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Marokkos vergessene Christen

31. März 2019 in Aktuelles, 4 Lesermeinungen
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Prof. Grulich über die Lage der Christen im Marokko.


München/Rabat (kath.net/ KiN)
Papst Franziskus besucht vom 30. bis 31. März Marokko. Damit reist er zum zweiten Mal in diesem Jahr in ein Kernland des Islam. Erst im Februar hatte der Papst die Vereinigten Arabischen Emirate besucht. Der historische Bezug zu seinem Namenspatron ist gewollt: Vor 800 Jahren war Franz von Assisi auf dem Höhepunkt der Kreuzzüge dem Sultan von Ägypten begegnet. Der mit „Kirche in Not“ eng verbundene Kirchenhistoriker Prof. Dr. Rudolf Grulich stellt die Lage der kleinen Minderheit der Christen in Marokko vor.

Das Königreich Marokko ist ein beliebtes Reiseland für Touristen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Land ist noch nicht von den Unruhen vieler arabischer Staaten erfasst und wirbt mit seinen Stränden am Atlantik ebenso wie mit seinen Königstädten und der landschaftlichen Schönheit seiner Gebirge. Aber kaum ein Europäer beachtet die immer kleiner werdende christliche Präsenz in Marokko.

Zwar ist das Land im Vergleich zu anderen islamischen Staaten noch toleranter gegenüber religiösen Minderheiten. Dennoch duldet es andere religiöse Gruppen außer dem sunnitischen Islam nur so lange, wie sie ihre Aktivitäten und ihren Dienst auf die Ausländer im Land beschränken – eine Gemeinsamkeit mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, die Papst Franziskus Anfang Februar besucht hat.

Zahl der Katholiken nimmt weiter ab

Die katholische Kirche hat noch zwei Erzbischöfe in Marokko. Aber die Zahl der Gläubigen nimmt ab. Wie in den anderen nordafrikanischen Staaten führte die Auswanderung der europäischen Einwohner nach dem Abzug der französischen und spanischen Kolonialherren zu einer Dezimierung der Gläubigen.

So sank die Zahl der Katholiken im Erzbistum Tanger von 113 000 im Jahr 1950 auf heute knapp 2000, im Erzbistum Rabat von fast 400 000 auf heute unter 20 000. Im gleichen Zeitraum aber stieg die Einwohnerzahl Marokko von acht Millionen auf 30 Millionen. Konnte man vor 50 Jahren den Anteil der Christen an der Gesamtbevölkerung noch in Prozenten angeben, so sind es heute nur noch Promille.


Schon in frühchristlicher Zeit gab es in den römischen Provinzen Numidia und Mauretania Bischofssitze, im Jahr 325 schon in Tingis, dem heutigen Tanger. Aber alle diese Bistümer und das ganze Christentum gingen durch den Ansturm des Islams im siebten Jahrhundert unter.

Erste Missionare kamen zu Beginn des 13. Jahrhunderts

Um das Jahr 1220 kamen schon zu Lebzeiten des heiligen Franz von Assisi die ersten Franziskanermissionare nach Marokko. Neben der spanischen Enklave Ceuta wurde 1469 ein erstes Bistum in Tanger gegründet. 1630 entstand für Marokko eine Apostolische Präfektur mit Sitz in Tanger, die 1908 zum Apostolischen Vikariat erhoben wurde.

1884 kehrte der junge französische Offizier Charles de Foucauld von einer gefährlichen Forschungsreise durch Marokko zurück. Die Erfahrungen der Frömmigkeit der islamischen Bewohner beeindruckten ihn so sehr, dass sie zu seiner Bekehrung führten und er Priester wurde. Gleichzeitig waren seine Forschungsberichte über Marokko für viele Europäer ein Anstoß, sich intensiver mit diesem Land zu beschäftigen.

Als Folge dieser Entwicklung entstanden 1889 die ersten Missionsschulen und 1890 die Franziskanermission in der Hauptstadt Rabat. Dort wurde 1923 ein Apostolisches Vikariat begründet. Im gleichen Jahr wurde Tanger zur Erzdiözese erhoben. Rabat wurde 1955 Erzbistum.

Noch gibt es zwei Erzbistümer in Marokko

Die politischen Veränderungen des 20. Jahrhundert hatten auch schwerwiegende Folgen für die Kirche in Marokko. Nach der internationalen Krise, die der deutsche Kaiser Wilhelm II. bei seinem Besuch in Tanger auslöste, verlor Marokko 1912 seine Unabhängigkeit und wurde faktisch zwischen Frankreich und Spanien aufgeteilt. 1923 wurde das Gebiet um Tanger zur internationalen Zone erklärt, die von Franzosen, Spaniern, Briten und ab 1928 auch von Italienern verwaltet wurde. 1956 wurde Marokko unabhängig und Tanger wieder in das Staatsgebiet eingegliedert.

Was die politischen Umwälzungen nach der Unabhängigkeit für die Christen bedeuteten, zeigen die Angaben über den Bestand der katholischen Kirche. Das Erzbistum Tanger hatte 1959 für seine 113 000 Gläubige in 15 Pfarreien noch 22 Weltpriester und 50 Ordenspriester, dazu 211 Ordensschwestern. Heute gibt es für die 2000 Katholiken sieben Pfarreien mit neun Priestern, darunter sieben Franziskaner, die auch den Bischof stellen. 84 Schwestern aus zwölf Kongregationen sind noch auf dem Gebiet der Erzdiözese tätig.

Im Erzbistum Rabat sind von 93 Pfarreien des Jahres 1959 nur 30 geblieben. Neben der St.-Petrus-Kathedrale in Rabat und der Kathedrale in Tanger gibt es noch Kirchen in Städten wie Tetuan, Fes, Casablanca, Agadir und Marrakesch. Tanger hat neben einem Dutzend katholischer Kirchen und Klöster ebenso wie die Städte Rabat, Casablanca und Marrakesch auch evangelische und anglikanische Kirchen.

Als 1985 Papst Johannes Paul II. am 19. August auch Casablanca besuchte, rief er die Christen auf, der „lebende Leib Christi“ zu sein und durch ihre Präsenz die universale Ausrichtung der Kirche zu bezeugen. In Casablanca sprach der Papst vor 80 000 jungen Muslimen und betonte, dass er oft junge Menschen träfe, aber dass dies seine erste Begegnung mit jungen Muslimen sei. Der Dialog zwischen Christen und Muslimen sei heute nötiger denn je, vor allem bei der Jugend, erklärte Johannes Paul II. damals.

Freiheit des christlichen Glaubens – in engen Grenzen

Wie gestaltet sich heute die christliche Präsenz in Marokko unter den Bedingungen des sunnitischen Islams? Die Verfassung erklärt den Islam zur Staatsreligion, aber „der Staat garantiert die freie Religionsausübung für jedermann“ (Artikel 6).

Der seit 1999 regierende König Mohammed VI. trägt auch den Titel „Herrscher der Gläubigen“. Sein Vorgänger König Hassan II. war 1980 zu Besuch im Vatikan; es war der erste Kontakt zwischen ihm und dem Papst – mit positiven Folgen: Nach einem Brief des Königs an den Papst wurde 1984 der Kirche freie religiöse Betätigung sowie Steuerfreiheit für alle kirchlichen Einrichtungen zugesichert.

Neben den beiden Erzdiözesen in Marokko gibt es im heutigen Marokko auch die Apostolische Präfektur Sahara Occidental im Gebiet des ehemaligen Spanisch-Marokko beziehungsweise der Westsahara.

Der Frage der staatlichen Zugehörigkeit der Westsahara ist nach der marokkanischen Besetzung des Gebietes bis heute nicht gelöst. Von Marokko wird heute die Westsahara zunehmend für den Tourismus erschlossen. Das 250 000 Quadratkilometer große Gebiet der Westsahara wird von Oblaten-Missionaren betreut. Nach dem Abzug der spanischen Soldaten und Beamten gab es dort 1976 noch 365 Katholiken in zwei Pfarreien, heute sind es weniger als 100 Katholiken.

Das Christentum ist in Marokko seit den Anfängen beheimatet. Die Präsenz hat stark abgenommen, das kirchliche Leben ist jedoch vital – trotz mancher Einschränkungen. Auch gibt es vielerorts einen lebendigen christlich-muslimischen Dialog.

Dennoch bleibt festzuhalten: Europa und seine Christen besuchen als Touristen zu Hunderttausenden das Land, vergessen aber dabei ihre christlichen Wurzeln.

Foto: Gruppenfoto der Franziskaner aus dem Erzbistum Tanger. © KIRCHE IN NOT


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Lesermeinungen

 Herbert Klupp 31. März 2019 
 

Wieder so ein faules Ei

Gestern in den Radionachrichten: Papst Franziskus muß erklärt haben, daß "wir" keine Übertritte der Muslime zum katholischen Glauben wünschen. Wirklich nicht ? Dieser Mann verrät Jesu Auftrag mit kaltem Herzen ! ( Sollte die Radiomeldung eine "Ente" gewesen sein, bitte ich um Entschuldigung und nehme alles zurück )


6
 
 priska 31. März 2019 
 

Eliah

Das freut mich.


4
 
 Eliah 31. März 2019 
 

@ priska

Er besucht sie tatsächlich. Irgendwann heute zuerst den "ökumenischen Rat der Kirchen". Die Katholiken kommen dann als letzte an die Reihe. Heute Nachmittag gibt es für sie eine Abschlussmesse.


12
 
 priska 31. März 2019 
 

Wäre schon wenn Papst Franziskus,auch die Christen in Marokko besucht.


10
 

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