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Caritas Ukraine: Auch nach 1.000 Kriegstagen lebt Hoffnung auf Friede

vor 6 Stunden in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Projektleiterin der ukrainischen Caritas Spes, Voichyk: Trotz Zermürbung und Müdigkeit durch den schon lange dauernden Kriegsalltag warten viele Menschen weiter täglich auf erlösende Nachricht - Wahl Trumps befeuert in Kiew Spekulationen


Kiew (kath.net/KAP) 1.000 Tage nach Beginn des russischen Großangriffs wird die Ukraine weiter vom Krieg geplagt: Die heftigen Raketenangriffe gehen weiter, die humanitäre Lage bleibt katastrophal und der Alltag herausfordernd. Die Hoffnung auf Frieden lebe dennoch weiter, so die in Kiew lebende Leiterin der Projektabteilung der Caritas-Spes, Olena Voichyk, am Dienstag im Telefoninterview mit der Nachrichtenagentur Kathpress. "Viele sprechen über dieses Jubiläum, andere versuchen es zu vergessen - und der Blick in die Zukunft ist ähnlich: Manche glauben, dass der Krieg noch Jahre andauern wird, andere warten jeden Tag weiter auf die Nachricht von Sieg und Frieden."

Auch wenn es für sie persönlich kaum nachvollziehbar sei, dass ein Friedensschluss von äußeren Faktoren wie der Präsidentschaftswahl in den USA abhängen könnte: Die Spekulationen, Donald Trump könnte sein Versprechen eines raschen Kriegsendes einlösen, träfen in der Ukraine bei vielen auf Widerhall, schilderte Voichyk. "Manche lachen darüber, andere glauben daran. Hoffnung ist für uns lebenswichtig, auch wenn wir uns oft an positive Nachrichten klammern und Negatives ausblenden". Sie selbst versuche, Optimistin zu bleiben, alles andere würde sie und ihre Arbeit nur lähmen. "Zu viel Grübeln führt zur Enttäuschung. Es ist notwendig, weiter zu machen und das Leben fortzusetzen."

Schwieriger Alltag

Dabei ist der Alltag in der Ukraine jedoch physisch wie psychisch enorm herausfordernd. Die vergangenen drei Monate waren laut der Caritas-Expertin aufgrund des ständigen Beschusses sehr schwierig, besonders in Städten wie Kiew, Odessa und Charkiw. "Fast jede Nacht gibt es Bombardierungen und Luftalarme, höchstens zwei oder drei Nächte waren in den letzten Monaten ruhig." Die ständige Bedrohung habe die Bevölkerung abgestumpft. "Selbst wenn etwas in der Nähe explodiert, reagieren viele kaum noch, viele verlegen heute ihren Schlafplatz nicht einmal dann in den Korridor oder ins Badezimmer."

Beunruhigt sehe sie, wie sehr der Krieg für viele zum Alltag geworden ist, so die Caritas-Projektleiterin. "Die Anspannung und der ständige Schlafmangel verschlechtern die psychische Verfassung. Wir sind immer müde aufgrund der Gesamtsituation." Habe man in den ersten Kriegsmonaten die Wochenenden noch aktiv verbracht, um etwas Abwechslung vom Kriegsalltag zu erleben, "bleiben heute viele einfach zu Hause, um zu schlafen und Kraft zu schöpfen. Das Interesse an Unternehmungen ist den meisten Menschen vergangen."


Tagesplan folgt Stromabschaltungen

Zu Beginn des nun dritten Kriegswinters ist die Versorgung laut Einschätzung der Expertin zudem noch schlechter als in den Vorjahren, zumal bereits mehr als die Hälfte der Infrastruktur des Landes zerstört ist. Stromabschaltungen gehörten jetzt zum Alltag, "aber wir lernen, damit umzugehen". Viele Menschen, Betriebe, Einrichtungen und auch die Caritas hätten sich inzwischen Generatoren oder große Powerbanks angeschafft, auch werde das Zeitmanagement der Menschen inzwischen von Handy-Apps gesteuert, mit denen die Regierung über geplante Stromabschaltungen informiert. "Wir teilen uns das Kochen, Waschen, Duschen und Tanken nach diesen Vorgaben ein."

Auch durchaus positive Veränderungen habe es inmitten des 1.000-tägigen Schreckens gegeben, befand die Leiterin der Caritas-Spes-Projektabteilung: Die Prioritäten in der Bevölkerung hätten sich gewandelt. "Der Krieg hat unsere Werte verändert. Wir sind auch innerlich stärker geworden, die Menschen schätzen Familie und miteinander verbrachte Zeit jetzt mehr als das Materielle. Solidarität und Zusammenhalt sind gestiegen, man schaut mehr auf die Not des anderen. Viele sagen auch, dass sie ihr bisheriges Leben in ein 'Vor' und ein 'Nach' dem 24. Februar 2022 teilen." Jeder Tag werde als Geschenk empfunden, weil die Raketeneinschläge einer "Lotterie" glichen und das Morgen ungewiss sei. Sie sei sicher, so Voichyk, "dass wir auch nach einem Sieg nicht mehr dieselben sind wie davor."

1.000 Tage Hilfe

Nicht zuletzt gebe es auch eine 1.000-tägige Geschichte der Hilfe für Kriegsbetroffene, so die Perspektive der leitenden Caritas-Mitarbeiterin. Die ausländische Unterstützung habe zuletzt zwar nachgelassen, sei aber dennoch "überwältigend" und habe viele Kontakte, Bekanntschaften und Hilfsbrücken eröffnet. Wichtig sei auch die geistig-moralische Unterstützung. "Das vermittelt Hoffnung." Derzeit widmet sich die Caritas Spes dem Wiederaufbau zerstörter Häuser, betreibt Arbeits- und Ausbildungsprogramme für Binnenflüchtlinge und betreut Kinder und Familien psychologisch.

Als großes gesellschaftliches Thema, das die Caritas Spes derzeit gemeinsam mit Militärseelsorgern und Schulen aufgreift, ist die Integration von Veteranen. Die Gesellschaft müsse darauf vorbereitet werden, Kriegsversehrte zu empfangen, so Voichyk. Soldaten mit Verstümmelung oder Behinderung, die das Stadtbild prägten, sollten in ihren besonderen Bedürfnissen wahrgenommen und "nicht ignoriert, sondern als Helden anerkannt" werden. Dazu müsse man etwa Kindern erklären, dass ein Mann mit Prothese kein Grund zur Angst, sondern zur Dankbarkeit und Bewunderung sei - ein "Superheld".
Hunderttausende Opfer

Der am 24. Februar 2022 gestartete Angriffskrieg von Russland gegen seinen Nachbarn hat bisher fast 12.000 Zivilisten getötet und 26.000 verletzt, während Schätzungen zur Opferzahl unter den Soldaten auf über 70.000 Gefallene und 300.000 Schwerverwundete belaufen - alleine auf ukrainischer Seite. Auf russischer Seite soll die militärische Opferzahl deutlich höher sein. Russland hält im Osten und Süden des Landes laut US-Angaben 18 Prozent des ukrainischen Staatsgebietes besetzt und wird seit Kurzem auch von Nordkorea mit Soldaten und Waffen unterstützt. Der scheidende US-Präsident Joe Biden hatte am Dienstag erstmals den Einsatz von US-Raketen gegen militärische Ziele auf russischem Staatsgebiet genehmigt.

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Foto: Symbolbild


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