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‚Urbi et Orbi‘ 2025: Weihnachten - Geburt des Friedens

vor 7 Stunden in Aktuelles, 1 Lesermeinung
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Leo XIV.: Freut euch im Herrn, heute ist uns der Heiland geboren, Heute ist der wahre Friede vom Himmel herabgestiegen! Christus als offene Tür der Hoffnung. Zwischen Menschwerdung und Weltleid. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Dies ist der Weg des Friedens: die Verantwortung. Wenn jeder von uns – auf allen Ebenen –, anstatt andere zu beschuldigen, zuerst seine eigenen Fehler erkennen und Gott um Vergebung bitten würde und sich gleichzeitig in die Lage der Leidenden versetzen und sich mit den Schwachen und Bedrängten solidarisieren würde, dann würde sich die Welt verändern“.

In seiner Weihnachtsbotschaft „an die Stadt und den Erdkreis“ richtete Papst Leo XIV. einen weit gespannten Blick auf die von Konflikten, Armut und Erschütterungen gezeichnete Gegenwart. Ausgehend vom Geheimnis der Menschwerdung Christi zeigt er, dass Gott in Jesus unser menschliches Schicksal annimmt und sich besonders mit den Verwundeten, Benachteiligten und Vergessenen dieser Welt identifiziert: mit den Menschen in Kriegsgebieten, mit Hungernden und Armen, mit Geflüchteten, mit jenen, die Sicherheit, Arbeit und Würde verloren haben, sowie mit den Ausgebeuteten und Ausgeschlossenen. Dieser zutiefst menschliche und theologisch verdichtete Blick führte den Papst zu einem leidenschaftlichen Ruf nach einem Frieden, der nicht nur politisches Arrangement, sondern innere Versöhnung, Heilung und neue Hoffnung bedeutet.

Zugleich erinnerte Leo XIV. daran, dass das Heilige Jahr zwar seinem Abschluss entgegengeht, Christus aber als die immer offene Tür bleibt, als der Gott, der nicht verurteilt, sondern rettet, der bleibt, heilt und Frieden schenkt. Weihnachten erscheint so als Offenbarung eines Gottes, der sich schenkt, der Herzen öffnet und Trost bringt. In dieser Gewissheit lud der Papst ein, das Herz den Leidenden zu öffnen und gerade darin Christus selbst aufzunehmen. So werde das Weihnachtsfest zur Verkündigung einer Hoffnung, die trägt, und zur Zusage: „Der Geburtstag des Herrn ist der Geburtstag des Friedens“.

****

Die Botschaft „Urbi et Orbi“ von Papst Leo XIV. am Hochfest der Geburt des Herrn 2025

Liebe Brüder und Schwestern,

»Freut euch im Herrn, heute ist uns der Heiland geboren. Heute ist der wahre Friede vom Himmel herabgestiegen.« (Eröffnungsvers der Messe in der Heiligen Nacht). So erklingt es in der Liturgie der Heiligen Nacht, und so gibt die Kirche die Botschaft von Betlehem wieder: Das Kind, das von der Jungfrau Maria geboren wurde, ist Christus, der Herr, den der Vater gesandt hat, um uns aus Sünde und Tod zu erlösen. Er ist unser Friede, er, der Hass und Feindschaft mit der barmherzigen Liebe Gottes überwunden hat. Deshalb ist »der Geburtstag des Herrn der Geburtstag des Friedens« (Hl. Leo der Große, Sermo 26).

Jesus wurde in einem Stall geboren, weil in der Herberge kein Platz für ihn war. Als er auf die Welt kam, wickelte ihn seine Mama Maria »in Windeln und legte ihn in eine Krippe« (vgl. Lk 2,7). Der Sohn Gottes, durch den alles geschaffen wurde, findet keine Aufnahme, und seine Wiege ist eine armselige Futterkrippe für Tiere.

Das ewige Wort des Vaters, das die Himmel nicht fassen können, wollte auf diese Weise in die Welt kommen. Aus Liebe wollte es von einer Frau geboren werden, um unser Menschsein zu teilen; aus Liebe hat es Armut und Ablehnung auf sich genommen und sich mit den Ausgestoßenen und Ausgeschlossenen identifiziert.


Bereits bei der Geburt Jesu zeichnet sich die grundlegende Entscheidung ab, die das gesamte Leben des Sohnes Gottes bis zu seinem Tod am Kreuz bestimmen wird: die Entscheidung, nicht uns die Last der Sünde tragen zu lassen, sondern sie selbst für uns zu tragen, sie auf sich zu nehmen. Das konnte nur er tun. Aber gleichzeitig hat er auch gezeigt, was nur wir tun können, nämlich jeweils unseren Teil der Verantwortung zu übernehmen. Ja, denn Gott, der uns ohne unser Zutun erschaffen hat, kann uns nicht ohne unser Zutun retten (vgl. Hl. Augustinus, Sermo 169, 11.13), das heißt ohne unseren freien Willen zur Liebe. Wer nicht liebt, wird nicht gerettet, er ist verloren. Und wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht (vgl. 1 Joh 4,20).

Schwestern und Brüder, dies ist der Weg des Friedens: die Verantwortung. Wenn jeder von uns – auf allen Ebenen –, anstatt andere zu beschuldigen, zuerst seine eigenen Fehler erkennen und Gott um Vergebung bitten würde und sich gleichzeitig in die Lage der Leidenden versetzen und sich mit den Schwachen und Bedrängten solidarisieren würde, dann würde sich die Welt verändern.

Jesus Christus ist unser Friede, vor allem weil er uns von der Sünde befreit, und dann weil er uns den Weg weist, wie wir die Konflikte überwinden können, alle Konflikte, von den zwischenmenschlichen bis zu den internationalen. Ohne ein von Sünden befreites Herz, ein versöhntes Herz, können wir nicht friedliche Menschen und Friedensstifter sein. Deshalb wurde Jesus in Betlehem geboren und starb er am Kreuz: um uns von der Sünde zu befreien. Er ist der Erlöser. Mit seiner Gnade können und müssen wir alle unseren Teil dazu beitragen, dass Hass, Gewalt und Zwietracht abgelehnt und Dialog, Friede und Versöhnung praktiziert werden.

An diesem Festtag möchte ich allen Christen einen herzlichen und väterlichen Gruß senden, insbesondere denen, die im Nahen Osten leben, denen ich kürzlich auf meiner ersten Apostolischen Reise begegnen wollte. Ich habe ihre Ängste vernommen und kenne gut ihr Gefühl der Ohnmacht angesichts der Machtverhältnisse, unter denen sie leiden. Das Kind, das heute in Betlehem geboren wird, ist derselbe Jesus, der sagt: »Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt! In der Welt seid ihr in Bedrängnis, aber habt Mut: Ich habe die Welt überwunden!« (Joh 16,33).

Von ihm erbitten wir Gerechtigkeit, Frieden und Stabilität für den Libanon, für Palästina, Israel und Syrien, und vertrauen dabei auf diese göttlichen Worte: »Das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein und der Ertrag der Gerechtigkeit sind Ruhe und Sicherheit für immer« (Jes 32,17).

Dem Friedensfürsten vertrauen wir den gesamten europäischen Kontinent an und bitten ihn, er möge ihm weiterhin einen Geist der Gemeinschaft und Zusammenarbeit verleihen, damit er seinen christlichen Wurzeln und seiner Geschichte treu bleiben und solidarisch und gastfreundlich gegenüber den Bedürftigen sein kann. Wir beten besonders für das leidende ukrainische Volk: Möge das Dröhnen der Waffen verstummen und mögen die beteiligten Parteien, unterstützt durch das Engagement der internationalen Gemeinschaft, den Mut finden, einen ehrlichen, direkten und respektvollen Dialog zu führen.

Bitten wir das Kind von Betlehem um Frieden und Trost für die Opfer aller gegenwärtigen Kriege in der Welt, insbesondere der in Vergessenheit geratenen, und für alle, die unter Ungerechtigkeit, politischer Instabilität, religiöser Verfolgung und Terrorismus leiden. Ich denke dabei besonders an unsere Brüder und Schwestern im Sudan, im Südsudan, in Mali, Burkina Faso und in der Demokratischen Republik Kongo.

In diesen letzten Tagen des Heiligen Jahrs der Hoffnung bitten wir den menschgewordenen Gott für die geliebte Bevölkerung von Haiti, dass jede Form von Gewalt im Land ein Ende findet und sie auf dem Weg des Friedens und der Versöhnung vorankommen möge.

Das Jesuskind inspiriere die politisch Verantwortlichen in Lateinamerika, damit bei der Bewältigung der zahlreichen Herausforderungen dem Dialog zum Wohl aller Raum gegeben wird und nicht ideologischen und parteiischen Vorurteilen.

Wir bitten den Friedensfürsten, er möge Myanmar mit dem Licht einer versöhnten Zukunft erfüllen: Er gebe den jungen Menschen wieder Hoffnung, er führe das gesamte burmesische Volk auf den Weg des Friedens und stehe denen bei, die obdachlos sind und ohne Sicherheit und ohne Vertrauen in die Zukunft leben.

Wir bitten ihn, dass die alte Freundschaft zwischen Thailand und Kambodscha wiederhergestellt wird und dass die beteiligten Parteien sich weiterhin für Versöhnung und Frieden einsetzen.

Wir vertrauen ihm auch die Völker Südasiens und Ozeaniens an, die von den jüngsten verheerenden Naturkatastrophen schwer heimgesucht wurden, welche ganze Bevölkerungsgruppen hart getroffen haben. Angesichts dieser Notlagen lade ich alle ein, sich weiter entschieden und gemeinsam für die Leidenden zu engagieren.

Liebe Brüder und Schwestern,

in der Dunkelheit der Nacht »kam das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, in die Welt« (Joh 1,9), aber »die Seinen nahmen ihn nicht auf« (Joh 1,11). Lassen wir uns nicht von der Gleichgültigkeit gegenüber den Leidenden besiegen, denn Gott ist unser Elend nicht gleichgültig.

Indem er Mensch wird, nimmt Jesus unsere Schwachheit auf sich, er versetzt sich in jeden von uns hinein: in diejenigen, die nichts mehr besitzen und alles verloren haben, wie die Bewohner von Gaza; in diejenigen, die unter Hunger und Armut leiden, wie das jemenitische Volk; in diejenigen, die aus ihrer Heimat fliehen, um anderswo eine Zukunft zu suchen, wie die vielen Flüchtlinge und Migranten, die das Mittelmeer überqueren oder den amerikanischen Kontinent durchqueren; in diejenigen, die ihre Arbeit verloren haben und in die, die Arbeit suchen, wie so viele junge Menschen, die Schwierigkeiten haben, eine Anstellung zu finden; in diejenigen, die ausgebeutet werden, wie die viel zu vielen unterbezahlten Arbeitnehmer; in diejenigen, die im Gefängnis sitzen und oft unter menschenunwürdigen Bedingungen leben.

Der Ruf nach Frieden, der aus allen Ländern emporsteigt, erreicht das Herz Gottes, wie ein Dichter schreibt:

Nicht der Friede eines Waffenstillstands,

nicht einmal die Vision vom Wolf und dem Lamm,

sondern eher

wie im Herzen, wenn die Aufregung vorbei ist

und man nur von einer großen Müdigkeit sprechen kann.

[…]

Lass ihn kommen

wie Wildblumen,

unversehens, denn das Feld

braucht ihn: Wildfrieden.[1]

Öffnen wir an diesem heiligen Tag unser Herz für unsere Brüder und Schwestern in Not und Leid. Damit öffnen wir es auch für das Jesuskind, das uns mit seinen offenen Armen empfängt und uns seine Göttlichkeit offenbart: »Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden« (Joh 1,12).

In wenigen Tagen endet das Heilige Jahr. Die Heiligen Pforten werden geschlossen, aber Christus, unsere Hoffnung, bleibt immer bei uns! Er ist die immer offene Tür, die uns Zugang zum göttlichen Leben gewährt. Das ist die frohe Botschaft dieses Tages: Das Kind, das geboren wurde, ist der menschgewordene Gott; er kommt nicht, um zu verurteilen, sondern um zu retten; sein Erscheinen ist nicht flüchtig, er kommt, um zu bleiben und sich selbst zu schenken. In ihm wird jede Wunde wieder heil und jedes Herz findet Ruhe und Frieden. »Der Geburtstag des Herrn ist der Geburtstag des Friedens«.

Allen wünsche ich von Herzen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!

__________________

[1] Y. Amichai, „Wildpeace”, in The Poetry of Yehuda Amichai, Farrar, Straus and Giroux, 2015.

 


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Lesermeinungen

 Stefan Fleischer vor 53 Minuten 

Bei alledem

ist immer zu beachten, was unser Schweizer Landesvater seinen Miteidgenossen ans Herz gelegt hat „Fried ist allweg in Gott, denn Gott ist der Fried.“ Ohne Friede mit Gott kann es keinen Frieden unter uns Menschen geben. Deshalb ist die Voraussetzung für Friede und Gerechtigkeit im Hier und Heute immer die Erlösung aus Sünde und Schuld, welche unser Herr und Erlöser durch Menschwerdung, Kreuz und Auferstehung für uns alle erworben hat, aber niemandem aufzwingt, sondern von jedem Einzelnen und der Gesellschaft die freie Annahme dieses Geschenkes erwartet. Traurig ist, dass dieser Aspekt des Weihnachtsfestes in der Verkündigung (wenigstens o weit ich es beobachten kann, so wenig vorkommt.


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