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| Forscher unterstreichen Wirkung des Papstappells vom 1.8.19176. August 2017 in Chronik, keine Lesermeinung Im berühmten Brief äußerte Benedikt XV. viel zitierte Kritik an Erstem Weltkrieg als "unnützem Blutbad" - Sehr konkrete Vorschläge für den Frieden begleiteten den Appell. Rom-München (kath.net/ KAP) Bei einem Kolloquium in Benedikts Bischofsstadt Bologna - organisiert vom Regionalrat Emilia Romagna, von Stadtgemeinde, Erzdiözese und der Stiftung "Giovanni XXIII" - würdigte der vatikanische Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, Benedikt XV. Dieser sei etwa der erste Papst gewesen, der gegenüber herrschenden Feindbildern im Osten Europas die Sichtweise einer Weltregion "mit unlösbaren Problemen" vertrat. Wie die Zeitung "Die Tagespost" (Wochenendausgabe) berichtete, wurde auch bei einem Symposion des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) die Nachwirkung des 1. August 1917 untersucht. Obwohl Benedikt - der vormalige Bologneser Erzbischof Giacomo della Chiesa, der seit September 1914 auf dem Stuhl Petri war - bei allen kriegsführenden Staaten moralischen Kredit besaß, weil er stets eine Politik der Neutralität verfolgt hatte, hätten seine Friedensforderungen im Sommer 1917 nur bei den neutralen Staaten uneingeschränkte Zustimmung gefunden. Zunächst habe vieles für einen Erfolg Benedikts gesprochen. Denn die Völker Europas seien 1917 kriegsmüde gewesen. Es sei zu Hungerstreiks und Meutereien gekommen. In Russland habe der Zar abdanken müssen. Im März 1917 vermittelte der belgische Offizier, Prinz Sixtus von Parma, geheime Friedensgespräche zwischen Österreich-Ungarn und Frankreich. "Doch die Verhandlungen werden bekannt und scheitern deshalb, weil Wien den offenen Bruch mit Berlin scheute", erinnerte die "Tagespost". In Deutschland habe gleichzeitig der katholische Politiker Matthias Erzberger auf Verhandlungen zwischen Frankreich und Österreich-Ungarn, auf den Fehlschlag des deutschen U-Boot-Krieges, den Kriegseintritt der USA zugunsten der Entente-Mächte Frankreich und England sowie auf die offensichtliche Kriegsmüdigkeit der deutschen Bevölkerung reagiert. "Vor diesem Hintergrund schmiedete Erzberger mit den Sozialdemokraten und der linksliberalen Fortschrittlichen Volkspartei eine Koalition, die am 19. Juli 1917 eine Friedensresolution verabschiedete. Sie bewegte sich ganz auf der Linie Benedikts, forderte sie doch 'einen Frieden der Verständigung und der dauerhaften Versöhnung zwischen den Völkern'." Doch die Oberste Heeresleitung unter Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff habe sich quergestellt: "Hindenburg und Ludendorff wollen einen Siegfrieden und umfangreiche Gebietsgewinne für Deutschland um jeden Preis." Dennoch sei es zu Beratungen mit der österreichischen Regierung über die Fortführung des Krieges gekommen, und Reichskanzler Georg Michaelis habe Papst Benedikt geantwortet und Rüstungsbegrenzungen befürwortet. Im Dialog mit Wien sagte Michaelis sogar: "Die Frage, ob Deutschland noch ein viertes Kriegsjahr durchhalten wird, kann nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Das Interesse an territorialen Gewinnen muss gegebenenfalls vor der Möglichkeit eines raschen Friedensschlusses zurücktreten." Hindenburg wollte militärische Lösung Doch Heeresleiter Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg habe anderes wissen lassen: "Ein Blick auf alle Fronten ergibt, dass wir militärisch so stark stehen wie nie zuvor." Die "Tagespost" dazu: "Und so muss Reichskanzler Michaelis am 19. September 1917 vor allem deshalb die Friedensinitiative des Papstes zurückweisen, weil der Kaiser und seine Generäle nicht bereit sind, mit der Entente nicht über die Räumung des 1871 von Deutschland annektierten Elsass-Lothringen und des seit 1914 von deutschen Truppen besetzten Belgiens verhandeln wollen." Aber auch England und Frankreich hätten keinen Finger gerührt, um der Friedensinitiative des Papstes zum Durchbruch zu verhelfen. Im September 1917 habe der Papst einsehen müssen, dass seine moralische Kraft vor der materiellen Gewalt der Waffen und der Machtpolitiker kapitulieren müsse. "Fortan konzentriert er seine Kraft auf die humanitäre Hilfe für die Kriegsgefangenen an allen Fronten. Wie im Krieg, so verhallt Benedikts Appell an die Vernunft der politisch Verantwortlichen, auch im Frieden", so die "Tagespost". Auch Warnung vor "Rachsucht" der Sieger Benedikts Warnung vor "Rachsucht" der Sieger sei ignoriert worden, die Siegermächte hätten umfangreiche Gebietsabtretungen und Reparationslasten gefordert. "Diese Politik der Revanche kostet Europa eine Diktatur und einen weiteren Weltkrieg." Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, der noch einmal fast 60 Millionen Menschenleben gekostet hat, hätten die europäischen Staatsmänner in Benedikts Geist, indem sie 40 Jahre nach seiner gescheiterten Friedensinitiative das Friedenswerk der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft auf den Weg brachten, wurde beim Zdk-Symposion erinnert: "Benedikts Vision eines Internationalen Gerichtshofes wird immerhin schon in seinem Todesjahr 1922 realisiert und 1945 von den neu gegründeten Vereinten Nationen wiederbelebt." Beim ZdK-Symposion sagte die Historikerin Birgit Aschmann, es lohne sich zu fragen, was 1917 passiert oder nicht passiert wäre, wenn es zu dem von Benedikt XV. erstrebten gerechten und dauerhaften Frieden gekommen wäre. "Hätte die russische Revolution aufgehalten werden können? Hätten die Nationalsozialisten dann noch in Deutschland einen fruchtbaren Boden gefunden? Eines ist klar: Die deutschen Katholiken, Kleriker und Laien, haben vor und während des Ersten Weltkrieges nicht genug für den Frieden getan." Copyright 2017 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich (www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. 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