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| Von Newman her lernten wir den Primat des Papstes verstehen13. September 2010 in Aktuelles, keine Lesermeinung Jeden Tag diese Woche auf kath.net: Exklusive Leseproben von "Apologia pro vita sua" von John Henry Kardinal Newman. Linz (kath.net) Als ich im Januar 1946 in dem nach den Kriegswirren endlich wiedereröffneten Freisinger Priesterseminar mein Studium der Theologie beginnen konnte, fügte es sich, dass unserer Gruppe ein älterer Student als Präfekt zugeteilt wurde, der noch vor Kriegsbeginn an einer Dissertation über Newmans Theologie des Gewissens zu arbeiten begonnen hatte. In all den Jahren seines Einsatzes im Krieg hatte er dieses Thema nicht aus den Augen verloren, das er nun mit neuer Begeisterung und Energie aufgriff. Schon bald verband uns eine persönliche Freundschaft, die ganz um die großen Probleme der Philosophie und der Theologie kreiste. Dass Newman dabei immer gegenwärtig war, versteht sich von selbst. Alfred Läpple er war der genannte Präfekt hat dann 1952 seine Dissertation unter dem Titel Der Einzelne in der Kirche veröffentlicht; leider ist der dort angekündigte zweite Band bisher ungedruckt geblieben. Newmans Lehre vom Gewissen wurde für uns damals zu einer wichtigen Grundlegung des theologischen Personalismus, der uns alle in seinen Bann zog. Unser Menschenbild wie unser Bild von der Kirche wurde von diesem Ausgangspunkt her geprägt. Wir hatten den Anspruch einer totalitären Partei erlebt, die sich selbst als die Erfüllung der Geschichte verstand und das Gewissen des Einzelnen negierte; einer ihrer Führer hatte gesagt: Ich habe kein Gewissen! Mein Gewissen ist Adolf Hitler. Die ungeheure Verwüstung des Menschen, die daraus folgte, stand uns vor Augen. So war es für uns befreiend und wesentlich zu wissen, dass das Wir der Kirche nicht auf dem Auslöschen des Gewissens beruhte, sondern genau umgekehrt sich nur vom Gewissen her entwickeln kann. Gerade weil Newman die Existenz des Menschen vom Gewissen her, das heißt im Gegenüber von Gott und der Seele deutete, war aber auch klar, dass dieser Personalismus kein Individualismus ist und dass die Bindung an das Gewissen keine Freigabe in die Beliebigkeit hinein bedeutet das Gegenteil ist der Fall. Von Newman her lernten wir den Primat des Papstes verstehen: Gewissensfreiheit so sagte uns Newman ist nicht identisch mit dem Recht, sich vom Gewissen zu dispensieren, einen Gesetzgeber und Richter zu ignorieren und von unsichtbaren Verpflichtungen unabhängig zu sein. So ist Gewissen in seinem wahren Sinn Fundament der päpstlichen Autorität. Denn ihre Macht kommt aus der Offenbarung, die das nur unvollkommen erleuchtete natürliche Gewissen ergänzt, und das Eintreten für das moralische Recht des Gewissens ist der Sinn seiner Existenz. Ich brauche wohl nicht eigens zu sagen, dass mir diese Gewissenslehre im Fortgang der Entwicklung von Kirche und Welt nur immer noch wichtiger geworden ist. Immer mehr sehe ich, wie sie sich im Zusammenhang mit der Biografie des Kardinals erst ganz erschließt, die wiederum nur zu verstehen ist im Kontext des geistigen Dramas seines Jahrhunderts und geradeso zu uns spricht. Newman war als Mann des Gewissens zum Konvertiten geworden; es war sein Gewissen, das ihn aus den alten Bindungen und Geborgenheiten herausführte in die für ihn schwierige und ungewohnte Welt des Katholizismus hinein. Aber gerade dieser Gewissensweg ist alles andere als ein Weg der sich selbst behauptenden Subjektivität: Er ist ein Weg des Gehorsams zur objektiven Wahrheit. Der zweite Schritt in Newmans lebenslangem Bekehrungsweg war ja die Überwindung der subjektiv-evangelikalen Position zugunsten einer auf der Objektivität des Dogmas gründenden Auffassung von Christentum. Ich finde in diesem Zusammenhang eine Formulierung aus einer seiner frühen Predigten immer noch und gerade heute höchst bedeutend. Wahres Christentum ... erweist sich im Gehorsam und nicht durch einen Bewusstseinszustand. So ist die ganze Pflicht und Arbeit eines Christen auf diesen beiden Teilen aufgebaut, auf Glaube und Gehorsam; er sieht auf Jesus (Hebr 2,9) ... und handelt nach seinem Willen ... Wir sind, scheint mir, heute in der Gefahr, auf keines von beiden Gewicht zu legen, wie wir es sollten. APOLOGIA PRO VITA SUA
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