Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Vatikan verbietet Alte Messe im Bistum Tyler
  2. Franziskus an Beichtväter: Gebt auch Andersglaubenden den Segen
  3. Die Kirche und das Ende der Ampel
  4. Das Schweigen der Synode zum Alten Ritus
  5. Virologe Streeck vergleicht Corona-Ungeimpfte mit Juden während der Pest
  6. Bischof Paprocki verteidigt Gebet zum Erzengel Michael am Ende der Messe
  7. 'Am Vorabend der Reichspogromnacht...'
  8. Kardinal Müller: „Deshalb haben sich Katholiken für Trump entschieden“
  9. Remele ODER: Die „Würde der Tiere ist unantastbar“, aber nicht die Würde von US-Bischöfen?
  10. Studie: Antibabypille führt zu Schrumpfung des Gehirns
  11. „Je présente mes excuses aux catholiques” - „Ich entschuldige mich bei den Katholiken“
  12. Links-Katholiken und Trump ODER wenn der Verstand aussetzt
  13. „Unser Christsein muss wieder katholisch werden“
  14. „Ist die Synode über ‚Synodalität‘ reibungslos zu Ende gegangen?“
  15. ‚Markus Krall ist kein Antisemit’ – Portal der Schweizer Bischöfe muss Widerruf veröffentlichen

Psychiater: Kontemplation ist 'Psychohygiene in Reinkultur'

11. November 2014 in Spirituelles, 7 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Neurowissenschaftler Bonelli: Betrachtendes Gebet ist "Angebot der Zukunft" für die Kirche - Fachtagung über Kontemplation und Multitasking am 22. November in Heiligenkreuz


Wien (kath.net/KAP) Kontemplation ist nach Ansicht des Wiener Neurowissenschaftlers Raphael Bonelli (Foto) ein Zukunftsgebiet für die katholische Kirche. Die betrachtende, anschauende Form des Gebets habe aus therapeutischer Sicht enorme positive Auswirkungen auf den Menschen - als "Psychohygiene in Reinkultur", wie der Leiter des Wiener Instituts für Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie am Montag im Interview mit "Kathpress" darlegte. Kontemplative Menschen zeigten oft "beeindruckenden Tiefgang und Stabilität", womit es ihnen besser gelinge, "Krisen zu bewältigen, ganz in der Gegenwart zu leben und anderen Menschen intensiv zu begegnen", so Bonelli.

Den Menschen misslinge es heute zunehmend, Ruhe zu finden oder sich zu konzentrieren, berichtete Bonelli aus der psychiatrischen Praxis: Oft verspürten Patienten wegen ständiger Aktivität innere Unordnung, bei der das eigene Leben nicht mehr nach Prioritäten geordnet werden kann. Heutige Formen der Mediennutzung verstärkten dies: "Viele fühlen sich gedrängt, immer online und erreichbar zu sein oder ständig E-Mails oder Facebook-Updates abzurufen", so der Psychotherapeut. Betroffenen falle ein Aufblicken, Rezipieren und Wahrnehmen der Realität schwer, und selbst Beziehungen würden durch das Smartphone und die Angst, etwas zu versäumen, oft gestört.


Diesem "Aktivismus-Modus" genau entgegengesetzt ist laut Bonelli die Kontemplation, das er als "Sehen, wie die Dinge wirklich sind" bezeichnete. Nicht unbedingt sei dieser Vorgang religiös, finde er doch auch bei Bergsteigern statt, die von ihren Erlebnisse mitunter als "religiöse Erfahrung" sprechen, auch ohne selbst religiös zu sein. Was hier passiere, sei ein Aufnehmen und Bewahren von Eindrücken, Reflexion statt sofortiger Reaktion, sowie Schweigen und Warten auf das Kommende - ein vor allem passiver Vorgang.

Das kontemplative Gebet trage dazu bei, dass statt dem "Ich" Gott zum Referenzpunkt werde, was eigene Probleme in neuem Licht sehen lasse. Bonelli: "Wer sich vor Gott als Geschöpf erlebt und sich in ihm geborgen erfährt, kann die neurotische Angst ablegen, die viele Menschen eine dicke, undurchdringliche Maske tragen lässt." Psychodynamisch sei die Anbetung "stimmig", zudem bewirke sie Veränderungen für den Blick auf die Welt und die Beziehungen, sowie in Folge für den Umgang mit Menschen.

Alleinstellungsmerkmal „Anbetung“

Die Gebetsform der Anbetung, bei der Menschen vor dem Allerheiligsten zu Ruhe kommen können, bezeichnete Bonelli als "Angebot der Zukunft" für die katholische Kirche und Alleinstellungsmerkmal. "Ihr 'unique selling point' ist die Eucharistie, nicht der Aktivismus. Die Kirche steht in Gefahr, dass sie mit dem Zeitgeist mitschwimmt, der glaubt, möglichst viel Programm in möglichst kurzer Zeit mit möglichst viel Spaß bieten zu müssen, wozu es jedoch ohnehin ein Überangebot gibt. Aktivismus zu bieten wäre hier zwar dieselbe Sprache, doch auch dieselbe Krankheit", so der Neurowissenschaftler.

Um Kontemplation im Alltag zu praktizieren, sei es laut Bonelli nötig, sich bewusst Zeit zu nehmen und dabei konsequent zu sein, "denn sie drängt sich nicht gewaltsam auf wie etwa das summende oder piepsende Handy". Als Schlüssel für einen kontemplativen Lebensstil bezeichnete der Neurowissenschaftler das Ordnen der Aufgaben und Lebensinhalte nach Prioritäten, das in dem Satz "Tu, was du sollst, und sei ganz in dem, was du tust" - ein Ausspruch des heiligen Josemaria Escriva - gut zusammengefasst sei.

Tagung in Heiligenkreuz

Bonelli äußerte sich im Vorfeld zur Fachtagung "Kontemplation & Multitasking", die am 22. November in der Hochschule Heiligenkreuz stattfindet. Weitere Vortragende sind u.a. die Psychotherapeutin Rotraud Perner über Arbeitssucht, der Psychiater Samuel Pfeifer über die Wechselwirkung zwischen Medien und Psyche sowie der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng, die Philosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz und der Prior der Johannesbrüder von Marchegg, Luc Emmerich, über das kontemplative Gebet.

Prof. Raphael M. Bonelli und Martin Lohmann. Tischgespräche, Teil 1


Teil 2


Copyright 2014 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten.
Foto Bonelli (c) Raphael Bonelli


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 satcitananda 14. November 2014 
 

Wohlfühlspiritualität

So ganz allmählich driftet das Christliche ins allgemein unverbindliche Esoterische ab nach dem Motto: Eine Welt - eine Religiösität.


0
 
 PBaldauf 14. November 2014 
 

WIEN – von Stephansdom bis Prater
Die Stadt von Welt, auch der Psychiater
von Adler’s Alfred, Sigmund Freud
- der viel Abstruses eingebleut -

Nun sorgt ein Mann für frischen Wind
der dem Gebet sehr gut gesinnt
Als Wissenschaftler schätzt er schon
ausdrücklich Kontemplation
Die Wirkung: Positiv-enorm!
Der Sigmund ging hier kaum konform
Denn würde er Bonelli’s Thesen
Zigarre rauchend, heute lesen

ihn überkäm‘ gewiss VERDACHT:
‘Ja…, die Verdrängung…: Eine Macht!‘
Als Fazit zög er wohl, betreten:
‘Anbetung?! Betrachtend beten?!
Dies deutet klar auf: Kindheitsphase!‘
So käm zum Schluss er, mit Emphase
Dann nähme er noch ein paar Züge
bis Rauch ihm die Gedanken trüge:

„Sein Vorname? Ah: RAPHAEL…
Ja, schau…Hier gehe ich nicht fehl
Und stelle kühn die Diagnose
ERZENGEL-Name….wird: Neurose…
Wie schnell kam ICH ihm auf die Spur:
Was redet er von ‘Reinkultur‘?
KULTUR…, das ist der Überbau
darunter: Trieb-Gedränge-Stau:
Die Unterwelt…, das Unbewusste
das er als Kind verdrängen musste…

www.kathshop.at/suche.php?sb=9783903028371


1
 
 Elster 13. November 2014 

Niezsche und wahrscheinlich Goethe bekannt?

"Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt..." - stimmt?
ach nö: Niezsche meint: "bald werden die Menschen nur noch blinzeln!" Er hat Recht und auch nicht Recht! Wir werden wieder staunen; da staunst du! -was?!!!


0
 
 raph 12. November 2014 
 

Zur Unterscheidung christlicher und buddhistischer Spiritualität

@Wandersmann: Diese Unterscheidung von christlicher Spiritualität und der Achtsamkeit im Sinne der MBSR und wie sie alle heißen ist sehr wichtig. Früher hieß es in den Kursen, die Achtsamkeit habe nichts mit Buddhismus zu tun, es sei eine rein "evidence based" Methode (die Buddha Köpfe waren immer nur zufällig anwesend) Die Psychotherapie hat sich mit großem Interesse auf dieses spirituelle Angebot gestürzt, ohne aber über den spirituellen Hintergrund zu informieren. Mittlerweile tritt man recht offen als zB buddhistische Psychologie auf. Die christliche Spiritualität und Tradition hätte da auch so manches zu bieten und es ist schön, dass auch mal jemand darüber berichtet, es wird nur kaum angeboten und es ist gesellschaftlich nicht en vogue christlich zu sein. Da geht man leider lieber der Esoterik auf den Leim.


3
 
 horologius 12. November 2014 
 

Gottesbegegnung versus Wohlfühlspiritualität?

Stiller und Hildegard haben völlig Recht. Anhänger von Yoga, Zen & Co. etwa verstehen eine Sache total falsch: man kann nicht durch eine Körper- oder Psychotechnik, je besser man sie beherrscht, umso stärker eine Gottes-Begegnung oder -Erfahrung erzwingen. Diese sind immer ein Geschenk und eine Gnade, und eine Antwort Gottes auf das ehrliche Suchen des Menschen. Raphael Bonelli betont in dem Interview sozusagen die positiven Begleiterscheinungen von Kontemplation und Anbetung.


2
 
 wandersmann 11. November 2014 
 

Mindfulness bzw. Achtsamkeit

sind heute ja modern. Es wird viel darüber in der Psychologie darüber geforscht.

Ich meine, dass man das scharf von religöser Kontemplation trennen sollte, insbesondere von der Anbetung.
Anbetung ist nicht eine besonders effektive Psychotechnik. Das ist was ganz anderes.

Ich gebe Stiller Recht.


4
 
 Stiller 11. November 2014 
 

"Vidi et audivi."

Hildegard von Bingen sagte dies, mahnte gleichzeitig, es gebe keine Möglichkeit das Sehen und Hören der inneren und damit Gottes Stimme zu erlernen.
Wohl aber gebe es den Weg des Bereitwerdens zur Kontemplation durch "Lectio - Meditatio - Oratio".
Wie weise!


8
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Raphael Bonelli

  1. Bonelli warnt vor zunehmendem Narzissmus in der Gesellschaft
  2. Psychiater: Glaube hat positive Wirkung bei psychischen Störungen
  3. Wenn PERFEKT nicht gut genug ist
  4. Sigmund Freud: Psychiater Bonelli für 'Entmythologisierung'
  5. Das Schuldbekenntnis
  6. Seine Frau hält ihn für sexsüchtig
  7. Faust baut Mist
  8. Die Unschuld auf der Couch
  9. 'Das Fehlen von Schuldgefühlen macht uns zum Monster'
  10. Studie: Religion fördert die psychische Gesundheit







Top-15

meist-gelesen

  1. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025 - JETZT ANMELDEN!
  2. Kardinal Müller: „Deshalb haben sich Katholiken für Trump entschieden“
  3. Die Kirche und das Ende der Ampel
  4. Links-Katholiken und Trump ODER wenn der Verstand aussetzt
  5. 'Am Vorabend der Reichspogromnacht...'
  6. US-Bischof Barron nach Kinobesuch von „Konklave“: „Laufen Sie so schnell wie möglich weg“
  7. Bischof Paprocki verteidigt Gebet zum Erzengel Michael am Ende der Messe
  8. „Je présente mes excuses aux catholiques” - „Ich entschuldige mich bei den Katholiken“
  9. Virologe Streeck vergleicht Corona-Ungeimpfte mit Juden während der Pest
  10. Vatikan verbietet Alte Messe im Bistum Tyler
  11. Remele ODER: Die „Würde der Tiere ist unantastbar“, aber nicht die Würde von US-Bischöfen?
  12. Die ersten Personalentscheidungen von Trump werden den Autokraten dieser Welt nicht gefallen
  13. „Ist die Synode über ‚Synodalität‘ reibungslos zu Ende gegangen?“
  14. Franziskus an Beichtväter: Gebt auch Andersglaubenden den Segen
  15. Das Schweigen der Synode zum Alten Ritus

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz