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„Wir sind weder Retter der Kirche noch der Welt – Der Retter ist Jesus Christus und nur er allein“

17. November 2020 in Spirituelles, 8 Lesermeinungen
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Erzbischof Aupetit zu Studenten: „Drei Gläubigen, die in Kirche beteten, wurde die Kehle durchgeschnitten. Eine Woche später wurden Messen untersagt. Soll der Mensch allein vom Brot leben? Das ist nicht Antwort Jesu.“ Gastbeitrag von Juliana Bauer


Paris (kath.net) „Ah liebe Freunde, liebe junge Leute, liebe Studenten,“ ruft der Pariser Erzbischof Michel Aupetit in seiner Predigt den Studenten und Studentinnen der Île de France zu, die dieses Jahr die Messe zum Beginn des neuen Studienjahres nur per Video mitfeiern konnten. Eine Ausnahme bildeten die wenigen jungen Leute, welchen, um in Vertretung aller anderen zu fungieren, die Teilnahme an der Liturgie in St Germain l’Auxerrois gestattet war und die vor der Hl. Messe mit dem Erzbischof eine kleine Fragestunde bestreiten durften.

Michel Aupetit erzählt, dass er, als er die Predigt anhand der Tagestexte vorzubereiten begann, sich sagte: „Das ist nicht möglich, ich muss andere Texte nehmen, sie sind nicht für eine Messe mit Studenten geeignet. Aber! Der Hl. Geist sagte zu mir: ‚Nein! Das sind die Texte, die die Kirche dir vorgibt.‘ Danach las ich sie wieder, während ich betete.“

„Ai, ai, ai! Der Brief des hl. Paulus an seinen Schüler Titus ist besonders haarig! Jeder kommt da dran (Tit 2,1-8.11-14).“ Nicht ganz, meine ich. Aber, ein Schmunzeln lockte der romanische Vorsichts- bzw. Klageruf hervor. Wohl beabsichtigt, wie man der eigenen belustigten Reaktion des Bischofs entnehmen konnte. Dann geht er auf die Ratschläge ein, die Paulus den Generationen gibt. „Die älteren Männer sollten besonnen und fest im Glauben sein … Besteht bei ihnen nicht das Risiko, dass sie lustlos sind oder dass sie dazu neigen, etwas ausgepowerte Exzentriker zu werden?

Und die älteren Damen? Der heilige Paulus sieht sie dem Alkohol ergeben: ‚Lass sie keine Sklaven des Trinkens sein‘ (Tit 2,3). Ah, er hat wohl viel Erfahrung. Nun – ich habe die Erfahrung gemacht, dass dieses Problem heute bei unseren Großmüttern eher selten ist. Und – sie sollen nicht verleumderisch sein. Ja, das ist noch schwieriger, aber ich meine, dass das übrigens alle betrifft.

Und die jungen Leute, jetzt kommt etwas für euch, liebe junge Leute!“

Dann verdeutlicht Erzbischof Aupetit, dass der Apostel Paulus den Älteren rät, diese zu ermahnen, vernünftig zu sein. „Ihr denkt, die Regierung zu hören, die euch anhält, keine Feste zu machen. Es ist wahr, dass jungen Menschen vorgeworfen wird, an öffentlichen Orten oder im Verborgenen Cluster zu bilden. Und sie werden angehalten, vorsichtig ihren Großeltern gegenüber zu sein, z.B. auf Übergewichtige und Diabetiker zu achten. Man sagt ihnen: ‚Ihr steckt sie an, dann können sie sterben.‘ Ja, das ist nicht falsch … Aber man muss sehen, dass dies eher eine etwas schuldbeladene Solidarität zwischen den Generationen ist.


Das ist aber nicht das, was Paulus sagt. Dieser zeigt die Solidarität zwischen den Generationen auf und spricht davon, dass es sich bei ihnen um eine Gemeinschaft der Hoffnung handelt. Um eine Gemeinschaft der Hoffnung, die sich an Christus orientiert, daran, die Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Jesus Christus zu bekunden.“ Bischof Aupetit erinnert die Studenten daran, dass alle zu diesem Volk Gottes gehören, junge wie alte Menschen. Dass alle „sein Volk“ sind, „das, wie der Text sagt, danach brennt, das Gute zu tun. Denn alle sind wir füreinander verantwortlich.“

Michel Aupetit fragt an dieser Stelle, wie wir es schaffen können, der Jugend nicht den Enthusiamus zu nehmen. In dieser problematischen Zeit. Ob wir sie nicht zu einer Generation depressiver Menschen machen? Dann skizziert er die einschneidenden Ereignisse der vergangenen Wochen. „Ein Lehrer wurde enthauptet. Eine Woche später schloss man den Buchhandel. Wieder eine Woche später wurde drei Gläubigen, die in einer Kirche beteten, die Kehle durchgeschnitten. Und wieder eine Woche später wurden die Hl. Messen untersagt. Welche Zeichen geben wir der Jugend und dem gesamten französischen Volk? Soll der Mensch allein vom Brot leben? Doch das ist nicht die Antwort Jesu…

Wie kann man die Flamme, den Enthusiasmus, das Feuer, das in uns brennt und unserem Leben Sinn gibt, erhalten? Man sorgt sich um das Essen, das wichtig ist zum Leben, das ist einfach eine Frage des Überlebens … Und die jungen Leute, ihr, die jungen Leute, ihr seid bestimmt, die Welt neu zu gestalten, sie aufzubauen, sie besser zu machen, von etwas anderem zu träumen … Das war schon immer so.

Auch ich war mal jung, 1968 war ich 17 Jahre alt. Ich war Gymnasiast, und im Gymnasium waren wir weniger betroffen als die Studenten, die alles verändern wollten. Aber wir erwarteten das, was die Studenten sagten. Diese wollten eine bessere Welt aufbauen, eine völlig freie Welt ohne jegliche Verbote. Und was ist heute das Resultat? Heute sind sie eine etablierte Bourgeoisie, ihre Träume und Ideale sind vage und verblasst, sie berühren niemanden mehr. Es ist nämlich viel leichter zu zerstören, als aufzubauen.“ Erzbischof Aupetit führt die durch Feuer so sehr in Mitleidenschaft gezogene Kathedrale Notre Dame als Beispiel an.

„Und in den berühmten 1970er Jahren waren viele Christen davon überzeugt, dass sie die Kirche von oben bis unten reformierten, dass sie den (verloren geglaubten) Faden des Evangeliums wiederfinden würden.“ Aupetit zählt ihre Aktivitäten auf: „Projekte, Ideen, neue Gemeinschaften, neue Liturgieformen, ungezügelter Aktivismus, all dies brachte die Gläubigen durcheinander. Und heute? Was ist das Resultat? Wir sehen viele Unstimmigkeiten in der Kirche, viel Bitterkeit. Und leider auch die Missbräuche aller Art, die uns Angst machen. Wir müssen uns ihnen stellen, mit Würde.

Wo sind sie, alle die, welche die Kirche retten wollten? Was schließen wir daraus? Brauchen wir mehr Begeisterung? Mehr inneres Feuer? Ja, absolut. Und ihr jungen Menschen, ihr müsst die Flamme tragen. Was aber haben wir dabei vergessen?“ Der Erzbischof weist nun klar und deutlich auf das gerade gehörte Evangelium und dessen Kernaussage hin (Luk 17, 7-10): „Wir sind nichts anderes, als einfache Diener (Luk 17,10). Wir sind weder die Retter der Kirche, noch der Welt. Der Retter ist Jesus Christus und nur er allein. Wir müssen ihm dienen und uns nicht dienen lassen.

Jeden Tag müssen wir uns mehr auf die Intimität mit ihm einlassen, die er uns selbst anbietet.“ ‚Ich nenne euch meine Freunde‘, zitiert Michel Aupetit das Johannesevangelium (Joh. 15,15) und fährt fort: „Ich bin sehr dankbar für diese wunderbare Religion, die eine Religion der Freundschaft ist. Ihr seht, wir sind nutzlose Diener, weil wir die Freunde unseres Herrn sind. ‚Ich nenne euch nicht mehr Diener, sondern Freunde‘ (Joh.15,15). Eine Religion der Freundschaft, gegründet auf die Freundschaft mit Christus …Und unsere ganzen Freundschaften basieren auf dieser Freundschaft … Darauf müssen wir bauen … demütig nur Christus zu lieben, … die Welt zu verändern, indem wir ihn lieben, jeden Tag mehr, Christus, der uns lehrt, zu lieben und uns den Hl. Geist gibt …

Es ist wichtig, diese Freundschaft zu pflegen, in diese Gemeinschaft mit Christus einzutreten, in die Liebe, die alles verwandelt. Wenn ihr demütig einfache Diener seid, dann könnt ihr das Angesicht der Kirche verändern, der Welt den Frieden bringen, die Liebe unter den Menschen reinigen und erneuern … Und dann, ja dann seid ihr vielleicht der Trost der alten Leute…“ Erzbischof Aupetit lächelt spitzbübisch-verschmitzt „und für das schon mal Danke!“

Homélie de Mgr Michel Aupetit - Messe dédiée aux étudiants d’Ile-de-France à St Germain l’Auxerrois - Mardi 10 novembre 2020, Homélies – Diocèse de Paris. Und: Messe des étudiants d'Île-de-France, KTOTV (Télévision Catholique). Tit 2,1-8.11-14. Übersetzung für kath.net: Dr. Juliana Bauer.

Kleine Nachbemerkung:
„Wenn ihr demütige einfache Diener seid…“ Erzbischof Aupetit organisierte, insbesondere seit Ausbruch der Corona-Epidemie, die Versorgung der Bedürftigen: über 20 Pariser Pfarreien sind mit mehreren hundert Essen täglich im Einsatz. Er selbst ist mit „von der Partie“ – er teilt z.T. Essen mit aus oder sitzt bei den Menschen, die mit ihm sprechen möchten. Schon während des 1.Confinements half er, der studierte Arzt, mit bei der Versorgung von Corona-Patienten. Darüber hinaus regelte er, in Absprache mit der Oberbürgermeisterin, für infizierte Verstorbene menschenwürdige Beerdigungen. Siehe Kurzvideos der Erzdiözese Paris, März-Mai, November 2020 und ein Beitrag „Poderoso Aupetit“ (Starker Aupetit) in: Tempi. it , 27.März 2020.

 


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