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| Pascha Christi – Pascha der Kirche. Ein neuer Ostermorgen16. April 2024 in Aktuelles, 6 Lesermeinungen Es ist unsere vom Osterglauben bestärkte Hoffnung, dass auch in unseren Tagen die Finsternis des Karfreitags durch das Lumen Christi überwunden werde und der Kirche auch in Europa ein neuer Ostermorgen beschieden sei. Von Walter Kardinal Brandmüller Rom (kath.net/as/wb) „In so vielen Predigten ist denn auch von Glaubenswahrheiten, sittlichen Normen des Evangeliums kaum mehr die Rede. Ist das nicht ein Verrat – ein wortloser Verrat? ‚Da verließen ihn alle und flohen‘ – vor den Herausforderungen der Botschaft Jesu.“ *** Von Walter Kardinal Brandmüller Wieder einmal haben wir Ostern gefeiert – das Pascha, den Übergang vom Tod zum Leben: Leiden, Tod und Auferstehung Jesu Christi – das einmalige Himmel und Erde erschütternde Ereignis des Jahres…, geschehen ein für allemal in der Heiligen Stadt Jerusalem. Erinnerung, an Vergangenes. Doch ist das alles? Eben – dies könnten auch die großartigen Passionsspiele leisten – wie jene von Oberammergau? Allein – hier geht es nicht um das einmalige längst Vergangene – es geht um Gegenwart. Nun, da wäre zuvörderst an die eucharistische Vergegenwärtigung von Leiden, Tod und Auferstehung des Herrn zu denken. Diesmal sei jedoch davon die Rede, wie Christi mystischer, geheimnisvoller Leib, die Kirche, auf ihrem Weg durch Jahrhunderte immer wieder aufs Neue Sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung mit- und nachvollzieht, erlebt. So auch in unseren Tagen. * Da nun sind wir Zeugen des Geschehens am Ölberg: „Seht, der Verräter naht!“ Ja, Verrat. Heute Verrat an Jesu authentischer Botschaft. Da hören wir die Stimme des Verräters in theologischen Hörsälen, in (ehemals so treuen) katholischen Verbandszeitschriften und Veranstaltungen. Wer, wie viele, stehen noch zum Lehramt der Kirche? Nicht genug: wir hören lauten Widerspruch zur Lehre der Kirche – und selbst von jenen, die nicht nur einmal, sondern mehrfach mit heiligem Eid Treue zum Glauben der Kirche geschworen haben. Es wiederholt sich in den noch immer wachsenden Kirchenaustrittszahlen jenes „Da verließen ihn alle und flohen“ (Mk 14,5): Im Gewand, in Formen von heute wiederholt sich immer wieder, was dem Jesus der Geschichte einst geschehen, in und an Seiner Kirche. Sie, sein mystischer Leib, erleidet an ihren Gliedern, in ihrem Hier und Heute, was Christus erlitten hat, je aufs Neue. Verurteilt – damals von einer wütenden Menge, und einem schwachen Richter, heute von Massenmedien: In Gestalt Seiner Kirche ist er selbst heute wie eh und je dem Hass, der Verachtung der Welt preisgegeben. Und dies auch durch die eigene Schuld ihrer Glieder. So hat denn „die Welt“ nicht nur einen Grund für ihr „Kreuzigt sie – écrasez l’infame“, hat schon die Revolution von 1789 gebrüllt – „zermalmt die Verruchte“. In unseren Tagen nun ist es der „Missbrauchsskandal“, der – einseitig hinter Kirchenmauern geschehen – zur anhaltenden Massenflucht aus der Kirche geführt hat. Der scharfe Windstoß fegt die welken Blätter von den dürren Ästen. Und wieder fliehen die Jünger, die Nachfolger der Apostel. Denn, ist es nicht auch eine Flucht, ein Verlassen des Meisters, wenn Bischöfe, anstatt das Wort Gottes zu verkünden, von politischen Problemen reden und damit die Grenzen ihrer Sachkenntnis wie ihrer Kompetenz überschreiten. In so vielen Predigten ist denn auch von Glaubenswahrheiten, sittlichen Normen des Evangeliums kaum mehr die Rede. Ist das nicht ein Verrat – ein wortloser Verrat? „Da verließen ihn alle und flohen“ – vor den Herausforderungen der Botschaft Jesu. Und dann wurde der Herr – Er, der Weltenrichter des Jüngsten Tages – vor Gericht gestellt – und wird es heute wieder. Nicht Hoher Rat, nicht Statthalter Roms sind es heute, die ihn verhören, verurteilen, kreuzigen. Heute ist es Öffentliche Meinung, sind es Massenmedien, vor deren Tribunal Jesus in Gestalt seiner Kirche tagtäglich neu angeklagt, zur Rechenschaft gezogen und verurteilt wird. Gewiss – die Kirche besteht aus Menschen, Heiligen und Sündern. Doch sollte man, dieweilen man die Sünder anklagt, die Heiligen nicht vergessen. Vor allem aber nicht verdrängen, dass die heutigen Ankläger oftmals selbst auf die Anklagebank gehörten. Es ist darum keine dramatisierende Übertreibung, von einem nun schon Jahrzehnte dauernden Karfreitag der Kirche yu sprechen, wenn von der Kirche in West-, Mittel- und Südeuropa die Rede ist, dem ursprünglichen Kernland der Kirche. Erlebt sie hier ihren Karfreitag, so ist doch im Osten, in Afrika und Asien längst die Sonne aufgegangen und hat die Saat des Evangeliums längst schon kraftvoll wachsen und Frucht bringen lassen. Und nun gibt es nicht wenige Anzeichen dafür, dass unter der Decke von Schnee und Eis auch in Europa die Saat des Evangeliums einem neuen Ostern entgegenkeimt und wächst. Es möge genügen, Gemeinschaften wie „Christus König Hohepriester“, die Petrusbruderschaft, Abtei und Hochschule von Heiligenkreuz und die Gemeinschaft St. Martin zu nennen, die erstaunlichen Zulauf haben, während die meisten Priesterseminarien im deutschen Sprachraum entweder seit Jahr und Tag geschlossen oder nur spärlich besetzt sind. Erstaunlich genug, dass aus dieser Bestandsaufnahme bislang keine zukunftsweisenden Konsequenzen gezogen wurden. Das Weizenkorn, das in die Erde gefallen ist – ist es nicht schon dabei, Frucht zu bringen? Dem heutigen Betrachter bietet sich freilich ein anderes Bild: Jesus wird gefangen genommen und „da verließen ihn alle und flohen…“: wir wissen nicht, wohin. Sie blieben verschwunden. Selbst Petrus, der uns noch im Hof des Hohepriesters begegnet, wo er seinen Meister dreimal verleugnete. Zerstreuten sich alle? Blieben sie zusammen in einem Versteck? Unter dem Kreuz war nur einer noch zu sehen, Johannes. Und nun fragen wir: Wiederholt sich dies nicht tausendfach in unseren Tagen? Wo sind sie, die Apostel von heute? Die Frage ist umso mehr zu stellen, als Angst und Depression den Jüngern all die die Erinnerung an Jesu Leidens- und Auferstehungsankündigung verschüttet hatten, während ihre Nachfolger Empfänger und selbst wieder Boten der frohen Osterbotschaft waren und sind. Die Jünger von damals meinten, ein Ende zu erleben, ihre Nachfolger sollten Zeugen eines strahlenden Anfangs sein! * Es ist unsere vom Osterglauben bestärkte Hoffnung, dass auch in unseren Tagen die Finsternis des Karfreitags durch das „Lumen Christi“ überwunden werde und der Kirche auch in Europa ein neuer Ostermorgen beschieden sei.
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