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Verherrlichung eines tragischen Todes – zum assistierten Suizid von Alice und Ellen Kessler

20. November 2025 in Prolife, 13 Lesermeinungen
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Alexandra Maria Linder, Vorsitzende des Bundesverband Lebensrecht e.V., äußert massive Zweifel an der ethischen Tragbarkeit des assistierten Suizids der Kessler-Zwillinge.


Berlin (kath.net/Bundesverband Lebensrecht) Zum gemeinsamen assistierten Suizid der Kessler-Zwillinge und dem medialen Umgang damit sagte Alexandra Linder, Vorsitzende des Bundesverband Lebensrecht e.V., in Berlin:

Zwei Menschen haben vor etwa einem Jahr entschieden, dass sie das Sterben selbst in die Hand nehmen möchten, und sind in die „Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben“ eingetreten, die etwa drei Millionen Euro an Mitgliedsbeiträgen jährlich einnimmt. Nach sechs Monaten Mitgliedschaft hat man ein Anrecht darauf, für 4.000,-- Euro allein oder für 6.000,-- Euro zu zweit Suizidbeihilfe zu erhalten. In den Medien wird breit darüber berichtet, viele loben die „Selbstbestimmung“, Todeszeitpunkt und Todesart selbst zu wählen, statt auf den Tod zu warten und vielleicht zu leiden. Diese Form der Quasi-Verherrlichung eines tragischen Todes ist gefährlich, weil sie Menschen in suizidalen Lebenslagen dazu bringen kann, sich jetzt auch umzubringen oder umbringen zu lassen. In traurigem Ausmaß konnte man diesen sogenannten Werther-Effekt bei der Selbsttötung des Fußballers Robert Enke erleben: Nach Bekanntwerden seines Suizids stiegen die Selbsttötungszahlen sprunghaft an. Hier sollten die Medien deutlich mehr Verantwortung übernehmen, wenn über solche Vorfälle berichtet wird.


Vielmehr aber müssen kritische Fragen zur Ethik und zu den Hintergründen gestellt werden: Kann ein Jurist, der die Personen nicht kennt, ohne entsprechende Fachausbildung den psychischen und physischen Zustand, die Vorgeschichte und die Autonomie dieser Personen bewerten? Haben die beiden 89-jährigen Damen ohne Einfluss von außen, ohne akuten Schmerzzustand, ohne Einfluss durch Medikamente, ohne Angst vor Einsamkeit, vor der Zukunft, vor Leiden etc. diese Entscheidung getroffen? Hat man ihnen alternative Handlungsweisen ausreichend dargelegt, zum Beispiel palliative Versorgung, Zuwendung, Therapiemöglichkeiten? Welche möglicherweise beeinflussende Rolle spielen die Verantwortlichen des Sterbevereins, deren Interesse ja darin liegt, „positive“ Sterbebeispiele zu bewerben, vom Eintritt in die Organisation bis zur Todesentscheidung? 

Jeder, der mit Schwerstkranken, mit sehr alten, leidenden Menschen und suizidalen Menschen zu tun hat, weiß, dass die Psyche, die Stimmung, der Lebenswille sich fast täglich ändern können, je nach den Umständen, dem Schmerzzustand, den Heilungsaussichten. Es spielt sogar eine Rolle, wer an diesem Tag zu Besuch kommt: ein mürrischer Pfleger oder eine Enkelin mit einem für die Oma gemalten Sonnenbild.

In einem der wohlhabendsten Staaten der Welt muss niemand einsam, mit starken Schmerzen oder Leiden sterben, wenn der Wille dazu da ist. Menschen in schweren Lebenslagen, die über Suizid nachdenken, diesem Schicksal zu überlassen und die Selbsttötungsabsicht zur Autonomie zu erklären, ist inhuman. Immer mehr Menschen leben einsam, es gibt immer mehr alte Menschen, die die Sozialkassen und Rententöpfe „belasten“. Eine Legalisierung oder auch nur Akzeptanz des assistierten Suizids ist für die Betroffenen und ihre Angehörigen verheerend und für Staat und Gesellschaft ein Armutszeugnis.


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Lesermeinungen

 Lilly17 29. November 2025 
 

Meine Mutter muss das gerade jetzt hören , seit kurzem eine Pflegefall

Meine Mutter ist seit kurzem ein Pflegefall, noch im Oktober ging sie zu Hause mit dem Rollator, saß regelmäßig am Schreibtisch und benutzte den PC.Sie ging einmal pro Woche in die Kirche und verließ nur dafür das Haus, andere Dinge wie Einkäufe, auch Lebensmitteleinkäufe, erledigte sie ohne die Hilfe der Kinder alleine. Das geht jetzt nicht mehr, weil unsere Mutter nicht mehr aus dem Bett aufstehen kann. da wir kein Pflegeheim, aber auch keine 24 stunden Pflege wollen und Mama auch nicht, muss immer einer von uns Geschwistern bei ihr sein, die Pflege kommt einmal pro Tag. Meine Mutter hat keine Enkelkinder und hat ihr Erbe 2022 verteilt, so daß wir von ihrem Tod nicht finanziell profitieren würde, außer ihre Wohnung vielleicht. ich finde es seltsam, das gerade bei dem immer größeren Pflegebedarf gerade jetzt dafür Werbung gemacht wird vom Verein humanem Sterben, wenn auch zynisch konsequent.


0
 
 Daniel68 21. November 2025 
 

rosenstaedter: das klingt sehr beruhigend

Wir leben in einer Großpfarrei und da besteht eine Telefonnummer
fûr den Wunsch nach Krankensalbung etc., die von morgens 8 Uhr bis abends 22 Uhr abwechselnd besetzt ist mit einem Pfarrer aus den jeweiligen Gemeinden. Die Kommunion wird danach noch von einem Kommunionhelfer übernommen. Ab 2026 wird es noch schwerer weil unser Pfarrer aufgrund Krankheit nicht mehr wiederkommt, der Aushilfsparrer Ende des Jahres mit 75 in den Ruhestand geht. Da dem Bistum allerorten Priester fehlen, werden wir von der Nachbargemeinde vermutlich mit betreut was zur Folge hat, dass Gottesdienste gestrichen oder zusammengelegt werden.
Seelsorge bleibt auf der Strecke!


2
 
 rosenstaedter 21. November 2025 
 

Der Wille der Patientenverfügung muss strikte geachtet werden

@Daniel68

Meine 94 Jährige Mutter wollte nicht von einem Maschinensaal der Intensivstation zu Gott nach Hause gehen um endlich ihren Mann und meinen Vater wieder zu sehen.

Deshalb erliess sie beim Eintritt in das Alters- und spätere Pflegeheim eine Pantientenverfügung.

Zum Zeitpunkt der Heimkehr meiner Mutter hatte mich der Arzt krankgeschrieben und so konnte ich bei meiner Mutter wachen, leider nur am Tag.

Sie erhielt die Heilige Kommunion und die Krankensalbung und wurde von Ordensbrüdern geistig betreut.


4
 
 Daniel68 20. November 2025 
 

Ich vermag nicht zu verurteilen

Es war eine bewusste, persönliche Entscheidung. Ich kenne die Hintergründe nicht. Aber so lange ich geistig klar bin, bestimme immer noch ich wie weit ich therapiert werde. Wir haben Beide eine Patientenverfügung, die im Falle dazu führt, dass wir nicht von Maschinen am Leben gehalten werden wollen. Unsere Kinder haben beglaubigte Kopien erhalten.


3
 
 chorbisch 20. November 2025 
 

@ Walahfrid Strabo

Nach allem, was bisher bekannt ist, sind die Kessler-Zwillinge aus freiem Entschluss in den Tod gegangen. Sie eignen sich daher nicht zu Agitation und Stimmungsmache à la: "Der Druck wird zunehmen".

In der FAZ wurde beschrieben, wie der "assistierte Suizid" abläuft. Das ist ein längerer Prozeß, wo immer wieder nachgefragt wird, ob der Mensch wirklich sterben will.
Das ändert am Standpunkt der Kirche dazu nichts, aber es ist nicht so, dass nur Geld überwiesen wird, und schon kommt jemand mit dem Gift/Schlafmitel vorbei.

Wenn die Regeln zur Sterbehilfe in Deutschland gelockert würden, dürften es in ersten Linie die Angehörigen sein, die Druck ausüben. Sei es, weil sie ihren Eltern/Großeltern weiteres Leid ersparen möchten, sei es, weil sie nach dem Erbe gieren und nicht warten können.


0
 
 SalvatoreMio 20. November 2025 
 

Diese Beiträge dokumentieren einen ganz wichtigen Gedanken -

die Verantwortung, die wir füreinander haben durch
unser Argumente und unser Handeln! Äußere ich mich so, als ob Freitod legitim sei und Gott sogar verständnisvoll (woher will ich das eigentlich wissen?),so arbeite ich mit am Nährboden der Hoffnungslosigkeit - des Todes!


4
 
 Daniel68 20. November 2025 
 

Ich will und kann Niemanden‘s Entscheidung beurteilen

denn wir wissen nicht genau was die Beweggründe waren. Die Familie meiner Schwägerin musste vor Jahren dem Wunsch der Mutter nachkommen, dass sie im Falle aussichtsloser Heilung keine lebenserhaltenden Maßnahmen möchte. Beim Trauergespräch verurteilte der Pfarrer die Kinder, dass sie ihre Mutter haben sterben lassen. Anstatt zu trösten gab es Vorwürfe gegen die Kinder. Die Angehörigen haben dann die Pastoralreferentin gebeten, den Wortgottesdienst zur Beisetzung zu halten. Sie zeigte Empathie statt Vorwürfe.


1
 
 Thomas-12 20. November 2025 
 

Die christiche Antwort ist in diesem Zusammenhang einfach ganz anders.

Es ist erschreckend, wie selbstverständlich der Mainstream diesen gemeinsamen und assisitierten Suizid gutheißt, rechtfertigt und mit Hochachtung bedenkt.
Vom Standpunkt eines Atheismus oder Agnostizismus, der Menschenrechte auf Konventionen oder demokratiche Ergebnisse alleine stützt und nicht daran glaubt, daß sich unser menschliches Leben jemandem verdankt oder gar zu einem Leben nach dem irdischenTod berufen ist, mag diese "Option des selbstbestimmten Sterbens" als logische Konsequenz erscheinen. In Frage zu stellen, ob die beiden wirklich selbstbestimmt gehandelt haben, sollte mE nicht so sehr unser Thema sein.
Ich erinnere mich noch, als die geltende Gesetzeslage mitten in der größten Corona-Panik Wirklichkeit wurde. Man konnte sich nicht damit abfinden, dass Menschen krankheitsbedingt sterben müssten, aber die Selbsttötung musste jedem ermöglicht werden.
Angesichts dessen steht der Gläubige quer, weil er sich nicht als Eigentümer des Lebens sieht sondern als liebend beschenkt.


5
 
 Walahfrid Strabo 20. November 2025 

Der Druck auf Alte und Kranke wird immer größer werden. Natürlich unter dem Deckmäntelchen der Humanität und Selbstbestimmung. Huxley lässt grüßen. Bis die ersten Pflegeheime anfangen werden, nur noch diejenigen aufzunehmen, die unterschreiben, dass sie selbst Sterbe-"Hilfe" in Anspruch nehmen werden.


5
 
 Katholikheute 20. November 2025 
 

Gottlose Geschäftsmodelle

sind das größte Übel unserer Zeit.

Menschen meinen es ja gar nicht böse, sie tun es nur - denn:

"Von irgendwas muss ich ja schließlich auch leben..."

Euthanasie und Abtreibung sind vor allem Geschäfte - und die schlimmsten auf dieser Welt.


6
 
 Fatima 1713 20. November 2025 
 

Ich fürchte...

...der Druck - direkt oder indirekt- auf alte und schwerkranke Menschen wird immer größer werden. Und die "Selbstbestimmungsfraktion" klopft sich weiterhin fleißig selbst auf die Schulter in ihrer Selbstgefälligkeit.


9
 
 anjali 20. November 2025 
 

Glaube?

Waren diese Frauen gläubig? Wahrscheinlich nicht. Das hier ist "die Kultur des Todes" wie Papst Joannes Paulus II es nennte.


6
 
 gebsy 20. November 2025 

Waren sich die Zwillinge

der Verantwortung bewusst, die mit dem Bekanntheitsgrad zunimmt?
Dass ein Geschäft daraus gemacht wird, ist tatsächlich ein Armutszeugnis der Gesellschaft ...


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