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| Pariser Erzbischof Aupetit hatte auserlesene Monstranz in Gestalt der Jungfrau Maria gestaltet13. Juli 2021 in Spirituelles, 9 Lesermeinungen Eine Antwort auf die Pachamama-„Monstranz“ in Mexiko. Gastbeitrag von Juliana Bauer Paris (kath.net) „Wir haben die Schönheit des Schreins verloren, aber wir verloren nicht das Juwel, das dieser enthielt: Christus, der gegenwärtig ist in seinem Wort und in seinem Leib, der für uns hingegeben wurde.“ Es waren die ersten Worte, die Michel Aupetit, der Erzbischof von Paris, nach dem furchtbaren Brand von Notre Dame der Presse gegenüber äußerte (Le Figaro, 16.April 2019). Er selbst, ein begnadeter Bildschnitzer, schuf – möglicherweise im Jahr davor, vielleicht auch etwas früher – einen erlesenen „Schrein“ für die Eucharistie, den Leib Jesu. Mehr oder weniger durch einen „Online-Zufall“ stieß ich auf die künstlerische Begabung des Pariser Oberhirten und auf mehrere seiner abgebildeten Werke. Eines faszinierte mich im Besonderen: eine Monstranz, die er in Gestalt der Jungfrau Maria kreierte, eine Skulptur von außergewöhnlicher Zartheit. Er schuf das kostbare Behältnis in Holz, seinem Werkstoff, und – wie die Fotos zu verraten scheinen – offenbar in Lindenholz, der von den Bildschnitzern heute noch für ihre Arbeiten bevorzugten Holzart. Lange Zeit nannte man das Lindenholz auch „lignum sacrum“, d.h. heiliges Holz, weil aus ihm von den Bildschnitzern und Bildhauern zahlreiche Altarretabeln und Heiligenfiguren geschaffen wurden (siehe u.a. vor allem die berühmten Altäre von Veit Stoß und Tilmann Riemenschneider). Beschreibung der Skulptur Michel Aupetit schuf Maria als Ganzkörperfigur. Vor dem Betrachter steht eine schmale Gestalt in bodenlanger Gewandung, umhüllt von einem Schleier, der Haupt und Oberkörper umfängt und mit den Ärmeln ihres Gewandes scheinbar verschmelzt. Unter dem Schleier blicken, ponyartig frisiert, kurze Haarsträhnen hervor – eine feinsinnige Andeutung auf eine junge Frau, die fast auch aus unserer modernen Zeit stammen könnte und somit, über 2000 Jahre hinweg, Zeit und Raum letztlich durchbricht. Maria umfasst die Lunula, welche die Hostie birgt und sich nahe ihrem Herzen befindet, mit beiden Händen. Nahe der „Liebe ihres Herzens“, wie der Erzbischof in einer Weihnachtspredigt einmal formulierte (24.12.2019). Gleichzeitig umschließt sie mit ihren Armen schützend ihren schwangeren Leib – erahnend, wissend, dass in ihrem Leib und im Brot ihr Sohn, der Sohn Gottes, in gleichbedeutender Weise gegenwärtig ist. „Unterstrichen wird die gesamte Geste durch eine große Hand“, der Hand Gottes, des Vaters, die aus der Gewandung herauszuwachsen scheint und sich über die linke Hand Mariens legt. Die Jungfrau senkt ihren Kopf, die Augen geschlossen, sich ihrem Kind zuwendend; auf ihrem feingliedrigen Gesicht liegt ein verträumtes Lächeln. Ihre Lippen sind leicht geöffnet, so, als würde sie zu ihrem Kind sprechen, dessen „innere Präsenz“ sie freudig wahrnimmt. Erzbischof Aupetit modellierte seine Mariengestalt in ebenmäßig plastischer Form, auf der sich Licht und Schatten dezent spiegeln. Die weich fließenden Konturen und Profile des Schleiers erinnern ein wenig an jene des „weichen Stils“ der spätgotischen Madonnen, wenngleich er als zeitgenössischer Künstler alle überflüssigen Linien und Formen unterließ und, mit Blick auf das Eigentliche, einer schlichten Marienfigur den Vorzug gab, die er nicht um ihrer selbst willen gestaltete, sondern die als Schrein für den verborgenen Leib Jesu dienen soll. Religiöse Aussage So realisierte Michel Aupetit mit seiner einfühlsamen und wertvollen Arbeit nicht nur eine künstlerische Aussage und deren Gestaltung. Vielmehr ist diese eingebettet in seinen tief gegründeten Glauben, wie er ihn Sonntag für Sonntag verkündet. Seine Marienpredigten und andere können zu seiner Gottesmutter-Figur, insbesondere auch zu der mit ihr aufgezeigten innersten Verbindung zu Christus in der Eucharistie wesentliche Aspekte erhellen. Ein Hauptthema stellt in vielen seiner Predigten die Eucharistie und die Begegnung des Menschen mit dem eucharistischen Christus dar. In diesen betont Aupetit stets die Liebe Jesu, die „unvergleichliche Begegnung der Liebe“, die sich in seiner Hingabe im Zeichen des Brotes manifestiere, ja, er bezeichnete die Eucharistie sogar als „Rendez-vous der Liebe … mit dem Herrn“ (Homilie 15.03.2020). In dieser Liebe, dieser tiefen Beziehung sieht er Jesu Mutter zu ihrem Sohn. Denn „Maria ist die Frau, die sich in ihrem ganzen Sein auf Gottes Liebe einließ“, auf Gott, der „sich nur in der Vollkommenheit der Liebe ausdrücken“ könne. Sie habe „Gottes Gnade in ihrer ganzen Fülle“ empfangen. Und sie sei es, die uns durch das Leben führe und zum ewigen Leben geleite (Homilie 01.01. 2019). In der Gestalt der (jungen) Mutter Jesu, die den Schrein für ihren Sohn verkörpert, finden diese Aussagen ihren bildlichen Ausdruck. Es ist „Gottes Gnade in ihrer ganzen Fülle“, die in dem Gestus der Hand Gottes offenbar wird, welche sich über die Hand Mariens legt. Es ist Jesus, ihr Sohn und Gottes Sohn, den sie trägt und der in dem sich in der Lunula befindenden Brot sich den Menschen gibt, sich den Menschen zur Speise gibt und ihnen das ewige Leben schenkt, wie der Evangelist Johannes, den Michel Aupetit häufig zitiert, Jesu Worte überliefert: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot ißt, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt (Joh. 6,51). In der oben genannten Weihnachtspredigt setzt Mgr Aupetit das Kind in der Krippe und das eucharistische Brot in einen engen Bezug zueinander. Er deutet die Geste Marias, ihr Neugeborenes in eine Futterkrippe zu legen, als „prophetische Geste“: „In eine Krippe legt man die Nahrung. Jesus wird später sagen: ‚Mein Leib ist die wahre Speise.‘ Er ist das Brot des Himmels, das Brot des Lebens, das Brot, das ewiges Leben gibt…“ (Predigt 24.12.2019). Erzbischof Michel Aupetit präsentierte sein kostbares, sakrales Werk, wohl im Jahr 2018, in der Galerie Bansard, einer der führenden Kunstgalerien von Paris, die sich schwerpunktmäßig zeitgenössischer und vor allem christlicher Kunst widmet. Es ist davon auszugehen, dass die unvergleichlich feine Figurenmonstranz, die von vorneherein für die liturgische Nutzung vorgesehen war, inzwischen von einer Diözese und/oder Pfarrei erworben wurde. Zum gegebenen Zeitpunkt ist mir jedoch nichts Näheres bekannt. Ein kanadischer Ordenspriester der Diözese Montreal stellte auf seiner Homepage die Monstranz im Oktober 2018 seinen Lesern vor und bemerkte eigens: „Wie gerne würde ich diese Marien-Monstranz für unsere Anbetungskapelle erwerben“ (dieumajoie). Nachwort Zu den Maßen von Mgr Aupetits Marien-Monstranz fand ich noch keine Angaben. Sie dürfte sich um eine Höhe von 40 cm bewegen, eine für viele moderne Monstranzen vielfach gewählte Höhe. Die Bezeichnung Monstranz, auch Ostensorium genannt (ostendere, lat. = zeigen, entgegenhalten) geht auf das lat. Wort „monstrare = zeigen“ zurück. Lunula, ebenfalls lateinisch, heißt kleiner Mond und ist das kleine glasumschlossene Rundgefäß für die Hostie. Quellen Fotos: Marienmonstranz © Kunstkommission des Erzbistums Paris (Link) https://www.paris.catholique.fr/ostensoir-marie.html Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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