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| Wenn die Medien vertuschen28. Juni 2023 in Kommentar, 4 Lesermeinungen „Über Missbrauchsfälle und deren juristische und kirchliche Aufarbeitung muss berichtet werden! Aber objektiv, sachlich, nicht einseitig tendenziös sowie unter Unschuldsvermutung gegenüber Beschuldigten…“ Kommentar des evangel. Pfr. Jürgen Henkel München (kath.net/jh) Ginge es nicht um so Ernstes, so könnte man noch lästern und von Öffentlich-Rechtlichem „Dummfunk“ sprechen. Doch dazu ist das Thema zu kritisch, gleichzeitig aber auch der gezielte Kampagnenjournalismus zu präzise in seiner Absicht entlarvbar. Neulich, früh am Morgen, Tag des Auftakts im „Traunsteiner Prozeß“ um die Rolle des Erzbistums München im Falle eines vom Priester „H.“ sexuell missbrauchten Opfers und dessen Schadensersatzforderungen an das Erzbistum und den verstorbenen Papst Benedikt XVI. persönlich als früheren Erzbischof von München und Freising und Präfekten der Glaubenskongregation. Ein in der Sache beinahe tränentriefend aufgestellter, gleichzeitig maximal tendenziöser Moderator interviewt im Deutschlandfunk einen Vertreter der Betroffenenvereinigung „Eckiger Tisch“ zu diesem Prozess. Dabei wird schnell klar, dass es dabei – wie im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk seit langem bei vielen Themen üblich – weniger um Sachinformation, sondern vor allem um Meinungsmache, das gegenseitige Bestärken in der vorherrschenden – antikirchlichen, vor allem aber antikatholischen! – Attitüde und die konzentrierte Verbreitung von Narrativen gegen den früheren Papst Benedikt XVI. geht. Drei Aspekte sind dabei klar. Erstens: jeder tatsächliche Fall von sexuellem Missbrauch – vor allem von Kindern und Schutzbefohlenen – durch einen Geistlichen ist eine unentschuldbare schwere Sünde und eine Schande für die Kirche und das Volk Gottes noch dazu (wie auch in der restlichen Welt und Gesellschaft). Vom seelischen Schaden für die Betroffenen ganz zu schweigen. Gleichzeitig gilt: jede konkrete Tat hat ein Einzelner in eigener persönlicher individueller Schuldverantwortung begangen. Jedes dieser Verbrechen richtete sich gegen die Morallehre der Kirche, gegen kirchliches und staatliches Recht sowieso. Nur allzu schnell werden hier von Journalisten die Untaten Einzelner dem „System katholische Kirche“ zugerechnet und propagandistisch als Argument für welche modernistischen „Reformen“ auch immer herangezogen. Die Rechnung geht dabei auf: die katholischen Priester stehen heute längst unter Generalverdacht! Das wird kolportiert und am Köcheln gehalten von bierseligen Stammtischen bis zu drittklassigen Kabarettisten wie „Annette von Bamberg“. Zugleich fällt auf, dass die gleichen journalistischen Kasten bei jedem „Allahu akbar“-Attentat sofort lautstark schrei(b)en, dass dies natürlich mit dem Islam nicht das Geringste zu tun hat! Zweitens: Kirche und Justiz haben vorbehaltlos aufzuklären und nachweisliche Straftäter zu ermitteln, zu überführen und entsprechend zu bestrafen – mit den weltlichen wie den vorgesehenen kirchenrechtlichen Strafen bis hin zur Suspendierung vom Amt. Gleichzeitig gilt: Jede Form der Vorverurteilung gegenüber einzelnen Tatverdächtigen wie Kollektivschuldthesen gegenüber der Kirche, Priestern und kirchlichen Amtsträgern auf allen Ebenen sind abzulehnen. Gültige Urteile über Schuld und Unschuld haben grundsätzlich die kirchlichen und weltlichen Instanzen und Gerichte zu fällen, nicht Medien und Journalisten, Politiker und Kommentatoren aus kirchlichen, politischen, gesellschaftlichen und sonstigen Milieus. Drittens: Natürlich machen viele Vertuschungsfälle durch die kirchliche Hierarchie selbst der Kirche Wohlgesonnene sprachlos, etwa bei Erzbischof Robert Zollitzsch, dem früheren Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Hier gibt es auf allen kirchlichen Amtsebenen viel und schonungslos aufzuarbeiten. Und diese Aufarbeitung findet statt. Gleichzeitig gilt: Zur Ehrlichkeit gehört auch Aufrichtigkeit. Und dazu zählt, gerade beim verstorbenen Papst Benedikt XVI. auch auf dessen umfangreiche Bemühungen im Kampf gegen den Missbrauch durch kirchliche Amtsträger in seinen verschiedenen Ämtern hinzuweisen. Und genau das geschieht meist nicht. Das gilt auch für die Berichterstattung des Deutschlandfunks über diesen Prozessauftakt in Traustein an jenem Dienstag. Infos dazu wurden den Hörerinnen und Hörern schlicht verschwiegen und vorenthalten. Im Gegenteil. Dem Moderator und dem interviewten Vertreter des „Eckigen Tischs“ war die Begeisterung über diesen Prozess und die Chance und Gelegenheit, dem verstorbenen Papst ans Zeug flicken zu können, regelrecht anzumerken. Mehrfach kam der wörtlich-explizite Hinweis, hier sitze Papst Benedikt XVI. „persönlich auf der Anklagebank“. Das war sprachlich so suggestiv dargeboten und verpackt, dass einfach gestrickte Zuhörer sogar den Verdacht schöpfen könnten, Papst Benedikt habe selbst solche Untaten begangen. Erkennbar und hörbar groß war die Freude der beiden Gesprächspartner, dass der Katholischen Kirche Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe drohen. Beim Vertreter des „Eckigen Tischs“ ist das legitim. Er ist Interessenvertreter der Geschädigten. Der öffentlich-rechtliche Journalist freilich ist zur Neutralität verpflichtet, wie schon der große Hanns Joachim Friedrichs sagte: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache“. Hier wird freilich Nachtreten gegenüber einem Verstorbenen zum Programm. Kein Sterbenswörtchen hingegen fiel hier zu Joseph Ratzingers scharfer Kritik am Missbrauch als „Schmutz in der Kirche“ noch als Kardinal, zu den hunderten von ihm deswegen suspendierten Priestern und den von ihm wesentlich verschärften innerkirchlichen Rechtsregelungen. Um es klar zu sagen: Hier vertuschen Medien die Wahrheit, wenn sie dem Publikum wichtige, ja unverzichtbare Informationen zu diesem Thema vorenthalten und mutwillig nur das berichten und referieren, was die Katholische Kirche und insbesondere Papst Benedikt XVI. aus ihrer Sicht belastet. Und natürlich durfte auch ein Zitat des unverzichtbaren Kirchenrechtlers Thomas Schüller nicht fehlen. Dass die mediale und linkskatholische Rufmordkampagne gegen Papst Benedikt XVI. über dessen Tod hinaus weitergeführt wird, war klar. Dass sich auch auf Objektivität und verlässliche Information verpflichtete öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten, die sich in Deutschland längst zu zwangsgebührenfinanzierten „Staatssendern“ entwickelt haben, daran so offensichtlich tendenziös beteiligen, ist indes schändlich. Spannend ist dabei auch, dass eben dieselben Medien den Wahnvorstellungen der Grünen zur Frühsexualisierung und Werbung für alle sexuellen Orientierungen in Kitas bis hin zu Auftritten von Drag-Queens vor Kindern, die den Windeln noch kaum entwachsen sind, das Wort reden. Wenn diese einseitig tendenziöse Berichterstattung über solche Missbrauchsprozesse so weitergeht, dann drohen diese Verhandlungen zu „Schauprozessen“ zu werden. Zwar nicht seitens des Staates, der diese durchführt und verantwortet, wohl aber seitens der Mainstream-Medien, die diese Verfahren in ihrer Berichterstattung begleiten. Dass linksgrüne, kirchenfeindliche und kirchenkritische Cliquen bis hin zu manchen binnenkatholischen „Reform“-Milieus und Agitatoren, die sich eine andere Kirche wünschen, diese Prozesse instrumentalisieren, liegt auf der Hand. Vom Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk aber dürften die Gebührenzahler und Hörer erwarten, dass dieser seiner Pflicht zu Objektivität, Ausgewogenheit und sachlicher Berichterstattung gerecht wird. Über Missbrauchsfälle und deren juristische und kirchliche Aufarbeitung darf und muss berichtet werden! Aber bitte objektiv, sachlich und nicht einseitig tendenziös sowie unter der Unschuldsvermutung gegenüber Beschuldigten bis zum Beweis des Gegenteils. Angesichts der antikirchlichen Kulturrevolution, die Deutschland derzeit erlebt, bleibt dies möglicherweise ein frommer Wunsch. Alles andere wäre aber ein medialer Missbrauch des Missbrauchs. Zum Autor: Der evangelische Theologe und Publizist Dr. Jürgen Henkel ist Gemeindepfarrer der Evang.-Luth. Kirche in Bayern in Selb, Professor h. c. an der Universität Babeş-Bolyai in Klausenburg/Cluj-Napoca (Siebenbürgen) sowie Gründungsherausgeber und Schriftleiter der Zeitschrift „Auftrag und Wahrheit – Ökumenische Quartalsschrift für Predigt, Liturgie und Theologie“.
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