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SucheSuchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln: ![]() ![]() ![]() ![]() Top-15meist-diskutiert
| ![]() Die Krise ist nicht mehr aufzuhaltenvor 7 Stunden in Kommentar, 3 Lesermeinungen Ganz klar, die Kirche wird sang- und klanglos untergehen. Oder? Religionspessimismus ist gerade angesagt. Die Stichworte liefert ein Buch, das schon vor mehr als einem Jahr auf den Markt kam. Der Montagskick von Peter Winnemöller Linz-Rom (kath.net) Inzwischen reden auch Bischöfe ganz offen darüber, dass es viele Menschen gibt, die ohne Glauben an Gott genau so oder noch glücklicher seien als Gläubige. Mal ehrlich, wenn man am Sonntag eine Kirche besucht und in der Nacht vorher in der Disko (heute nennt man das Club) war, mehr glückliche Menschen sieht man im Club. Oder nicht? Täuscht man sich gar an der Oberfläche? Man höre sich mal in seiner eigenen Nachbarschaft um, mit der Kirche hat man nichts mehr „am Hut“. Klar, wer trägt schon noch Hüte. Soziologische und demografische Untersuchungen zeigen es eindeutig, die Säkularisierung schreitet unhaltbar voran. Es bleibt die Frage, ob ein oberflächlich und temporär ausgedrücktes Glück wirklich Glück ist. Diese Frage, das muss man eingestehen, entzieht sich der soziologischen Untersuchung. Sie kann nur über längere Zeit beobachtet werden. Ein Buch, das vor mehr als einem Jahr erschienen ist, macht gerade Furore und hat eine Debatte ausgelöst, ob die Säkularität unabwendbar ist. „Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt - Das Christentum vor der religiösen Indifferenz“, so lautet der provokante Titel des Werkes von Jan Loffeld. Der Religionssoziloge lehrt praktische Theologie in Utrecht und hat das Phänomen der Kirchenkrise soziologisch unter die Lupe genommen. Er orientiert sich in der Beschreibung des Phänomens an dem kanadischen Philosophen Charles Taylor und dessen drei Stufen der Säkularität, wie er sie in „Ein säkuläres Zeitalter“ beschrieben hat. Die Grundannahme von Loffeld ist, dass der Mensch eben nicht „unheilbar religiös“ ist, wie man lange Zeit angenommen hat. Um es gleich vorwegzuschicken, es ist noch immer nicht anzunehmen, dass es in einem abstürzenden Flugzeug noch Atheisten gibt. Doch was für ein Theismus ist das, der erst die existenzielle Not braucht, um den Menschen an Gottes Existenz zu erinnern. Andersherum: Gott wartet sogar bis in die schlimmste Not hinein und bleibt dem Menschen treu. Das Buch von Loffeld ist lesens- und bedenkenswert, weil er die Zustände schonungslos analysiert. Beispielsweise zeigt er auf, dass Pastoralkonzepte jeglicher Art vollkommen wirkungslos bleiben. Sie treffen nie auf eine Zielgruppe, in der sie verfangen würden. Auch wenn es vom Autor nicht dezidiert oder nur sehr milde ausgesprochen wird, ist die implizite Kritik am Synodalen Weg vernichtend. Loffeld geht dennoch nicht davon aus, dass das Christentum obsolet sein wird. Die Volkskirche sieht er jedoch unwiederbringlich verloren. An dieser Stelle sollte man vielleicht anmerken, dass die Volkskirche immer nur Opium für den / alternativ: Opium des Klerus war. Keine Frage, wenn es gelungen ist, dass ein ganzes Dorf vor Ostern gebeichtet hatte, dann lag ein anderer Geist über dem Dorf. Selbst Priester, denen das in der Vergangenheit gelungen ist, waren Ausnahme und gestanden offen ein, dass so ein Phänomen eine Ausnahme ist. Die Volkskirche, das kann man sich mit ein wenig nachdenken selbst erschließen, war immer nur ein soziales Phänomen. Es war nie ein religiöses Phänomen. Es war zudem ein temporäres Phänomen. Das Mittelalter kannte keine Volkskirche. Auch zu Zeiten als in einer Gemeinde 100 Prozent getauft waren, gingen maximal 50% am Sonntag in die Messe. Fiel der soziale Druck weg, weil junge Männer oder Frauen den Heimatort verließen, war der sonntägliche Kirchgang sehr schnell Geschichte, wenn er nicht schon vorher aus Überzeugung erfolgte. Wirklich bemerkenswert ist der Teil der Analyse, in der es um die Kasualien geht. Immer wieder wird auf Stimmen verwiesen, die sich freudig und dankbar zeigen für Taufe, Trauung, Erstkommunion. Immer wieder jedoch wird darauf verwiesen, dass die Kasualien folgenlos für die religiöse Biografie bleiben. Loffeld bleibt hier unkritisch gegenüber dem frucht- und folgenlosen Aufwand, der zum Beispiel im Vorfeld der Erstkommunion betrieben wird. Dass wir in großen Massen Sakramente an Ungläubige spenden, findet ebenfalls keine Erwähnung. Was nützen die positiven Stimmen, wenn pastorale Mitarbeiter am Montag nach dem Weißen Sonntag ausgebrannt sind, weil sie die Fruchtlosigkeit ihrer Arbeit unmittelbar vor Augen haben. Was nützt es, wenn die Kirche eine schöne Trauung anbietet, aber zusehen muss, wie die festlich geschlossene Ehe nach kurzer Zeit zerbricht, weil ihr die Substanz fehlte, sie womöglich sogar von Anfang an erkennbar ungültig geschlossen wurde. Einige wichtige Fragen lässt Loffeld leider aus. Wertvoll an diesem Analyseteil ist der Erweis der Tatsache, dass sich auch ungläubige Menschen von der Kirche Begleitung in Lebenswendesituationen wünschen. Die Frage, die sich die Kirche – und hier bitte voran die Theologie – stellen sollte, ist die Frage nach dem Umgang mit den Sakramenten. Um der üblichen Polemik zuvorzukommen, nein, Sakramente sind keine Belohnung für brave. Sakramente sind Zeichen des Heils für jene, die das Heil erwarten, erhoffen und mit ihrem Leben anstreben. Sie sind definitiv keine Lebenswendebegleitrituale für Jedermann. Es gilt, hier eine Änderung der Praxis zu finden, mit deren Hilfe die Kirche für die Menschen da sein kann. Einen Hinweis kann uns die frühe Kirche mit der Arkandisziplin geben. Das Mysterium blieb den gläubigen und getauften Gemeindemitgliedern erhalten. Gäste und Katechumenen verließen zum gegebenen Zeitpunkt die Kirche. Diese Arkandisziplin funktioniert heute so sicher nicht, denn vielfach begegnen uns (derzeit noch) getaufte Ungläubige, die trotzdem etwas in der Kirche suchen. Wir geben es ihnen nicht, wir überfahren sie – mangelhaft vorbereitet - mit den viel zu anspruchsvollen Sakramenten. Die Kirche weist einen Schatz an Sakramentalien auf, die ebenfalls Gnaden vermitteln, aber – um ein modernes Wort zu gebrauchen – weitaus niederschwelliger sind. Die Lösungswege dazu hat derzeit keiner, denn außer der religiösen Unkenntnis begegnet man den Menschen in den Pfarreien besonders im Umfeld der Erstkommunion mit einem enormen traditionalistischen Beharrungsvermögen. Kurz gesagt, sie wissen zwar nicht, was die Erstkommunion ist, aber sie wollen sie für ihre Kinder so, wie sie selbst sie einst bekommen haben. Die Erstkommunion mag hier pars pro toto stehen. Auch bei anderen Kasualien verhält es sich ähnlich. Die Kirche verschenkt hier nicht nur die Sakramente, sondern auch große Chancen, Menschen anzusprechen, die sie sonst nicht erreicht. Warum die große abschreckende Sakramentenkeule, wenn es eine Nummer kleiner vielleicht sogar ein Tor zum Glauben gäbe. Dahinter steht die grundsätzliche Frage, ob man nicht beginnt, erkennbar unfruchtbares aufzugeben. Loffeld jedenfalls stellt zu Recht fest, dass man oft genug von unwirksam Erkanntem einfach nur immer mehr tut, statt es zu streichen. In vielen Punkten, das lässt sich nicht bestreiten, finden sich ausgezeichnete Denkansätze, die nicht die Wende in der Kirchenkrise brächten, aber die erschreckende Fruchtlosigkeit des pastoralen Handelns endlich beenden könnten. Trotz aller, wirklich blitzsauberer soziologische Analyse bleibt nach Lektüre des Buches von Loffeld die Frage, ob es angemessen ist, die Kirche primär nur als soziales Phänomen aufzufassen. Natürlich kann man in einer soziologischen Untersuchung die Übernatur der Kirche nicht erfassen und nicht beschreiben. In einer ekklesiologischen Abgrenzung könnte hier jedoch eine Klärung erfolgen. Loffelds Analyse ist – zumindest primär – von einer gehörigen Portion Deismus durchdrungen. Erst im letzten Teil des Buches kommt Gott ins Spiel. Um es deutlich zu sagen, der Qualität der Analyse tut dies keinen Abbruch, es ist nur eine schmerzlich aufgefallene Leerstelle. Als letzte Anmerkung zum Buch noch eine kleine Warnung, der:die Autor:in des Buches gendert sich ein:e Wo(e)lf:in, was das Buch schwer lesbar macht. (Allerdings gibt es eine Lesetechnik, die man einüben kann: Hierzu nimmt man die Gendergagazeichen und Adverbialkonstruktionen als Signale, den Text im Kopf in generische Formulierungen umzuwandeln. Inzwischen kann ich sogar gegenderte Texte flüssig in deutscher Übersetzung vorlesen.) An dieser Stelle nun eine kurze Zwischenblende nach Frankreich. Am Aschermittwoch meldeten französische Gemeinden einen Ansturm junger Menschen auf die Gottesdienste in den katholischen Kirchen des Landes. In völliger Säkularität (nach Taylor Säkularität 3) aufgewachsene junge Menschen beginnen sich plötzlich und ohne erkennbaren Anlass für den Glauben zu interessieren. Wieder nach Taylor, ist diese Art des Vorkommens in einer Gesellschaft „Post-Durkheimianisch“. Das ist, sehr grob gesagt, so definiert: Die Religion ist nicht mehr selbstverständlich. Sie gilt auch nicht mehr für (größere) Gruppen als selbstverständlich. Die Religion muss sich für jedes Individuum selbst erweisen. Es bleibt dabei, dass es überraschend kam und ein in der Quantität wahrnehmbares Phänomen ist. Ein Widerspruch zu Loffeld liegt hier nicht vor. Es ist auch kein Muster, das sich irgendwo kopieren ließe. In Frankreich wird man das Phänomen beobachten und analysieren müssen. Es wird sich die Frage stellen, inwiefern es mit den missionarischen Bestrebungen der Kirche korreliert. Pastoralpläne, das hatten wir oben gehört, bleiben wirkungslos. Hier geht es nicht um Pastoral, hier geht es darum, den Glauben anzubieten. Das ist immer ein Weg. Loffelds Buch ist natürlich auch im Kontext der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung zu lesen. Das neue Dogma der katholischen Kirche in Deutschland besagt ja, dass die Menschen mehrheitlich die Kirche und Gott nicht mehr brauchen. Fein, dann können sich die Bischöfe jetzt einen ordentlichen Beruf suchen und ihr Geld mit ehrlicher Arbeit verdienen. Die Atheisten hatten Recht. Wir machen die Türen zu und fertig. Und genau das, was man sich angesichts des Zustands unseres Episkopats manchmal wünschen möchte, ist eben nicht die Folge aus der Analyse. Auch die säkuläre Gesellschaft braucht den Glauben und die Kirche. Es ist nicht auszuschließen, dass unsere Bischöfe in zehn oder zwanzig Jahren weltlichen Berufen nachgehen werden. In der Antike war das auch so. Bischof ist kein Beruf, es ist ein Amt in der Kirche. Darum jedoch geht es nicht. Es wird allerhöchste Zeit, die Kirche auf – um bei Taylor zu bleiben – Säkularität 3 umzustellen. Der Pfarrer ist in dieser Zeit eben nicht mehr der Pfarrherr. Die Herrlichkeit des Klerus gehört der Vergangenheit an, einer, die nicht allzu glorreich war. Leitung, die zum geistlichen Charisma gehört, ist geistliche Leitung, nicht Macht. Der Laie ist nicht etwa der untergeordnete Nichtfachmann, sondern der, der dem Volk Gottes angehört und kundig von seinem Glauben Zeugnis geben kann. Machen wir uns allerdings nichts vor, andere, weitaus ärmere Kirchen werden uns da einige Schritte voraus gehen. In Deutschland können und werden wir die kranken Strukturen mit viel Geld noch lange am Leben erhalten. An der Analyse ändert das nichts. Und längst bildet sich die neue Sozialstruktur der Kirche an ganz anderen Orten aus. Es ist Loffeld nicht in allen Punkten zuzustimmen und erst recht ist der teils sehr populistischen Rezeption dieses Buches zu widersprechen. Die spannende Debatte, die um dies Buch entstanden ist, darf jedoch durchaus als nützlich angesehen werden. Die gegenwärtige Krise der Kirche ist nicht trivial und sie ist nicht vom Himmel gefallen. Es gibt, das zeigt nicht nur dieses Buch, keine Patentrezepte. Eine Erneuerung der Kirche kann nur aus dem Evangelium erwachsen. Dass die Soziologie dabei hilfreich sein kann, steht außer Frage, denn die Gnade wirkt mit der Natur. Für alle, die sich um die Kirche sorgen, sei auf Mt 16,18 verwiesen. Dort ist die Fortexistenz der Kirche garantiert, nicht jedoch deren Sozialgestalt, nicht deren stetes materielles Wohlergehen. Eine andere Frage stellt sich gerade in unserem Land in unserer Zeit viel drängender: „Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) Glauben vorfinden?“(Lk 18,8) Diese Frage sollten sich nicht nur die Hirten hinter die Ohren schreiben. Wollen Sie ab Juli weiterhin die beliebte kath.net-Kolumne "Montagskick" von Peter Winnemöller lesen? - Bitte helfen Sie uns jetzt: https://kath.net/news/86866
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Psalm1 vor 26 Minuten | ||
Glück und Heiligkeit "Mal ehrlich, wenn man am Sonntag eine Kirche besucht ... mehr glückliche Menschen sieht man im Club." | ![]() 0 | |
Ulrich Motte vor 5 Stunden | ||
Bei fast 20 Millionen Mitgliedern in der BRD und Milliardeneinnahmen und Milliardenvermögen und vielen Privilegien in der BRD kann die Katholische Kirche auch Krisen sehr gut überstehen. Und die EKD mit ihren fast 18 Millionen Mitgliedern schrumpft auch nicht so schnell zur Randgruppe. Man vergleiche damit einmal die Mitgliederzahlen der politischen Parteien... die ihre Mitglieder oft viel weniger Geld kosten... | ![]() 2 | |
Versusdeum vor 6 Stunden | ||
"Ein Staat ohne Gott ist eine gut organisierte Räuberbande" | ![]() 3 | |
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