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| Aupetit: „Wir sollten darüber nachdenken, auf welche Weise wir als Christen leben müssen“2. September 2021 in Spirituelles, 1 Lesermeinung Pariser Erzbischof zu Priestermartyrien in der Französischen Revolution: „Selbst diejenigen, die die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte verkündeten, waren die ersten, die sie missachteten.“ Von Juliana Bauer - KURZVIDEO La Rochelle et Saintes (kath.net) Am 26.August fand in der westfranzösischen Diözese de la Rochelle et Saintes, einer Diözese im Charente-Maritime am Atlantik gelegen, ein beeindruckender Pilgerweg statt. Im Gedenken an die 829 während der französischen Revolution nach Rochefort, unweit der Stadt Rochelle, deportierten Priester und Ordensleute, von denen mindestens 505 starben, finden sich seit dem Jahr 1910 alljährlich im August zahlreiche Gläubige zu einer feierlichen Messe in dem Dorf Port-des-Barques bei Rochefort zusammen. In anschließender Prozession gehen sie den Weg auf die Île Madame zum Begräbnisort der Märtyrer-Priester, an dem ein überdimensionales, aus Kieselsteinen liegend-gestaltetes Kreuz, „la Croix des galets“, die Erinnerung an sie wachhält. Die Märtyrer-Priester von Rochefort – wir folgen nun in einem kurzen Überblick ihrem Schicksal: Als „Antwort“ auf ihre Verweigerung des Eides auf die „Zivilverfassung des Klerus“ wurden 2412 Priester festgenommen und zusammen mit anderen Verbannten von März bis Juli 1794 unter militärischer oder polizeilicher Bewachung auf Pferdekarren nach Nantes, Bordeaux oder Rochefort verschleppt. Die genannten 829 setzte man in Rochefort fest. Dort wurden sie auf den Pontons, den Gefängnisschiffen interniert, vor allem auf der Deux-Associés und der Washington, zwei ehemaligen Sklavenschiffen, die für 40 Mann vorgesehen waren und auf denen nun bis zu 400 Priester unter qualvollen Bedingungen hausten. Sie litten unter schrecklichen hygienischen Zuständen und völlig unzureichender Ernährung. Im August 1794 brachte man 83 Schwererkrankte von ihnen in ein provisorisches Zeltlazarett auf die Insel Madame, wo binnen weniger Stunden 36 verstarben. Im Spätherbst mussten die Gefangenen auf die Schiffe zurück, welche die Überlebenden im Januar 1795 verlassen konnten. Nach einem langen Fußmarsch wurden sie in Saintes freigelassen. 505 von ihnen waren in den Monaten von Juni bis September 1794 an Entkräftung und an Fleckfieber gestorben. Die Hälfte von ihnen begrub man auf einer der benachbarten Inseln, der Île d’Aix, 254 wurden auf der Île Madame bestattet. Am 1.Oktober 1995 sprach Papst Johannes Paul II. 64 der Priester als „Märtyrer“ selig. Die diesjährige Messe im Garten des Sanktuariums von Port-des-Barques, wo eine Gedenkplatte an die 829 Priester und Ordensmänner erinnert, war „brechend voll“, so Le Parisien; die Stühle reichten für die rund 1.000 Gläubigen, die gekommen waren, nicht aus. Ehrengast und Prediger war in diesem Jahr Mgr Michel Aupetit, der Erzbischof von Paris, der die Gedenkmesse leitete und sich bei der Prozession dem Ende der Gruppe von etwa 40 Priestern, die diese anführten, anschloss. „Er ist unser Highlight“, zitiert Le Parisien den Bischof von La Rochelle et Saintes, der mehr Teilnehmer als im vergangenen Jahr zählte. Dazu, trotz des Leids, an das diese Messe und Prozession stets erinnern, eine charmante Extra-Note des Parisien: „Als ‚Star‘ des Tages erklärte sich Mgr Aupetit dann auch gerne für die Selfies mit den Gläubigen bereit“, die ganz offensichtlich den Erzbischof von Paris in ihr Herz geschlossen hatten. Die Predigt Mgr Aupetits (Lesungs- und Evangeliumstext waren: Jes. 52,13-53, 12; Joh. 10,11-18) Michel Aupetit beginnt mit einem der zentralen Worte der Jesaja-Lesung. „Dieser entstellte Knecht, von dem der Prophet Jesaja spricht, der keinem Menschen mehr gleicht (Jes. 53,13-14), ist unser Herr Jesus Christus. Gequält, verachtet, ist Jesus das ewige Symbol der verhöhnten Liebe, wie der heilige Franziskus von Assisi klagte: ‚Liebe wird nicht geliebt.‘ Mit dem Blick auf Christus, auf sein Leiden, das unser Herz zuerst betrachtet, offenbart sich uns die bedingungslose Liebe Gottes. Sie ist unglaublich überwältigender als die Bosheit der Menschen, die sich noch einmal furchtbar manifestiert. Wichtig ist es, wie Blaise Pascal es ausdrückte, zu verstehen, dass ein Tropfen des Blutes Christi, des Sohnes Gottes, für mich, für dich vergossen wurde. Der heilige Augustinus sagte, dass eine einzige Träne im Gesicht beim Anblick eines Blutstropfens des Herrn wertvoller sei, als eine Pilgerfahrt nach Jerusalem.“ Sein Augenmerk auf die Priester und Ordensleute im Speziellen richtend stützt sich Mgr Aupetit nun auf den Text des Johannesevangeliums (Joh. 10,11-18): „Diese Priester, deren Andenken wir feiern, wurden durch ihre Weihe auf Christus, den Guten Hirten hin, konfiguriert, der sein Leben für seine Schafe gibt. Dies ist kein leeres Wort, denn es kann, wie wir es heute sehen, zum Martyrium führen. Der bezahlte Arbeiter, der Söldner, der seine Aufgabe für Geld erfüllt, ist seinem Auftrag nicht treu, sondern dem Geld seines Auftrags. Wir wissen, dass niemand zwei Herren dienen kann (Mt 6,24), nämlich Gott oder dem Geld. Wer Gott dient, ist Christus gleich und gibt sein Leben wie er. Sein Leben ist nicht mehr ‚sein‘ Leben, denn es gehört ihm nicht mehr. Es gehört Gott und denen, zu denen er gesandt ist. Als Jesus die Zwölf rief, bedeutete das, ‚bei ihm zu sein‘, in seiner Intimität zu leben und seine Freundschaft anzunehmen.“ Der Erzbischof zitiert Jesus aus einem anderen, von Johannes überlieferten Text: ‚Ich nenne euch nicht mehr Knechte, ich nenne euch meine Freunde‘ (Joh. 15,15). „Die Priester, die wir heute ehren, waren keine Söldner, sondern Freunde Jesu. Jetzt wissen wir, dass die wichtigste Eigenschaft eines Freundes Treue ist. Im Gebet hörten wir soeben, dass Treue eines der Schlüsselwörter unserer wunderbaren Pilgerreise ist. Diese Priester waren treu bis zum Ende. Die Kraft einer größeren Liebe ermöglichte es ihnen, durch diese Hölle zu gehen, die sie ertragen mussten. Treue ist auch das Zeichen der Pilger, die jedes Jahr das Gedenken an diese entsetzliche moralische und körperliche Folter bewahren (deren Treue wird in den Beschreibungen dieser Wallfahrt oft hervorgehoben), damit Intoleranz und Hass niemals triumphieren. Es muss hier auch gesagt werden, dass die großen Grundsatzerklärungen nicht ausreichen, diese auszulöschen, da selbst diejenigen, die die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte verkündeten, die ersten waren, die sie missachteten. Am bewegendsten aber ist das andere Wort, das diesen großartigen Pilgerweg, diese Wallfahrt der Erinnerung und der Versöhnung charakterisiert: Verzeihung. Das wird durch die außergewöhnlichen Schritte von Pater Joseph Nicolas Adam bezeugt, der die Hölle überleben konnte, der ihn der Kapitän des Schiffes Les Deux-associés aussetzte. Dieser mit Namen Jean-Baptiste Laly war der grausamste Folterer der Pontons von Rochefort. Als sich dieser furchtbare Henker mit seiner Frau und seinen Kindern in äußerst prekären Verhältnissen befand, drückte Pater Adam die Tür seines armseligen Hauses auf und fragte ihn: „Kaptiän, erkennst du mich?“ „Ja, ich erkenne Euch“, antwortet der Folterknecht. „Nun, da du mich erkennst, so lerne heute, wie sich ein Priester rächt.“ Dann legte der Abt, der ein würdiger Diener des Guten Hirten war, der seinen Henkern vom Kreuz herunter vergibt, 20 Goldstücke auf den Tisch des Unglücklichen. Brüder und Schwestern, liebe Freunde, heute nach den schwierigen und befremdlichen Zeiten, die wir gerade erlebt und die unser tägliches Leben auf den Kopf gestellt haben, seit dem Brand von Notre-Dame bis zur allgemein verbreiteten Epidemie, die uns eingesperrt hält, wenn auch nicht auf schmutzigen Pontons, sollten wir darüber nachdenken, auf welche Weise wir als Christen leben müssen. Wir müssen mit Sicherheit die Treue zu unserem Herrn, zu Jesus Christus und zu seiner Kirche, die oft von gleichgültig gewordenen Katholiken verlassen wird, wiederentdecken. Wir müssen auch die Brüderlichkeit wieder neu aufbauen, die durch Distanz-Maßnahmen, Barriere- Gesten genannt und als Hilfe zum gegenseitigen Schutz gedacht, zunichtegemacht wurde. Sie muss natürlich von denen wiederentdeckt werden, die denselben Vater im Himmel haben. Diese Brüderlichkeit kann nur durch Versöhnung, die auf Vergebung beruht, wirklich existieren wie sie diese bewundernswerten Priester erfahren haben und die sie uns heute lehren. Viele Epochen unserer Geschichte haben zu Spaltungen im französischen Volk geführt. Beten wir zur Heiligen Jungfrau Maria, der Schutzpatronin unseres Landes, dass sie uns hilft, die Einheit aufzubauen und dass wir wie sie die von Christus verheißene Gabe, den Heiligen Geist, annehmen, da nur er allein in der Liebe Fruchtbarkeit schenkt.“ +Michel Aupetit, Erzbischof von Paris - Homélie de Mgr Michel Aupetit - Messe du Pèlerinage diocésain de La Rochelle à l’île Madame en mémoire des prêtres déportés durant la Révolution française. Jeudi 26 août 2021 - île Madame (Charente-Maritime). Homélies – Diocèse de Paris. Foto der Veranstaltung (c) Erzdiözese Paris Kurzvideo des Pilgerwegs zur l’île Madame Mehr dazu auf kathtube:Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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