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Zeitungssterben

5. Februar 2013 in Kommentar, 6 Lesermeinungen
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Leute von heute abonnieren keine Zeitungen mehr und empfinden keine Trauer über den Verlust. - Eine Glosse von Professor Wolfgang Ockenfels OP


Trier (kath.net) Der angeblich im Maja-Kalender für Ende 2012 vorgesehene und von der Sensationspresse gierig aufgegriffene Weltuntergang hat bekanntlich nicht stattgefunden. Er hätte ja zwangsläufig auch den Untergang eben jener Presseerzeugnisse bewirkt, die ihn herbeiredeten. So müssen wir mit unangenehmen Verzögerungen rechnen und etwas mehr Geduld aufbringen in hoffnungsvoller Erwartung des Ablebens einiger Blätter. Schon die Pietät verlangt es, keine Namen zu nennen, die so klingen wie Bild, Stern, Spiegel oder auch Süddeutsche. Überdies ist es nach Karl Kraus „in einem Rechtsstaate verboten, zum Boykott gegen die Pest aufzufordern. Schützen Sie sich selbst!“

Den einsamen Kulturkampf gegen den geistlosen Geist seiner Zeit, gegen die Konstruktion und Manipulation der Welt durch die Zeitung („Im Anfang war die Presse“) hatte Kraus im vorigen Jahrhundert verloren. Die letzten Tage der Presse scheinen erst jetzt anzubrechen. Aber ihr Niedergang folgt nicht aus Notwehr und Selbstschutz des Publikums, das sich aus kulturellen, ethischen oder religiösen Gründen vor der Pest bewahren will, sondern hängt mit einer technischen Entwicklung zusammen, die nicht mit humanitärem Fortschritt gleichzusetzen ist. Es ist schlicht und - einfach alles ergreifend - das Internet. Und wie immer bei technischen Revolutionen, schließt sich ihnen das ökonomische Kalkül an.

Anders als das von den Zeitungen angedrohte Waldsterben findet das Zeitungssterben tatsächlich statt. Es ist ein gedehntes Sterben in unmerk-lichen Etappen, über das die Moribunden wenig zu berichten haben, weil sie sich immer noch an Strohhalme einer Überlebenshoffnung klammern, die wohl kaum in Erfüllung geht: Im Unterschied zum heilsam-makabren Beerdigungsritual der Kirche, bei dem man für „denjenigen unter uns“ mitleidsvoll betete, der als Nächster sterben und vor Gottes Gericht treten müsse. Hierbei richteten sich die Blicke der Trauernden auf den gebrechlichsten Todeskandidaten, dem das Ableben seines Vorgängers eine ebenso furchtbare wie fruchtbare Erinnerung sein sollte.


Dieses memento mori läßt sich leider nicht so ohne weiteres auf unsere Zei-tungswelt pastoraltheologisch anwenden. Herausgeber und Journalisten von Zeitungen, die dem Tag oder gar „der Moderne“ dienen, halten sich für unentbehrliche Missionare im geschichtlichen Kampf um eine Aufklärung, die alles, nur nicht ihr eigenes Schicksal umgreift. Darin liegt ihre abergläubische Erwartung auf ein geschichtsnotwendiges Überleben begründet, die sich durch angestrengtes Suchen nach immer neuen sensationellen Neuigkeiten erfüllen soll. Mag die wahre Wirklichkeit dramatisch, traurig und gefährlich genug sein: Die Augen, die man vor ihr verschließt, müssen abgelenkt werden durch möglichst primitive mediale Reize. Dann wird der verbale Furz eines angeheiterten Wirtschaftsministers, der sich leichtsinnigerweise für ein Thekengespräch mit einer Journalistin hergab, als Ausdruck jenes verabscheuungswürdigen „Sexualismus“ angenommen, über den sich das Journal in gespielter Entrüstung erst hermachen konnte, als es ihn zuvor begrifflich präpariert hatte.

Spätestens nach der Konstruktion des „Brüderle-Skandals“, aber lange vorher schon, seit Erfindung der Hitler-Tagebücher, wäre der sinkende Stern eigentlich fällig gewesen, ebenso wie andere Magazine und Unterleibsorgane, die ihre Geschmacklosigkeiten und Geistesverwirrungen mit notorischem Haß auf Christentum und Kirche verbinden. Aber man hört schon die Wälder rauschen, und die Blätter rascheln besonders laut, bevor sie fallen.

Die Erben sollen sich aber nicht zu früh freuen. Totgesagte leben manchmal etwas länger. Dafür trifft es gelegentlich, plötzlich und unerwartet, auch die vermeintlich Gesunden. Den Produzenten und Konsumenten des globalen Medienmarktes sollte es inzwischen klar geworden sein, daß sie Opfer oder Profiteure eines säkularen Ereignisses sind. Im world-wide-web verfängt und versammelt sich heute jede Information, Botschaft und Kommunikation, da gibt es kein Entrinnen. Die internationale Entwicklung folgt dem US-amerikanischen Muster und Vorbild. In Deutschland sind die Reaktionen auf den Untergang der „Frankfurter Rundschau“, der „Financial Times“ und der „Westfälischen Rundschau“, auf den Niedergang der WAZ-Gruppe und weiterer Konzerne, eher verhalten und nüchtern. Man bedauert den Verlust von Arbeitsplätzen, plant Fusionen oder strategische Allianzen – und will die „heimatlos“ gewordenen Rest-Abonnenten als Werbungspotentiale gewinnen.

Bezeichnend ist, daß es bei diesen Abwicklungen nicht mehr um das „geistige Erbe“ der Verblichenen geht. Derlei kulturpolitische Nachrufe wirken antiquiert, denn seit vielen Jahren haben sich auch die „Qualitätszeitungen“ immer mehr einander angepaßt und büßten dabei Profil, Charakter und Niveau ein. Unverzichtbar ist die Presse nicht, und wer sie für „systemrelevant“ erklärt, ist vor allem an staatlichen Subventionen interessiert.

Leute von heute abonnieren keine Zeitungen mehr und empfinden keine Trauer über den Verlust. Eher denken sie an die vielen Bäume und Wälder, die zur Papierherstellung ihr Leben lassen mußten. Die elektronisch-digitale Technik wird uns schon aus ökologischen Gründen den Kauf eines flüchtig-aktuellen Printmediums verleiden, wenn wir es als „E-Paper“ überall auf der Welt und schon vor Drucklegung „downloaden“ können. Und dann noch zu Preisen, die zu preisen sind. Und vor allem in einer Vielfalt, die jede Form von Indoktrinierung konterkariert, wenn man dieses Medium richtig zu nutzen weiß. Das gilt auch für Bücher; ganze Bibliotheken sind im Laptop verfügbar und warten auf Leser.

Junge Nutzer und Nichtsnutze treffen sich im Internet, „twittern“ mit dem Papst , bilden Gemeinschaften, orientieren sich bei Wikipedia und geben bei Google vielleicht den Suchbegriff „Wahrheit“ ein. Ein Treffpunkt natürlich auch für Dilettanten, Schmarotzer, Diebe, Falschmelder, Hetzer und Dummköpfe, die im Schutz der Anonymität viel Schmutz produzieren, wie uns das Beispiel von „kreuz.net“ lehrte.

Gewiß ist das Internet zu einem Leitmedium geworden, das zugleich anarchisch-subversive Züge trägt. Damit können Minderheiten, vor allem auch die Christen, dem antichristlichen mainstream Paroli bieten.

kathpedia: Wolfgang Ockenfels

Prof. Ockenfels beim Kongress FREUDE am GLAUBEN in Aschaffenburg


Foto: © Wolfgang Ockenfels


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Lesermeinungen

 catholic86 5. Februar 2013 
 

abonniert die Tagespost

Kann mich nur anschließen, abonniert die Tagespost. Auch dort sind die Zahlen rückläufig.:(


1
 
 Troppau 5. Februar 2013 

Die Zeitung von gestern.

Es gibt nichts Älteres als die Zeitung von gestern, sagt der Volksmund und zeigt uns damit, wie vergänglich die hochtrabenden Worte und Sätze der Redakteure in Wirklichkeit sind.

Aber wir sind selbst Schuld an \"der Macht der Printmedien\", wenn wir Tag für Tag die Zeitung aus dem Briefkasten holen und die Zeit damit totschlagen. Aber es \"raschelt\" ja so heimelig beim Umblättern der \"Heimatzeitung\". Da wird\'s einem ganz warm um\'s Herz- und schon ist man dem stärksten Argument für die Zeitung aufgesessen.

Aber das ist was für ältere Leute. Jüngere brauchen eh kein Einwickelpapier für Heringe, wie auf dem Wochenmarkt wenig pietätvoll mit der Zeitung verfahren wird, sondern klemmen sich ihr iPad unter den Arm, gehen in die Natur und informieren sich via Überall- Internet kurz und bündig über das neueste vom Tage. Da gibt es für die gelieferten Nachrichten keine Zeitverzögerung von einem Tag, wie bei den teuren \"Heimatzeitungen\".


1
 
 willibald reichert 5. Februar 2013 
 

Dottrina

Ich bin auf Ihrer Seite! Dafür habe ich dem
Fernsehterrorkasten(Formulierung meiner
Frau) entgegen früherer Gepflogenheit und
insbesondere wegen der Zwangsbesteuerung
zu 99% entsagt. Fernsehen bezeichne ich
heute als einen Zeitvertreib für Leute, die
andere Menschen für sich denken lassen.
Das tue ich mir nicht mehr an!


1
 
 Dottrina 5. Februar 2013 
 

Doch, lieber @Kurti,

man kann noch Zeitungen abonnieren. Die \"Tagespost\" z.B., das \"Vatican Magazin\".


1
 
 Kurti 5. Februar 2013 
 

Wenn man überhaupt eine Zeitung haben will, da reicht eine,

denn die Medien schrieben ohnehin alle dasselbe. Ich halte seit ich auf eignen Füßen stehe und das ist schon einige Jahrzehnte her, keine Zeitung. Nicht umsonst gilt nach wie vor der Spruch: Lügen wie gedruckt.


2
 
 M.Schn-Fl 5. Februar 2013 
 

Noch einmal: Herzliche Einladung

Prof. Wolfgang Ockenfels OP spricht am kommenden Sontag den 10. Febr.2013 in der Aula des Missionshauses der Weissen Väter in der Dietrichstr.30 in Trier um 15:00 zum Thema:

\"Ordnung und Moral der Wirtschaft - Wo bleibt der Beitrag der katholischen Soziallehre?\"

Anschließend: Diskussion und Aussprache
Vorher um 14:30 Eucharistische Andacht.


1
 

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