Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. „#BockigesKleinkind“ - Der „Covid-Abgang“ von Manfred Lütz
  2. Bischof Glettler verteidigt seine 'Kunstwerke' in der Kirche und beschimpft kath.net
  3. Synodaler Weg: Knickt die katholische Kirche ein?
  4. Proteste erfolgreich - Bischof Glettler lässt Schweine-Herz-Kondom-Fastentuch abhängen!
  5. Medienbericht: Gänswein wird Papstbotschafter in Costa Rica
  6. Eine Voraussicht, die atemlos macht! - „Schlimmer als alle anderen Feinde der Kirche“
  7. Die katholische Kirche nach der Synodalversammlung
  8. Bischof Glettler und die "Herabwürdigung religiöser Lehren" - Kommt es zur Anzeige?
  9. "Locus iste a Deo factus est!"
  10. Bitten, Petitionen, Briefe, Manifeste und Gebete
  11. 24 Stunden für den Herrn
  12. Leinen los, volle Fahrt
  13. Keine Klimapanik ODER warum der Anstieg des Meeres um ein paar Zentimeter verkraftbar ist
  14. (W)irrer Viganò verteidigt Kriegsverbrecher Putin und gründet "Russophilen"-Bewegung
  15. „Warum kommt nach all dem Streit beim Synodalen Weg keine richtige Freude für die Gesamtkirche auf?“

Die letzte Konzentration

15. März 2023 in Kommentar, 4 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Eine Anmerkung zum Liturgieverständnis Joseph Ratzingers/Benedikts XVI. Gastkommentar von Dennis-Jens Ernst


Vatikan (kath.net) Als am Silvestertag des vergangenen Jahres Papst em. Benedikt XVI. sein Leben in die Hände des Schöpfers zurückgab, wurde schnell bekannt, was seine letzten Worte in dieser Welt waren. Nach einem langen Leben in akademischer Lehre und bischöflicher Hirtensorge, das durchzogen ist von unzähligen Akten der Schriftauslegung und der Abfassung bedeutender theologischer Werke, war es auf dem Sterbebett ein schlichtes Wort: „Signore ti amo“.

Diese Begebenheit ist wie ein Desiderat seines ganzen Lebens. Joseph Ratzinger, der Gelehrte auf dem Stuhl Petri, hatte die Fähigkeit, komplexe theologische Sachverhalte in ihrer ganzen breite und tiefe zu durchdringen, sie aber immer wieder auf einen inneren Wesenskern zurückführen zu können. Entfaltung und Konzentration kann als Leitlinie seines Denkens gelten. Diesen beiden Polen kann auch im Hinblick auf sein Verständnis von Liturgie nachgespürt werden. Die Kritiker sahen in den Zelebrationen Papst Benedikts meist nur die äußere liturgische Prachtentfaltung, das Wiedererscheinen von Brokat und Damast, goldener Ferula und Fanone. Folgende Zeilen des Liturgiewissenschaftlers Albert Gerhards sind beispielgebend:


„Im Lauf des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. hatte man sich längst wieder an einen kurialen Stil gewöhnt, der ohne Brokat, Spitzen, Hermelinpelzchen und Schabraken nicht zu denken ist. Schon seit Beginn des langen Pontifikats seines Vorgängers Johannes Paul II. tauchte manches von dem, was in den sechziger und siebziger Jahren verschwunden war, aus der Mottenkiste der Geschichte wieder auf“.

Und der Journalist Daniel Deckers attestiert in seiner Biographie über Papst Franziskus:

„Das leicht Schwüle der Ära Benedikt, in der sich manche an Spitzenrochetts und anderen femininen Accessoires nicht genug ergötzen konnten, ist vorbei“.

Jenseits solch plakativer Beurteilungen, die Papst Benedikt als Anachronisten und geistlichen Restaurator barocker Paramente erscheinen lassen, übersahen die scharfzüngigen Kritiker aber den wesentlichen Punkt der theologischen Konzentration, das synchrone Element, nämlich die Hingabe Joseph Ratzingers/Benedikts XVI. in die Vorgaben liturgischer Rechtsetzungen, wie sie das II. Vatikanische Konzil für die Liturgie der Kirche statuiert hat und die er in Folge des Konzils in Wort und Tat authentisch zu entfalten suchte. Das liturgische Verständnis Joseph Ratzingers/Benedikts XVI. ist unter den Maßgaben der Liturgiekonstitution Sacrosanctum Concilium darauf ausgerichtet, in der Vielgestaltigkeit liturgischen Handelns zu einer Mitte hinzuführen: Zur Begegnung mit dem lebendigen Gott, denn schon „am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt“ (Deus caritas est, 1). Zahlreiche liturgietheologische Texte aus seiner Feder deuten diesen Kernpunkt aus.

Die äußere „edle Schönheit/nobilis pulchritudo“ (SC 124) entfaltet sinnenfällig die den liturgischen Handlungen innewohnende „edle Einfachheit/nobilis simplicitas“ (SC 34). Beides sind die Brennpunkte der Ellipse, auf deren Umlaufbahn sich liturgisches Agieren vollzieht. Das spannungsvolle Verhältnis von simplicitas und pulchritudo kann nicht zu einer Seite hin aufgelöst werden, sonst gerät die Liturgie aus dem Gleichgewicht. Das Postulat der Einfachheit darf nicht mit Gestaltlosigkeit verwechselt werden und die Schönheit ist nicht Pomp und Tand, sondern Ausfluss „aller Formen wahrer Kunst“ (SC 112). Diese Erkenntnis kommentiert  Joseph Ratzinger:

„Die Liturgie ist für alle da. Sie muss ‚katholisch‘, d.h. kommunikabel für alle Glaubenden ohne Unterschied des Ortes, der Herkunft, der Bildung sein. Sie muss daher ‚einfach‘ sein. Aber das Einfache ist nicht das Billige. Es gibt die Einfachheit des Banalen, und es gibt die Einfachheit, die Ausdruck der Reife ist. In der Kirche kann es nur um diese zweite, die wahre Einfachheit gehen. Die höchste Anstrengung des Geistes, die höchste Reinigung, die höchste Reife, bringt die wahre Einfachheit hervor. Die Forderung nach dem Einfachen ist, recht gesehen, mit der Forderung nach dem Reinen und dem Reifen identisch, das es gewiss auf vielen Stufen, aber nie auf dem Weg der seelischen Anspruchslosigkeit geben kann“.

Ein letzter Blick auf die Totenbahre des Papa emerito: Keine Brokatkasel sondern ein schlichtes rotes Messgewand, von ihm getragen beim Weltjugendtag in Sydney, „wer es fassen kann, der fasse es!“ (Mt 19,12).

Dennis-Jens Ernst ist Mag. Theol. und Kirchenmusiker.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Junias vor 6 Tagen 
 

Gottesdienst heute

Ich war gestern Teilnehmer einer Beerdigung etwas weiter entfernt. Erschreckend war, es kam eine mir als Gast unbekannte Dame (stellte sich später als Pastoralreferentin heraus) und begann irgendwie eine Beisetzung durchzuführen. Mit Verlaub, da war kaum etwas, dass sich als klar katholisch definiert hätte. Viel allgemeiner Text und dann die Beisetzung der Urne. Kurzes Gebet an der Grabstätte und es war zu Ende. Viele auswärtige Gäste waren überrascht und verstört. Laut Familienangehörigen ist das jetzt der „Trend“ dass man sich aussuchen kann wie die Beerdigung laufen soll und wer diese zelebriert. Ich möchte bitte doch von einem Pfarrer beerdigt werden! Das ist zu Lebzeiten hier verfügt!


0
 
 DonGiovanni vor 6 Tagen 
 

Liturgieverständnis?!

Hätten Bischöfe, Priester, Laien, nur etwas von dem Liturgieverständnis von Papst Benedikt, sähe die hl. Messe in den Gemeinden ganz anders aus: Sicher wäre es meistens doch die neue Messe, aber anders, als spürbare Begegnung mit Gott. Und ja, die alte Messe würde auch noch unter "Summorum pontificum" leben.


1
 
 girsberg74 vor 7 Tagen 
 

Ein leiser Artikel,

dessen Darlegungen man nur mit Respekt folgen kann.


2
 
 udrei 15. März 2023 
 

Die letzte Konzentration

Wenn ich denke, wie "hemdsärmelig" heute manche Meßfeiern abgespult werden... Da tut diese Erinnerung an die tiefgründige und einfache Weisheit unseres großen Liturgen und Theologenpapstes der Seele richtig gut und erhellt den ganzen Tag. Danke dem feinsinnigen Autor für diesen Artikel!

www.kath.net/news/81013


2
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. „#BockigesKleinkind“ - Der „Covid-Abgang“ von Manfred Lütz
  2. Bischof Glettler verteidigt seine 'Kunstwerke' in der Kirche und beschimpft kath.net
  3. Proteste erfolgreich - Bischof Glettler lässt Schweine-Herz-Kondom-Fastentuch abhängen!
  4. Synodaler Weg: Knickt die katholische Kirche ein?
  5. Medienbericht: Gänswein wird Papstbotschafter in Costa Rica
  6. "Locus iste a Deo factus est!"
  7. Eine Voraussicht, die atemlos macht! - „Schlimmer als alle anderen Feinde der Kirche“
  8. Bischof Glettler und die "Herabwürdigung religiöser Lehren" - Kommt es zur Anzeige?
  9. „Warum kommt nach all dem Streit beim Synodalen Weg keine richtige Freude für die Gesamtkirche auf?“
  10. Katholische Organisation deckt Priester und Seminaristen auf, die Dating-Apps nutzen
  11. Leinen los, volle Fahrt
  12. Die katholische Kirche nach der Synodalversammlung
  13. Bitten, Petitionen, Briefe, Manifeste und Gebete
  14. (W)irrer Viganò verteidigt Kriegsverbrecher Putin und gründet "Russophilen"-Bewegung
  15. Gelassen das tun, was aufbaut

© 2023 kath.net | Impressum | Datenschutz