Deshalb ist es gewiss recht und vernünftig, dass alles getan wird, um sexuellen Missbrauch durch Kleriker in Zukunft zu verhindern, auch wenn solche Triebtäter möglicherweise zwanghaft handeln. Die Hoffnung bleibt dennoch illusorisch, Mittel und Maßnahmen zu finden, die Kirche eines Tages in eine Gemeinschaft sündenfreier Menschen verwandeln zu können.

Zur globalen Krise durch das Corona-Virus muss ich nichts mehr hinzufügen, was nicht schon tausendfach gesagt wurde. Die Bedrohung durch das Virus ist in der Lage, nachhaltig das zu vergiften, was wir normalerweise mit erfülltem Leben identifizieren: unbeschwerte Begegnungen, Gemeinschaft, menschliche Nähe.  Gewaltige Kollateralschäden begleiten die Pandemie, bis hin zu alarmierenden Suizidzahlen, die streng tabuisiert werden. Und an den Dauerdebatten in den Medien ist zu erkennen, dass eine befriedigende Antwort nicht in Sicht ist, wie politisch und gesellschaftlich angemessen auf diese Pandemie zu reagieren sei.

Klar wird heute dabei einmal mehr, dass sich unsere Welt nicht so beherrschen lässt, wie wir uns das mit all unserer Weisheit und Wissenschaft gemeinhin gern einbilden mögen. Was heute hingegen die säkulare Gesellschaft mit ihren Politikern und die katholische Kirche mit ihren Bischöfen in diesen Krisen verbindet, ist vielleicht wie selten sonst das Empfinden ihrer Ohnmacht. Es ist eine Ohnmacht der Sünde gegenüber und eine Ohnmacht dem Virus gegenüber, als wären sie verwandte Bedrohungen. Und in mancher Hinsicht erinnern viele Bemühungen in der Kirche, der Sünde des Missbrauchs Herr zu werden an die hektischen Bemühungen der politischen Klasse nach einem ultimativen Impfstoff.

Doch als das Virus der "Spanischen Grippe" von 1918 bis 1920 in nur zwei Jahren über 50 Millionen Menschen dahinhinraffte, hat sie die Menschen, wie ich das sehe, ohne alle Lockdowns und Masken und Impfdebatten nicht halb so geängstigt wie heute die Covid19-Seuche. Vielleicht ging die damalige Generation durch die große "Vorschule des Todes" im I. Weltkrieg mit der Pandemie der Spanischen Grippe ja auch einfach nur anders und beiläufiger mit dieser Bedrohung um, nachdem das gegenseitige Töten zwischen 1914 bis 1918 zuvor rund 20 Millionen Menschen das Leben gekostet hatte. Doch das müssen wir uns vor Augen halten: Die etwa zwei Jahre lang grassierende Pandemie kostete damals mehr als doppelt so vielen Menschen das Leben wie unmittelbar davor der vier Jahre dauernde Weltkrieg!  Sollten wir uns da heute nicht glücklich schätzen ohne dieses apokalyptische Vorspiel zur gegenwärtigen Menschheitskrise? - Eigentlich ja, aber wir tun es nicht. Wir schauen heute nicht gelassener als die Menschen von 1918 bis 1920 auf das bedrohliche Virus.

Da scheint mir als Medizin für beide Krisen ein neuer Blick auf die Herzmitte unseres Glaubens hilfreich. Das ist die Menschwerdung Gottes, an die jedes Gebet vom „Engel des Herrn“ erinnert, und wozu Joseph Ratzinger vor über 50 Jahren in seinem Buch "Glaube und Zukunft" schrieb: "Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt: Jesus Christus." – In der Mitte unseres Glaubens steht ein Mensch aus Fleisch und Blut als Gott, den wir auch in Brot und Wein verehren. Das Christentum ist also keine Buchreligion wie der Islam und in gewisser Hinsicht auch das Judentum. Die katholische Kirche lebt vor allem von ihrem Blick auf Jesus von Nazareth und sie löst sich da auf und verkümmert, wo sie ihn aus dem Blick verliert.

Auch hier spiegelt die Krise der Sünde in der Kirche die globale Krise durch das Virus. Beide Bedrohungen sind Phänomene gleichsam „höherer Gewalt“, wie es im Versicherungswesen heißt. Und bei beiden hilft gegen die letzte Verzweiflung nur das Vertrauen auf die höchste Gewalt, auf den Gott des Erbarmens, der uns in Jesus von Nazareth persönlich begegnet ist.

Archivfoto Erzbischof Gänswein (c) Paul Badde

VIDEO - Erzbischof Georg Gänswein - Macht der Glaube krisenfest?

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