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Die Vernunft des Glaubens – Zum 20. Todestag des heiligen Johannes Paul II.

1. April 2025 in Aktuelles, 5 Lesermeinungen
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Die Freiheit der Wahrheit – Johannes Paul II., das letzte Zeugnis seines Leibes, das strahlende Erbe seiner Lehre und seines Glaubens. Vor 20 Jahren wurde der Pilgerpapst in das Haus des Vaters heimgeholt. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Als die Welt die letzten Bilder von Johannes Paul II. sah – seinen von der Krankheit gezeichneten Leib, sein von Schmerz, aber auch von einer tiefen inneren Klarheit erfülltes Gesicht –, wurde bewusst, dass dieser sterbende Leib derselbe war, der unzählige Male gebeugt vor der Eucharistie niedergekniet, der auf den Schultern eines jungen Papstes Rom und den Erdkreis umarmt und der mit ausgestreckten Armen das Kreuz Christi sichtbar werden ließ – ein Leib, der bis zum Letzten für die Wahrheit hingegeben war.

„Il Santo Padre è tornato alla casa del Padre questa sera alle ore 21.37 nel suo appartamento del Palazzo Apostolico.” Am 2. April 2005, als die große Glocke der Petersbasilika mit ihrem E-solo die Welt in einen Moment des Innehaltens rief, als die Kirche vor dem Raum der Leere eines inneren Karsamstages stand, verließ uns Karol Wojtyła – Johannes Paul II. Sein Sterben war ein letzter, zutiefst lehrhafter Akt seines Pontifikats. Er, der die Welt und die Kirche durch seinen unerschütterlichen Glauben, seine leidenschaftliche Liebe zur Wahrheit und seine unermüdliche Hingabe an Christus geformt hatte, lehrte uns in jenen letzten Stunden, was es bedeutet, das Kreuz anzunehmen und sein Ich in diesem aufgehen zu lassen. Sein Tod war für alle nicht einfach das Ende eines historischen Pontifikats, sondern die Erfüllung eines Lebens, das sich ganz in den Dienst der Kirche und der Menschheit gestellt hatte.

Heute, zwanzig Jahre nach seinem Heimgang zum Vater, blicken wir zurück auf sein Leben und Lehramt, das die Kirche in einer Zeit des Umbruchs und der Herausforderungen gestärkt hat. Es war ein Pontifikat der Klarheit und der Weite – ein beständiger Dialog zwischen Glauben und Vernunft, Wahrheit und Freiheit, Tradition und Moderne.

Johannes Paul II. verstand und lebte das Christentum nicht als moralisches System oder eine ideologische Bewegung oder „Religion“, sondern als das tiefe, personale Zusammentreffen von Wahrheit und Liebe, die in Christus Mensch geworden ist. Diesem Ansatz verdankt die Kirche eine ihrer bedeutendsten Enzykliken: Fides et Ratio (1998). In ihr entfaltete der Papst eine Theologie, die nicht im Widerspruch zur Vernunft steht, sondern sie erhebt und klärt.


„Glaube und Vernunft sind wie die beiden Flügel, mit denen sich der menschliche Geist zur Betrachtung der Wahrheit erhebt. Das Streben, die Wahrheit zu erkennen und letztlich ihn selbst zu erkennen, hat Gott dem Menschen ins Herz gesenkt, damit er dadurch, daß er Ihn erkennt und liebt, auch zur vollen Wahrheit über sich selbst gelangen könne.“ Diese programmatischen einleitenden Worte aus Fides et Ratio fassen zusammen, was Johannes Paul II. zutiefst bewegte: Die Vernunft kann sich - in welcher Dimension auch immer - nicht selbst genügen. Wenn sie sich von der Offenbarung abschneidet, verliert sie sich in Relativismus oder Nihilismus. Umgekehrt bleibt der Glaube ohne die Vernunft anfällig für Irrwege, für Fundamentalismus oder Sentimentalismus. Dieses Zusammenspiel von Glaube und Vernunft hatte für Johannes Paul II. auch eine zutiefst existenzielle Bedeutung. Er war ein Mann des Gebets und zugleich ein Denker, der in der Auseinandersetzung mit der modernen Philosophie reifte. Seine philosophische Prägung durch die phänomenologische Schule und sein tiefes Studium des hl. Thomas von Aquin machten ihn zu einem Papst, der mit der Welt argumentieren konnte, ohne dabei den Glauben zu verwässern. In seinem Freund und Kardinalpräfekten der Glaubenskongregation Joseph Ratzinger hatte er einen bedeutenden Weggenossen gefunden.

Wenn Fides et Ratio die Vernunft in den Dienst des Glaubens stellte, dann ist es Veritatis Splendor (1993), die die Ethik in die Dimension der Wahrheit rückte. Diese Enzyklika ist eine der tiefgründigsten Reflexionen über die sittliche Ordnung, die je aus dem Lehramt hervorgegangen sind. Sie war eine Antwort auf einen zunehmenden ethischen Relativismus, der Wahrheit als wandelbar und Freiheit als absolute Autonomie verstand. Johannes Paul II. widersprach dieser Sichtweise mit der Klarheit eines Mannes und Hirten, der wusste, dass wahre Freiheit nur in der Bindung an die Wahrheit zu finden ist. Freiheit ist nicht die Lizenz, nach Belieben zu handeln, sondern die Fähigkeit, das Gute zu wählen. „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wahrhaft meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien“ (Joh 8,32) – dieses Wort des Herrn war das Herzstück seines ethischen Denkens. Diese Überzeugung führte Johannes Paul II. auch im „Kulturkampf“ unserer Zeit. Er stellte sich gegen eine Gesellschaft, die die Natur des Menschen neu definieren wollte – gegen eine Ethik, die den Schutz des Lebens nicht mehr als unantastbar ansah. Seine lehramtliche Klarheit in Fragen der Bioethik, der Ehe und Familie war nicht Ausdruck von Starrheit, sondern von Treue zur Wahrheit, die  allein Christus selbst ist: „Dominus Iesus“.

Die letzten Jahre und vor allem Monate seines Lebens bildeten sichtbar eine tiefe Lehre des Christseins. Der Papst „war da“, weder unsichtbar noch verschwunden. Die Krankheit nahm ihm allmählich seine äußere Kraft, aber sein Inneres wurde nur umso leuchtender. Er, der einst Bergwanderer, Poet und Sportler war, ließ uns teilhaben an seinem Leiden, das er im Licht des Kreuzes verstand. Als sein Licht verlöschte, versammelte sich gerade „seine“ Jugend auf dem Petersplatz. Er hatte sie „gerufen“ und sie waren gekommen. Der Petersplatz - erfüllt von der Liebe zum „Vicarius Christi“, der wie ein Mond das Licht der göttlichen Sonne widergespiegelt hatte. „Santo subito!“ – „Sofort heilig!“ - Es war dies dann vor allem auch ein spontaner Ausruf einer Generation, die in ihm den Vater gefunden hatte, den sie suchte. Denn Johannes Paul II. war nicht nur ein Papst, sondern ein Zeuge, der mit seinem Leben predigte. Sein Sterben war die letzte und vielleicht tiefste Verkündigung seines Pontifikats: Dass das Christentum keine Theorie, Religion oder „Meinung“ unter anderen ist, sondern das kosmische Ereignis, der Weg – der Weg, der durch das Kreuz zur Auferstehung führt.

Heute steht die Kirche vor neuen Herausforderungen einer schleichenden Entchristianisierung. Eine weltliche, auf Beifall und Angleichung ausgerichtete Gesinnung und Ausrichtung auf vermeintliche neue „Wirklichkeiten“ scheinen zu oft im Vordergrund zu stehen. Der Relativismus ist nicht „schwächer“ geworden, er lebt versteckt hinter einer Vielzahl anderer Masken. Die Frage nach Wahrheit und Freiheit muss in neuen Formen gestellt werden. Doch Johannes Paul II. bleibt als Kompass erhalten. Seine Enzykliken sprechen noch heute zu uns, als wären sie für unsere Zeit geschrieben. Fides et Ratio ruft auf, die Vernunft nicht in den Dienst der Willkür zu stellen, sondern sie zur Wahrheit hin zu öffnen. Veritatis Splendor erinnert daran, dass Moral nicht subjektiv, sondern in der objektiven Ordnung der Schöpfung verwurzelt ist. Und sein Leben selbst zeigt uns, dass wahre Autorität nicht in Macht, Autoritarismus oder einer scheinbaren Autokratie, sondern in Dienerschaft liegt: darin, dass das eigen Ich verschwindet und ganz im von Christus gestifteten „munus“ wirklich ist. Johannes Paul II. war ein Zeuge der Hoffnung. Sein Glaube war kein weltfremder Idealismus, sondern ein durch Leiden hindurch geprüfter Realismus. In einer Welt, die sich immer mehr von ihren Wurzeln entfernt, bleibt er ein Leuchtturm der Wahrheit.

An seinem zwanzigsten Todestag empfiehlt sich die Kirche der Fürsprache des Heiligen Papstes. Das Erbe Johannes Pauls II. - es lässt sich im Geist des hl. Thomas von Aquin in dieser Hingabe an die Wahrheit und an Christus zusammenfassen: Niemand kann sich aus sich selbst auf das Licht der Herrlichkeit hin ausrichten, wenn er nicht von Gott bewegt wird. So kommt das Wesen von Johannes Paul II. in seiner letzten Predigt – seinem Sterben – zum Ausdruck: Er war eine Gestalt, die sich nicht selbst lebte, sondern sich immer tiefer von Gott bewegen ließ, bis in das Licht der Herrlichkeit hinein.

 


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