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Die pastorale Klugheit des letzten Konzils

22. November 2022 in Kommentar, 9 Lesermeinungen
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Otti's Optik: "Irme wartet auf Godot", immer noch - Ein Kommentar von Von Franz Norbert Otterbeck


Köln (kath.net)

Am Rande des "Walberberger" Buß- und Bettags, gehalten zu Bonn-Hochkreuz, der sich durch drei höchstprofilierte Referate der Bonner Professoren Hillgruber (Staatsrecht), Menke (Dogmatik) und des Kardinals Müller auszeichnete, wurde auch kurz die Frage nach dem Zweiten Vatikanum aufgeworfen. Der Moderator wollte sie eigentlich nicht zulassen, da Thema doch 'Staat und Kirche' sei. Doch hatte Rechtsanwalt Dr. Köhne den "Anfangsverdacht" formuliert, dass mit dem Konzil - in meinen Worten - doch etwas schiefgelaufen sein könnte. Karl-Heinz Menke verwies richtigerweise auf die Texte des Konzils, die aus heutiger Sicht allesamt überraschend konservativ auffallen. Doch so leichthin ist die Frage angesichts der Fakten nicht abzutun. Denn warum werden die "Urkunden" nicht gelesen, speziell nicht vom "Synodalen Weg"; und offenkundig auch von vielen deutschen Bischöfen kaum mehr wahrgenommen? Man ist längst über Wort und Weisung des Konzils hinweggegangen und fühlt sich sauwohl dabei. Denn es enthielt ja alle Tradition der Kirche, von der man sich ganz offen lossagt, nicht nur in den deutsch-theologischen Staatsfakultäten.

Die bewusste pastorale Klugheit des letzten Konzils wurde von der herrschenden Meinung erstaunlich frech ins Gegenteil verkehrt. Was deutsche, österreichische, schweizer und andere Theologiestudenten der letzten rund 50, bald 60 Jahre vom Konzil mitbekamen, das sind vorwiegend die konfessionspolitischen Parolen im Stil der "Einführungen", die Rahner/Vorgrimler ihrem Konzilskompendium zu jedem Text voranstellten. Der Begriff von Kirche, den 'Lumen gentium' zentral lehrt, wurde schon früh nicht mehr expliziert, speziell nicht in der tendenziell törichten "Pastoral" der deutschen Bischöfe seit 1968 ("Königstein"). Man darf inzwischen von einem fast völligen Fehlschlag der Konzilsrezeption in weiten Teilen der ehemals abendländisch geprägten Regionen der Weltkirche sprechen. Sakramente werden ins Nichts gespendet oder gar nicht. Gebet und Liturgie verkommen zu selbstreferenzieller Selbstbeschäftigung. Priesterausbildung ist paralysiert, Mission wird offen abgesagt. Überall trifft man auf die Lüge, der Islam "bete denselben Gott an". Dabei darf kein Muslim je Allah ein "Vaterunser" widmen.


Um dieses Beispiel zu vertiefen, im Dokument 'Nostrae aetate' vom 28. Oktober 1965 heißt es: "Ecclesia cum aestimatione quoque Muslimos respicit qui unicum Deum adorant,..." (Nr. 3). Die Aussage lautet, dass die Kirche auch Wertschätzung gegenüber Muslimen üben will und nennt dafür einige Motive, speziell, dass auch sie den "einzigen" Gott anbeten. Dass dieser nicht unser, "derselbe" Gott sein kann, findet sich einige Zeilen später, weil sie Christus nicht als Gott anerkennen. Ohne Gottheit Christi aber kein Christsein, logisch. Die pastorale Klugheit des letzten Konzils bestand darin, sich den Andersdenken "cum aestimatio" zuzuwenden. Von einer Änderung des Glaubens - inhaltlich - ist nirgends die Rede.

Noch mehr als 'Nostra aetate' wurde 'Dignitatis humanae' als Anspruchsgrundlage für eine "anthropozentrische Wende" zelebriert, die das Konzil der Christenheit verordnet habe. Doch, Überraschung, dort steht schon in Nr. 1: "Hanc unicam veram Religionem subsistere credimus in catholica et apostolica Ecclesia, cui Dominus Iesus munus concredidit eam ad universos homines diffundendi ..." Wir sind die einzige wahre Religion, die katholische Kirche, die der Herr zu allen Menschen sendet. Wo auch immer das Konzil sich zu unserer Religion bekennt, behauptet die theologische Nachgeburt desselben, dies seien nur Phrasen, die aus taktischen Gründen den "Fußkranken der Revolution", den konservativen Nachzüglern, konzediert wurden, um "niemanden" zurückzulassen. Damit aber: die Offenbarung. Die 'declaratio de libertate religiosa' hat zu ihrer Interpretation ganze Bibliotheken erzeugt, die hier nicht zusammengefasst werden können. Ich vermag in ihr "die Wende" nicht zu erkennen, die man ihr angedichtet hat, da sie Religionsfreiheit als Teil der christlichen Gesellschaftslehre neu akzentuiert, nicht aber religiöse Indifferenz billigt. Anders gesagt: 'Extra Ecclesiam nulla salus' gilt grundsätzlich weiter, aber ohne Gewalt. Im Verhältnis von Staat und Kirche heute ist allerdings religiöse Indifferenz explizit erwünscht und wird von vielen Bischöfen auch eingeräumt, unter Verstoß gegen das Konzil.

Die pastorale Klugheit des Konzils besteht darin, dass es überhaupt keine neue Religion vorlegte, keine Änderung des Glaubens will, keine neue Theologie gebilligt hat, speziell keinerlei Modernismus. Unter der Leitung von Papst Paul VI. wollte es das Verhältnis zu den Menschen der gegenwärtigen Zivilisation neu justieren. Es wollte "Pastoralkonzil" sein. Aber was ist das? Da liegt das Problem. Wahrscheinlich wird der Sinn eines Pastoralkonzils erst begriffen, wenn es ein zweiteres, kleineres derselben Art geben wird. Und zwar dann, wenn es als "Retrokonzil" den nachkonziliaren Wahnsinn, wo noch möglich, deutlich korrigiert und das "V2" klug in die Glaubenstradition re-integriert, notfalls auch einige Sätze explizit korrigiert. Denn "Pastoralkonzil" kann nicht bedeuten, nur Aufbruch um des Aufbruchs willen aufzubrechen. Das wäre: Abbruch, wie erlebt. Ein pastoral kluges Konzil konnte und wollte nicht nur 'mit der Zeit gehen', sondern musste ihr auch, wo nötig, widersprechen, beispielsweise bei Krieg und Unrecht, Verhütung und Abtreibung. Das kirchliche Amt hat immer den Auftrag, je nachdem, mal behutsam zu modernisieren, dann aber auch sorgsam zu restaurieren. Insofern bekenne ich mich heute zur gemäßigten 'Reaktion'. Revolution ist nicht unser Ding, außer in der allzeitgültigen Neuheit, die Christus selber ist. Also würde ich Kardinal Müller, aber auch Kardinal Koch und Kardinal Graf Schönborn, die höchstpersönliche Teilnahme an einem diskreten "Lateranum VI" gern wünschen, und zwar: mit Einfluss.

Der lieben Irme vom ZdK und allen, die sich vom Duo Stetter/Bätzing repräsentiert fühlen, sei aber auch in diesem Jahr voradventlich wieder zugerufen: Ihr wartet vergeblich. "Godot" kommt nicht. Unsere Kirche bleibt dieselbe, unverändert: Es bereitet uns der Advent auf die Ankunft des Heilandes vor, des einzigen. Aber vielleicht wenden sich ja einige der kürzlich zu Rom "ad limina" versemmelten deutschen Bischöfe, in Demut und Reue, wieder ihrem konziliaren Auftrag zu, der Welt zu verkünden: "Wir" sind die wahre Religion; in der Ecclesia una sancta catholica et apostolica. Das darf uns kein Staat nehmen, und sei er noch so illiberal geführt wie in Berlin schon so oft geschehen.

 

 


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