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| Der Lepanto-Almanach 2022 und der Kampf gegen die Entchristlichung unserer Gesellschaften30. Dezember 2022 in Buchtipp, 1 Lesermeinung "Wir können dankbar feststellen, dass es sich der junge Lepanto-Verlag zur Aufgabe gemacht hat, mit seinen Autoren das christliche Moment in unserer Gesellschaft zu stärken." Rezension von Lothar Christian Rilinger Hannover (kath.net) Der Lepanto-Verlag hat den dritten Band des Lepanto-Almanachs für das Jahr 2022 vorgelegt. In ihm sind diverse Aufsätze versammelt, die alle um Fragen des christlichen Glaubens kreisen. Wie in einem Glasperlenspiel nähern sich die Autoren aus verschiedenen Richtungen dem Phänomen „Glauben“, um ihre Sicht hierauf zu erklären. Wenn auch die Ansätze verschieden sind, Gott ist der verbindende Bezugspunkt – er ist es, auf den jeder Gedanke zielt. Der Gesellschafter und Mitgründer des Lepanto-Verlages, Hans-Ulrich Kopp, hat sich anlässlich der vierhundertfünfzigsten Wiederkehr der Seeschlacht von Lepanto Gedanken über die Schlacht selbst gemacht, aber auch über die Intention und Wirkungsgeschichte. Wobei seine Erörterungen nicht verheimlichen wollen, dass die siegreiche Schlacht von Lepanto, der Sieg des Christentums über den Islam, bei der Benennung des Verlages eine Rolle gespielt hat. In der Schlacht trafen die christlichen Truppen der Heilige Liga unter dem Oberbefehl des außerehelichen Sohnes von Kaiser Karl V., Don Juan d´Austria, auf eine osmanische Flotte, die im Begriff war, weitere Teile des Mittelmeerraumes zu erobern. Die christliche Flotte siegte, der Expansionsdrang der Türken war gestoppt, Europa blieb es erspart, vollständig unter islamische Herrschaft zu geraten. Die Schlacht von Lepanto war ein Kampf gegen die Islamisierung Europas und damit gegen die Entchristlichung unseres Kontinents. In diesem Kampf für das Christentum sieht Kopp seine Verpflichtung, mit dem Lepanto-Verlag der Entchristlichung Europas, von welcher Seite sie auch immer kommen mag, etwas entgegen zu setzen. Er möchte Autoren, die dem christlichen Erbe verpflichtet sind, eine Plattform bieten, von der aus sie ihre Gedanken über den Glauben der Öffentlichkeit präsentieren können. Daniel Zöllner denkt über die kulturellen Wurzeln Europas nach, indem er von der Feststellung Josef Piepers ausgeht, dass der abendländische Geist die „auf die christliche Theologie gegründete Weltlichkeit“ darstelle. In dieser Feststellung scheint die Abhängigkeit von Immanenz und Transzendenz auf und damit die gegenseitige Verwiesenheit. An sich ist sowohl dem Weltlichen, als auch der Religion zu Eigen, das jeweils andere zu dominieren, doch idealiter müssen sie sich gegenseitig begrenzen und ergänzen. Der Christ darf sich nicht in Weltenferne nur dem Immateriellen verbunden wissen, und der Weltliche nicht nur dem Materiellen. Zöllner zeichnet die historische Entwicklung dieser gewollten Abhängigkeit nach, die bis zur Reformation auf Grund des katholischen Glaubens die einheitliche gesellschaftliche und staatliche Grundlage Europas bildete. Durch die Reformation wurde diese Einheitlichkeit zwar aufgehoben, doch der Bezug zum Christentum blieb. Durch die Aufklärung und durch die Französische Revolution hingegen wurde diese Verwiesenheit aufgekündigt, und Gott sollte aus dem Diskurs verbannt werden. Zöllner zitiert Dietrich Bonhoeffer, der diese Abkehr von Gott als die abendländische Gottlosigkeit bezeichnet hat. Doch trotz dieser Abkehr ruft Zöllner die Christen auf, sich nicht nur dem rein Materiellen hinzugeben, sondern – wie es Josef Pieper gefordert hat – die Bändigung des Weltlichen durch die Religion und der Religion durch das Weltliche immer wieder zu wollen. Beide Denksysteme müssen eingehegt werden, um den Ausgleich zu finden, der die denkerische Grundlage Europas ermöglichte. Ein weiteres Thema, das behandelt wird, ergibt sich aus der modernistischen Diskussion um den Transhumanismus. Es ist ein Humanismus, der von der christlichen Vorstellung des Humanismus Abschied nimmt und eine Form propagiert, die den unsterblichen Übermenschen zum Leitbild verherrlicht – einen Menschen, der das Produkt der Wissenschaft und der Technik sein und vornehmlich aus Geist bestehen soll. Wie aber dieser neue Übermensch zu leben hat, soll eine transhumanistische Elite entscheiden, so dass es neben dem Übermenschen auch die Untermenschen geben muss. Ulrich Krien setzt sich mit diesen Fragen auseinander und untersucht, wie C. S. Lewis und Pierre Teilhard de Chardin zum Transhumanismus, der schon jetzt von den sogenannten Superreichen dieser Welt präferiert wird, stehen. Sowohl Lewis, als auch Teilhard sind der christlichen Denktradition verpflichtet, und beide beschreiben die Konsequenzen, die sich aus dem Wandel des christlichen Humanismus zum Transhumanismus ergeben. Während Lewis in seinem literarischen Werk das Scheitern dieses Prozesses konstatiert, wendet sich Teilhard, der auch Naturwissenschaftler war, der Entwicklung eines Ultramenschen zu, den er als Produkt der Evolution sieht. Allerdings bezeichnet er ihn nicht als Neuen Menschen, der als Atheist geschaffen werden soll, sondern als ein Geschöpf, das sich als Ultramensch noch intensiver Gott zuwendet. Damit setzt Krien die Vorstellungen beider Autoren ins Gegenteil zur modernistischen Ideologie und wendet sich gegen die Verbannung Gottes aus der Vorstellungswelt. Auch wenn nur ein Aspekt des Transhumanismus erörtert wird, zeigt sich die atheistische Intention dieser Ideologie, kristallklar und beängstigend, aber auch der Versuch, sich selbst als Gott gerieren zu wollen. Die Diskussion um den Humanismus greift Michael Rieger auf, um aufzuzeigen, dass die Technokratie den christlichen Humanismus verdrängt, wobei er diesen Verdrängungsprozess historisch belegt. In der Technokratisierung der Politik sieht er die Besiegung des Menschen als Person. Der Mensch wird zur Nummer. Selbst wenn sich die Person dieser Verdrängung entgegenstellt, unterstützt sie allein durch ihr Leben diesen Prozess. Sie ist eingebunden in die Lebensabläufe und beteiligt sich an der Verschwendung und Vermüllung unserer Erde. Deshalb fordert der Autor die Politik auf, die Person zu retten – er klagt eine umfassende Politik ein, die von einer Elite auf der Grundlage des humanistischen Erbes gedacht und dann exekutiert werden müsse. Allerdings stellt er fest, dass dieses christlich-humanistische Erbe – wie nun schon des Öfteren im letzten Jahrhundert – gleichsam in das Feuer des Nihilismus geworfen wird. Humanismus ist für den Autor untrennbar mit Geschichts- und Problembewusstsein verknüpft, um die Linien erkennen zu können, die zu den Grundlagen eines Staates und einer Gesellschaft führen. Dieses Bewusstsein ist dem Transhumanismus fremd. In der Diskussion über diese Ideologie wird deshalb von der historisch gewachsenen Grundlage einer Gesellschaft, von dem Erbe des Humanismus, Abstand genommen, um eine neue und andere Grundlage zu schaffen, die als Technokratie den Nihilismus sichtbar werden lässt. Andere Autoren beleuchten das christliche Moment in unserer Kultur aus dem Blickwinkel der Dichtung. Christoph Fackelmann macht sich ausführlich Gedanken über Paul Ernsts Theaterstück „Chriemhild“, Uwe Wolff nähert sich den Gedichten von Ulrich Schacht an, eine breite Palette von Autoren sucht in der Lyrik von bekannten und nicht so bekannten Autoren das katholisch-christliche Moment. Stefan Hartmann lenkt unsere Aufmerksamkeit in der Besprechung einer neuen Biographie über Goethe sogar auf dessen marianische Neigungen. Gerade in der Dichtung wird deutlich, wie verwurzelt das Christentum im künstlerischen Diskurs ist. Allen Beiträgen ist der Rekurs auf das Christentum immanent, alle entfalten die verschiedenen Facetten des christlichen Momentes vor unseren Augen und zeigen damit auf, wie stark unser Leben vom christlichen Glauben, bewusst und unbewusst, durchdrungen ist, ja, wie stark unsere Gesellschaft auf ihm gründet. Auch wenn sich die Moderne von dieser christlichen Tradition emanzipieren möchte, um eine vollkommen neue gesellschaftliche Grundlage, die den Nihilismus zum obersten Wert erkoren hat, zu schaffen, so hat die Geschichte des 20. Jahrhundert gezeigt, luzide und grausam zugleich, wohin ein Denken ohne Gott führt. Am Ende wartet immer die schreckliche Willkür der Diktatur der nihilistischen Ideologie. Und die Geschichte des letzten Jahrhunderts hat allen Personen in einer Brutalität sondergleichen vor Augen geführt, wohin Politik führt, wenn das Korrektiv, das Gott verkörpert, fehlt. Wir können folglich dankbar feststellen, dass es sich der junge Lepanto-Verlag zur Aufgabe gemacht hat, mit seinen Autoren das christliche Moment in unserer Gesellschaft zu stärken. Der Lepanto-Almanach für das Jahr 2022 ist geeignet, der Entchristlichung unserer Gesellschaften etwas mit guten Argumenten der Entchristlichung entgegen zu setzen. kath.net-Buchtipp: Lothar Rilinger (siehe Link) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht i.R. und stellvertretendes Mitglied des Niedersächsischen Staatsgerichtshofes a.D. Foto: links Lothar C. Rilinger (c) Rlinger/Malsch - rechts Titelblatt (c) Lepanto Verlag Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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