Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Medien: Vatikan gab grünes Licht für 'Homo-Wallfahrt' zum Heiligen Jahr
  2. Merkel verteidigt ihre fatale Flüchtlingspolitik von 2015
  3. Tote und über 200 Verletzte bei Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg
  4. Truthahn, Zahnschmerzen und die Schwiegermutter
  5. Moschee unter Salafismus-Verdacht zitiert Koranstelle mit Aufforderung zur Tötung Ungläubiger
  6. Alexander Kissler: "Ich finde mittlerweile, @Pontifex schadet seiner Kirche"
  7. SPD definiert Familie ohne ‚Vater‘, ‚Mutter‘ und ‚Kinder‘
  8. Kardinal Schönborn: Zeit der traditionellen europäischen Kardinalssitze vorbei
  9. Österreichischer Verfassungsgerichtshof (VfGH) kippt Kärntner Veranstaltungsverbot am Karfreitag
  10. "Der Synodale Weg nimmt sich selbst nicht mehr ernst"
  11. Zerstörte Linzer "Marienstatue" - Zwei Verdächtige entlastet
  12. Papst beim Rückflug von Korsika: „Haben Sie gesehen, wie viele Kinder da waren?“
  13. Wie tief kann eine evangelische Kirche noch sinken? - Weihnachtsmarkt mit Hamas-Symbolen!
  14. Geschenk zum 88er: Autobiografie des Papstes soll verfilmt werden
  15. Katholisches Bistum übernimmt 2025 „St. Johannes“ als vierte katholische Kirche in Stockholm

Venezuela: „Ohne Solidarität der Christen weltweit können wir nicht üb

23. Dezember 2018 in Interview, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


«Das politische System in Venezuela ist ein Flickenteppich aus verschiedenen Einflüssen: sozialistisch, konservativ, durchtränkt mit atheistischen und spiritistischen Vorstellungen und vielem mehr.»


München (kath.net/ KiN)
Venezuela war einst dank des hohen Erdölexports das wohlhabendste Land Südamerikas. Heute durchleidet es eine Inflation bis zu einer Million Prozent, weite Bevölkerungsteile verelenden. Beobachter machen dafür den linksgerichteten Kurs verantwortlich, den das Land unter Präsident Hugo Chávez eingeschlagen hatte und den sein Nachfolger Nicolás Maduro fortsetzt. Die Regierung dagegen verweist auf die verhängten Handelssanktionen aus dem Ausland und den aggressiven Kurs der USA.

Die katholische Kirche Venezuelas ist nicht nur durch den Geldverfall in ihren pastoralen Möglichkeiten eingeschränkt, immer wieder kommt es auch zu staatlichen Restriktionen. Wie die Kirche dennoch versucht, den notleidenden Menschen beizustehen und zur Einheit des Landes beizutragen, darüber berichtete Erzbischof Manuel Felipe Díaz Sánchez (63) bei einem Besuch im Büro von „Kirche in Not“ Deutschland. Sánchez leitet seit 2008 das Erzbistum Calabozo, etwa 300 Kilometer südlich der Hauptstadt Caracas. Das Interview führte Tobias Lehner.

Tobias Lehner: Exzellenz, was bedeutet die Krise für die Menschen konkret?

Erzbischof Manuel Felipe Díaz Sánchez: Ein alltägliches Beispiel: Jemand geht in ein Geschäft und fragt, wie viel ein bestimmtes Lebensmittel kostet. Er holt das Geld und kommt nach einer Stunde wieder – in der Zwischenzeit ist der Preis gestiegen. Es herrscht ein Mangel an allem. Viele Menschen ernähren sich nur noch von Reis und Bohnen. Besonders schlimm ist die Lage in den Krankenhäusern. Es fehlen Medikamente. Die Patienten müssen sie teilweise selber beschaffen und verkaufen dafür ihre letzten Wertgegenstände. Viele Menschen sehen die Auswanderung als einzige Lösung.


Es gibt immer wieder Meldungen, dass sich die Situation an der Grenze zu Kolumbien zuspitzt. Zeitweise musste der Grenzübergang geschlossen werden. Viele Menschen kommen nicht weiter, weil das Geld für die Ausreisepapiere fehlt. Was wissen Sie über die Situation dort?

Es ist vor allem die Kirche, die sich der Menschen annimmt. Das gilt auf der venezolanischen Seite, aber auch in Kolumbien, Ecuador, Peru und Chile, wohin die meisten Menschen auswandern. Die Gemeinden an der Grenze versorgen die Menschen mit Nahrung, bieten Übernachtungsmöglichkeiten oder medizinische Hilfe an. Sie teilen das Wenige, das sie haben. Wir sind sehr dankbar für diese Solidarität.

„Es gab Versuche, die Bischöfe zu spalten“

Venezuela präsentiert sich als moderner sozialistischer Staat. Bringt das auch Schwierigkeiten für die Kirche mit sich?

Das politische System in Venezuela ist ein Flickenteppich aus verschiedenen Einflüssen: sozialistisch, konservativ, durchtränkt mit atheistischen und spiritistischen Vorstellungen und vielem mehr. Es gab immer wieder Versuche, die Bischöfe zu spalten, aber das ist nicht gelungen. Gleichzeitig haben Chávez und der jetzige Präsident Nicolás Maduro alle Verträge anerkannt, die die Vorgängerregierungen mit der katholischen Kirche geschlossen hatten. Das betrifft vor allem die kirchlichen Schulen. Zehn Prozent der Schulen in Venezuela sind in kirchlicher Trägerschaft, darunter auch viele Berufsschulen. Davon hat der Staat natürlich auch etwas. Viele Politiker zeigen sich bewusst sehr religiös. Gleichzeitig nehmen staatliche Vertreter zum Beispiel nicht mehr an Bischofsweihen teil. Es ist ein zwiespältiges Verhältnis.

Wie steht es um das kirchliche Leben?

75 Prozent der Venezolaner sind Katholiken. Sie sind dem Glauben treu geblieben. Ich höre immer wieder: Die Kirche in Venezuela ist die Institution, die am meisten Glaubwürdigkeit hat. Die wirtschaftliche Misere beeinflusst natürlich auch das kirchliche Leben: Es ist zum Beispiel aus finanziellen Gründen nicht mehr möglich, kirchliche Großveranstaltungen wie einen Jugendtag oder ein Familientreffen zu organisieren. Aber wo es keine Begegnung mehr gibt, gibt es auch keine kirchliche Gemeinschaft! Sehr schlimm ist auch die Situation der Priester: Viele vereinsamen, weil sie allein eine sehr große Pfarrei betreuen, oft in einer ländlichen Gegend. Sie haben nicht das Geld, um zu Treffen zu fahren oder das Lebensnotwendigste einzukaufen. Es gab auch schon Fälle, bei denen Ordensleute das Land verlassen mussten, weil sie ihr Kloster und ihre Arbeit finanziell nicht mehr aufrechterhalten konnten.

„Wir lassen nicht nach in unserem Einsatz“

Kann die Kirche in Venezuela denn irgendetwas tun, um der Not der Menschen abzuhelfen?

Wir lassen nicht nach mit unserem Einsatz auf dem Gebiet Schule und Erziehung. Wir wollen den jungen Menschen die Möglichkeit eröffnen, dass sie eine bessere Zukunft bauen können. In einzelnen Pfarreien verteilen die Priester Medikamente, die sie aus dem Ausland bekommen. Eine sehr erfolgreiche Aktion sind die sogenannten „Solidarischen Töpfe“. Mit Lebensmittelspenden kochen Freiwillige in den Pfarreien für besonders arme Menschen. Diese sind sehr dankbar dafür, weil sie wissen, dass auch die kirchlichen Mittel gering sind.

Was kann „Kirche in Not“ tun, um Venezuela zu helfen?

Ich bin es nicht gewohnt zu betteln. Umso dankbarer bin ich, dass „Kirche in Not“ uns Hilfe angeboten hat. Die Menschen brauchen Unterstützung, um Essen und Medikamente kaufen zu können. Wir brauchen aber auch pastorale Unterstützung. Die Priester und Gläubigen brauchen Gelegenheiten, bei denen sie sich vernetzen und bestärken können. Es fehlen auch Bibeln und Materialien für die Katechese. Sehr wichtig ist die Versorgung der Priester. Mess-Stipendien sind für viele die einzige Einnahmequelle und lebensnotwendig.

Im September waren alle venezolanischen Bischöfe bei Papst Franziskus. Wie reagiert der Papst auf die Schilderungen der Lage?

Der Papst hat wiederholt seine Solidarität mit den Menschen in Venezuela gezeigt. Er hat uns Bischöfe ermutigt, geeint für das Land einzustehen. Vertreter der Kurie, zum Beispiel der Kardinalstaatssekretär, haben sogar von einer „bedrängten Kirche“ in Venezuela gesprochen und Hilfe angeboten. Das hat uns sehr bewegt und ermutigt. Ohne die Solidarität der Christen weltweit können wir nicht überleben!

Um die Arbeit der Kirche in Venezuela unterstützen zu können, bittet „Kirche in Not“ um Spenden – online unter: www.spendenhut.de oder auf folgendes Konto:
Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München
IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05
Verwendungszweck: Venezuela

Foto: Manuel Felipe Díaz Sánchez, Erzbischof von Calabozo/Venezuela. © Kirche in Not


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Venezuela

  1. Venezuela: Flüchtlingskatastrophe vor Weihnachten
  2. Venezuela: Projektpartner von „Kirche in Not“ getötet
  3. Venezuela: „Entweder tötet uns Covid-19 oder der Hunger“
  4. Venezuela: „Wir leisten quasi Sterbebegleitung“
  5. Venezuela: Kirchenkritik an Zerstörung von Hilfsgütern
  6. Delegation aus Venezuela in Rom erwartet
  7. Venezuela: Polizei griff bei Randalen während Messfeier nicht ein
  8. Venezolanischer Kardinal Urosa fordert Rückzug Maduros
  9. Venezuela: Bischöfe unterstützen Interimspräsidenten Guaidó
  10. „Illegitim und undemokratisch“







Top-15

meist-gelesen

  1. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025 - JETZT ANMELDEN und PLATZ SICHERN!
  2. DRINGEND - Weihnachtsspende für kath.net - Wir brauchen JETZT Ihre HILFE für das Heilige Jahr 2025
  3. Medien: Vatikan gab grünes Licht für 'Homo-Wallfahrt' zum Heiligen Jahr
  4. Alexander Kissler: "Ich finde mittlerweile, @Pontifex schadet seiner Kirche"
  5. "Der Synodale Weg nimmt sich selbst nicht mehr ernst"
  6. Tote und über 200 Verletzte bei Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg
  7. O Sapientia, quae ex ore Altissimi prodiisti
  8. Paris: Die Dornenkrone ist zurück in Notre-Dame
  9. Moschee unter Salafismus-Verdacht zitiert Koranstelle mit Aufforderung zur Tötung Ungläubiger
  10. O Adonai, et Dux domus Israel
  11. Kardinal Schönborn: Zeit der traditionellen europäischen Kardinalssitze vorbei
  12. Merkel verteidigt ihre fatale Flüchtlingspolitik von 2015
  13. Weihnachtswunder‘: US-Pilger aus syrischem Gefängnis befreit
  14. Katholisches Bistum übernimmt 2025 „St. Johannes“ als vierte katholische Kirche in Stockholm
  15. O radix Jesse

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz