Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Vatikan verbietet Alte Messe im Bistum Tyler
  2. Franziskus an Beichtväter: Gebt auch Andersglaubenden den Segen
  3. Der alte und künftige römische Ritus
  4. Kardinal Eijk: „Wir müssen die katholische Sexualethik an die junge Generation weitergeben“
  5. Wenn der Erzbischof von München das Trump-Bashing vom Spiegel nachplappert
  6. Kardinal Müller: „Deshalb haben sich Katholiken für Trump entschieden“
  7. Christbaum für Petersplatz: Proteste gegen Fällung uralter Tanne - "Anachronistisches Massaker"
  8. Studie: Antibabypille führt zu Schrumpfung des Gehirns
  9. Attacke auf die Schwarze Madonna im Kloster Einsiedeln
  10. Erlösung durch Jesu Kreuzestod: Nein Danke?
  11. ‚Markus Krall ist kein Antisemit’ – Portal der Schweizer Bischöfe muss Widerruf veröffentlichen
  12. 'Das einzige Argument, das uns bleibt, ist die Heiligkeit'
  13. „Ist die Synode über ‚Synodalität‘ reibungslos zu Ende gegangen?“
  14. Mit allen Mitteln gegen das Recht auf Leben
  15. Nicaragua: Bischofskonferenz-Vorsitzender wurde ins Exil geschickt

Venezuela: „Entweder tötet uns Covid-19 oder der Hunger“

29. Juli 2020 in Weltkirche, 7 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Die Wirtschaft ist gelähmt, es gibt keine funktionierende Industrie und Landwirtschaft mehr. Für Venezuela beginnt eine Zeit der Hungersnot. Von Maria Lozano und Tobias Lehner


Wien-München (kath.net/KIN)

„Jeden Tag geht es uns schlechter. Die Wirtschaft ist gelähmt, es gibt keine funktionierende Industrie und Landwirtschaft mehr. Für Venezuela beginnt eine Zeit der Hungersnot.“ Bischof Polito Rodríguez Méndez spricht gegenüber dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ Klartext. Seit vier Jahren leitet er die Diözese San Carlos de Venezuela, etwa 250 Kilometer von der Hauptstadt Caracas entfernt. Schwierig war die Lage in seiner Amtszeit immer: wirtschaftliche Misere, Inflation, politische Unsicherheit, Massenabwanderung. Auch die kirchliche Arbeit hat im sozialistisch geführten Venezuela mitunter einen schweren Stand.

Doch jetzt steht das Land einer Misere gegenüber, die es noch weiter an den Abgrund führt: Corona und die Folgen. Menschen haben wegen der Einschränkungen ihre Einkünfte verloren – und jetzt wird alles noch teurer, erklärt der Bischof: „Eine Familie hat umgerechnet etwa drei oder vier US-Dollar im Monat zur Verfügung. Ein Karton Eier kostet zwei und ein Kilo Käse drei Dollar. Früher waren die Menschen arm, jetzt sind sie nicht mehr überlebensfähig.“ Im Bundesstaat Cojedes, zu dem San Carlos gehört, lebten viele Menschen ausschließlich von Mangos, die dort angebaut werden. „Es ist unmöglich, so weiterzumachen“, beklagt Méndez.

Soziale Zustände wie in Krisenländern Afrikas


Eine kürzlich veröffentlichte Studie der unabhängigen Statistikplattform „Encuesta Nacional de Condiciones de Vida“ („Nationale Befragung zu den Lebensbedingungen“) gießt die Dramatik in Zahlen: 96 Prozent der Haushalte in Venezuela leben demnach in Armut. 79 Prozent seien nicht mehr in der Lage, die Kosten für grundlegende Lebensmittel zu zahlen. Die soziale Not in Venezuela übertreffe die der lateinamerikanischen Nachbarn bei Weitem. Das Land habe sich der Situation afrikanischer Staaten angenähert.

Wie Bischof Méndez gegenüber „Kirche in Not“ erklärte, hätten viele Menschen sich bislang dadurch über Wasser halten können, weil ihnen Angehörige aus dem Ausland Geld überwiesen. Schätzungsweise fünf Millionen Venezolaner arbeiten in anderen Staaten Südamerikas. Doch nun hätten auch diese wegen der Corona-Krise häufig ihre Arbeit verloren, und die Überweisungen seien um rund ein Viertel zurückgegangen. „Neulich traf ich einen Priesterseminaristen. Er weinte. Seine Eltern hatten ihre Arbeit verloren. Sie haben nichts mehr zum Leben und können auch ihren Sohn nicht mehr unterstützen“, erzählt der Bischof bewegt.

Dass sich jetzt zahlreiche Arbeitsmigranten auf den Weg zurück in die Heimat machten, verschärfe die Lage noch und erhöhe die Angst vor einer Ausweitung der Covid-19-Erkrankungen. Einige Grenzregionen seien deshalb geschlossen und isoliert. „Die Menschen versuchen jetzt, auf illegalen Pfaden ins Land zu kommen. Einige laufen bis zu drei Wochen über Bergpfade“, schildert Méndez. Wer es ins Land schafft, wird in Quarantäne-Stationen untergebracht – mit furchtbaren Zuständen: „Es mangelt an Toiletten und Hygiene. Viele Menschen denken deshalb, dass die Quarantäne nicht sicher ist und verstecken sich. All das zieht schwerwiegende Folgen nach sich.“

„Plagen Ägyptens sind nichts im Vergleich mit dem, was wir durchmachen“

Als wäre das nicht schon schlimm genug, sucht derzeit auch noch eine Würmerplage zahlreiche Bundesstaaten Venezuelas heim, darunter auch Cojedes. Zahlreiche Bananenplantagen und Viehweiden sind nahezu vernichtet. „Die Plagen Ägyptens in der Bibel sind gar nichts im Vergleich mit dem, was wir durchmachen. Die Situation ist sehr deprimierend. Die Zahl der Selbstmorde hat zugenommen“, stellt der Bischof fest. Er gibt zu, dass er in seinen Gebeten mit Gott hadert. Aber er fügt hinzu: „Vor allem bitte ich ihn um Barmherzigkeit, denn das alles können wir nicht allein ertragen. Gott liebt sein Volk, er wird uns nicht alleinlassen. Auch die Kirche wird die Menschen nicht alleinlassen.“

Auch seine Diözese versucht den Menschen karitativ wie geistlich beizustehen. Während des Corona-Beschränkungen werde viel Seelsorgearbeit in den sozialen Netzwerken fortgesetzt, heilige Messen werden auch per Radio übertragen. „Wir haben den Menschen in den vergangenen Jahren viel helfen können“, betont Méndez. „Ich spreche dabei nicht nur von der humanitären Hilfe, sondern auch von der Stärkung der ganzen Person, dem Kampf gegen Korruption, Hilflosigkeit und Apathie. Denn auch das führt zur Verarmung der Bevölkerung.“

„Wir müssen um internationale Hilfe bitten“

„Kirche in Not“ unterstützt die Kirchen Venezuelas seit Langem, aktuell mit etwa 80 Einzelprojekten. Eine große Rolle spielen dabei auch Mess-Stipendien, freiwillige Gaben für die Feier der heiligen Messe in einem bestimmten Anliegen. Sie kommen Priestern zugute, die keinerlei Einkommen haben und dienen häufig dazu, auch Aktivitäten in den Gemeinden zu finanzieren. Viele Pfarreien führen Armenspeisungen durch und sind zentrale Anlaufstellen für Bevölkerung.

Allein diese Hilfe von außen könne die Krise Venezuelas lindern, ist Bischof Méndez überzeugt. Die Hoffnung in die Politik hat er verloren. „Wir wollen keine staatlichen Interventionen, erst recht keine bewaffneten Einsätze. Aber wir müssen um internationale Hilfe bitten, weil wir sonst keine Wahl haben: Entweder tötet uns Covid-19 oder der Hunger.“

Foto: Frau in Venezuela beim Gebet in einer Kirche. © Kirche in Not


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 SalvatoreMio 30. Juli 2020 
 

Sozialistisches System

Die Beiträge hier stören mich! Seit mindestens 1 Jahr kann man Furchtbares hören über die Leiden der Menschen in Venezuela, und dass sie nicht weiterwissen; es wurde in unserer Kirche auch ein Gebetsaufruf aus diesem Land verlesen. - Ganz egal, ob das Wirtschaftssystem der Auslöser war für das Elend: in dieser Situation sind die Menschen dort einfach Mitmenschen, auch unabhängig von ihrem Konfession. Sie haben Hunger, sind verzweifelt, krank und noch mehr. In diesem Elend über "Systeme" reden, wird für Betroffene wie Kälte und Hohn klingen.


0
 
 bücherwurm 30. Juli 2020 

@Andrzej123: Ah, danke für Ihre Klarstellung!!

Dann war mir Ihre Bemerkung offenbar in den falschen Hals gerutscht! Ich bitte Sie um Entschuldigung für meine ungerechtfertigte Reaktion!


1
 
 Andrzej123 30. Juli 2020 
 

@Bücherwurn: Es war keine Kritik

im Gegenteil:
Ich finde es richtig, dass Sie bzw Kirche in Not eine andere Überschrift gewählt haben als viele andere, wie zB:
https://aleteia.org/2020/07/23/the-plagues-of-egypt-are-nothing-compared-to-what-venezuela-is-going-through-now/


2
 
 Ulrich Motte 30. Juli 2020 
 

Winrod

Strikter Sozialismus tötet eben auch ohne Waffen!
Und aus der deutschen Linkspartei kam die Aussage, in Venezuela sei viel erreicht worden...
Und Juso-Chef Kevin Kühnert forderte die Sozialisierung von BMW!


1
 
 bücherwurm 30. Juli 2020 

@Andrzej123: Ihre Kritik an uns ist ungerechtfertigt, informieren Sie sich das nächste Mal!

Es handelt sich schlicht um die Überschrift des Beitrags, wie er uns erreicht hat. Quelle:

www.kirche-in-not.de/allgemein/aktuelles/venezuela-entweder-toetet-uns-covid-19-oder-der-hunger/


1
 
 Andrzej123 30. Juli 2020 
 

"Plagen Ägyptens

sind nichts im Vergleich mit dem, was wir durchmachen.“

Sind das Worte eines Priesters bzw Bischofs?

Trotz hoher nomineller "Katholizität" in Venezuela ist inzwischen auch dort von einer "restlichen katholischen Kirche" die Rede.

Ich sehe da eine Verbindung.

Mit dem o.g. Spruch wurde der Bischof meist in den Headlines zitiert.
Kath.net war dabei offenbar nicht wohl und wählte eine andere Überschrift.


0
 
 Winrod 29. Juli 2020 
 

Und wieder ein Beispiel,

wohin ein sozialistisches System ein Volk führt.


4
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Coronavirus

  1. Covid-Impfung verweigert – Katholikin erhält 12,7 Millionen Dollar nach ungerechtfertigter Kündigung
  2. Virologe Streeck vergleicht Corona-Ungeimpfte mit Juden während der Pest
  3. Evangelischer Bischof bittet um Entschuldigung für Ausgrenzung während Covid-Pandemie
  4. Krach in der Ampel-Regierung: Kubicki fordert Lauterbach zum Rücktritt auf
  5. Covid-19-Pandemie: Ehemalige Proberichterin wegen Rechtsbeugung verurteilt
  6. AstraZeneca räumt schwere Nebenwirkungen bei Covid-Impfstoff ein
  7. Bundesstaat Texas verklagt Pfizer wegen falscher Angaben über Covid-Impfung

Venezuela

  1. Venezuela: Flüchtlingskatastrophe vor Weihnachten
  2. Venezuela: Projektpartner von „Kirche in Not“ getötet
  3. Venezuela: „Wir leisten quasi Sterbebegleitung“
  4. Venezuela: Kirchenkritik an Zerstörung von Hilfsgütern
  5. Delegation aus Venezuela in Rom erwartet
  6. Venezuela: Polizei griff bei Randalen während Messfeier nicht ein
  7. Venezolanischer Kardinal Urosa fordert Rückzug Maduros







Top-15

meist-gelesen

  1. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025 - JETZT ANMELDEN!
  2. Kardinal Müller: „Deshalb haben sich Katholiken für Trump entschieden“
  3. Vatikan verbietet Alte Messe im Bistum Tyler
  4. Franziskus an Beichtväter: Gebt auch Andersglaubenden den Segen
  5. „Das Wunder der Welle“
  6. Der alte und künftige römische Ritus
  7. Die ersten Personalentscheidungen von Trump werden den Autokraten dieser Welt nicht gefallen
  8. Wenn der Erzbischof von München das Trump-Bashing vom Spiegel nachplappert
  9. 'Das einzige Argument, das uns bleibt, ist die Heiligkeit'
  10. „Ist die Synode über ‚Synodalität‘ reibungslos zu Ende gegangen?“
  11. Paris: Weitere Details zur Wiedereröffnung von Notre-Dame bekannt
  12. Attacke auf die Schwarze Madonna im Kloster Einsiedeln
  13. „Demokratie, in der nur noch linke Positionen zulässig sind, ist keine Demokratie“
  14. Bischof Barron will Synode für „überwältigende Mehrheit der Laien“
  15. Kardinal Eijk: „Wir müssen die katholische Sexualethik an die junge Generation weitergeben“

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz