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| Pariser Erzbischof Aupetit: „Wir Christen müssen in einer terrorisierten Gesellschaft wach bleiben“5. Jänner 2021 in Spirituelles, 11 Lesermeinungen „Wach bleiben … in einer taumelnden, betäubten und terrorisierten Gesellschaft, …einer Welt, in der ein einfaches Virus Terror auslöst“ „Nach dem Vorbild der Jungfrau Maria am Fuße des Kreuzes aufrecht bleiben“. Gastbeitrag von Juliana Bauer Paris (kath.net) „Ah, liebe Brüder und Schwestern! Wir sind voller Freude, weil in Bälde Weihnachten sein wird.“ Ungeachtet aller Sorgen und Probleme ruft es Michel Aupetit, der Erzbischof von Paris, den recht zahlreich versammelten Gläubigen zu. Dieses Mal in Sainte Geneviève, in der der heiligen Genoveva, der Stadtpatronin von Paris geweihten Pfarrkirche. Und er strafte die gegen die Freude des Weihnachtsfestes gerichteten Bedenken, wie sie beispielsweise immer wieder im deutschen Sprachraum zu hören, zu lesen waren, gewissermaßen Lügen. Aupetits Predigtworte reihen sich ein in seine vielzähligen ermunternden Worte, die er in den vergangenen Monaten an alle Christen, in Predigten wie auch über Videos, richtete – Sätze, welche uns Christen auch in diesen Zeiten an unseren Glauben an den Mensch-gewordenen Gott und die mit diesem Glauben eng verbundene Verantwortung und Freude erinnern wollten, uns dem Mit-Menschen zuzuwenden. Ihm, trotz Vorschriften wie Maske, Abstand, Kontaktverbot „ein Lächeln zu schenken“, Hilfe anzubieten, ihn nicht alleine zu lassen… (Seine Worte blieben keine leeren Worte, viele Begegnungen und Initiativen in Paris gehen auf den unermüdlichen Einsatz des Erzbischofs zurück). Inzwischen feierten wir Christen das Fest der Geburt Jesu – das Fest, an dem, wie Aupetit in seiner Ansprache in der Heiligen Nacht freudig darlegte, Gott uns Menschen seinen Sohn zum Geschenk machte. Wenngleich an diesem Abend seine Freude nicht ungetrübt war und sich Scham hineinmischte: „Ich schäme mich heute, euch frohe Weihnachten zu wünschen… So viele Menschen können nicht mit ihrer Familie feiern, müssen alleine bleiben…“ Doch kehren wir zu Michel Aupetits Predigt vom letzten Adventssonntag des gerade vergangenen Jahres zurück, die weit über Advent und Weihnachten hinaus ihre Gültigkeit behalten wird. „Sicher“, fährt er fort, „wir leben zur Zeit in einer etwas befremdlichen Art und Weise… Die Freude aber, die wir im Herzen tragen, wird auf jeden Fall bleiben …an Weihnachten feiern wir den Geburtstag dessen, der in unsere Mitte, zu uns Menschen kam … Und wir bereiten im Advent unsere Herzen auf diese immense Freude vor…“ – die „immense Freude“, der der Pariser Oberhirte am dritten Advent, dem Sonntag Gaudete (Freuet euch), eine anschauliche Predigt widmete. Dann unternimmt er einen Streifzug, nach seinen Worten eine „spirituelle Reise“, durch die biblischen Themen der Adventszeit. Angesichts der „terrorisierten“ Lage unserer Gesellschaft unterstreicht er die notwendige Wachsamkeit der Christen, die im Fokus seiner Predigt des Ersten Advents stand. „Am ersten Adventssonntag rief uns Christus dazu auf, wachsam zu sein. Es ist wichtig, Wächter zu sein. Was aber sind Wächter? Das sind diejenigen, die wach sind und Acht haben, wenn andere schlafen…. Die Ärzte, die Feuerwehrleute oder die Polizei und manche anderen. Auch wir Christen, wir sind diejenigen, die wach bleiben sollen, wenn die anderen schlafen. Wach bleiben, das heißt, dass wir in einer taumelnden, einer betäubten und einer terrorisierten Gesellschaft, …einer Welt, in der ein einfaches Virus Terror auslöst… (und nicht nur dieses allein: Anm. d. Übers.), diejenigen sein müssen, die“, wie es Aupetit in der schriftlichen Predigtfassung ausdrückt, „nach dem Vorbild der Jungfrau Maria am Fuße des Kreuzes aufrecht bleiben. Warum?“ fragt Erzbischof Aupetit schließlich, sollten wir aufrecht bleiben, uns nicht unterkriegen lassen. „Weil wir zutiefst überzeugt davon sind, dass Gott sein letztes Wort noch nicht gesprochen hat. Und dass Gott noch nicht sein letztes Wort gesprochen hat, das bedeutet Hoffnung! Am zweiten Sonntag“, so der Erzbischof weiter, „wurde uns die edle Gestalt Johannes des Täufers vorgestellt, um für den Herrn den Weg zu bereiten. Und was machte Johannes? Er rief zur Umkehr auf. Zur Umkehr des menschlichen Herzens, dazu, dass der Mensch sein Herz ändern möge, seinen Blick auf Gott, auf die anderen, auf sich selbst … Die Umkehr aber bedeutet auch, dass ebenso der Mensch sein letztes Wort noch nicht gesprochen hat. Und das wiederum heißt Hoffnung…“ Erzbischof Aupetit erklärt die Hoffnung als eine besondere Gnadengabe Gottes, die gerade auch in der Umkehr ihren Raum habe. Dann greift Michel Aupetit, den Blick gezielt auf Gottes unentgeltliche Gnade gerichtet, die erste Lesung des vierten Advents auf (2 Sam 7,1-5.8b-12.14a.16). „Der heutige Text zeigt uns David, der uns lehrt, dass es weniger darum geht, etwas für Gott zu tun, sondern darum, zu glauben, dass Gott etwas für uns tut… David, der kleine Hirte, der aufgrund der Gnade Gottes ein großer König wurde. Hat dieser kleine Hirte, als er König wurde, etwas für Gott getan? Er meinte, eigens etwas für ihn tun zu müssen… Er will ihm eine Wohnung bauen. Wer aber kann Gott eine Wohnung bauen…?“ (Gott nimmt Davids Vorhaben nicht an). „Was können wir also von David lernen?“ fragt der Erzbischof weiter. „Dass nicht wir etwas für Gott tun können, sondern dass es Gott ist, der etwas für uns tut…“ Dann führt er aus, dass wir von Gott alles erwarten können. Und wenn wir von Gott alles erwarten würden, könnten wir Großes realisieren… Aupetit lenkt in diesem Zusammenhang den Blick auf die Patronin seiner Stadt, die überzeugt war, von Gott jegliche Hilfe erwarten zu können und deren Erwartung sich erfüllte: „Schauen wir, vor allem in dieser speziellen Zeit, in der wir momentan leben, auf Geneviève, was sie für Paris tat… als Attila (der Hunnenkönig) vor den Toren von Paris stand… … Sie blieb aufrecht, weil sie ihr ganzes Vertrauen in Gott setzte… sie realisierte alles, was eine wundervolle Frau zu realisieren vermag…“ In der Hoffnung, die zu dem führe, was wir erwarten dürften. (Es sei hier angemerkt, dass die Heilige laut Überlieferung und Legende nicht nur die Männer durch ihren leidenschaftlichen Einsatz zur Verteidigung bewegte, sondern ebenso durch eine große Gebetsinitiative mit den Frauen von Paris, ihre Stadt vor den Hunnen rettete). Im letzten Teil seiner Predigt wendet sich der Erzbischof, an das Evangelium anknüpfend, Maria zu (Luk 1,26-38). „…Auch Maria realisierte alles… sie offenbart uns, wie es der Engel sagt, die Fülle der Gnade. Sie setzt dieser Gnade keinerlei Hindernisse entgegen… weist die Hoffnung nicht zurück …, in ihr gibt es keine Schuldzuweisungen, keine Zweifel, keine Forderungen, keine vorgefassten Ideen. Aber da sagt ihr nun, sie stelle eine Frage (auf die Frage Marias, wie es denn möglich sei, ein Kind zu empfangen, da sie keinen Mann habe, ging Aupetit in früheren Predigten ausführlich ein). Ja, das ist normal, das ist vollkommen menschlich … Aus menschlicher Sicht ist das, was der Engel verkündet, unmöglich … und der Sünder hält es für nicht möglich… Aber auch wenn Maria fragt, wie es denn möglich sei, glaubt sie, was ihr geschehen wird … Ihre Frage ist eine Frage der Intelligenz…“ Im Wort des Engels scheine zudem eine große Hoffnung auf, so Michel Aupetit weiter, denn Gottes Verheißung ist der Hl. Geist, der auf Maria herabkommt. Und ihre Antwort ist ein „Ja“…, „sie gibt sich ganz in die Gnade Gottes.“ Auch erkenne sie bereits in sich selbst, was ihr Sohn Jesus zum Zeitpunkt seiner Passion im Garten Gethsemane erreichen wird, nämlich die Anpassung des menschlichen Willens an den göttlichen Willen: "Nicht was ich will, Vater, sondern was du willst" (Mt 26,39). „Sich dem Willen Gottes zu überlassen, heißt, sich der Hoffnung zu überlassen…“ Aupetit beschwört die Gläubigen, es gerade jetzt wie Geneviève, wie Maria zu tun und sich der Hoffnung in Gott zu überlassen „wir brauchen nichts zu tun, um uns zu retten.“ Es handle sich nicht darum, für Gott eine würdige Wohnung zu bauen wie beispielsweise eine Kirche, ja selbst nicht einmal Notre Dame… es handle sich darum, ihm eine würdige Wohnung zu bereiten „Maria ist die würdige Wohnung für Gott.“ Maria sei die von Gott als würdig, als wunderbar erachtete Wohnung, die er für sich erwählte … Michel Aupetit weist darüber hinaus auf die Eucharistie, wo Gott in den Menschen Wohnung nehme, „in einem jeden von uns.“ „Maria“, fasst der Erzbischof zusammen, „ist der Höhepunkt dieser spirituellen Reise, die wir in dieser Adventszeit unternommen haben und die das Werk Gottes und seinen Bund in seinem einzigen Sohn perfekt verwirklicht... …Bereiten wir uns also auf das Kommen des Herrn vor und danken wir Gott mit Freude für diese Liebe, die … zu uns kommt… Zu uns, die wir Sünder sind, um uns in Liebe zu verwandeln.“ Homélie de Mgr Michel Aupetit: umfassende Predigtauszüge aus der TV-Übertragung vom 4. Advent 2020, unter Hinzuziehung der Schriftfassung Nachwort: “Die guten Wünsche von Mgr Michel Aupetit“ Archivfoto Erzbischof Aupetit (c) Erzbistum Paris Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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