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Kirchenaustritt: Vorbereitung auf neue Gruselzahlen

16. Jänner 2023 in Kommentar, 29 Lesermeinungen
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Die Kirchensteuer ist in ihrer gegenwärtigen Konfiguration ein Ärgernis, die hohen Austrittszahlen noch weitaus mehr. Ist den Verantwortlichen das Geld mehr wert als das Seelenheil? - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Alle Anzeichen sprechen wieder für einen neuen Rekord bei den Zahlen für den Kirchenaustritt. Es werden Zahlen der Trauer und der Schande sein. Offiziell wird die EKD die Zahlen für die deutschen evangelischen Landeskirchen im Frühling oder Frühsommer bekannt geben. Die DBK wird, sollte die Praxis der vergangenen Jahre beibehalten werden, wieder im Juni oder Juli offizielle Zahlen – auf Hochglanzpapier hübsch designt – herausgeben. Gleichwohl lässt sich schon jetzt sagen, dass es auf neue Höchststände hinausläuft. Anfragen bei Ämtern ergeben schon im Laufe des Jahres oder zum Ende des Jahres ein Bild, aus dem sich einigen erahnen lässt. In der vergangenen Woche gingen bereits Zahlen durch die Medien. Im ersten Halbjahr 2022, meldet die Katholische Nachrichtenagentur, traten laut NRW-Justizministerium im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland 111.235 Menschen aus der Kirche aus. Das ist ein Negativrekord. Im gesamten Jahr 2021 traten 155.322 Menschen aus der Kirche aus. In dieser Zahl wird nicht nach katholisch und evangelisch unterschieden. Die Zeitung des Bistums Münster, „Kirche + Leben“ hatte berichtet, dass in einigen Pfarreien im Jahr 2022 doppelt so viele Katholiken ausgetreten sind, wie im Vorjahr.

Das alles sind noch keine offiziellen Zahlen, die eine abschließende Bewertung erlauben, dennoch kann man sich bereits jetzt auf Kirchenaustrittszahlen vorbereiten, die das vergangene Jahr weit in den Schatten stellen. Im Jahr 2021 waren rund 360 000 Katholiken aus der Kirche ausgetreten. Rechnet man den Trend der Zahlen von NRW linear auf ganz Deutschland hoch, dann wird die Zahl der Austritte einer halben Million schmerzhaft nahekommen, sie aber wohl dennoch deutlich unterschreiten. Eine spannende Zahl wird erneut die Kirchensteuer, deren Aufkommen auf Grund der Energiekrise und der im vergangenen Jahr beginnenden Rezession anfangen könnte zu stagnieren.

Bis hierher sind dies zunächst alles erst einmal nüchterne Zahlen, die jedes Unternehmen oder jeder Verein so aufstellen kann. Die Kirche ist aber jenseits der in Deutschland sehr privilegierten Situation als Körperschaft des öffentlichen Rechts weitaus mehr als einfach nur eine Körperschaft. Es geht bei der Existenz der Kirche nicht allein um innerweltliche Fragen und Aufgaben. Es gibt – entgegen der Auffassung eines deutschen Erzbistums – nicht tausend Gründe für die Mitgliedschaft in der Kirche, sondern nur einen einzigen. Die Kirche ist heilsnotwendig und außerhalb der Kirche gibt es kein Heil. Dieser eine Grund ist allerdings so gewichtig, dass die Kirche eben das „innerhalb – Sein“ zu Recht nicht von rein weltlichen oder gar behördlichen Kriterien abhängig gemacht hat. Dennoch ist in Deutschland eben diese Körperschaft des öffentlichen Rechts die sichtbare Kirche und wer hier raus ist, wird als außerhalb der Kirche angesehen, wofür die Exkommunikation nach Kirchaustritt ein klarer Beweis ist. Der Massenaustritt ist ein Ärgernis.


Seit Jahren kommuniziert die Kirche von Jahr zu Jahr ihr eigenes Schwinden, ohne irgendeine Idee der Neuevangelisierung zu haben und konterkariert damit den Auftrag ihres Herrn zur Ausbreitung des Evangeliums. „Verkündet allen Völkern …“, heißt nicht allen Völkern, außer dem eigenen.

Zudem zeigt sich derzeit überdeutlich, wie unsinnig eine gedanken- und bedenkenlos gespendete Kindertaufe in einer solchen Situation war und ist. So sehr es immer noch sinnvoll ist, die Kinder zu taufen, wenn sie in gläubige und praktizierende Familien hinein geboren wurden, so wenig sinnvoll ist es Kinder von Ungläubigen zu taufen. Man tut damit weder den Kindern noch den Familien einen Gefallen. Am Ende sind es nämlich diese Kinder, die derzeit beim Berufseintritt in Scharen aus der Kirche austreten, weil sie plötzlich den Kirchensteuerabzug auf ihrer Gehaltsabrechnung sehen. Auch andere Kirchensteuerzahler, die sich innerlich von der Kirche verabschiedet haben, gehen in der Krise oder der Inflation den Weg des Kirchenaustritts. Bei Umfragen wird überproportional die Kirchensteuer als Austrittsgrund genannt. Das müsste in einem Episkopat, das sein ganzes Streben und Handeln auf das Seelenheil der Gläubigen ausrichtet, die Alarmglocken läuten und eine Diskussion um diese unselige Steuer auslösen. Aber ganz offensichtlich vom Mammon verblendet wird die Nichtzahlung hierzulande als apostatischer Akt gewertet.

Gleich welche Häresie(n) „engagierte“ Katholiken – sogar öffentlich und medienwirksam – vertreten. Niemand schert sich drum. Mehr noch, niemand kümmert sich, da ja das Verharren in einer Häresie auch vom Heil ausschließen kann, um eine Korrektur der Irrenden. Das wäre sogar ein Werk der Barmherzigkeit. Nein, jeder Irrtum darf in die Welt hinausposaunt werden, doch wehe man verweigert seinen Obolus. Dann ist man sofort exkommuniziert. Mammon geht vor Glauben.

Man sollte es ferner sehr ernst nehmen, dass die Vertreter der Kirche den Gläubigen derzeit permanenten und fortgesetzten Anlass zum Ärgernis geben. Die jährlich neuen Gutachten in immer anderen Bistümern zum sexuellen Missbrauch von Klerikern an meist männlichen Minderjährigen sind nicht trivial. Wir werden, geht es so weiter, noch Jahrzehnte unseren „Spass“ daran haben von kirchlich bestellten und hochbezahlten Juristen zu hören, welche Fehler verstorbene Bischöfe gemacht haben. Lebende mühen sich tüchtig, um sich aus der Affäre und der Verantwortung zu ziehen. Bislang hat mir keiner erklären können, was das Betroffenen nutzen soll, die sich dennoch eine Anerkennung ihres Leids mühsam vor Gericht erstreiten müssen. Wen wundert es, dass Leute, die die beschuldigten Bischöfe noch gekannt haben, verärgert aus der Kirche austreten. Gerecht ist das nicht, wenn hier die Gutachter zugleich als Richter auftreten.

Sieht man sich als gläubiger Katholik die Dekonstruktion der Kirche auf dem synodalen Weg von DBK und „ZdK“ an, verwundert es nicht, dass gläubige Katholiken ebenfalls nicht mehr bereit sind, so etwas zu finanzieren. Es gibt auch diese, die den Schritt zum Amt oder zum Gericht gehen und ihren Austritt aus der Körperschaft erklären, ohne die geringste Absicht zu haben, aus der Kirche auszutreten. Auch in dieser Situation spricht die Deutsche Kirche ihr gnadenloses „Anathema sit“ über die Zahlungsunwilligen. Es ist ein Unrecht, das zum Himmel schreit.

Ganz gleich, wie man es dreht oder wendet: Die Kirchensteuer schadet der Kirche, weil die Kirchensteuer dem Seelenheil der Gläubigen zu schaden vermag. Sie treibt Menschen aus der Kirche, die vielleicht trotz eines gewissen Abstands der Kirche die Treue gehalten haben, weil die Kirche so viel Gutes tut. Das ist so und das ist nach wie vor so. Kirchliche Hilfswerke sind weltweit anerkannt und geschätzt. Würde man Wege öffnen, die Steuer Werken zuzuweisen, also einzelnen Gemeinschaften, Orden, Klöstern, Stiftungen zukommen zu lassen, bräuchte niemand um des Geldes wegen austreten. Die Kirchensteuer konterkariert den Auftrag der Kirche.

Angesichts der hohen Austrittszahlen ist dies das Gebot der Stunde: Um seines Seelenheiles willen sollte niemand wegen des lausigen Geldes aus der Kirche austreten müssen. Zudem muss endlich universales Recht in deutschen Bistümern gelten, dass der wirkliche Austritt aus der Kirche nicht einer staatlichen, sondern einer kirchlichen Stelle gegenüber erklärt werden muss, um als apostatischer Akt angesehen werden zu können.

Ist schon die Kirchensteuer in ihrer gegenwärtigen Konfiguration ein Ärgernis, so sind es die hohen Austrittszahlen noch weitaus mehr. Und diejenigen, die diese zu verantworten haben, die dem Ärgernis geradezu ein Gesicht geben, sollten sich wirklich sehr ernsthaft fragen, ob ihnen das Geld tatsächlich mehr wert ist als das Seelenheil derer, die ihnen anvertraut wurden.


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