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| Impulsiver Journalist und Märtyrer: Fritz Gerlich (1883 - 1934)7. November 2023 in Chronik, 4 Lesermeinungen „1927 besuchte Gerlich als anti-katholischer Journalist die stigmatisierte Therese Neumann von Konnersreuth. Gerlich wollte den ‚Schwindel‘ um die Wundmale enthüllen, doch diese Begegnung mit Resl …“ Gastbeitrag von Elmar Lübbers-Paal München (kath.net) Wie kann aus einem Calvinisten, der der katholische Kirche durch einen Enthüllungsbericht schweren Schaden zufügen will, ein katholischer Märtyrer werden? Durch die Gnade GOTTES! Für diese Gnadengabe steht der älteste von vier Söhnen des Fischgroßhändlers Paul Gerlich aus Stettin: Carl Albert Fritz (Michael) Gerlich, geboren am 15.2.1883. Fritz wurde im calvinistischen Elternhaus zu nüchterner Sachlichkeit erzogen. Er besuchte das dortige renommierte Marienstifts-Gymnasium und ab 1902 studierte er zunächst Mathematik und Physik an der Uni in Leipzig und ab 1903 Geschichte und Anthropologie in München. Dort promovierte er zum Dr. phil. mit „sehr gut“. Seine Leistung war so außerordentlich, dass man annahm, er hätte Thema und Inhalt der Abschlussarbeit schon längst gekannt. Diesen Vorwurf wollte Gerlich aber nicht im Raum stehen lassen, und bot freiwillig an, sich in anderen Fächern prüfen zu lassen. Auch darin bestand er mit „sehr gut“! Fritz Gerlich wurde Historiker im bayerischen Staatsarchiv und verfasste nebenbei deutschkonservative Artikel. Unter anderem für die „Süddeutschen Monatshefte“ und für „Die Wahrheit“, die er selbst gegründet hatte. Politisch gehörte er zur „Deutschen Vaterlandspartei“. Von 1920 bis 1928 war er als Chefredakteur bei den „Münchner Neuesten Nachrichten“ (MNN) beschäftigt. In der Redaktion pflegte er den Teamgeist und er ließ auch an eigenen Artikeln Kritik zu. Dieses Verhalten soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Gerlich auch sehr impulsiv, ja sogar jähzornig reagieren konnte. Gerlich soll sich einige Beleidigungsklagen eingehandelt haben. Wegen seiner unerträglichen Wutanfälle distanzierte sich seine Frau zeitweise von ihm. Er fiel in eine Lebenskrise und ging in ein Sanatorium. 17 Monate lebte er von seiner Frau getrennt. 1923, beim Hitlerputsch, kam es zum ersten großen Persönlichkeitswechsel. Er brach mit der national-autoritären Sympathie und wurde zu einem Erzfeind Hitlers. Mindestens dreimal traf Gerlich Hitler persönlich. Wohl auch weil Gerlich beim selben Drucker Arbeiten in Auftrag gab, wo Hitler den „Völkischen Beobachter“ drucken ließ. Nachdem Gerlich gegen Hitler und Konsorten weiter in seinen Artikeln Stimmung machte, lies Hitler die Druckerei unter Druck setzen. Daraufhin suchte sich Gerlich eine katholische Druckerei für seine Veröffentlichungen aus. Diese Hinwendung zum „Katholischen“ in der Vita Gerlichs ist ein weiterer Schritt seiner Persönlichkeitsentwicklung. Es begann 1927, als er als anti-katholischer Journalist die stigmatisierte Therese Neumann von Konnersreuth besuchte. Gerlich wollte den „Schwindel“ um die Wundmale enthüllen und der katholischen Kirche somit einen Stoß versetzen. Doch die Begegnung Gerlichs mit der frommen Seele wandelte sein Ansinnen komplett. Man kann es wohl als eine innerliche Bekehrung bezeichnen, was dort das Zwiegespräch hervorgerufen hat. Therese Neumann ermutigte Fritz Gerlich, gegenüber der NS-Ideologie in den Widerstand zu gehen und über deren teuflische Auswirkungen öffentlich zu berichten. 1931 konvertierte Gerlich zum Katholizismus. Über Therese Neumann schreibt er zwei Bücher (1929 und 1931). 1930 tritt er als Herausgeber und Chefredakteur der katholischen Zeitschrift „Illustrierter Sonntag“ auf. Sein Sponsor hierfür war Fürst Erich von Waldburg und Zeil, den er in Konnersreuth kennengelernt hatte. Ab 1932 benannte er die Zeitschrift um, in „Der gerade Weg – Deutsche Zeitung für Wahrheit und Recht“. Die Auflage stieg beständig und wurde bald in über 100.000 Exemplaren gedruckt. Die roten und schwarzen Überschriften waren ihr markantes Markenzeichen. Die Texte waren mutig. Wörtlich hieß es dort unter anderem „Nationalsozialismus heißt: Lüge, Hass, Brudermord und grenzenlose Not“ (31. Juli 1932). Die Nazis nannten Gerlich im Gegenzug einen Hetzer, Verbrecher und Geistesverwirrten. Klar, dass Hitler, der genau beobachtete, was Gerlich schrieb, vor Wut tobte. Am 9.3.1933 wurde Gerlich in seinen Redaktionsräumen von einem SA-Trupp überfallen und schwer misshandelt. Anschließend kam er für 16 Monate in München in „Schutzhaft“. Weitere Misshandlungen folgten. Unter anderem sprang ihm ein SA-Mann mit voller Wucht auf die Hände, damit er nie mehr schreiben werde können. Am 21. Dezember 1933 baten drei Schweizer Bischöfe schriftlich in Berlin um Begnadigung für Gerlich. Im Zuge des Röhm-Putsches wurde Gerlich ins KZ Dachau gebracht und dort am 30.6./1.7.1934 erschossen. Seine Leiche wurde verbrannt. Das Requiem für Fritz Gerlich wurde am 28.7.1934 in der Münchner Kirche St. Bonifaz zelebriert, wobei in der Öffentlichkeit nicht darauf hingewiesen werden durfte. Dennoch war die Anteilnahme sehr groß. Am 16.12.2017 hat das Erzbistum München und Freising offiziell das Seligsprechungsverfahren eröffnet. Auch auf weltlicher Ebene gibt es Ehre für den mutigen und unbeugsamen Journalisten Gerlich: Beim Filmfest München ist es schon gute Gewohnheit, den „Fritz-Gerlich-Filmpreis“ zu verleihen. Der Schweizer Historiker Dr. Max A. Hoefter aus Wollerau hat mit seiner Internetseite www.gerlich.com eine informative Gedenkseite zusammengetragen. Auch alle Ausgaben von „Der gerade Weg“ von 1931 bis 1933 sind dort zu finden. Fotos: links Fritz Gerlich um 1929 (c) gemeinfrei - rechts: Gerlachs Schreibmaschine © Bistum Regensburg Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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