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| Der christologische Grund des katholischen Priestertums19. Juli 2022 in Kommentar, 1 Lesermeinung Zu den altliberalen Thesen von Prof. Ebner. Von Gerhard Card. Müller Vatikan (kath.net) Mit seiner These, dass das „katholische Priestertum“, genauer gesagt das dreigliedrige Weihesakrament (Bischof/Presbyter, Diakon), neutestamentlich nicht zu begründen sei, hat Prof. Martin Ebner vor kurzem viel „Staub“ aufgewirbelt. Einerseits bemüht er überholte Theorien (den sog. „Frühkatholizismus“) zur Dogmenentwicklung des Weihesakraments von seinem christologischen Ursprung und den apostolischen Anfängen bis zur Gegenwart besonders in der zusammenfassenden Darstellung der Sakramentalität der Kirche. Das II. Vatikanum hat ausführlich das Zueinander von gemeinsamem Priestertum aller Gläubigen und dem priesterlichen Dienst der von Christus eingesetzten Hirten der Kirche beschrieben (vgl. Lumen gentium 10). Die historisch-kritische Exegese, auf die sich Ebner als höchste Instanz beruft, vermag jedoch das Neue Testament und die Geschichte der frühen Kirche nur dann als reine Gedankenkonstruktionen ihrer Zeitgenossen zu relativieren (zu de-konstruieren), wenn sie erkenntnistheoretisch auf der Stufe des Rationalismus und Naturalismus des 18. Jahrhunderts stehen bleibt. Von dieser hermeneutischen Position her musste schon die bloße Möglichkeit einer geschichtlichen Selbstoffenbarung Gottes in Seinem Wort und Geist geleugnet werden. Die Glaubensartikel, gerade auch zum Weihesakrament, wären folglich nicht die Selbst-Offenbarung Gottes im Bekenntnis der Kirche, sondern nichts weiter als wechselnde zeitbedingte Zustände des frommen Bewusstseins der einzelnen Christen in einem plural verfassten Kollektivsubjekt. Wenn sich die Kirche traditionell auch Volk Gottes, Leib Christi und Tempel des Heiligen Geistes nenne (vgl. Lumen gentium 4), so sei sie in Wahrheit nichts weiter als eine natürliche Gemeinschaft mit christlichen Idealen und dem Ziel der Weltverbesserung. In Wirklichkeit versteht hingegen derjenige die Heilige Schrift und die großen Dokumente der apostolischen Tradition adäquat, der sie in dem gleichen Geist liest, in dem sie ihre Verfasser verstanden haben, nämlich als „Gottes Wort im Menschenmund“ (1 Thess 2, 13) und als deren getreue (diachrone und synchrone) Wiedergabe im Zeugnis der Kirche unter der Leitung des Heiligen Geistes. Wer allerdings die Sendung Jesu vom Vater, die Inkarnation, den Opfertod Jesu zur Vergebung der Sünden und zur Stiftung des „Neuen Bundes in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (Lk 22, 20) und schließlich seine Auferstehung von den Toten und die wirksame Gegenwart Christi in Seiner Kirche bis zum Ende der Welt (Mt 28, 18-20) als heilsgeschichtliche Tatsachen ablehnt oder diese nur als poetische Metaphern oder prosaische Interpretamente für eine sittliche oder sozialrevolutionäre Bedeutung der historischen Figur des Jesus von Nazareth gelten lässt, der kann auch nicht zugeben, dass die Gesamt-Kirche unter der Leitung des Lehramtes des Papstes und der Bischöfe in der Erkenntnis der Offenbarung und ihrer geschichtlichen Vermittlung und Entfaltung unfehlbar ist und dass ihre Sakramente effektiv das Heil vermitteln, das sie im Zeichen darstellen (vgl. Lumen gentium 11;14; 25; Sacrosanctum concilium 5-10; 47: 59-63). Schon Ignatius von Antiochien hatte zu Beginn des 2. Jahrhunderts auf das Insistieren der Bibel-Positivisten mit der Frage „wo steht denn das?“ mit Hinweis auf den Realismus des Heiles geantwortet und damit auch die Realinspiration der Heiligen Schrift hingewiesen: Der christliche Glaube beruht nicht auf einer historistischen oder literarischen Rekonstruktion eines Jesus-Bildes, sondern auf der Begegnung mit dem realen Christus im lebendigen Zeugnis der Apostel und der Kirche. „Für mich sind die Urkunden Jesus Christus, die heiligen Urkunden sind sein Kreuz, der Tod, seine Auferstehung und der dadurch begründete Glaube.“ (Brief an die Philadelphier 8, 2) Mit dem antiklerikalen Affekt, den Ebner bei theologischen Ignoranten auslöst und verstärkt, vernebelt er den ohnehin schon getrübten Blick der „Deutsch-Synodalen“ für die Wahrheit des katholischen Glaubens sowohl in seinem christologischen Grund als auch in seiner vom Heiligen Geist geführten kohärenten Lehrentwicklung, wie ihn das II. Vatikanum in der „Dogmatischen Konstitution über die Offenbarung“ bündig darstellte (Dei verbum 7-10). Denn die Folgerung für den „Synodalen Weg“, der sich anmaßte über die Notwendigkeit des dreigliedrigen Weihesakraments abzustimmen („brauchen wir überhaupt noch Priester?“), ist seinen Protagonisten höchst willkommen. Denn die heiß ersehnte „gute“ Nachricht überzeugt nur, weil man sie hören will: Wenn das sakramentale Priesteramt nicht auf Christus zurückgeht, dann kann man dessen bisherigen Befugnisse und Einkünfte wie ein Beutegut verteilen unter den „Laien“ (erstmals als „Fach-Begriff“ vgl.1 Clemens-Brief 40,5), denen es von geldgierigen falschen „Priestern“ am Anfang des 3. Jahrhunderts entrissen worden war. Mit dem affektbesetzten Begriff „die Laien“, der auf sie als „Opfer eines klerikalen Unterdrückungssystems und geistlichen Missbrauchs“ anspielt, sind natürlich nicht die Getauften gemeint, für welche die Apostel und ihre Nachfolger von Christus eingesetzt sind als deren fürsorgliche Hirten, sorgfältige Lehrer und „priesterliche Diener des Evangeliums“ (Röm 15, 16), sondern eine Funktionärskaste, die Nutznießer des „Systems Kirche“ werden will, an dessen Wesen als Sakrament des Heils der Welt in Jesus Christus sie längst nicht mehr glaubt. Dann sind wir wieder auf dem Niveau der gehässigen und törichten Kritik des Christentums angekommen, wie Baron d’Holbach (1723-1789) sie 1767 mit seiner Kampfschrift vom „entschleierten Christentum“, das nur auf Priesterbetrug und Aberglaube aufgebaut sei, unter das halbgebildete Aufklärungspublikum geworfen hatte. Denn Jesus habe die alttestamentlichen Priester und Leviten scharf kritisiert und überhaupt den Tempelkult aufgehoben, während zu Beginn des 3. Jahrhunderts die schlichten (ehrenamtlichen) Gemeindeleiter sich „plötzlich Priester nannten“, nur weil sie aus Macht- und Geldgier nach dem mosaischen Gesetz ( Lev 27, 30ff) den „Zehnt“ für sich beanspruchten und sich als Mittler zwischen Gott und den Menschen aufspielten, obwohl doch jeder Christ aufgrund des allgemeinen Priestertums unmittelbar zu Gott ist bzw. – aufklärerisch formuliert – sich seiner Vernunft bedienen soll und aus Gründen der moralischen Autonomie sich jede religiöse und moralische Bevormundung seitens einer Priesterkaste verbitten muss. Die Ablehnung des Weihesakraments hat eine theologische Wurzel in der Behauptung Luthers, dass das „Weihesakrament eine Erfindung des Kirche des Papstes, also des Antichrists“ sei (Martin Luther, Von der Babylonischen Gefangenschaft der Kirche: WA 6, 560). Dies steht in der Verbindung mit seiner Ablehnung der hl. Messe als sakramentale Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers, denn die Vermittlung des Heils geschieht allein im subjektiven Glauben als innerliches Vertrauen auf Jesus und nicht mittels der objektiven Wirksamkeit kirchlich-sakramentalen Heilsvermittlung. Auch Prof. Ebner sieht in der hl. Messe ein zusätzliches Opfer, das die Priester (für Geld) darbringen, um die Versöhnung mit Gott zu erlangen, die doch schon durch Jesus erfolgt sei und der wir uns durch Taten der Nächstenliebe als würdig erweisen. Wie eine solche triviale und zugleich empörende Verkennung der Lehre der Kirche von der Messe und dem Dienst der Bischöfe und Priester, in ihrer Sendung das Volk Gottes im Namen und der Autorität Christi zu lehren, zu leiten und zu heiligen (vgl. Lumen gentium 20; 28) nach 500 Jahren Kontroverstheologie und 100 Jahren ökumenischer Annäherung gerade auch nach dem II. Vatikanum noch möglich ist, entzieht sich jedem, sogar dem wohlwollendsten, Verständnis. Schon Luther hatte die Analogie im Begriff von „Priester“ (sacerdos; hiereus) übersehen, die ihn zur Leugnung des sakramentalen Priestertums zugunsten eines sog. allgemeinen Priestertums kommen ließ. Christlich relevant ist für die sachliche Bestimmung von „Priester“ die Bezeichnung Jesus als Mittler und Hohenpriester des Neuen Bundes im Hebräer-Brief, die Jesus als den Erlöser und Retter der Welt darstellt oder als den Guten Hirten, der sein Leben hingibt für seine Schafe (Joh 10, 11; Hebr 13, 20; 1 Clem 36, 1; 61, 3; 64 40 Ignatius v. Ant., Phil 9, 1). Das Hohepriestertum Christi ist eschatologisch und universal heilswirksam, weil es von ihm als Mensch ausgeführt wird, der aber kraft seiner Sohnschaft vom Vater her mit ihm und dem Heiligen Geist der einzige und wahre Gott ist. Dieser Hohepriester ist der Sohn Gottes und unser Herr. „Diesen erhabenen Hirten der Schafe hat Gott von den Toten heraus geführt durch das Blut eines ewigen Bundes (Hebr 13, 20). Der auferstandene Herr setzt Petrus zum Hirten Seiner Schafe und Lämmer ein (Joh 21, 15-19), für die Christus selbst als der gute Hirte sein Leben hingegeben hat (Joh 10,11), damit Petrus – als sein Stellvertreter (vicarius Christi) für die Universalkirche – und die Apostel ( Mt 16, 16; 18, 18) sie auf die gute Weide des Wortes und der Gnade führen. Im Ersten Petrus-Brief wird der Begriff „priesterlich“ auf die Kirche als ganze bezogen, die durch Christus geistige Opfer darbringt (vgl. Röm 12, 1f) und die großen Taten Gottes durch Wort und Werk bezeugt (1 Petr 2, 5.9; vgl. Offb 1, 6; 5, 10; Ex 19,6 ). Das schließt mit ein, dass sich der Apostel in Bezug auf die Presbyter als deren „Mit-Presbyter“ bezeichnet, die als Hirten der Kirche die Schafe im Namen des „obersten Hirten“ weiden (1 Petr 5, 1-4), nämlich Christi des „Hirten und Bischofs eurer Seelen“ (1 Petr 2, 25), wie der Apostel die Gläubigen belehrt. Selbstverständlich sind die Bischöfe und Presbyter in ihre priesterlich-heiligenden Dienst in der Liturgie und der Pastoral nicht Mittler neben und nach Christus dem einzigen Mittler zwischen Gott und den Menschen aufgrund der in Existenz seiner menschlichen Natur in der göttlichen Person des Sohnes, dem sie als Medium und Instrument dient (vgl. 1 Tim 2, 4f). „Deshalb ist Christus allein vollkommener Mittler zwischen Gott und den Menschen, sofern ER durch Seinen Tod das Menschengeschlecht mit Gott versöhnt hat…. Doch hindert das keineswegs, dass auch andere [alt. Priester, Propheten, Könige, Heilige] Mittler genannt werden können, sofern sie wegbereitend und dienend beitragen zur Vereinigung der Menschen mit Gott…. Die Priester des Neuen Bundes können Mittler genannt werden, insofern sie Diener des wahren Mittlers sind, indem sie an Seiner Statt den Menschen die Heilsgeheimnisse ausspenden.“ (Thomas von Aquin, Summa theologiae III q. 26 a.1). Der entscheidende Mangel in der Darlegungen Ebners über die angeblich fehlende biblische Begründung des Weihesakraments besteht in dem Verwirrspiel um den Terminus „Priester“. Der Begriff wird nicht definiert, ja nicht einmal in seinen Bedeutungsvarianten erkannt – die komplexe und komplizierte Begriffsgeschichte wird überhaupt ignoriert. Somit liegt hinsichtlich der etymologischen und sachlichen Beschreibung dieses Terminus technicus ein schwerwiegender Kategorienfehler vor, der der ganzen Ausführung etwas Demagogisches und Effekthascherisches verleiht. Der unbedarfte Leser hat zwar ein Aha-Erlebnis, aber der arme Tor ist nicht klüger „als wie zuvor“. Geradezu abstrus ist des Professors Behauptung, dass „der positive Effekt, den Gott gerade durch den Tod Jesu bewirkt hat“, eben darin bestehe, dass „die priesterlichen Opferriten im Tempel, (die dem Hohenpriester, den Priestern und Leviten vorbehalten waren), in die Hände der Getauften“ übergegangen sei, so als ob das Tempelpriestertum nicht mit dem einmaligen redemptorischen Priestertum Christi nach der Ordnung des Melchisedek – und nicht der Aarons (Hebr 5-10) – aufgehoben sei. Klar ist, dass man nicht äquivok mit dem deutschen Begriff „Priester“ ansetzen kann, der trotz fundamentaler Bedeutungsunterschiede ebenso die heidnischen Kultdiener bezeichnen kann wie die alttestamentlich-jüdischen Tempelbeamten, das Hohepriestertum Christi als Synonym für seine Erlösertätigkeit und universale Heilsmittlerschaft, wie auch für die „priesterliche Kirche“ stehen kann in ihrem Gegenüber zu den Völkern. Das II. Vatikanum hat in diesem Sinne die Kirche als Sakrament des Heils der Welt in Christus bezeichnet. Unser deutsches Wort „Priester“ kommt vom griechischen presbyteros (= der den Vorrang Habende an Jahren oder Stand), was noch in romanischen Sprachen anstelle von Priester/sacerdos als prêtre für die katholischen Geistlichen herauszuhören ist. Die Entwicklung der kirchlichen Terminologie mit der präzisen Unterscheidung eines Kollegiums von vielen Presbytern mit dem einen Bischof als dem Prinzip ihrer Einheit und den Diakonen an seiner Seite, die den Klerus einer Ortskirche (Diözese) bilden (vgl. die Sieben Briefe des Ignatius von Antiochien zu Beginn des 2. Jh.s), ist zu unterscheiden von der realen Grundlegung des Weihesakraments im Apostolat der Zwölf (und weiterer urkirchlicher „Apostel und Propheten“) und seiner Entwicklung bei der Ausbreitung der Kirche in Raum und Zeit (mit der Etablierung von Ortskirchen). Jesus berief aus der Schar seiner Jünger Männer, denen er Vollmacht verlieh, das Reich Gottes zu verkünden, denen er (nach seiner Auferstehung) die geistliche Vollmacht verlieh, in seinem Namen und in der Kraft des Heiligen Geistes (Lk 24, 47f) zu taufen (Mt 28, 19) zu firmen (Apg 8, 17), Sünden zu vergeben (Mt 18, 18; Joh 20,23) und denen er den Auftrag gab, die ganze Heilswirklichkeit seines Opfertodes und seiner Auferstehung von den Toten „zu seinem Gedächtnis“ sakramental gegenwärtig zu machen (1 Kor 11, 23-27; 10, 16f), so dass die Gläubigen mit ihm verbunden sind wie die Glieder mit ihrem Leib und Haupt (1 Kor 10, 16f; Eph 4, 4ff). Das Wesen des Weihesakramentes besteht in der Anteilhabe der Apostel und ihrer Nachfolger (im dreigliedrigen Amt) an der Vollmacht und Sendung Jesu (Lumen gentium 28), der als der auferstandene Herr zu ihnen sagte: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch… und er hauchte sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist. Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen…“ (Joh 20, 21f). Daraus ergibt sich die Erkenntnis der apostolischen Sukzession, die zur Zeit der Abfassung des Johannes-Evangelium auch in Rom bezeugt in einem wichtigen Brief, den die römische Kirche an die Kirche (paulinischer Prägung) zu Korinth geschrieben hat (1 Clem 42-44; vgl. Irenäus von Lyon, Adversus haereses I, 10; 3, 1-3 u.ö).). Da Jesus nicht die Kirche gestiftet hat wie einen Religionsverein mit ausgearbeiteten Statuten, kann man auch im NT – als einer Sammlung von urkirchlichen Glaubenszeugnissen, nämlich „der Lehre der Apostel“ (Apg 2, 42) –, nicht erwarten, dass alle Fragen schulmäßig wie in späteren Handbüchern der klassischen Sakramentenlehre unmittelbar beantwortet werden (Einsetzung, Form, Materie, Spender, Empfänger, spezifische Wirkung etc.). Das Neue Testament spricht zwar nicht gezielt von den Aposteln und den Bischöfen/Presbytern als den Trägern der Konsekrationsvollmacht in der Eucharistie, aber es spricht sie auch keineswegs den Laien oder – unbestimmt – der ganzen Gemeinde zu. In der Kirche spielt die Freiheit als Konstituens der Person in Natur und Gnade eine entscheidende Rolle, was auch eine Analogie zu den modernen Demokratien darstellt. Zu Beginn des 2. Jahrhunderts sagt Ignatius als treuer Zeuge der ur-Apostolischen Tradition seiner Bischofsstadt Antiochien: „ Folgt alle dem Bischof wie Jesus Christus… Jene Eucharistiefier gelte als zuverlässig, die unter dem Bischof … stattfindet. Wo der Bischof erscheint, soll die Gemeinde sein, wie da, wo Christus Jesus ist, die katholische Kirche ist…“. (Brief an die Smyrnäer 8, 1f). Aber Demokratie, insofern das Volk der Souverän des Staates ist, lässt sich auf die Kirche nicht übertragen, ohne sie entgegen ihrer übernatürlichen Herkunft und Natur (vgl. Lumen gentium 8) zu einem rein menschlichen Gebilde zu machen (politischer Verband, Wirtschaftsunternehmen oder soziale Hilfsorganisation o.ä.). Ihr Souverän ist Gott selbst, der keineswegs sein Volk beherrscht wie Politiker und Unternehmer ihre Klientel, sondern sie zur Freiheit befreit. Aber die Autorität, sein Volk durch Wort durch Gnade zu lehren, zu leiten und heiligen, kann nur von ihm selbst übertragen werden. Jesus, dem alle Macht (exousia, potestas) im Himmel und auf Erden gegeben ist (Mt 28, 18) gab seinen erwählten Aposteln Vollmacht (exousia, potestas), das Übel und Böse zu überwinden, die Leiden zu lindern und zu heilen, zu lehren und zu taufen (Mt 10, 1; Mt 28, 19). Die Apostel und folglich die Bischöfe sind nicht auf Zeit gewählte Mandatsträger, sondern „Diener Christi und Verwalter seiner Geheimnisse“. (1 Kor 4, 1) Da die Bischöfe/Presbyter aber „durch Handauflegung und Gebet“ – also sakramental (Apg 14, 23; 1 Tim 4, 14; 2 Tim 1,6; Tit 1,5) – von den Aposteln und ihren engsten Mitarbeitern eingesetzten Vorsteher (Hebr 13, 7. 17. 24), Hirten und Lehrer (1 Petr 5, 1-4) der Kirche sind, denen sich die Gläubigen unterordnen sollen (Hebr 13, 17), darum üben sie wie die Apostel den „Dienst der Versöhnung“ aus. Sie sind „Gesandte an Christi statt und Gott ist es“, der durch sie sein Wort wirksam zuspricht, so dass Seine Gnade in Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße nicht durch sie, sondern durch Gott selbst bewirkt wird (2 Kor 5, 18-20). In der Traditio Apostolica (um 220 n.Chr.), welche die theologische und liturgische Überlieferung der beiden Apostel-Kirchen von Rom und Alexandrien repräsentiert, wird der Bischof „Hoherpriester“ genannt (TA 3) – nicht in Weiterführung der jüdischen Hohenpriester des Tempelkultes und schon gar nicht in Anknüpfung an die „Priester“ der heidnischen Götter, sondern um zu zeigen, dass die Heiligung der Gläubigen in der Göttlichen Liturgie von Christus dem einzigen Hohenpriester und Mittler des Neuen und Ewigen Bundes allein verursacht wird, der aber durch die geweihten Bischöfe und Presbyter seine Herde weidet. Deshalb bringen sie die Gaben der heiligen Kirche dar und vergegenwärtigen das Kreuzesopfer Christi mit all seinen Gnaden im Leben seiner Jünger (Traditio apostolica 3). („Den Bischof müssen die Gläubigen wie den Herrn ansehen“ (Ignatius v. A, , Epheser 6, 1). Denn es gilt ihnen wie schon den Aposteln das Wort Jesu: „Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat.“ (Lk 10, 16). Das II. Vatikanum resümiert: „Die Bischöfe haben also das Dienstamt in der Gemeinschaft zusammen mit ihren Helfern, den Presbytern und den Diakonen, übernommen. An Gottes Stelle stehen sie der Herde vor, deren Hirten sie sind, als Lehrer in der Unterweisung, als Priester im heiligen Kult, als Diener in der Leitung.“ (Lumen gentium 20). „Im Bischof sehe man den Hohenpriester (sacerdos magnus) seiner Herde, von dem das Leben seiner Gläubigen in Christus gewissermaßen ausgeht und abhängt.“ (Sarcosanctum concilium 41). Im Heidentum gab es die Opfer, um auf die Götter besänftigend oder Geschenke heischend einzuwirken. Im alttestamentlichen Judentum gab es die Lob- und Dankopfer aber auch die Bitte- und Versöhnungsopfer durch die Priester, um die Gnade des Bundes den Sündern zuzuwenden. Denn der Mensch im Horizont der biblischen Gottes-Offenbarung kann niemals auf Gott, der keineswegs dialektisch mit der Welt verknüpft ist, einwirken, sondern sich nur frei öffnen für seine Gnade der Vergebung durch Reue und Umkehr und den „Gehorsam des Glaubens“ (Röm 1,5; 16, 26; II. Vat., Dei verbum 5). Im Neuen Bund ist Christus in seiner Person unsere Versöhnung mit Gott, unsere Gerechtigkeit Heiligung und Erlösung (1 Joh 2, 2;1 Kor 1, 30. Christus, der Gott-Mensch, ist Opferpriester und Opfergabe in ein und derselben Person sowohl bei dem historisch-einmaligen und unüberbietbaren Opfer am Kreuz als auch bei seiner sakramentalen Vergegenwärtigung in der Eucharistie (wie in den anderen Sakramenten). Sie wird gefeiert von der ganzen Kirche, Haupt und Leib, wobei der geweihte Priester (Bischof/Presbyter) Christus als Haupt repräsentiert und die Gläubigen Christus in den Gliedern seines Leibes darstellen (Augustinus, Gottesstaat X 4-6). Zum Wesen des sakramentalen Priestertums und der Differenzierung von Bischofs- und Presbyteramt, die anfangs bei dem Übergang der Kirche in die nachapostolische Zeit noch ineinander verwoben waren, sagt das II. Vatikanum: „Da das Amt der Presbyter dem Bischofsstand verbunden ist, nimmt es an der Vollmacht teil, mit der Christus selbst seinen Leib auferbaut, heiligt und leitet. Darum setzt das Priestertum (sacerdotium) der Presbyter zwar die christlichen Grundsakramente voraus, wird aber durch ein eigenes Sakrament übertragen. Dieses zeichnet die Presbyter durch die Salbung des Heiligen Geistes mit einem besonderen Prägemal und macht sie auf diese Weise dem Priestertum Christi gleichförmig, so dass sie in der Person des Hauptes Christus handeln können.“ (Presbyterorum ordinis 2). Wenn auch gelegentlich das sittliche Gebot der Versorgung der Amtsträger durch die Gemeinde (vgl. 1 Kor 9, 14) mit dem Hinweis auf den „Zehnt“ im AT unterstrichen wurde, so berechtigt dies also keineswegs den haarsträubenden Versuch Ebners, diese Verbindung von Amt und „Zehnt“ (also die „Kirchensteuer“) zur Ursache der Wiedereinführung eines dem Geist Christi entgegenlaufenden „kultischen Opferpriestertums“ im alttestamentlichen oder gar heidnischen Sinne zu machen. Gewiss ist die Ausbildung einer ausdrücklichen Glaubenslehre und Theologie dieses Weihesakraments angesichts des literarischen Charakters der historischen Quellen in den ersten beiden Jahrhunderten als Gelegenheitsschriften im Detail nicht leicht zu rekonstruieren. Aber es gibt keinen einzigen Beleg eines radikalen Bruches mit der Lehre Jesu und seiner Sendung vom Vater zum Heil der Welt. Der Eindruck eines Abfalls der Kirche von ihrem eigentlichen Wesen entsteht vielmehr durch die verfehlte Hermeneutik ihrer biblischen Quelle und ihrer Ausprägung im kirchlichen Glaubensbewusstsein und durch die eklatante Fehlinterpretation ihrer Grundbegriffe (Kreuzes- und Messopfer, Christus als Priester und Mittler oder die Bischöfe und Presbyter als Mittler und Priester in seiner Autorität) und überhaupt durch den Ausfall der Sakramentalität der Kirche als Grundkategorie. Der Ausgangspunkt der pseudorevolutionären Thesen war der (hausgemachte oder ideologisch gewollte) Mangel an Priesterberufungen in Deutschland oder andern Ländern, die einer Neuevangelisierung selbst die größten Hindernisse in den Weg stellen. Wenn schon der ursprüngliche Wille Jesu das Maß sein soll für die Kirche aller Zeiten, dann sollten wir uns alle an seine Worte erinnern, die er vor der Erwählung, Berufung und Bevollmächtigung von Zwölf Jüngern als seinen Aposteln gesprochen hat und die in der Kirche auch heute gelten: „Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen, denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben [Num 27, 17; 1Kön 22, 17; Ez 34,5]. Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.“ (Mt 36-38). Archivfoto Kardinal Müller (c) Lothar C. Rilinger Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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