
EU-Gründervater Alcide De Gasperi auf dem Weg zur Seligsprechungvor 4 Stunden in Weltkirche, keine Lesermeinung Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden
Norditaliener studierte in Wien und vertrat Südtirol als Parlamentsabgeordneter.
Vatikanstadt (kath.net/ KAP)
Im Seligsprechungsverfahren für den italienischen Politiker Alcide De Gasperi ist die diözesane Phase abgeschlossen. Bei der finalen Sitzung an diesem Freitag im Lateranpalast würdigte Kardinal Baldassare Reina den EU-Gründervater, der zuvor auch als Parlamentsabgeordneter in Wien wirkte, als "Modell für die heutige Politik". De Gasperi habe "die Politik als Dienst, nicht als Suche nach persönlichem Vorteil" verstanden. Seine Prinzipien von Gerechtigkeit, Gemeinwohl und europäischer Einigung seien aktueller denn je, sagte Reina, der Stellvertreter von Papst Franziskus für die Diözese Rom, laut einem Bericht von Vatican News.
De Gasperi (1881-1954) war einer der prägendsten Politiker des 20. Jahrhunderts. Er führte Italien nach dem Zweiten Weltkrieg als Ministerpräsident und trug maßgeblich zum Aufbau der Demokratie sowie zur europäischen Integration bei. Kardinal Reina hob De Gasperis Rolle als Vermittler hervor: "Er suchte nicht die Konfrontation, sondern die Verständigung." In einer Zeit politischer Polarisierung könne sein Ansatz der "konkreten Lösungen statt leerer Parolen" ein wichtiger Impuls sein.
Nach seinem Studium der modernen Philologie an der Universität Wien widmete sich der junge Norditaliener De Gasperi journalistischen und politischen Aktivitäten. Er arbeitete für die Tageszeitung "Il Trentino" und setzte sich für die Interessen der italienischen Gemeinschaft im österreichisch-ungarischen Reich ein. 1911 wurde er als Abgeordneter in das Wiener Parlament gewählt, wo er sich durch seine Kämpfe für die administrative und kulturelle Autonomie des Trentino auszeichnete. 
Unter der faschistischen Diktatur Italiens geriet De Gasperi in Verfolgung. Nach einem Gefängnisaufenthalt mittellos, erhielt er 1929 bis Kriegsende in der Vatikanischen Bibliothek eine Stellung. De Gasperi habe seinen Glauben als Quelle politischen Handelns verstanden, erklärte Reina zum Abschluss der diözesanen Phase des Seligsprechungsprozesses. Als Politiker habe er "eine Vision des Staates entwickelte, die auf Solidarität, Pluralismus und sozialer Gerechtigkeit beruhte". Sein Engagement für eine vereinte und friedliche Zukunft Europas habe ihn zu einem der Gründerväter der heutigen EU gemacht. "Für ihn war Europa kein Machtprojekt, sondern eine Verpflichtung zu Zusammenarbeit und Frieden", so der Kardinal.
Auch De Gasperis persönliche Integrität sei ein Zeichen seiner Heiligkeit gewesen. Seine Tochter Maria Romana habe berichtet, dass er "seinen Glauben im Stillen, aber mit großer Konsequenz lebte". Bereits bei seinem Tod hätten viele in ihm eine moralische Instanz erkannt. Die Rufe nach seiner Heiligsprechung wurden nicht nur von kirchlichen Kreisen, sondern auch von einfachen Bürgern laut.
Mit dem Abschluss der diözesanen Untersuchung geht das Verfahren nun an den Vatikan, wo die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen über die nächsten Schritte entscheiden wird.
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Foto: (C) VareseNews
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