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Der Kampf gegen die Liebe und das Leben im katholischen Kontext

26. Mai 2025 in Kommentar, 23 Lesermeinungen
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Der akademisch-politische Linkskatholizismus sucht verzweifelt nach Anschlussfähigkeit an eine säkulär-linksliberale Gesellschaft. Dabei müssen kernkatholische Moralvorstellungen aufgegeben werden. Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Vor wenigen Wochen, am 3. Mai 2025, machten einige, darunter auch katholische, Lebensrechtler eine eigenartige und für viele unerklärliche Erfahrung. Am Rande des Marsches fand sich unter den Gegendemonstranten eine Gruppe hinter einem BDKJ-Banner, neben einem Banner mit der irreführenden Aufschrift „My Body, my choice“. Eine Randbemerkung sie hier erlaubt. Irrsinnigerweise ist auf derartigen Bannern zumeist nur symbolisch ein Uterus abgebildet. Dieser mag noch eigener Körper und eigene Wahl sein, befindet sich darin jedoch ein Kind, hat dieses ab der Verschmelzung von Samen und Eizelle auf Grund des natürlichen Rechts eigene Rechte und die Selbstbestimmung der Frau endet dann sozusagen am Eingang zum Muttermund. Das Erstaunen der Teilnehmer der Kundgebung für das Leben mag nachvollziehbar sein. Nicht jeder verfolgt akribisch kirchenpolitische Nachrichten. So forderte vor einiger Zeit die Vorsitzende des „ZdK“, Irme Stetter-Karp, flächendeckende Abtreibungsmöglichkeiten für Deutschland. Das „ZdK“ ist ein eingetragener Verein und hat seinen Sitz in Berlin. Dieser Verein wird von der Deutschen Bischofskonferenz, der Versammlung aller deutschen Bischöfe und Weihbischöfe, als offizielle Vertretung der katholischen Laien anerkannt und mit Kirchensteuermitteln subventioniert.

Um nun zu einem tieferen Verständnis dessen zu gelangen, wie sich derartige Gedanken und Handlungen in einem katholischen Umfeld ausbreiten können, muss man ein bis zwei Schritte zurücktreten. Ein Kristallisationspunkt im 20. Jahrhundert war die Enzyklika „Humanae vitae“, die Papst Paul VI. am 25. Juli 1968 veröffentlichte. Der Inhalt der Enzyklika dürfte ebenso bekannt sein, wie die deutsche Antwort darauf. Am 30. August 1968 veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz ein „Wort der deutschen Bischöfe zur seelsorglichen Lage nach dem Erscheinen der Enzyklika HUMANAE VITAE“. Dies wird allgemein als „Königsteiner Erklärung“ bezeichnet. In einem dramatischen Akt des Ungehorsams verweigerten die deutschen Bischöfe damals dem Papst die Gefolgschaft, indem sie wesentliche Teile der Lehre des Papstes in das Belieben des persönlichen Gewissens der Gläubigen stellten. Ein solcher Affront war nicht nur ungeheuerlich, er kennzeichnet seitdem in vielerlei Hinsicht den Umgang der DBK, aber auch katholischer Laienfunktionäre, mit Weisungen aus Rom. An dieser Stelle sei kurz die lange Phase des Streites um die kirchliche Beteiligung an der Ausgabe von Beratungsscheinen, die zur Tötung eines Kindes berechtigen, genannt. Es war ein unwürdiges, sophistisches Ping-Pong-Spiel zwischen Bonn und Rom, das am Ende dazu führte, dass Papst Johannes Paul II. unmissverständlich anweisen musste, dass die Beratungsstellen der Kirche diese Scheine nicht ausstellen dürfen. So direkt und massive greift Rom nur selten in die Subsidiarität der Ortskirche ein. Unnötig zu erwähnen, dass der damalige Umgang mit Rom durchaus seine Entsprechung in unseren Tagen hat (Stichwort: Synodaler Weg).


Damals wie heute fiel der Ungehorsam deutscher Bischöfe nicht vom Himmel, sondern wuchs aus einem akademischen Umfeld. Um die Haltung der Bischöfe nach Humanae vitae nachvollziehen zu können, lese man die damaligen Stellungnahmen von Johannes Neumann, Hans Küng oder Alfons Auer. Längst hat man in vielen weltkirchlichen Kontexten (USA, Skandinavien, Österreich) erkannt, dass Papst Paul VI. ganz und gar Recht hatte mit seiner Enzyklika. Umgekehrt wird aber in Deutschland insbesondere in katholischen Akademien sowohl die Enzyklika als auch die katholische Morallehre insgesamt kritisch hinterfragt, wie man das nennt. Dass es dabei nicht nur um den Komplex Sexualität außerhalb der Ehe sowie chemische und mechanische Empfängnisverhütung, sondern auch um die Infragestellung der katholischen Lehre zur Abtreibung geht, versteht sich von selbst. Denn auch wenn es zeitgenössische Kritiker der katholischen Morallehre gerne mal bestreiten, dass Sexualität und Fortpflanzung nicht voneinander zu trennen sind, gehört Kritik an Humanae vitae und eine mindestens grundsätzlich Pro-choice-Haltung (s. Stetter-Karp) untrennbar zusammen. Wer heute Moraltheologie an einer katholischen Fakultät hört, wird in vielen Fällen exakt dies finden: radikale Kritik an der katholischen Morallehre, wie sie im Katechismus steht und eine mindestens laxe Haltung zur Abtreibung.

Diese Vorüberlegungen waren nötig, um zu verstehen, warum nominell katholische Jugendfunktionäre gegen den Schutz des menschlichen Lebens demonstrieren. Diese protelarisch-aktivistische Handlungsweise ist natürlich mit einem bourgeoisen Bildungskatholizismus unvereinbar. Für den gewöhnlichen Linkskatholiken aus dem Gremien- und Verbandswesen, der in der Tat zumeist einen (bildungs-)bürgerlichen Hintergrund hat, sind diese Jugendfunktionäre vielleicht nützlich, aber man redet nicht darüber. Man redet über den akademischen Unterbau solchen Denkens. So lädt die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart gemeinsam mit dem Geschichtsverein der Diözese Rottenburg-Stuttgart zu einer Veranstaltung unter dem Namen „Lebensschutz und Kleinfamilie - Entwicklung und Konfliktfelder katholischer Identitätsmarker in der Moderne“ ein. Beworben wird diese Veranstaltung unter anderem vom Lehrstuhl „Mittlere und Neuere Kirchengeschichte mit Kirchlicher Landesgeschichte“ der Universität Freiburg. „Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts“, so der Einladungstext in der Broschüre, „interessierte sich die katholische Kirche wenig für die bürgerliche Kleinfamilie, ihre Sexualität und den Schutz ungeborenen Lebens.“ Es reicht einen katholischen Katechismus aus dieser Zeit oder Literatur zur Eheunterweisung zu lesen, oder alternativ ein zeitgenössisches Gebetbuch für Männer oder Frauen zur Hand zu nehmen, um diesen Satz schon als Blödsinn zurückzuweisen. Erst im 20. Jahrhundert, so behauptet die Einladung, seien diese Themen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung zu einem Marker katholisch-konfessioneller Identität geworden. Die Einladung fährt in ähnlicher Weise fort. Einem impliziten Vorwurf des Familiarismus folgt die Frage der historischen Entwicklung der angenommenen neuen katholischen Positionen. Ein Blick in das Programm der Tagung zeigt exakt das, was zu erwarten ist, nämlich eine akademische Dekonstruktion der Lehre der katholischen Kirche zu Fragen von Ehe, Familie, Sexualität und Schutz des menschlichen Lebens. „Sich beugen und zeugen! -Das kirchliche Lehramt und die Sexualmoral im 20. Jahrhundert“, nennt Matthias Daufratshofer seine Vortrag. Der Vortrag wird sicher halten, was der Titel verspricht. Was auf einer solchen Tagung nicht vorkommt, da darf man sich ebenfalls sicher sein, ist die Theologie des Leibes, die der Heilige Papst Johannes Paul II.  der katholischen Welt geschenkt hat. Die Rezeption dieses moraltheologischen Werkes, das Karol Kardinal Wojtyla während des Konklave 1978 überarbeiten und anschließen in Polen veröffentlichen wollte, steckt gerade erst in den Kinderschuhen. Papst Johannes Paul II. trug sein Werk, das er dann nicht mehr veröffentlichen konnte, im Rahmen der Mittwochskatechsen auf dem Petersplatz vor. Lange Zeit blieb dieser Schatz – weil er eben in der vorgetragenen Form sehr komplex ist – ungehoben. Seit geraumer Zeit beschäftigen sich insbesondere junge Katholiken mit dem Opus magnum.

Es wäre falsch, die Frage zu stellen, warum eine katholische Akademie in Trägerschaft einer Diözese solche Veranstaltungen macht. Die Frage ist längst beantwortet. Der deutsche Episkopat hat seine Glaubwürdigkeit verloren. Königsteiner Erklärung, Streit um den Beratungsschein, Kommunion für wiederverheiratet-geschiedene Katholiken und in jüngster Zeit eine Handreichung zur Segnung von Paaren, die nicht heiraten können. Moraltheologische Glaubwürdigkeit zu erlangen, würde für deutsche Bischöfe bedeuten, sich von der lange Reihe moraltheologischer Irrwege öffentlich zu distanzieren. Der Weg der Umkehr wird ein langer Weg sein, wenn er angetreten wird, doch mit der Gnade Gottes könnte es gelingen. Solange das nicht passiert, wird es in katholischen Akademien derartige Veranstaltungen geben und sie werden ihre Teilnehmer aus dem bildungsbürgerlichen Milieu in fortgeschrittenem Alter finden. Proteste dagegen helfen wenig. Aufklärung darüber tut Not. Am allerwichtigsten aber sind gute Angebote für junge Katholiken und junge Menschen guten Willens, die diese mit der wirklichen katholischen Lehre in Fragen des Glaubens und der Sitten einfühlsam vertraut machen. Der bedauerliche Totalausfall des Episkopats macht hier den engagierten Dienst der Laien umso wichtiger. Es gibt solche guten Angebote. Machen wir sie bekannt, bewerben wir sie und fördern wir sie (wer kann auch mit Geld). Die wahre Reform der Kirche kam immer von unten aus den Reihen einfacher gläubiger Menschen, die den Willen haben, ihr Leben am Evangelium auszurichten. Da liegt unsere Hoffnung. Sie liegt nicht in bourgeoisen Akademien mit Drei-Sterne-Luxus.

Bild oben: Junge Liebe ist schön und wertvoll. Sie moralisch in gute Bahnen zu lenken, schränkt die Liebe nicht ein, es macht sie erst wirklich frei. Foto: Pixabay


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