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Nuntius Eterović: „Die Größe des Plans Gottes für die menschliche Familie wiederentdecken“

vor 4 Stunden in Aktuelles, keine Lesermeinung
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„Leider müssen wir erkennen, dass sich die Institution der Familie derzeit in einer Krise befindet“ – „Angesichts dieser Realität wird die Kirche nicht müde, ‚das Evangelium der Familie zu verkünden: Freude für die Welt‘“ (Papst Franziskus)


Berlin (kath.net/pl) kath.net dokumentiert die Predigt von Nuntius Erzbischof Nicola Eterović am 29. Dezember 2024 am Fest der Heiligen Familie in voller Länge und dankt S.E. für die freundliche Erlaubnis zu Weiterveröffentlichung – 1 Sam 1,20-22.24-28; Ps 84; 1 Joh 3,1-2.21-24; Lk 2,41-52

„Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam“ (Lk 2,51).

Liebe Brüder und Schwestern!
Die Erzählung im Lukasevangelium über die Rückkehr Marias, Josefs und Jesus von Jerusalem nach Nazareth bietet uns die Gelegenheit, über die christliche Familie im Licht der Heiligen Familie von Nazareth nachzudenken. Besonderes Augenmerk legt die Kirche auf die Institution der Familie und widmet diesem Thema den ersten Sonntag nach Weihnachten. Wir sind daher eingeladen, die Botschaft des Evangeliums über die Familie neu zu entdecken und für unsere Familien zu beten, die grundlegende Zellen der Kirche und der Gesellschaft sind.

Offen für die Gnade des Heiligen Geistes, konzentrieren wir uns vor allem auf die Passage aus dem Lukasevangelium, insbesondere auf dessen Schluss, um drei wichtige Aspekte hervorzuheben.

Er war ihnen gehorsam.

Der Evangelist Lukas notiert, dass Jesus „mit ihnen nach Nazaret zurückkehrte und ihnen gehorsam war “ (Lk 2,51). Aus den Beschreibungen der Evangelien wissen wir, dass Jesus Christus den größten Teil seines Lebens in Nazaret verbrachte, einer Stadt im nördlichen Teil der historischen Region Galiläa. Von seinen 33. Lebensjahren verbrachte er etwa 30 Jahre in Nazareth. Maria und Josef waren es gewohnt, dass Jesus ihnen gegenüber gehorsam war. Das Evangelium beschreibt jedoch ausreichend detailliert eine Ausnahme, die sich ereignete, als Jesus 12 Jahre alt war und seine Eltern zum ersten Mal zum Osterfest in den Tempel nach Jerusalem begleitete. Der junge Jesus blieb im Tempel, während Maria und Josef nach Nazaret zurückkehrten. Nach drei Tagen voller Angst und großer Sorgen fanden sie ihn im Tempel von Jerusalem, „er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen“ (Lk 2, 46). Während „alle, die ihn hörten, erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten waren“ (Lk 2, 47), machte ihm seine Mutter Maria Vorwürfe: „Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht“ (Lk 2,48). Der zwölfjährige Jesus, der sich seiner besonderen Mission bewusst war, antwortete rätselhaft: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ (Lk 2, 49). Es war die erste eigenständige Entscheidung Jesu, der nun seine eigene Persönlichkeit zeigte und der sich seiner zukünftigen Mission bewusst war, nämlich „in dem zu sein, was meinem Vater gehört“. Jesus hatte seine Reife erreicht und konnte nicht mehr wie ein Kind behandelt werden. Umso wichtiger ist es, den Gehorsam gegenüber seinen Eltern in Nazareth hervorzuheben. Wir wissen nicht viel über sein alltägliches Leben in dieser langen Zeit. Angesichts einiger Hinweise aus der Bibel können wir uns vorstellen, dass er wie andere Menschen seiner Zeit ein geregeltes Leben führte, seinen Lebensunterhalt durch Arbeit verdiente, seinem Pflegevater, dem heiligen Josef, half und die Werte seines Volkes teilte, die aus der jüdischen Religion und Kultur kamen. Wenn man bedenkt, dass er bereits im Alter von zwölf Jahren in der Lage war, ein gelehrtes Gespräch mit den Gesetzeslehrern zu führen, können wir daraus schließen, dass er der Bibel, dem Wort Gottes, besondere Aufmerksamkeit schenkte und diese Kenntnis vertiefte, wenn er das Wort Gottes in der Synagoge von Nazaret hörte oder im Gebet, in der persönlichen Reflexion und in der Familie.


„Seine Mutter bewahrte all die Worte in ihrem Herzen“ (Lk 2,51)

Die Jungfrau Maria war nicht nur überrascht von der Entscheidung des zwölfjährigen Jesus, allein und ohne Eltern im Tempel von Jerusalem zu bleiben, sondern auch von seiner Antwort, dass er in dem sein muss, was seinem himmlischen Vaters gehört. Der Evangelist selbst bemerkte, dass seine Eltern „das Wort nicht verstanden“ (Lk 2, 50). Die Klarstellung des Lukas, dass Maria „all die Worte in ihrem Herzen bewahrte“ (Lk 2,51), deutet darauf hin, dass auch die Jungfrau Maria viel von ihrem Sohn lernen musste. Das Wunder bei der Hochzeit in Kana in Galiläa, als Jesus durch sein Eingreifen das erste Wunder vollbrachte (vgl. Joh 2,1-12), zeigt, dass sie schon viel gelernt hatte. Trotz des offensichtlichen Widerstands Jesu war sie sicher, dass er den in Schwierigkeit geratenen Eheleuten helfen würde, und sagte zu den Dienern: „Was er euch sagt, das tut“ (Joh 2,5). Der Mutter Jesu war klargeworden, dass Jesus ihr Sohn war, aber auch der Sohn des allerhöchsten Gottes, und dass er daher eine ganz besondere Mission hatte. Dennoch musste sie sich Jesu Leid dem Kreuzweg stellen, um dann Zeugin der Auferstehung Jesu, ihres Sohnes und Herrn, zu werden.

„Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen“ (Lk 2,52).

Diese Worte beschreiben die wahre Menschheit Jesu Christi, das Ergebnis seiner Menschwerdung. Das war keine Fiktion, sondern eine historische Realität. Das Wort ist wahrhaft Fleisch geworden und hat unter uns gelebt (vgl. Joh 1,14). Die Tatsache, dass Jesus vor Gott und den Menschen an Weisheit, Alter und Gnade wuchs, ist das sichere Zeugnis dafür, dass Jesus uns ähnlich war, außer in der Sünde (vgl. Hebr 4,15). Deshalb kannte er die Freuden und Sorgen, die Schwierigkeiten, die Ermüdung der Arbeit, die Zufriedenheit über jeden kleinen Erfolg, die Hoffnungen, aber vor allem die Liebe zu Gott und zu den anderen, angefangen bei seinen Eltern. In der zweiten Lesung beschreibt der heilige Johannes die Würde des Menschen, der durch die Taufe ein Kind Gottes wird: „Seht, welche Liebe uns der Vater geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es“ (1 Joh 3, 1). Jesus ist der Sohn schlechthin, der das Sakrament der Taufe eingesetzt hat, das uns in das Geheimnis der Liebe der Allerheiligsten Dreifaltigkeit einführt.

Liebe Brüder und Schwestern, diese kurzen Überlegungen könnten uns helfen, die Größe des Plans Gottes für die menschliche Familie wiederzuentdecken, die eine Liebesgemeinschaft zwischen Mann und Frau und offen für Nachkommen ist. Leider müssen wir erkennen, dass sich die Institution der Familie derzeit in einer Krise befindet. Viele leben zusammen, ohne sich kirchlich oder staatlich binden zu wollen. Es kommt auch zu einer erheblichen Zahl von Scheidungen. Nach statistischen Angaben lag die Scheidungsrate in Deutschland im Jahr 2023 bei 35,74 Prozent. Angesichts dieser Realität wird die Kirche nicht müde, „das Evangelium der Familie zu verkünden: Freude für die Welt“ (Papst Franziskus, Brief an das IX. Welttreffen der Familien, Dublin vom 21.-26. August 2018, 25. März 2017).

In der christlichen Vorstellung von der Familie steht der Herr Jesus und seine Liebe im Mittelpunkt. Diese Liebe, ein Geschenk des Heiligen Geistes und gesegnet von Gott dem Vater, vereint die Ehepartner und ihre Kinder in einer Lebensgemeinschaft, deren Mitglieder bereit sind, Schwierigkeiten aller Art mit der gegenseitigen Vergebung zu überwinden, die für die Vertiefung der Familienliebe unerlässlich ist. In diesem Zusammenhang schrieb der Heilige Vater: „Ich möchte unterstreichen, wie wichtig es ist, dass die Familien sich häufig fragen, ob sie ausgehend von der Liebe, für die Liebe und in der Liebe leben. Konkret bedeutet das: sich verschenken, einander verzeihen, nicht ungeduldig werden, dem anderen zuvorkommen, einander achten. Wie viel besser wäre das Familienleben, wenn jeden Tag die drei einfachen Worte »bitte«, »danke«, »Entschuldigung« gelebt würden. Jeden Tag erleben wir Zerbrechlichkeit und Schwäche, und daher brauchen wir alle, die Familien und die Hirten, eine erneuerte Demut, die den Wunsch weckt, uns selbst zu bilden und zu formen, zu erziehen und erzogen zu werden, zu helfen und uns helfen zu lassen, zu begleiten, zu unterscheiden und alle Menschen guten Willens zu integrieren“ (a.a.O., ebd.).

Um so zu handeln, ist es notwendig, Jesus Christus, den Menschen und Gott, in den Mittelpunkt der Familie zu stellen. Er lehrt uns, wie wir Gott und unseren Nächsten wirklich lieben müssen, angefangen bei den Mitgliedern unserer eigenen Familie. Amen.

Archivfoto Nuntius Eterović (c) Apostolische Nuntiatur Berlin


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