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| ![]() Der Anker und der Mann mit dem hörenden Herzenvor 6 Stunden in Chronik, 7 Lesermeinungen Zum 20. Jahrestag der Amtseinführung von Papst Benedikt XVI. – Von Michael Hesemann Vatikan (kath.net) Als die Welt auf die Stadt Rom schaute und gebannt an den Fernsehern die Amtseinführung des neuen Papstes verfolgte, der sich Benedikt XVI. nannte, an jenem 24. April 2005, machte ein Taucher vor der Küste Maltas eine Entdeckung, die aufhorchen ließ. Auf offener See vor dem Ghalis-Turm, vor der Einfahrt in die Salina-Bucht, stieß Mark Gatt in 36 Metern Tiefe auf einen gigantischen Bleianker, der eine Inschrift trug. „Isis – Serapis“ war in erhabenen Buchstaben auf seiner Seite zu lesen, die Namen der Hauptgötter der ägyptischen Hafenstadt Alexandria in der Antike. Noch am selben Tag barg Gatt den Anker mit Hilfe luftgefüllter Hebesäcke und informierte die Archäologen des Maritim-Museums von Vittorioso über den Fund. Sie identifizierten ihn als Anker eines alexandrinischen Kornschiffes aus dem 1. Jahrhundert, der offenbar nach einer nächtlichen Ankerung im Meer zurückgelassen worden war. Auf einem solchen Schiff, so steht es in der Apostelgeschichte, reiste der Völkerapostel Paulus, als er vor Malta Schiffbruch erlitt, just nachdem es vor der Insel geankert hatte. Im Februar 2010 informierte ich Papst Benedikt im Rahmen einer Audienz über den aufsehenerregenden Fund, den ich zuvor auf Malta inspiziert hatte. Als ich ihm ein Foto von der Bergung in der Stunde seiner Amtseinführung übergab, griffen seine Hände nach der meinen und drückten sie fest, während er mir tief in die Augen schaute: „Herr Hesemann“, meinte er mit leicht vibrierender Stimme, offenbar tief bewegt: „Denken Sie nicht auch, dass das ein Zeichen der göttlichen Vorsehung ist?“ Ich konnte nicht anders, als diese Frage zu bejahen. Sie ließ ihm keine Ruhe. Als kurz darauf bekannt wurde, dass er eine Reise nach Malta plante, ließ er mich bitten, eine Begegnung mit Mark Gatt und seinem Anker zu arrangieren. Es war nicht leicht, den 700 Kilogramm schweren Fund aus dem Museum zur Paulusgrotte in Mdina zu bringen, doch schließlich war es so weit. Am 17. April 2010, gegen 20.15 Uhr, konnte Benedikt XVI. den „Paulus-Anker“ gründlich inspizieren. Seinem Entdecker stellte er nur eine Frage: „Sind Sie sich sicher, dass es sich um den Anker eines alexandrinischen Kornschiffes handelte?“ „Heiliger Vater, alle Experten sind davon überzeugt“, lautete die überzeugende Antwort. Auch wenn, was ich sehr bedaure, nur wenige die Tragweite dieser Entdeckung verstanden, so ist sie doch, zumindest in meinen Augen, von allerhöchster Symbolkraft für das Pontifikat des Bayern Joseph Ratzinger. Denn der Anker war bei den ersten Christen ein Symbol für das Kreuz und damit für Christus, für einen Glauben, in dem sie in den Stürmen der Zeit Halt fanden. Diese Metapher, dieses Verständnis vom Glauben als Anker, ist aktueller denn je. Das ganze Abendland ist in der christlichen Tradition verankert. Umso schöner, dass gerade Malta seinem Glauben so treu blieb wie kein anderes Land Europas. Es ist ja so eine Art „Insel der Seligen“ in einer sturmgepeitschten Zeit, so wie es auch für Paulus und seine Gefährten zum rettenden Eiland wurde. Sie strandeten zwar, sie mussten alles hinter sich lassen, doch sie wurden auf wunderbare Weise gerettet und legten eine Saat, die aufging. Da ist es vielleicht eine Ironie der Geschichte, vielleicht aber auch ein weiteres Zeichen der Vorsehung, was am Himmel über Europa los war, als der Papst einen Tag nach seinem 83. Geburtstag und genau fünf Jahre nach dem historischen Konklave von 2005 nach Malta aufbrach. Über dem ganzen Kontinent zogen schwarze Wolken auf, die Aschewolken aus Island, wo gerade der Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen Eyjafjallajökul ausgebrochen war. Nur zwischen Malta und Rom funktionierte der Flugverkehr reibungslos. Vielleicht sollten wir lernen, auch auf solche Zeichen zu achten und der Stimme der Vorsehung zu lauschen, statt immer nur an einen Zufall zu glauben. Jedenfalls war es Papst Benedikts feste Überzeugung, dass es eine göttliche Vorsehung gibt, dass Gott auch in unserer Zeit nicht schweigt, sondern manchmal in Zeichen zu uns spricht und dass der Christ von heute sein Wirken erkennen kann. Er braucht dafür nur, wie es der weise König Salomon nannte – eine der liebsten Schriftstellen des Theologen-Papstes, die er 2011 sogar vor den Parlamentariern des Deutschen Bundestages zitierte – „ein hörendes Herz“ (1 Kön 3,9). Ein hörendes Herz ist der Schlüssel zur Weisheit. So ein Herz hat viel mit Zuhören und Hinterfragen, mit Offenheit und Interesse am Anderen zu tun. Und dann gehört noch eine Portion Gelassenheit dazu, ein in-sich-Ruhen, um Entscheidungen abwiegen zu können – alles Eigenschaften, die Benedikt XVI. und auch sein Pontifikat zutiefst charakterisierten. Dabei war er kein Schwarmgeist, ganz im Gegenteil: Schon als Theologieprofessor hatte er das unbedingte Zusammengehen von Glaube und Vernunft gelehrt. Denn ohne Vernunft droht der Glaube schnell, zur irrationalen Schwärmerei zu entarten, doch ohne den Glauben verliert die Vernunft ihr Maß und ihre Menschlichkeit. So war der Ankerfund von Malta nicht nur ein schönes Symbol für Benedikts Pontifikat, vor allem bezeugt er den Wahrheitsgehalt der Heiligen Schrift. Dass er exakt in jener Tiefe und an jener Stelle gefunden wurde, die der Evangelist Lukas in seiner Apostelgeschichte (Apg 27,27-44) so genau beschreibt, belegt den Wahrheitsgehalt seiner Schilderung und verankert sie in Geschichte und Archäologie. Plötzlich erlitt eine rationalistische, überkritische Exegese, wie sie in Deutschland ihren Ursprung bei dem Protestanten Bultmann hatte und die sich um die „Entmythologisierung“ der biblischen Texte bemüht, Schiffbruch. Und das ausgerechnet an jenem Tag, an dem der größte Theologe unserer Zeit, Joseph Ratzinger, in das Petrusamt eingeführt wurde! Schon als Theologieprofessor und später als Kardinal hatte Ratzinger erkannt, dass die vielbeschworene „Krise der Kirche in Europa“ zuallererst eine Glaubenskrise ist. Nach dem Fall der totalitären Regime des Nationalsozialismus und des Kommunismus, die beide den „Himmel auf Erden“ versprachen, aber die Hölle kreierten, war die Welt einer dritten Irrlehre zum Opfer gefallen, die Befreiung durch grenzenlosen Konsum versprach, dem Materialismus, der seit den 1990er Jahren zum Hedonismus und Werterelativismus mutiert war. Vor den Gefahren einer „Diktatur des Relativismus“, der alle Werte negiert und jede Ethik und Moral zerstört, warnte Ratzinger ausdrücklich in seiner Predigt zur Eröffnung des Konklaves von 2005, die als sein geistiges Vermächtnis gedacht war, aber zum Programm seines Pontifikats werden sollte: „Wir haben jedoch ein anderes Maß: den Sohn Gottes, den wahren Menschen. Er ist das Maß des wahren Humanismus.“ Er klang wie ein biblischer Prophet und ja, er war zum Propheten unserer Zeit, zum Kirchenlehrer der Moderne, geworden. Der christliche Humanismus, der gleichermaßen auf Wahrheit und Liebe aufgebaut ist, erkennt, dass der Mensch mehr ist, als die Vertreter des Materialismus ihn glauben machen. Er ist von Gott nicht für eine begrenzte Existenz geschaffen, sondern für die Ewigkeit. In sich trägt er die Sehnsucht nach der unendlichen Liebe Gottes, die in Jesus von Nazareth ihre Inkarnation gefunden hat. Dass ein amtierender Papst die Zeit findet, eine dreibändige Jesus-Biografie zu schreiben, ist einmalig in der Kirchengeschichte. Doch Benedikt XVI. wollte das Problem der Glaubenskrise unserer Zeit an der Wurzel packen, indem er die Selbstoffenbarung Gottes in dem Mann aus Nazareth den Menschen des dritten Jahrtausends neu erschloss. Als ehemaliger Theologieprofessor wusste er nur zu gut um den Schaden, den das auch an katholischen theologischen Hochschulen vermittelte „entmythologisierte“ Jesus-Bild angerichtet hatte, sprich: dass die Relativierung der Glaubensgrundlage unweigerlich zur Krise des Glaubens führen musste. Wenn der Auferstandene, der Wunder wirkende Sohn Gottes, ein Mythos wäre, dann könnte dieser Jesus auch nicht unser Erlöser sein. Dann ist er auch nicht präsent in der Eucharistie, dann ist es Brot und Wein, was den Gläubigen präsentiert wird, und nicht Leib und Blut Christi. Damit erübrigt sich die Sonderstellung des Priesters, verliert sein Opfer, der Zölibat, seine Legitimation. Er wird zum unglaubwürdigen Vertreter einer Lehre, die er selbst für längst widerlegt hält, und verliert den Respekt vor sich selbst und seinem Amt. Die tausendfachen tragischen Fälle sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche, dieses Krebsgeschwür, dass Benedikt XVI. so konsequent bekämpfte, haben hier ebenso ihre Ursache wie die Erosion des Glaubens unter den Katholiken, das allmähliche Zerbröckeln der Kirche, das zeitweise zu lawinenhaften Austrittswellen führte. Gegen all das, gegen die größte Krise der Kirche seit den Tagen der Apostel, kämpfte Papst Benedikt mit leiser Stimme und feinen Worten, die ihm den Ruf eines „Mozarts der Theologie“ einbrachten. Auch die Ausrufung eines „Paulusjahres“ 2008/9 oder eines „Jahres des Glaubens“ 2012/13 dienten diesem Zweck. Es war eine Titanenaufgabe und es ist die große Tragik seines Pontifikats, dass sie oft genug allein auf seinen schmalen Schultern ruhte. Auch viele Hirten hatten ihre Herzen vor den „Zeichen der Zeit“ verschlossen und waren nicht bereit, diese „Revolution der Wahrheit“, als dessen Mitarbeiter sich Benedikt verstand – sein Papstmotto lautete „cooperatores veritatis“ – mit zu tragen, weil die Wahrheit immer unbequem ist, ja in unserer Zeit regelrechten Heldenmut verlangt. So schwand ihm die Kraft mit den Jahren, gebeutelt durch immer neue Hürden, bis er nicht mehr konnte, bis ihm die Stimme immer mehr versagte und er, in einem Akt größter Demut, am 11. Februar 2013 seinen Rücktritt ankündigte. Am Abend desselben Tages tobte ein Gewitter über Rom und ein mächtiger Blitz schlug in die Kuppel des Petersdomes ein, auch das war ein Zeichen: Es mahnte uns alle, endlich aufzuwachen und in Gott den Herrn der Geschichte zu erkennen. Doch dazu bedarf es eines “hörenden Herzens“, wie es Benedikt XVI., der Prophet und Kirchenlehrer unserer Zeit, uns vorgelebt hat. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! ![]() Lesermeinungen
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