Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Tote und über 200 Verletzte bei Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg
  2. Merkel verteidigt ihre fatale Flüchtlingspolitik von 2015
  3. Truthahn, Zahnschmerzen und die Schwiegermutter
  4. Moschee unter Salafismus-Verdacht zitiert Koranstelle mit Aufforderung zur Tötung Ungläubiger
  5. SPD definiert Familie ohne ‚Vater‘, ‚Mutter‘ und ‚Kinder‘
  6. Österreichischer Verfassungsgerichtshof (VfGH) kippt Kärntner Veranstaltungsverbot am Karfreitag
  7. Kardinal Schönborn: Zeit der traditionellen europäischen Kardinalssitze vorbei
  8. Zerstörte Linzer "Marienstatue" - Zwei Verdächtige entlastet
  9. Wie tief kann eine evangelische Kirche noch sinken? - Weihnachtsmarkt mit Hamas-Symbolen!
  10. Nach Beschädigung der Schwarzen Madonna/Einsiedeln: Strafverfahren wurde eröffnet
  11. War der Magdeburger Weihnachtsmarkt-Mörder doch ein Islam-Anhänger?
  12. Geschenk zum 88er: Autobiografie des Papstes soll verfilmt werden
  13. Enthauptet! - Papst Franziskus erklärt 16 französische Ordensfrauen zu Heiligen
  14. Katholisches Bistum übernimmt 2025 „St. Johannes“ als vierte katholische Kirche in Stockholm
  15. Weihnachtsinterview von Bischof Bätzing kommt ohne Weihnachten aus

Marokkos vergessene Christen

31. März 2019 in Aktuelles, 4 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Prof. Grulich über die Lage der Christen im Marokko.


München/Rabat (kath.net/ KiN)
Papst Franziskus besucht vom 30. bis 31. März Marokko. Damit reist er zum zweiten Mal in diesem Jahr in ein Kernland des Islam. Erst im Februar hatte der Papst die Vereinigten Arabischen Emirate besucht. Der historische Bezug zu seinem Namenspatron ist gewollt: Vor 800 Jahren war Franz von Assisi auf dem Höhepunkt der Kreuzzüge dem Sultan von Ägypten begegnet. Der mit „Kirche in Not“ eng verbundene Kirchenhistoriker Prof. Dr. Rudolf Grulich stellt die Lage der kleinen Minderheit der Christen in Marokko vor.

Das Königreich Marokko ist ein beliebtes Reiseland für Touristen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Land ist noch nicht von den Unruhen vieler arabischer Staaten erfasst und wirbt mit seinen Stränden am Atlantik ebenso wie mit seinen Königstädten und der landschaftlichen Schönheit seiner Gebirge. Aber kaum ein Europäer beachtet die immer kleiner werdende christliche Präsenz in Marokko.

Zwar ist das Land im Vergleich zu anderen islamischen Staaten noch toleranter gegenüber religiösen Minderheiten. Dennoch duldet es andere religiöse Gruppen außer dem sunnitischen Islam nur so lange, wie sie ihre Aktivitäten und ihren Dienst auf die Ausländer im Land beschränken – eine Gemeinsamkeit mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, die Papst Franziskus Anfang Februar besucht hat.

Zahl der Katholiken nimmt weiter ab

Die katholische Kirche hat noch zwei Erzbischöfe in Marokko. Aber die Zahl der Gläubigen nimmt ab. Wie in den anderen nordafrikanischen Staaten führte die Auswanderung der europäischen Einwohner nach dem Abzug der französischen und spanischen Kolonialherren zu einer Dezimierung der Gläubigen.

So sank die Zahl der Katholiken im Erzbistum Tanger von 113 000 im Jahr 1950 auf heute knapp 2000, im Erzbistum Rabat von fast 400 000 auf heute unter 20 000. Im gleichen Zeitraum aber stieg die Einwohnerzahl Marokko von acht Millionen auf 30 Millionen. Konnte man vor 50 Jahren den Anteil der Christen an der Gesamtbevölkerung noch in Prozenten angeben, so sind es heute nur noch Promille.


Schon in frühchristlicher Zeit gab es in den römischen Provinzen Numidia und Mauretania Bischofssitze, im Jahr 325 schon in Tingis, dem heutigen Tanger. Aber alle diese Bistümer und das ganze Christentum gingen durch den Ansturm des Islams im siebten Jahrhundert unter.

Erste Missionare kamen zu Beginn des 13. Jahrhunderts

Um das Jahr 1220 kamen schon zu Lebzeiten des heiligen Franz von Assisi die ersten Franziskanermissionare nach Marokko. Neben der spanischen Enklave Ceuta wurde 1469 ein erstes Bistum in Tanger gegründet. 1630 entstand für Marokko eine Apostolische Präfektur mit Sitz in Tanger, die 1908 zum Apostolischen Vikariat erhoben wurde.

1884 kehrte der junge französische Offizier Charles de Foucauld von einer gefährlichen Forschungsreise durch Marokko zurück. Die Erfahrungen der Frömmigkeit der islamischen Bewohner beeindruckten ihn so sehr, dass sie zu seiner Bekehrung führten und er Priester wurde. Gleichzeitig waren seine Forschungsberichte über Marokko für viele Europäer ein Anstoß, sich intensiver mit diesem Land zu beschäftigen.

Als Folge dieser Entwicklung entstanden 1889 die ersten Missionsschulen und 1890 die Franziskanermission in der Hauptstadt Rabat. Dort wurde 1923 ein Apostolisches Vikariat begründet. Im gleichen Jahr wurde Tanger zur Erzdiözese erhoben. Rabat wurde 1955 Erzbistum.

Noch gibt es zwei Erzbistümer in Marokko

Die politischen Veränderungen des 20. Jahrhundert hatten auch schwerwiegende Folgen für die Kirche in Marokko. Nach der internationalen Krise, die der deutsche Kaiser Wilhelm II. bei seinem Besuch in Tanger auslöste, verlor Marokko 1912 seine Unabhängigkeit und wurde faktisch zwischen Frankreich und Spanien aufgeteilt. 1923 wurde das Gebiet um Tanger zur internationalen Zone erklärt, die von Franzosen, Spaniern, Briten und ab 1928 auch von Italienern verwaltet wurde. 1956 wurde Marokko unabhängig und Tanger wieder in das Staatsgebiet eingegliedert.

Was die politischen Umwälzungen nach der Unabhängigkeit für die Christen bedeuteten, zeigen die Angaben über den Bestand der katholischen Kirche. Das Erzbistum Tanger hatte 1959 für seine 113 000 Gläubige in 15 Pfarreien noch 22 Weltpriester und 50 Ordenspriester, dazu 211 Ordensschwestern. Heute gibt es für die 2000 Katholiken sieben Pfarreien mit neun Priestern, darunter sieben Franziskaner, die auch den Bischof stellen. 84 Schwestern aus zwölf Kongregationen sind noch auf dem Gebiet der Erzdiözese tätig.

Im Erzbistum Rabat sind von 93 Pfarreien des Jahres 1959 nur 30 geblieben. Neben der St.-Petrus-Kathedrale in Rabat und der Kathedrale in Tanger gibt es noch Kirchen in Städten wie Tetuan, Fes, Casablanca, Agadir und Marrakesch. Tanger hat neben einem Dutzend katholischer Kirchen und Klöster ebenso wie die Städte Rabat, Casablanca und Marrakesch auch evangelische und anglikanische Kirchen.

Als 1985 Papst Johannes Paul II. am 19. August auch Casablanca besuchte, rief er die Christen auf, der „lebende Leib Christi“ zu sein und durch ihre Präsenz die universale Ausrichtung der Kirche zu bezeugen. In Casablanca sprach der Papst vor 80 000 jungen Muslimen und betonte, dass er oft junge Menschen träfe, aber dass dies seine erste Begegnung mit jungen Muslimen sei. Der Dialog zwischen Christen und Muslimen sei heute nötiger denn je, vor allem bei der Jugend, erklärte Johannes Paul II. damals.

Freiheit des christlichen Glaubens – in engen Grenzen

Wie gestaltet sich heute die christliche Präsenz in Marokko unter den Bedingungen des sunnitischen Islams? Die Verfassung erklärt den Islam zur Staatsreligion, aber „der Staat garantiert die freie Religionsausübung für jedermann“ (Artikel 6).

Der seit 1999 regierende König Mohammed VI. trägt auch den Titel „Herrscher der Gläubigen“. Sein Vorgänger König Hassan II. war 1980 zu Besuch im Vatikan; es war der erste Kontakt zwischen ihm und dem Papst – mit positiven Folgen: Nach einem Brief des Königs an den Papst wurde 1984 der Kirche freie religiöse Betätigung sowie Steuerfreiheit für alle kirchlichen Einrichtungen zugesichert.

Neben den beiden Erzdiözesen in Marokko gibt es im heutigen Marokko auch die Apostolische Präfektur Sahara Occidental im Gebiet des ehemaligen Spanisch-Marokko beziehungsweise der Westsahara.

Der Frage der staatlichen Zugehörigkeit der Westsahara ist nach der marokkanischen Besetzung des Gebietes bis heute nicht gelöst. Von Marokko wird heute die Westsahara zunehmend für den Tourismus erschlossen. Das 250 000 Quadratkilometer große Gebiet der Westsahara wird von Oblaten-Missionaren betreut. Nach dem Abzug der spanischen Soldaten und Beamten gab es dort 1976 noch 365 Katholiken in zwei Pfarreien, heute sind es weniger als 100 Katholiken.

Das Christentum ist in Marokko seit den Anfängen beheimatet. Die Präsenz hat stark abgenommen, das kirchliche Leben ist jedoch vital – trotz mancher Einschränkungen. Auch gibt es vielerorts einen lebendigen christlich-muslimischen Dialog.

Dennoch bleibt festzuhalten: Europa und seine Christen besuchen als Touristen zu Hunderttausenden das Land, vergessen aber dabei ihre christlichen Wurzeln.

Foto: Gruppenfoto der Franziskaner aus dem Erzbistum Tanger. © KIRCHE IN NOT


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Herbert Klupp 31. März 2019 
 

Wieder so ein faules Ei

Gestern in den Radionachrichten: Papst Franziskus muß erklärt haben, daß "wir" keine Übertritte der Muslime zum katholischen Glauben wünschen. Wirklich nicht ? Dieser Mann verrät Jesu Auftrag mit kaltem Herzen ! ( Sollte die Radiomeldung eine "Ente" gewesen sein, bitte ich um Entschuldigung und nehme alles zurück )


6
 
 priska 31. März 2019 
 

Eliah

Das freut mich.


4
 
 Eliah 31. März 2019 
 

@ priska

Er besucht sie tatsächlich. Irgendwann heute zuerst den "ökumenischen Rat der Kirchen". Die Katholiken kommen dann als letzte an die Reihe. Heute Nachmittag gibt es für sie eine Abschlussmesse.


12
 
 priska 31. März 2019 
 

Wäre schon wenn Papst Franziskus,auch die Christen in Marokko besucht.


10
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Marokko

  1. Papst besucht kirchliches Sozialzentrum in Marokko
  2. Der Papst und der König: Ein Ziel, unterschiedliche Wege
  3. Vatikan veröffentlicht Reiseprogramm des Papstes nach Marokko







Top-15

meist-gelesen

  1. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Spätsommer 2025 - JETZT ANMELDEN und PLATZ SICHERN!
  2. DRINGEND - Weihnachtsspende für kath.net - Wir brauchen JETZT Ihre HILFE für das Heilige Jahr 2025
  3. Tote und über 200 Verletzte bei Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg
  4. O Sapientia, quae ex ore Altissimi prodiisti
  5. Moschee unter Salafismus-Verdacht zitiert Koranstelle mit Aufforderung zur Tötung Ungläubiger
  6. Kardinal Schönborn: Zeit der traditionellen europäischen Kardinalssitze vorbei
  7. Merkel verteidigt ihre fatale Flüchtlingspolitik von 2015
  8. Katholisches Bistum übernimmt 2025 „St. Johannes“ als vierte katholische Kirche in Stockholm
  9. O Adonai, et Dux domus Israel
  10. Sweden: Catholic diocese to take over “St. John” as fourth Catholic church in Stockholm in 2025
  11. Weihnachtswunder‘: US-Pilger aus syrischem Gefängnis befreit
  12. Truthahn, Zahnschmerzen und die Schwiegermutter
  13. O clavis David
  14. O radix Jesse
  15. SPD definiert Familie ohne ‚Vater‘, ‚Mutter‘ und ‚Kinder‘

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz