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Non possumus!

27. Februar 2015 in Kommentar, 61 Lesermeinungen
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Versuch einer Bestandsaufnahme nach der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Ein kath.net-Kommentar von Dr. Michael Schäfer zu Aussagen von Kardinal Marx und Bischof Bode


Hildesheim (kath.net) Die deutschen Bischöfe und mit ihnen der deutsche Katholizismus stehen seit vielen Jahren unter einer wachsenden Spannung. Auf der einen Seite der gefühlte Zwang, die katholische Lehre im Sinne der beiden vorherigen Päpste zu verteidigen, auf der anderen Seite der Wunsch, den Anschluss an die gesellschaftliche Entwicklung im Lande zu finden. Verstärkt wurde dieses Spannungsgefühl durch zwei weitere Faktoren: zum einen die anhaltenden Depression angesichts des sich beschleunigenden und durch organisatorische Maßnahmen kaum noch zu bemäntelnden Niedergangs des kirchlichen Lebens; zum anderen der Druck des ganz überwiegend „reform-orientierten“ kirchlichen Apparates.

Spätestens seit der Einleitung des sogenannten Dialogprozesses („sogenannt“, weil er mit handverlesenen Vertretern des kirchlichen Establishments weitestgehend hinter verschlossenen Türen geführt wurde) zeichnete sich ab, dass die Bereitschaft, die beschriebene Spannung weiter auszuhalten, im Schwinden begriffen war. Mit der durch die beiden Familiensynoden plötzlich auch weltkirchlich aktuell gewordenen Frage der wiederverheirateten Geschiedenen bot sich in den Augen vieler Bischöfe die Gelegenheit eines pastorales Entgegenkommens bei einem der „heißen Eisen“ ohne allzu deutliches Abrücken von der Lehre der Kirche. Umso härter muss sie nach der Synode des vergangenen Herbstes die Einsicht getroffen haben, dass die für ein klares „Ja“ zu den in Aussicht gestellten Neuerungen erforderlichen Mehrheiten (90% +x) weltkirchlich nicht erreichbar sind.

Mit der zu Ende gegangenen Frühjahrsvollversammlung haben die Bischöfe entschlossen und wohl auch irreversibel die Flucht nach vorne angetreten. Es ist nun klar, dass der deutsche Episkopat in der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen ganz unabhängig von den synodalen Beratungen im Oktober einen eigenen Weg einschlagen wird. Der Schlachtruf „Wir sind keine Filialen von Rom “ lässt in dieser Frage keine Interpretationsspielräume mehr.


Den Bischöfen dürfte klar sein, dass die „pastorale Lösung“ der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen nur ein Einstieg in den Ausstieg aus weiten Teilen der katholischen Sexualmoral sein kann. Denn diese ist ja in der Breite ein übergroßer Klotz am Bein all derer, die mit der sie umgebenden Gesellschaft auf Augenhöhe kommen wollen. Bischof Bode hat mit seinem Hinweis auf die notwendige Wertschätzung für das Zusammenleben vor der Ehe, einen deutlichen Hinweis gegeben, dass ihm - und sicher nicht nur ihm - die ganz zwangsläufigen Weiterungen des nun zum Programm erhobenen Einstiegs vollauf bewusst sind.

Man würde die Bedeutung der Tage von Hildesheim aber deutlich unterschätzen, beschränkte man seinen Blick auf die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen. Kardinal Marx hat seine Mitbrüder (darunter offensichtlich auch die im Vorfeld als potentielle „Dissidenten“ gehandelten Bischöfe von Regensburg, Eichstätt und Passau) nicht nur bei diesem Thema hinter sich gebracht, sondern einen Befreiungsschlag im großen Stil inszeniert. „Die große Geschichte des Christentums liegt nicht hinter uns, sondern vor uns“ – das ist nicht nur ein markiges Statement, sondern Ausdruck einer durchaus konkreten Vision.

Gemäß dieser Vision gilt es von nun an, das Christentum nicht von der Vergangenheit, der Tradition her zu lesen, sondern es auf die Zukunft hin „experimentell“ neu zu entwerfen. Der Glaube könne nicht „bewahrt werden wir ein Schatz“, die Kirche habe vielmehr ihre kommende weltgeschichtliche Sendung in den Blick zu nehmen: „Werkzeug für die Einheit der Menschheitsfamilie“ zu sein. In der globalisierten Welt brauche es eine Religion, die Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenbringen könne und die mit dem Prozess der Globalisierung verbundenen sozialen Spannungen zu moderieren verstehe. Und keine Religion sei für diese Aufgabe besser geeignet als das Christentum: „Eine globalisierte, universale Kirche in einer globalisierten Welt“.

Man kann dieser Vision und dem Optimismus, mit der sie vorgetragen wird, eine gewisse Genialität nicht absprechen.

Eine Kirche, die sich selbst nicht so wichtig nimmt, sondern ganz im Dienst an der Menschheit aufgeht – klingt das nicht wunderbar? Welche Rolle spielen angesichts solcher Aufgaben schon die gestern noch schwer auf die Stimmung drückenden Fakten rund um Gottesdienstbesuch, Priestermangel, etc?

Die Kirche als gänzlich positive, wertschätzende, verständnisvolle, lebensbejahende Begleiterin des einzelnen Menschen im Kleinen und der Menschheit im Großen – werden so nicht alle gordischen Knoten einer kränkelnden Institution mit einem Schlag durchhauen? Kann sich unter diesem Programm nicht auch der kirchliche Apparat wieder frohgemut hinter seinen Vorstehern versammeln? Ein unverbesserlicher Philister, der da nicht folgen und sich der neuen Epoche verweigern wollte!

Und dennoch wird es wohl nicht ausbleiben, dass der hier skizzierte Weg kritisch hinterfragt wird.

Kann die Moral der katholischen Kirche in Fragen der menschlichen Sexualität wirklich so einfach entsorgt werden? Wieviel Aufgabe wird nötig sein, um mit der „konkreten Lebenswelt der Menschen“ (nach Bischof Bode nun neben Schrift und Tradition eine weitere theologische Erkenntnisquelle!) nicht mehr zu kollidieren? Und selbst wenn das Programm bis zur Neige (Fifty Shades of Grey lassen grüßen) durchgezogen würde: wer in dieser Gesellschaft wartet darauf, dass seine sexuelle Praxis ausgerechnet von der katholischen Kirche abgesegnet wird?

Noch viel grundsätzlicher: Ist der nun ständig beschworene Gegensatz zwischen der verbeulten und verschmutzten Kirche, die „draußen auf der Straße“ bei den Menschen ist und der Kirche, die sich „drinnen“ an der reinen, aber letztlich nutzlosen Wahrheit freut, nicht ein ausgemachter Popanz? Hat nicht gerade ihr Wissen um den auf dieser Wahrheit beruhenden Selbststand die Kirche immer dazu befähigt, bei den Menschen zu sein und sie mit dem brennenden Wunsch erfüllt, diese Menschen von „draußen“ nach „drinnen“ zu holen?

Ist der Glaube nicht doch ein Schatz und muss er nicht sehr wohl gehütet und bewahrt werden in einer Welt, die sich der kirchlich assistierten Einheit nach aller Erfahrung heftig widersetzt? Kann die Kirche von sich noch behaupten, die Stiftung des Herrn Jesus Christus zu sein, wenn sie den Menschen nicht ganz konkret die Gnaden vermittelt, die ihr allein von diesem Herrn anvertraut sind und deren Empfang nicht nur die Zugehörigkeit zur Menschheitsfamilie, sondern die Eingliederung in die „Una Sancta“ voraussetzt? Kann sie „lebensdienlich“ sub specie aeternitatis sein, ohne den Menschen zuvor auch die harten evangelischen Wahrheiten von Sünde, Gericht und täglich zu vollziehender Umkehr zu sagen?

Und seit wann interessiert sich die Kirche überhaupt dafür, „große geschichtliche Augenblicke“ vor sich zu haben?

Die deutschen Katholiken werden sich fragen müssen, ob sie den in den letzten Tagen vor- und eingeschlagenen Weg mitgehen wollen. Ob sie für das Linsengericht einer „großen Zukunft als Werkzeug der Einheit der globalisierten Menschheitsfamilie“ das Prinzip des Apostelfürsten Paulus „tradidi quod et accepi – ich habe Euch weitergeben, was auch ich nur empfangen habe“ aufgeben wollen.

Vielleicht gibt es gar nicht so wenige, die zu dem Ergebnis kommen werden: non possumus!

Dr. phil. Michael Schäfer war Mitarbeiter am Romano-Guardini-Lehrstuhl der LMU München und arbeitet heute in der Geschäftsführung einer in Stuttgart ansässigen, international tätigen Unternehmensberatung. Er führt den Blog summa-summarum.blogspot.de



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