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Es geht also nicht um einen Kampf der Geschlechter und darum, wer wen dominiert.

11. Oktober 2021 in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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Erzbischof Michel Aupetit (Paris) in einer Predigt: 'Gott nahm eine Rippe aus der Seite des Mannes, gegenüber seines Herzens, damit der Mann seine Frau liebe' - Erzbischof von Paris - Von Juliana Bauer


Paris (kath.net)

„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich will ihm eine Gefährtin schaffen, die ihm entspricht“ (Gen. 2,18).

Wie oft hörten wir diesen Vers in den Lesungen aus dem Alten Testament, ohne dieses Textes überdrüssig zu werden. Insbesondere, wenn er hochgeschlossen wird zum entsprechenden Evangelientext, der von Jesu Stellungnahme zu Ehe und Scheidung berichtet. Vor allem auch, wenn er eine spannende wie gleichermaßen tiefgründige Interpretation erfährt, wie sie Michel Aupetit, der Erzbischof von Paris den Gläubigen nahezubringen vermag. So auch wieder geschehen am ersten Oktobersonntag in Saint-Germain l’Auxerrois in Paris – eine Predigt, die nicht nur die Menschen vom Thema her bewegt, sondern deren Worte in den Kommentaren wieder einen überwältigenden Anklang fanden. Die erste Lesung war dem Genesistext 2,18-24, das Evangelium jenem nach Markus 10,2-16 entnommen.

Die Predigt

„Wenn wir dieses Evangelium hören, erfahren wir, dass die Frage nach der Ehe, der Vereinigung von Mann und Frau und die Frage nach der Scheidung kein neues Problem darstellt“, beginnt Mgr Aupetit. „Die Frage, die Jesus von den Pharisäern gestellt wird, führte schon zu seinen Zeiten zu Polemiken und geht bis auf die Epoche Mose zurück. Sie ist eine Falle, um Jesus dazu zu bewegen, Partei für die eine oder andere Seite der in dieser Frage gespaltenen religiösen Strömungen zu ergreifen.“

Erzbischof Aupetit geht kurz auf die beiden Rabbinerschulen zur Zeit Jesu ein, welche die genannte Frage behandeln: die Schule des Rabbi Hillel und jene des Rabbi Schammai; es geht diesen jedoch nicht um das Thema der Scheidung als solche, sondern um den Grund, die Frau aus der Ehe zu entlassen. „Jesus aber antwortet nicht auf die Frage, er mischt sich nicht in die Kontroverse ein, sondern verweist sie ‚auf den Anfang‘, also auf die ursprüngliche Absicht Gottes und den göttlichen Willen.“ Jesus mache ihnen mit dem Verweis auf das Buch Genesis klar, dass es zu Anbeginn der Menschheit „nicht so war“ und eine Scheidung nicht in der Absicht Gottes liege, was „die Pharisäer auf Anhieb verstehen…“
 

Dann lenkt der Erzbischof das Augenmerk auf eine bedeutungsträchtige Aussage Gottes: „Im Augenblick der Erschaffung des Menschen spricht Gott im Plural, bei der Erschaffung der Welt dagegen im Singular. Nun aber sagt er ‚wir/uns.‘ „Lasst uns den Menschen machen nach unserem Bild“ (Gen. 1,26). Genau genommen aber sagt Gott ‚Lasst uns die ‚Menschheit‘ machen nach unserem Abbild, männlich und weiblich.‘ Erstaunlich, nicht?“ In diesem Zusammenhang fragt Mgr Aupetit zunächst nach der Bedeutung des Plurals… Er bedeute die Liebebeziehung, die in Gott existiert, der Vater, der Sohn und der Hl. Geist. „Gott ist ein einziger, aber er ist nicht allein. Daher sind Frau und Mann gerufen, Abbild Gottes zu sein, in diese Gemeinschaft der Liebe einzutreten, das ist ihre Berufung. Diese Liebesbeziehung, die in Gott existiert, findet ihr Abbild in der Verschiedenartigkeit von Mann und Frau.“


Im weiteren stellt der Erzbischof den exakten biblischen Text vor, der zunächst von männlich – weiblich, male – femalle spreche und erklärt die Grundbedeutung der Wörter, welche das Wort Verschiedenartigkeit ausdrücken… „Wir sind unterschiedlich…aber in der Gemeinschaft Gott ähnlich… auch die Tiere sind männlich und weiblich, bei denen, wenn sie sich vereinigen, es um eine biologische Affinität geht, Pheromone bedingen die Anziehung… Beim Menschen aber beruht die Anziehung auf einer personenbezogenen Beziehung, die nach dem Bild Gottes in der Liebe gründet.

Das Ebenbild Gottes in der Menschheit offenbart daher diese Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau, die sie zu einem einzigen Fleisch macht, so wie Gott durch die Liebesbeziehung der drei göttlichen Personen eins ist. Ein Fleisch, wie uns der Herr sagt, ein Fleisch nach dem Abbild Gottes, eine Gemeinschaft in der Liebe. Wenn es für den Menschen nicht gut ist, allein zu sein, dann deshalb, weil Gott, zu dessen Abbild er berufen ist, nicht einsam ist. So erinnert Jesus an die Urgründe des göttlichen Willens für die Menschheit.

Die von Gott gewollte Ehe ist demnach keine einfache Vereinigung von Personen. Die Ehe ist ein Sakrament, das heißt eine Gabe Gottes, um in seine Liebe einzutreten. Deshalb sagt Jesus: ‚Was Gott vereint hat, das kann der Mensch nicht trennen‘ (Mk 10,2).

Die Ehe ist eine neue Schöpfung“ folgert der Erzbischof daraus; daher beschreibe die Genesis die Beziehung zwischen Mann und Frau. Im Folgenden geht Mgr Aupetit auf die tiefere Bedeutung der Erzählung in Genesis 2 (Gen. 2,21-22), welche über die Erschaffung der Frau berichtet, mit einem faszinierenden Text ein. „Aus diesem Grund beschreibt das Buch Genesis die Erschaffung der Frau aus der Rippe des Mannes, die uns, gelinde gesagt, seltsam erscheint. Um ihren Sinn zu verstehen, der keine anatomisch-physiologische, sondern eine spirituelle Erklärung ist, ist es notwendig, diesen Midrasch (die entsprechende Bibelauslegung) zu kennen. Er gründet auf einer rabbinischen Darlegung, die uns in das Verständnis von Wörtern eintauchen lässt und die bereits im 12. Jahrhundert in Frankreich bekannt war. Wir finden sie in den theologischen Sentenzen des Petrus Lombardus (Anm.: P. Lombardus, + 1160, war Leiter der Kathedralschule von Notre Dame in Paris und von 1159-60 Bischof von Paris).

Was also sagen die Rabbiner: ‚Wenn Gott die Frau aus dem Kopf des Mannes erschaffen hätte,“ Monseigneur lächelt amüsiert, „hätte die Frau über den Mann geherrscht.‘ Ah oui! Meine Herren, nun seien Sie nicht eingeschnappt… In der Jungsteinzeit hatten wir matriarchale Gesellschaften, matrilineare, die Genealogie basierte nicht auf dem Mann, sondern auf der Frau. Das Zentrum der Familie war die Frau, die Männer oder Erzeuger,“ Michel Aupetit lacht, „waren eher wie Brüder… kehren wir heute zu archaischen Formen zurück…?“ Dann zitiert er die zweite Aussage der Rabbiner: „Wenn Gott die Frau aus den Füßen des Mannes geschaffen hätte, hätte der Mann seine Frau verachtet.‘ Das ist wahr. Das war so im Patriarchat. Dies trat ab dem 12. Jahrhundert v. Chr. mit dem Übergang zu einem patriarchalischen System auf. Wohl bis in unsere Tage… Nein, sagen die Rabbiner: ‚Gott nahm eine Rippe aus der Seite des Mannes, gegenüber seines Herzens, damit der Mann seine Frau liebe.‘

Das ist die Erklärung, die religiöse Erklärung. Es geht also nicht um einen Kampf der Geschlechter und darum, wer wen dominiert. Es geht um das Eintreten in eine Liebesgemeinschaft.“ Erzbischof Aupetit stellt einen weiteren rabbinischen Text zum Buch Genesis diesem ergänzend gegenüber, einen weiteren spirituellen Text, wie er ihn nennt. „Gott erschuf Adam. Aus Erde… Dieser war nicht zufrieden, fühlte sich einsam unter den Tieren, er gab den Tieren Namen. Dann ließ ihn Gott in einen Schlaf sinken… und erschafft das Männliche und das Weibliche und die beiden werden Mann und Frau, hebräisch Isch und Ischa. Nach dem Ebenbild Gottes. Das Männliche und das Weibliche sind noch nicht das Ebenbild Gottes. Mann und Frau aber sind das Bild Gottes. Und als Gott die Frau erschuf,“, so die rabbinischen Darlegungen, die jedoch dem biblischen Text zu widersprechen scheinen, aber die Ebenbürtigkeit der Frau hervorheben, „sagte Gott folgende Worte: ‚Sie soll Frau heißen, Ischa.‘ Sie trägt also zuerst den Namen. Er ist noch der Erdhafte. Das männliche Wesen wird Mann, als er seiner Frau gegenübertritt. Als er ihren Namen nennt, Ischa, handelt Gott und gibt ihm den Namen, gibt ihm den Namen, wie die Frau ihn nennt, die letztlich dem Mann erlaubt, seinen Namen zu finden: Mann.“ Michel Aupetit betont vor diesem gesamten Kontext nochmals, warum Jesus die Pharisäer explizit auf den Anbeginn der Schöpfung verweist…

„… Wir müssen daher“, schließt der Erzbischof seine Predigt, „die Schönheit der göttlichen Intention für Mann und Frau von Anfang an neu entdecken. Gott hat durch eine freie Initiative seinerseits einen Bund mit der Menschheit geschlossen. Aber das hebräische Wort, welches Bündnis ( berit ) bedeutet, weist immer auf die Fähigkeit hin, sich auf die Freiheit einzulassen, auf die Freiheit, zu leiden, sich zu schenken und den anderen zu empfangen. Das Bündnis mit Gott, das den Bund von Mann und Frau …, das Sakrament, ermöglicht, basiert auf einer Freiheit, die allein die wahre Liebe möglich macht. Zweifellos wäre es ratsam, den entsetzlichen, immer noch andauernden Krieg der Geschlechter, den Krieg zwischen Mann und Frau mit den dazu etwas verworrenen Theorien zu beenden, um den Willen Gottes, die Intention Gottes wiederzufinden und Christus nachzufolgen, um wieder zum Anbeginn (der Schöpfung) zu gelangen …, um in die Ewigkeit einer Liebe nach dem Ebenbild Gottes einzutreten.

 

Homélie de Mgr Michel Aupetit - Messe à Saint-Germain l’Auxerrois - Dimanche 3 octobre 2021, Homélies – Diocèse de Paris. Messe à Saint-Germain-l'Auxerrois du 3 octobre 2021, KTO TV (Schwerpunkt der Übersetzung). Übersetzung für kath net: Dr. Juliana Bauer


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Lesermeinungen

 mphc 11. Oktober 2021 

Das Sakrament der Ehe ist noch das unbekannte Sakrament!!!

Dieses Sakrament wartet auf seine Erforschung.
Sakrament bedeutet doch Begegnung mit Gott.
Der Priester, der uns die einwöchige Ehevorbereitung gehalten hat, hat gesagt, "vor einem Ehepaar kann man sich niederknieen!"
Das Sakrament der Ehe spenden sich die Eheleute nicht nur anlässlich der Hochzeit sondern immer wieder..
Gott ist der Dritte im Bunde, Er trägt die Ehe, auch wenn es schwer wird. Rein menschlich wäre es oft nicht zu schaffen, einander über Jahrzehnte treu zu bleiben, einander zu lieben, aber mit Hilfe Gottes gelingt es. Das Sakrament als Quelle der Liebe und der Treue.


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