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"Es gilt das gesprochene Wort. Gottes."

9. November 2021 in Kommentar, 6 Lesermeinungen
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"Aber wenn Bätzing spricht? Für bischöfliche Sprachbildner gilt das nicht immer!" - Ein Kommentar von Franz Norbert Otterbeck, Köln


Limburg (kath.net)
Abwarten und Tee trinken. Wenn das ein Bischof sagt, dann ist es ein Bischofswort. Nicht immer ein heiliges. Aber es gibt mitunter auch gehaltvollere Aussagen deutscher Vorzeigebischöfe. Das Internetportal "quaelerisch.de" titelte neulich: 'Bischof Bätzing: Fotos treffen nie die ganze Realität' und zitierte dann: "Bilder zeichnen eine eigene Wirklichkeit; sie treffen nie die ganze Realität"; Bischof Bätzing habe zu Allerheiligen dazu aufgerufen, stärker die Wirklichkeit wahrzunehmen und sich nicht von Fotos blenden zu lassen. Na und? Typisch für die dortige Bildredaktion wurde prompt wieder ein sehr unvorteilhaftes Foto des DBK-Vorsitzenden beigegeben. Der philosophisch weniger gebildete Leser fragt sich selbstkritisch, ob er etwa nur nicht begriffen habe, dass der liebe Georg in Wirklichkeit ein Cornichon sein könnte, ein kleines, krummes Gürkchen. Aber nein! Der Bischof von Limburg hat sich einen phänomenal hoch ausgestreckten Bischofsstab erwählt.

Das ist doch ein klares Indiz dafür, welch hoch anständigen, himmelstürmenden Begriff dieser Kirchenführer von sich selber hat, wie es kein Foto der Welt angemessen ausdrücken kann! Ich scherze. Aber es brauchte eine ganze Woche, diese Allerheiligenpredigt zu verkraften. Im vollen Wortlaut ist sie ganz anständig. Aber die "Methode Bätzing" folgt doch immer demselben Muster: Der Prediger sucht einen irgendwie originellen Anknüpfungspunkt. Diesmal war es das Foto der "Vorsondierer" zur bundesdeutschen Ampelkoalition, das in vielen Varianten durch die asozialen Netzwerke gejagt wurde. Daran angeknüpft werden irgendwelche Aussagen, die nicht immer logisch anknüpfen, aber beim Hörer oder Leser doch spontane Zustimmung auslösen sollen. Eingestreut werden auch immer noch Spuren katholischer Begrifflichkeit, hier: im Kontext der traditionellen Heiligenverehrung. B.B. dementiert unsere Religion nicht ganz so plump, wie es im K.O.-System anderer "Mitbrüder" üblich geworden ist. Man denke an Kohlgraf/Overbeck, die mal den 'Zeitgeist', mal auch nur 'Betroffene' quasi zur Offenbarungsquelle erheben. Aber die Stoßrichtung ist doch die, das Hergebrachte nicht zu erläutern, sondern zu vernachlässigen, zeitgeistbetroffen. Zu Fronleichnam fehlt der Hinweis auf die sakramentale Realpräsenz Christi und ihre Anbetung, zu Allerheiligen fehlt jeder eschatologische Aspekt und insbesondere die Interzession der Heiligen wird ausgeklammert.


Die Aussage sollte ungefähr sein: Wie ein Foto von einem Menschen nicht alles sagt, so treffen auch unsere Bilder von den Heiligen nicht zuverlässig ihre Realität. Das ist allerdings eine sinnlose "Botschaft", fast eine Warnung vor der Heiligenverehrung. Der heilige Joseph war wahrscheinlich ein relativ junger, energischer Mann, von dem Jesus für sein irdisches Leben viel lernen konnte und der so mit Maria, der Mutter Jesu, eine wahrhaft heilige Familie für ihn bildete. Dargestellt wird er oft als Greis, vielleicht sogar Witwer, weil insbesondere der griechische Osten der Kirche den Mut früh verloren hat, ihm heilige Reinheit adäquat zur Gottesmutter zuzutrauen. Überdies wollte man so das Problem der biblischen "Brüder" Jesu lösen, die seine Vettern waren, aber zu Halbbrüdern umgedeutet wurden. Es war aus dem Bewusstsein entschwunden, dass es im Hebräischen kein Wort für "Vettern" gibt. Differenzen zwischen unseren Bildern eines Heiligen und dem "Original" sind mithin in der Tradition unvermeidlich da, doch sind sie für unsere Verehrung letztlich unerheblich. Auch wenn wir über den heiligen Christophorus oder den heiligen Georg nichts wissen: Ihre Verehrung war immer kraftvoll und wirksam. In der himmlischen Herrlichkeit kommen unsere Bitten um Fürsprache schon richtig an. Christoph oder Georg können mit vollem Recht ihre Namenstage feiern. Welchen Sinn aber soll es haben, der katholischen Glaubenslehre immer wieder Abbruch zu tun, dies aber als "Verstehbarmachung des Evangeliums" zu vermarkten? Wetten dass?

Eine typische Bätzing-Predigt kann von einem Menschen, der keine Initiation in den ekklesialen Neusprech erlitten hat, gar nicht verstanden werden. Die Zielgruppe ist nicht der "moderne Mensch", denn der möchte Argumente hören. Diese scheinplausiblen Berieselungen sind ausschließlich an den "modernen Mitarbeiter" des Kirchenkonzerns adressiert, der vor allem verstehen soll: Unser Bischof macht uns keinen Kummer, indem er uns mit Glaubenssätzen quält. Die Katholische Nachrichten Agentur, bei der sich das eingangs genannte Portal bedient, könnte ja mal eine Meinungsumfrage bei allen kirchlichen Beschäftigten starten. Optimaler Gradmesser der "Katholizität" sind bekanntlich die vier großen Mariendogmen: Jungfrau, Mutter, Immakulata, Assumpta. Immakulata meint, die Jungfrau und Gottesmutter sei von Beginn ihrer Existenz an vor der Makel der Erbsünde bewahrt geblieben, im Hinblick auf das Erlösungswerk Christi. Assumpta meint, Maria sei bei Vollendung ihres irdischen Lebensweges mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen, in innigster Verbindung mit ihrem Sohn, unserem Erlöser. Insofern ist sie auch Mutter der Kirche. KNA könnte also mal anonym ermitteln, wieviele Gehaltsempfänger der "deutschen Kirche" speziell die beiden jüngsten Sätze über Maria so glauben. Exakt so, wie die Kirche sie zu glauben vorgibt. Ich rechne mit einem Ergebnis deutlich unter 5 Prozent. Die Erfahrung lehrt, dass ein Christ, der die "richtige Mariologie" glaubt, in aller Regel keine falsche Christologie glauben kann. Insofern rettet das richtige "Foto" von Maria auch das richtige Bild Jesu Christi. Die Fototechnik des kirchlichen Lehramts ist auch keineswegs so vorsintflutlich, dass nur ungefähre, verschwommene Portraits dabei herauskommen. Jungfrau ist Jungfrau. Mutter ist Mutter. Die immerwährende Jungfrau Maria ist wahrhaft Mutter Gottes. Dieses Bekenntnis ist uralt und unumstößlich und es koloriert das Bild Christi angemessen.

Die Initiative "Maria 2.0", die wahrscheinlich im Schwerpunkt aus frustrierten Kirchenbeschäftigten zusammengestellt wurde, deshalb auch Duldung mehrerer Bischöfe genießt, will uns nun belehren, dass man sich die Allerseligste Jungfrau nach Art der Rosa Luxemburg vorzustellen habe: Engagiert, aufrührerisch, revolutionär. Simone de Beauvoir, von der das derzeit zur Herrschaft greifende Frauenbild maßgeblich herstammt, hat selber nie ein Kind geboren, trotz ausschweifender sexueller Betätigung. Zu ihrer Lebenszeit empfanden es viele Frauen noch als Unglück, nicht Mutter geworden zu sein. Vielleicht hatte der Zorn der Schriftstellerin also höchstpersönliche Ursachen? Man weiß es nicht. Heute mag es Frauen geben, die zum Umbau der Kirche aufrufen, weil sie beispielsweise einem Priester "zuliebe" abgetrieben haben. Die Bilder, die manche Frauen derzeit von Maria und der Kirche malen, entsprechen jedenfalls nicht der Realität, die uns die göttliche Offenbarung gezeigt hat. Auch der sprachbild-mächtigste Prediger wird diese nicht ins Gegenteil verkehren können. Es gilt nämlich das gesprochene Wort. Gottes.

Foto: (c) kath.net


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