Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Erzbischof Gänswein soll Nuntius in Litauen werden!
  2. Deutscher Geschlechter-Gesetz-Irrsinn - Alle 12 Monate ein 'anderes Geschlecht'
  3. Papst Franziskus will Gänswein offenbar zum Nuntius ernennen
  4. Der Münchner Pro-Life-Marsch UND was die deutschen Medien verschweigen
  5. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  6. Waffen können Frieden schaffen und viele Menschenleben retten!
  7. BRAVO! - 6000 Teilnehmer beim Marsch für das Leben in München
  8. 'Allahu akbar' - Angriff auf orthodoxen Bischof in Australien - Polizei: Es war ein Terrorakt!
  9. Riccardo Wagner wurde katholisch: „Ich wollte nie Christ sein. Ich war Atheist“
  10. „Schwärzester Tag für die Frauen in der deutschen Nachkriegsgeschichte“
  11. Ablehnung von Fiducia supplicans: Afrikas Bischöfe haben ‚für die ganze Kirche’ gesprochen
  12. Kardinal Müller: "Sie sind wie die SA!"
  13. Deutsche Bischofskonferenz nimmt Bericht zur reproduktiven Selbstbestimmung „mit großer Sorge“ wahr
  14. Polnische Bischofkonferenz ist der Schirmherr des Polnischen „Marsch für das Leben und die Familie“
  15. Mehrheit der Deutschen fürchtet Islamisierung Europas

Wann erfuhr der Vatikan von Auschwitz?

28. Jänner 2019 in Chronik, 7 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


"Kunde davon, dass die schrecklichen Konzentrationslager von Auschwitz, Majdanek, Treblinka und Sobibor letztlich Todesfabriken waren, erreichte erst spät und dann zunächst in Form von Gerüchten den Heiligen Stuhl." Gastbeitrag von Michael Hesemann


Vatikan (kath.net) Während Papst Pius XII. durch Pater Pirro Scavizzi, einen Feldkaplan der Malteser, schon Ende November 1941 von den schrecklichen Massakern der Nazis an den ukrainischen Juden erfuhr, war er erst relativ spät über die deutschen Vernichtungslager in Polen informiert.

Dabei hatte Gerhard Riegner vom Jüdischen Weltkongress in seinem Telegramm vom 8. August 1942 sowohl an das US-State Department wie auch an den Vatikan bereits vor einem „Plan, den man im Führerhauptquartier diskutiert“ gewarnt. Danach hätten die Nazis vor, Millionen von Juden mithilfe von Blausäure zu ermorden. Doch darauf hatte man in Rom eher skeptisch reagiert; in Washington hielt man das für ein „wildes, von jüdischen Ängsten inspiriertes Gerücht.“

Allerdings wusste man, dass die Juden, die seit Anfang 1942 massenhaft in die von den Nazis besetzten Gebiete deportiert, dort in Ghettos eingepfercht oder in Arbeitslagern kaserniert wurden. Ebenso bekannt war, dass allein der Transport in Viehwaggons, tagelang ohne jede Hygiene, ohne ausreichende Verpflegung, ja ohne Wasser trotz oft brütender Hitze, für Alte und Schwache bereits das Todesurteil bedeutete. Das war, ebenso wie die Massaker durch Massenerschießung, jene traurige Gewissheit, die Pius XII. anspornte, gleich dreimal - am 1. August 1941, am 24. Dezember 1942 und am 2. Juni 1943 – öffentlich die Verbrechen der Nazis an den Juden anzuprangern und zugleich durch 40 diplomatische Interventionen weitere Deportationen aus Hitlers Vasallenstaaten zu stoppen oder zumindest zu verzögern. Doch Kunde davon, dass die schrecklichen Konzentrationslager von Auschwitz, Majdanek, Treblinka und Sobibor letztendlich Todesfabriken waren, erreichte erst spät und dann zunächst in Form von Gerüchten den Heiligen Stuhl. Das geht aus den Dokumenten der vatikanischen Archive hervor, die zwischen 1965 und 1981 auf Betreiben von Papst Paul VI. von einer vierköpfigen Historikerkommission unter Leitung von Prof. Dr. Pierre Blet, SJ, in einer elfbändigen wissenschaftlichen Edition („Actes et Documents du Sainte-Siège relatifs à la Seconde Guerre mondiale“) veröffentlicht wurden.

Wie schlecht man informiert war zeigte sich etwa, als der persönliche Repräsentant von US-Präsident Roosevelt, Myron Taylor, am 26. September 1942 eigens nach Rom kam und dort von Pius XII. empfangen wurde. Im Gepäck hatte er einen Bericht der Jewish Agency for Palestine mit erschreckenden Nachrichten aus Polen. Erwähnt wurden darin die Liquidierung der Bewohner des Warschauer Ghettos sowie Exekutionen in einem KZ, das als „Belick“ bezeichnet wird (gemeint war das Vernichtungslager Belzec bei Lublin), in Lemberg und Warschau. „Die Juden, die aus Deutschland, Belgien, Holland, Frankreich und der Slowakei deportiert wurden, werden ins Schlachthaus geschickt“, heißt es darin wörtlich. Wusste der Vatikan Näheres?, wollte der Amerikaner wissen.

„Ich glaube nicht, dass wir über Informationen verfügen, die – insbesondere – diese schwerwiegenden Nachrichten bestätigen würden“, notierte Kardinalstaatssekretär Maglione auf dem Dokument. „Es gibt die von Herrn Malvezzi“, ergänzte ein Mitarbeiter. Graf Malvezzi war ein Angestellter eines italienischen Unternehmens, der unlängst aus Polen zurückgekehrt war. Er sprach zwar von Massakern, bestätigte aber die zitierten Informationen nicht. Auch eine Anfrage beim Botschafter der Exilpolen in Rom, Kazimierz Papée, ergab keine direkte Bestätigung, dafür aber neue Informationen: „Die Massaker der Deutschen an den Juden sind in Polen öffentlich bekannt. (…) Nach einem Bericht wird das Ghetto in Warschau systematisch geleert. (…) Jeden Tag werden Gruppen von über 1000 Juden mit dem Zug nach Lublin gebracht. Nach den Informationen eines Bürgers der Achsenmächte, der diese Orte besuchte, werden die Juden in einem Lager konzentriert, wo sie dann ermordet werden; auf jeden Fall steht fest, dass ihre Familien nie wieder von ihnen hören. Es wird erwartet, dass in den kommenden Monaten die gesamte jüdische Bevölkerung des Warschauer Ghettos – insgesamt 300 000 Juden – dorthin gebracht werden…“ Allerdings stammten diese Angaben, auch wenn sie sich rückwirkend als wahr erwiesen, aus dritter Hand. So antwortete Maglione am 6. Oktober eher vorsichtig auf Taylors Anfrage: „Der Heilige Stuhl hat Nachricht über die schwere Misshandlung der Juden erhalten. Die Genauigkeit aller zugegangenen Informationen kann er jedoch nicht überprüfen. Der Heilige Stuhl selbst hat es nicht versäumt, jedes Mal für die Juden zu intervenieren, wenn sich ihm dazu die Möglichkeit bot.“


Ein anonym gebliebener Nuntiaturrat, der gerade seinen Dienst an der Nuntiatur in Berlin beendet hatte und nach Rom zurückgekehrt war, wusste in seinem Bericht vom 9. Dezember mehr über die Lage der (nach seinen Angaben) 3,5 Millionen Juden, die sich jetzt in den Händen der Deutschen befanden. Er erwähnt zuerst die beiden Ghettos in Lodz und Warschau und berichtet anschließend erstmals auch von „gewaltigen Konzentrationslagern“, in denen die Juden „ein sehr hartes Leben führen; man gibt ihnen nur wenig zu essen; sie müssen außergewöhnlich schwere Arbeiten verrichten, was sehr schnell zu ihrem Tod führt.“ Zehn Tage später wurde der in den Vatikan geflohene Botschafter Polens, Dr. Kazimierz Papée, noch deutlicher: „Dass vor allem die Alten, Kranken, Frauen und Kinder geschickt werden, beweist, dass die Deportationen nicht zur Zwangsarbeit erfolgen und bestätigen Informationen, nach denen die Deportierten durch unterschiedliche Methoden an eigens zu diesem Zweck eingerichteten Orten umgebracht würden. (…) Die Zahl der Juden aus Polen, die von den Deutschen ermordet wurden, wird auf über eine Million geschätzt.“ Dies war einer der ersten Berichte, die die Existenz von Todeslagern erahnen ließen.

Doch dann trafen immer neue Schreckensnachrichten im Vatikan ein. Am 7. März leitete der päpstliche Chargé d’Affairs in Bratislava, Msgr. Burzio, den erschütternden Brief eines Pfarrers aus Pressburg (Bratislava) an Kardinal Maglione weiter. Ein deutscher Offizier hätte „gegenüber einer Person, die ich gut kenne … auf kalte und zynische Weise zugegeben“, dass die nach Polen deportierten Juden „mit Giftgas oder mit dem Maschinengewehr oder auf andere Weise umgebracht“ würden. Natürlich wusste niemand im Vatikan, ob solche Behauptungen aus vierter Hand glaubwürdig waren.

Erst ein Bericht vom 5. Mai 1943 erwähnt „spezielle Todeslager in der Nähe von Lublin (Treblinka)“. Allerdings liegt Treblinka nicht bei Lublin, sondern nordöstlich von Warschau; bei Lublin war das Vernichtungslager Majdanek angesiedelt. Der Bericht weiter: „Man erzählte, dass sie zu Hunderten in Räumen eingesperrt werden, wo sie unter dem Einfluss von Gas enden.“

Wie unsicher diese Informationen freilich noch waren, zeigte sich, als der französische Kapuzinerpater Pierre-Marie Benoît, ein großer Freund und Helfer der Juden, dem Papst am 15. Juli 1943 in einer Privataudienz Berichte übergab, die jüdische Organisationen für ihn gesammelt hatten. Einer der Berichte trug den Titel „Informationen über die Lager in Oberschlesien“. Über diese Lager, die sich auf einer Linie Katowice–Birkenau/Auschwitz–Wadowice befänden, hieß es darin: „Die Moral unter den Deportierten ist im Allgemeinen gut, und sie haben Vertrauen in die Zukunft.“ Bei den Amerikanern sah die Informationslage nicht besser aus. Als ein Rabbi Wise am 27. August 1943 das US-Außenministerium bat, gegen die Vernichtungslager zu protestieren, erhielt er am 30. August die Antwort: „Es gibt keinen hinreichenden Beweis, um eine Erklärung über die Hinrichtung in den Gaskammern zu rechtfertigen.“

Erst im Sommer 1944 hatte man traurige Gewissheit. Im April 1944 war es zwei slowakischen Juden, Rudolf Vrba (eigentlich: Walter Rosenberg) und Alfred Wetzler, gelungen, aus dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zu fliehen, sich in die Slowakei abzusetzen und dort den Partisanen anzuschließen. Ihr 32-seitiger Bericht samt genauer Pläne des KZs wurde vom slowakischen Judenrat übersetzt und außer Landes geschmuggelt. Eine Kopie der sogenannten „Auschwitz-Protokolle“ erhielt der päpstliche Chargé d’Affaires in Bratislava, Msgr. Burzio, schon am 22. Mai 1944, doch da er sie nicht mit der Post schicken konnte, sondern auf einen Boten angewiesen war, erreichten sie wohl erst Ende September den Vatikan. Ein zweites Exemplar ging über die Jewish Agency an die Alliierten und wurde über den Apostolischen Delegaten in Konstantinopel, Erzbischof Roncalli, ebenfalls an den Papst weitergeleitet. Ein Drittes schickte der Nuntius in Bern, Erzbischof Bernardini, am 28. Juli 1944 an Kardinalstaatssekretär Maglione, der ihn wegen der Kämpfe in Norditalien erst Anfang September erhielt. Er sei zwar nicht in der Lage, den Wahrheitsgehalt des Berichtes zu überprüfen, aber zuverlässige Personen hätten keine Zweifel daran, erklärte er in seinem Begleitschreiben. Danach seien bereits 1 715 000 Juden in den Gaskammern gestorben. Daraufhin beauftragte das Staatssekretariat den Nuntius in Berlin, Erzbischof Orsenigo, bei den deutschen Behörden für die Auschwitz-Insassen zu intervenieren und diskrete Erkundungen über das Lager einzuholen. Bislang wusste man nur vom Stammlager Auschwitz, in dem vor allem polnische politische Gefangene inhaftiert waren. Jetzt erfuhr man erstmals von „Auschwitz II“, dem Todeslager Birkenau.

Als Angehörige des Jewish Council Ende September 1944 den Apostolischen Delegaten in Washington, Erzbischof Cicognani, baten, der Papst möge sich bei der deutschen Regierung für die Befreiung der „45 000“ Auschwitz-Insassen einsetzen, wurde der Berliner Nuntius erneut eingeschaltet. Eine zweite Demarche ging an den italienischen Vatikanbotschafter: Auch seine Regierung möge doch Druck auf die Deutschen ausüben; Gerüchte besagten, dass die Nazis alle KZ-Insassen massakrieren wollten. Am 4. Oktober bestätigte der polnische Exilbotschafter Papée die Existenz deutscher Vernichtungslager in Auschwitz und Umgebung, in denen derzeit 16 725 Männer und 39 125 Frauen interniert seien, die jetzt „in unmittelbarer Todesgefahr“ stünden. Man plane, die Lager zu zerstören, „um alle Spuren der dort begangenen Gräueltaten zu beseitigen… Die Insassen – zehntausende Männer und Frauen – würden vorher getötet und ihre Leichen verbrannt.“

Tatsächlich ließ Himmler ab dem 7. Oktober 1944 die Gaskammern und Krematorien von Auschwitz sprengen. Lediglich die geplante Ermordung der KZ-Insassen blieb aus – womöglich aufgrund der vatikanischen Intervention.

Am 13. Oktober traf eine Antwort aus Berlin ein. Das Auswärtige Amt „versicherte, diese Berichte seien Feindpropaganda und verwies auf die Gefangenen der Lager, die vom Internationalen Roten Kreuz besucht werden durften.“ Das Staatssekretariat wies daraufhin Orsenigo an, nachzufragen, wann das Konzentrationslager „Birchenau“ zuletzt vom Roten Kreuz besucht wurde. Eine Antwort blieb aus. Erst am 25. Januar 1945, als die Russen in Schlesien einmarschierten, erschien der Name „Auschwitz“ erneut in den Vatikanakten. Der Nuntius sollte dringendst erneut in Berlin intervenieren, um zu verhindern, dass „die deutschen Truppen bei ihrem Rückzug die Insassen des Lagers Auschwitz massakrieren.“ Diese Demarche war nicht mehr nötig; nur zwei Tage später wurde Auschwitz von den Russen befreit.

Seit zehn Jahren forscht der Historiker Dr. h.c. Michael Hesemann im vatikanischen Geheimarchiv. Im Herbst erschien sein Buch „Der Papst und der Holocaust“.

kath.net-Buchtipp
Der Papst und der Holocaust
Pius XII und die geheimen Akten im Vatikan. Erstmalige Veröffentlichung der brisanten Dokumente
Von Michael Hesemann
Hardcover,
320 Seiten; 30 SW-Fotos
2018 Langen/Müller
ISBN 978-3-7844-3449-0
Preis Österreich 28.80 EUR

Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:

Link zum kathShop

Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus, Linz:
Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected]

Buchhandlung Provini Berther GmbH, Chur:
Für Bestellungen aus der Schweiz/Liechtenstein: [email protected]

Alle Bücher und Medien können direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus (Auslieferung Österreich und Deutschland) und der Provini Buchhandlung (Auslieferung Schweiz und Lichtenstein) bestellt werden. Es werden die anteiligen Portokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligen Ländern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch entstehen nur Inlandsportokosten.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 mhesemann 29. Jänner 2019 
 

@Alfons Schaefers

Das ist richtig. Man wusste im Dezember 1942 von den Massenerschießungen von Juden in Polen und der Ukraine; von den Todeslagern gab es aber nur vage Gerüchte. Darum wurde ja Taylor von Präsident Roosevelt eigens in den Vatikan geschickt, um herauszufinden, ob der Vatikan über zuverlässigere Quellen verfügte, was leider nicht der Fall war. 1943 erfuhr man dann allmählich von den Todeslagern und dem Einsatz von Giftgas, aber erst 1944 hatte man traurige Gewissheit, sowohl auf alliierter wie auf vatikanischer Seite. Ab Frühjahr 1944 überflogen alliierte Piloten Auschwitz und schossen hunderte Luftaufnahmen. Der Vatikan erfuhr dann im Sommer 1944 erstmals von Auschwitz. Mit seiner Weihnachtsansprache 1942 bestätigte Pius XII. aber die alliierte Erklärung, auch wenn sie sich, wie gesagt, zunächst auf die (gesicherten) Massaker und Massenerschießungen bezog. Was allerdings auch nicht verwundert: Laut wikipedia gingen alle 4 Gaskammern in Auschwitz-Birkenau erst Anfang 1943 in Betrieb!


1
 
 alfons.schaefers1 28. Jänner 2019 
 

Kenntnisse des Vatikan vom "Holocaust".

Bei der Diskussion um die Reaktionen Papst Pius XII auf Nachrichten über das Vernichtungsprogramm des Deutschen Reiches wird meist übersehen, dass die Allierten in einer gemeinsamen feierlichen Erklärung von Mitte Dezember 1942 auf die Vernichtungsaktion gegen die Juden hingewiesen und die Verhinderung dieses Massenmordes zum weiteren ausdrtücklichen Ziel ihres Krieges gegen Deutschland bestimmt haben. Der Vatikan war von der Vorbereitung dieser Erklärung unterrichtet, und der Papst hat diesen Akt zur Grundlage seiner Weihnachtsansprache vom 24.12.1942 gemacht. Auf Nachfrage im britischen Unterhaus von Mitte Januar 1943, wie der Papst auf die Erklärung reagiert habe, verweist Außenminister Eden auf diese Weihnachtsansprache, bestätigt also den Zusammenhang. Eine förmliche Übernahme der Erklärung war ausgeschlossen: der Vatikan konnte schlechterdings kein "Alliierter" sein, ohne eine direkte militärische Intervention der Wehrmacht oder SS zu riskieren. AS Bonn


2
 
 amor crucificada 28. Jänner 2019 
 

Absolut lesenswert

Ich kann das Buch nur empfehlen. Ich wußte von Pius XII Einsatz für die Juden in Rom und Italien, wo auf Anweisung des Papstes die Juden in Klöstern und Pfarrhäusern versteckt wurden. Aber ich wußte nicht von seinem unermüdlichen diplomatischen Bemühungen, vor allen in den besetzten Balkanländern. So wurden immer wieder Deportationen gestoppt, weil der Papst über die Nuntiaturen auf die Staatschefs einzuwirken versuchte. Und dazu ist es spannend zu lesen.


7
 
 Sebi1983 28. Jänner 2019 
 

Ich würde mich über eine baldige Seligsprechung Pius' XII. sehr freuen!


7
 
 myschkin 28. Jänner 2019 
 

Michael Hesemann

ist für seine Arbeit sehr zu danken. Seine Forschungen kommen offenbar zu ähnlichen Ergebnissen wie Kardinal Brandmüllers eindrucksvolle Studie über die damalige Situation in der Slowakei, wo die slowakischen Bischöfe fassungslos über die Deportation von Juden aus der Slowakei waren. Es gab damals für die Kirche insgesamt keine Möglichkeit zu offenem heroischem Widerstand. Damit wären nur noch mehr Menschen in Gefahr gebracht und der Rachsucht und der Willkür der Nationalsozialisten ausgesetzt worden. Man darf nicht vergessen, dass die Nazionalsozialisten mit äußerster Brutalität vorgingen. Es handelte sich um Staats-Terror! Und noch eines muss man sich vor Augen halten: Wegen des Krieges waren die normalen Nachrichtenwege insbesondere nach Polen unterbrochen. Die deutschen Besatzer hatten die polnischen Gebiete weitestgehend isoliert. Was dennoch an Schreckensnachrichten nach außen drang, war jenseits aller Vorstellungskraft.


9
 
 Andrzej123 28. Jänner 2019 
 

Wann haben die Alliierten

von den Vernichtungslagern erfahren?
Hatten diese nicht im Unterschied zum Vatikan Geheimdienste? Hätten sie eine geringere moralische Pflicht gehabt, die Welt in Kenntnis zu setzen?
... seltsam, dass diese einfache Frage von den Dauerempörten so gern beschwiegen wird.


12
 
 Bernhard Joseph 28. Jänner 2019 
 

Das Thema ist sehr komplex und schwierig

Saul Friedländer glaubt belegen zu können, dass der Vatikan früh über die Grauen der KZ informiert gewesen sei. Tatsächlich hatten die Informationen, wie im Artikel schon angeklungen, anfangs nur Gerüchtecharakter.

Ein weiteres Problem stellte die Unberechenbarkeit des Hitler-Regimes dar. Bei einer öffentlichen Stellungnahme des Papstes hätte das NS-Regime sicher durch massivste Repressionen gegenüber der Kirche in D und darüber hinaus (Frankreich und teilweise auch in Italien) reagiert und so alle Möglichkeiten, Juden zu helfen, massiv eingeschränkt oder gar komplett unterbunden.

Die heutigen Spekulationen, was wie hätte vom Papst anders gemacht werden können, fußen auf bloßen Konstruktionen. Tatsache ist, dass der Papst (Vatikan) alles nur möglich getan hat, um Juden zu helfen, indem die Kirche geheimen Unterschlupf gewährte oder Juden half, in sichere Länder zu gelangen.

Man darf zudem nicht übersehen, Hitler war ein Wahnsinniger, den moralische Appelle nicht beeindruckten.


14
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Pius XII.

  1. Pius XII., der Vatikan und der neue Kulturkampf gegen die Kirche
  2. Entwurf für unveröffentlichte Enzyklika von Pius XII. entdeckt
  3. „Die Wahrheit wird uns dankbar werden lassen!“
  4. Ein Espresso für den Obersturmbannführer
  5. Keine Abstriche bei der Lehre, aber Verkündigung „in neuer Sprache“
  6. Pius XII.: „Der Mensch ist nur groß, wenn er kniet“
  7. „Die Kirche fürchtet die Geschichte nicht - sie liebt sie“
  8. Will Franziskus den Weltkriegspapst bald seligsprechen?
  9. Eine „unterschlagene“ Enzyklika?
  10. „Unter seinem Fenster“







Top-15

meist-gelesen

  1. Erzbischof Gänswein soll Nuntius in Litauen werden!
  2. Riccardo Wagner wurde katholisch: „Ich wollte nie Christ sein. Ich war Atheist“
  3. Papst Franziskus will Gänswein offenbar zum Nuntius ernennen
  4. 'Allahu akbar' - Angriff auf orthodoxen Bischof in Australien - Polizei: Es war ein Terrorakt!
  5. BRAVO! - 6000 Teilnehmer beim Marsch für das Leben in München
  6. Kardinal Müller: "Sie sind wie die SA!"
  7. 'Politische Einseitigkeit ist dem Gebetshaus fremd'
  8. Deutscher Geschlechter-Gesetz-Irrsinn - Alle 12 Monate ein 'anderes Geschlecht'
  9. Heiligenkreuz: Gänswein und Koch für Wiederentdeckung des Priestertums
  10. Der Münchner Pro-Life-Marsch UND was die deutschen Medien verschweigen
  11. „Schwärzester Tag für die Frauen in der deutschen Nachkriegsgeschichte“
  12. Aufbahrung und Beisetzung eines Heiligen Vaters
  13. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  14. Der Teufel sitzt im Detail
  15. Ablehnung von Fiducia supplicans: Afrikas Bischöfe haben ‚für die ganze Kirche’ gesprochen

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz