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„Haben manche Bischöfe das Gleichnis vom ungerechten Verwalter eigentlich richtig verstanden?“

8. November 2022 in Kommentar, 9 Lesermeinungen
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„Manche Bischöfe meinen offenbar, die Anforderungen aus dem Evangelium und dem Katechismus halbieren zu können, um die Kirchen nicht weiter zu entleeren. Das Gleichnis vom ungerechten Verwalter lehrt etwas anderes.“ Glosse von Helmut Müller


Vallendar (kath.net) „Er sprach aber auch zu den Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Verwalter; der wurde bei ihm beschuldigt, er verschleudere ihm seinen Besitz. Und er ließ ihn rufen und sprach zu ihm: Was höre ich da von dir? Gib Rechenschaft über deine Verwaltung; denn du kannst hinfort nicht Verwalter sein.“ (vgl. Lk 16,1-13)

Vermutlich spricht mancher Bischof bei sich selbst: Die Leute hören mir nicht mehr zu. Was machen sie mit mir, wenn ich weiter das verkünde, was ich bei meiner Weihe versprochen habe? Ich will nicht das Schicksal Kardinal Woelkis erleiden.

Ich weiß, was ich tun will, damit sie in der Presse weiterhin gut von mir reden.

Er schlägt den Katechismus auf und liest, dass die sakramentale Ehe die einzige Form sei, in der verantwortungsvolle Sexualität gelebt werden darf. – Ich schreibe statt Alleingeltung, Höchstgeltung.


Er liest weiter im Katechismus: Geschlechtsverkehr muss immer offen für Kinder sein, deshalb ist nur natürliche Empfängnisregelung angebracht. – Ich schreibe: Das Paar soll selbst entscheiden, künstliche Regelung geht auch.

Zu gleichgeschlechtlichem Verkehr liest er: Unerlaubt! – Ich schreibe: Homosexualität ist vom Schöpfer gewollt.

Schon im alten Testament und natürlich auch im Katechismus liest er: Gott hat den Menschen als Mann und Frau geschaffen. – Ich schreibe: Gott hat queere Menschen so gewollt wie sie sind.

Schließlich liest er: Onanie und Masturbation sind Verirrungen. – Ich schreibe: Das ist liebevoller Umgang mit sich selbst: Selfsex.

Lobt der Herr einen solchen Bischof, weil er klug gehandelt habe, „denn die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts“? (Vers 8)

Ist Wohlgelittensein, nicht anecken bei den Schafen und allen, die den Schafstall von außen beurteilen, die Handlungsmaxime von Bischöfen?

Haben solche Bischöfe etwa nicht verstanden, dass kluger Umgang mit Mammon nur klug ist, wenn man vorher mit Mammon unklug umgegangen ist und jetzt mit klügerem Umgang den Schaden begrenzen will?

Haben sie vielleicht nicht verstanden, dass es einen „Glanz des Guten“ (wie es der Studientag der Initiative neuer Anfang am vergangenen Sonntag aufgezeigt hat) gibt? Dieser „Glanz“ kommt nicht zu Stande, wenn man auch noch so viele Schimmer des vermeintlich Besseren zusammenträgt. Und der immer noch fehlende Glanz wird auch nicht erreicht, wenn man anstatt des viel Schlechteren, das weniger Schlechtere tut.

Vielleicht fehlt den Bischöfen tatsächlich die Erfahrung von Vätern, wenn sie nach ergriffenen Erziehungsmaßnahmen, hören: Es gibt schlimmere Kinder als uns. Ich habe immer geantwortet: Es gibt auch schlimmere Väter als mich.

So weit so gut. Aber sind manche Bischöfe tatsächlich nicht mehr in der Lage die Quintessenz dieses Gleichnisses zu verstehen? Der kluge Umgang um Wohlgelittensein bei den Menschen verlangt manches Mal Halbheiten. Die Hirtenaufgabe eines Bischofs verträgt keine Halbheiten. Die Schafe sind für alle Halbheiten dankbar, wenn der Hirte ihnen die Mühe erspart nach dem „Glanz des Guten“, nach Ganzheit, zu streben. Nur so wird er seiner Hirtenaufgabe als Dienst vor Gott gerecht werden.

kath.net Buchtipp:
Hineingenommen in die Liebe – aber spüren wir sie auch im orbis catholicus?
Von Helmut Müller
Taschenbuch, 250 Seiten
Christiana-Verlag 2021
ISBN: 9783717113355
Preis Österreich: Euro 10,30

Foto: Symbolbild

 


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Lesermeinungen

 Uwe Lay 8. November 2022 
 

Ist das wirklich ernst gemeint?

Wenn das wahr wäre: "Er liest weiter im Katechismus: Geschlechtsverkehr muss immer offen für Kinder sein"
dann müßte jeder eheliche Verkehr, wenn die Ehefrau altersbedingt nicht mehr schwanger werden kann, eine Sünde sein, weil hier der Geschlechtsverkehr nicht mehr offen sein kann für Kinder. Kann das ernsthaft vertreten werden?
Uwe Lay Pro Theol Blogspot


0
 
 SalvatoreMio 8. November 2022 
 

"Das aber predigen Bischöfe und Priester"?

@Coburger: Gewiss - es ist ein heikles Thema. Vieles ist mehr als schlimm. Wir müssen es deshalb aber nicht noch schlimmer machen: Haben Sie wirklich schon eine Predigt gehört, wo gesagt wird: "Geh ins Bett mit wem Du willst, und fingere ..." Noch niemals habe ich so etwas gehört seit meiner Jugend, war aber gewiss 99,95 % an allen Sonntagen im Gotteshaus. - Ich kann mir denken, was Sie sagen wollen - aber soooo geht es auch nicht!


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 Lemaitre 8. November 2022 
 

Eigentlich einfach zu beantworten: nein, haben sie nicht.


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 naiverkatholik 8. November 2022 
 

Ob die Leute die netteren Bischöfe dann wirklich mögen...

..dann hoffen wir mal, dass die Leute hinterher die jetzt ganz netten Bichöfe auch wirklich mögen. Es könnte auch passiern, dass sie künftig noch mehr Ärgernisse aus dem Evangelium gestrichen haben wollen. Und es könnte sein, dass sie merken, der leichtere Weg ist nicht automatisch der bessere..


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 Chris2 8. November 2022 
 

Das ganze hat verschiedene Ebenen

War nützen Taufschein und Kirchensteuerzahlung, wenn jemand im Namen und mit noch viel mehr Geld der Kirche an deren Fundamenten sägt, während z.B. ein atheistischer Jurist die Kirche als seinen Auftrag- oder auch Arbeitgeber bestmöglich und loyal berät?


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 Coburger 8. November 2022 
 

Prügelstrafe wäre angemessen

Ich stelle mir einen Papa vor und eine Mama, die zu ihrem Kind sagt, ihren Kindern sagen: du kannst machen, was du willst, du bist mit deinen 14 Jahren jetzt alt genug. Geh ins Bett mit wem du Lust hast oder finger an dir selber rum. Alles ist in Ordnung. Wer was anderes sagt, dann einfach ignorieren.
Das aber predigen Bischöfe und Priester. Kann das ohne Konsequenzen bleiben?


1
 
 TimÉtienne 8. November 2022 
 

@GlaubenWir...

Ich habe diese Erfahrung auch in meinem Elternhaus machen müssen. Mein Bruder ist nicht ausgetreten, aber das hatte lediglich berufliche Gründe, weil er in einer christlichen Kindertagesstätte arbeitet. --Das alleine ist schon ein guter Punkt bei diesem ganzen Dilemma.


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 GlaubenWir 8. November 2022 
 

Unsere Bischöfe…

die machen doch schon lange ihr eigenes Ding. Bei uns interessiert sich maximal die Generation 80+ für das was die Lehre der Kirche ist. Ich gehöre zur wesentlichen jüngeren Generation und wenn ich am Sonntag in die Kirche komme, sieht man das Erstaunen der Leute. Es ist aber wirklich so, heute muss man mit dem Mainstream schwimmen sonst wird man kritisch beäugt. Selbst meine, schon älteren Eltern sind stets verwirrt wenn ich am Sonntag morgen zum Gottesdienst fahre. Sie selber sind nicht übermäßig religiös und besuchen kaum einen Gottesdienst. Als Kinder sind wir mehr oder weniger frei erzogen worden. Um Erstkommunion und Firmung haben meine Schwester und ich uns selber gekümmert. Bei meiner Schwester war nach Firmung allerdings Ende mit Kirche. Mit 16 ist sie ausgetreten.


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 Chris2 8. November 2022 
 

Die Salamitaktik war erfolgreich

Der "Marsch durch die Institutionen" der 1968er, generell die Unterwanderung der Kirche durch ihre Feinde und (ein Grund dafür:) der die Strukturen säkularisierende und korrumpierende Fluch des vielen Geldes durch die Kirchensteuer waren erfolgreich: Selbst gutmeinende Bischöfe, die jetzt erkennen, dass man sich verrannt hat, glauben, nicht mehr gegensteuern zu können, ohne viele (vermeintlich noch) Gläubige zu verlieren. Also tritt man lieber zurück, damit "die jüngeren die Beschlüsse des Synodalen Weges umsetzen", also die Scherben zusammenkehren. Oder man versteckt sich hinter den unseligen Mehrheitsbeschlüssen irgendwelcher Bischofskonferenzen oder anderen, durch nichts als Lehramt legitimierten, Gremien. Etwa hinter dem aktuellen Irrweg der Kirche auf deutschem Boden, der von Anfang an ganz offen zugegeben hatte, seine Beschlüsse auch gegen die Lehre der Kirche durchdrücken zu wollen...


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